Jetzt aber endlich...
Zunächst mal zu dem, was
mir am besten daran gefällt: es hilft mir, mein Training in langfristiger Hinsicht besser zu strukturieren. Bevor es an die eigentlichen Übungen geht, hat sie eine Tabelle, die darstellt, was ein Pferd können muss: Go, Stop und Turn. Das ist eigentlich schon alles. Aber diese drei Verhalten kann man unterschiedlich "schwierig" haben, und so geht sie von der freien Arbeit im Paddock oder Round Pen, über das Führen am Halfter, über die Handarbeit auf Trense, über das Longieren zum Reiten. Und übt immer wieder diese 3 Dinge, Vorwärtsgehen auf Signal, Anhalten auf Signal und Wendungen auf Signal. Wobei unter "Turn" dann auch sowas wie Schulterherein und Kruppeherein gehört.
Das mal so "aufgedröselt" vor die Nase gehalten zu bekommen, hat mir persönlich sehr geholfen. Eigentlich ja logisch und nicht überraschend oder gar "ganz was Neues", aber für mich kam das Buch in der Situation, in der ich es gelesen habe, haargenau auf den Punkt passend (weshalb ich auch vielleicht zu unkritisch bin, keine Ahnung).
Leuten, die sich schon mit der Kurland-Arbeit beschäftigt haben, wird sicher manches bekannt vorkommen. Sie erwähnt Alexandra immer wieder, und hat eben manches drin, was ganz klar "Kurland" ist. Manches scheint ein wenig so, als wäre es von einem früheren Zeitpunkt von Alexandra (also noch nicht so ausgereift, wie ihre Sachen in den DVDs z.B. sind), oder etwas vereinfacht, bzw. "beschnitten". Oder einfach nur verkürzt dargestellt.
Für jemanden, der Alexandras Arbeit gut kennt, und der nicht, wie ich, von der schieren Masse an Texten und DVDs "überrollt" ist und den Wald vor Bäumen nicht mehr sieht, bringt dieses Buch vermutlich kaum was neues. Ich finde es aber aufgrund der besseren "Übersichtlichkeit" trotzdem sehr hilfreich.
Und es ist natürlich auch nicht rein "Kurland", sondern vieles, was Alexandra macht, ist ja ebenso logisch und "einfach", wie Sharon Foleys Aufbau. Und eben auch wiederum von "ganz normalem Pferdetraining" inspiriert, was die Übungen angeht.
Hmm, ich befürchte, ich kriege wieder nicht so ganz rüber, was ich meine....
Fragt bitte einfach nach, wenn was unverständlich ist!
Zum Aufbau des Buches:
Erstmal werden die Clickertraining-Grundlagen vorgestellt. Ob das gut oder schlecht gemacht ist, kann ich schlecht beurteilen, da ich die Grundlagen ja schon kenne und folglich nicht so genau darauf geachtet habe, ob ich sie mit dem Buch verstehen würde. Sie geht dann auch etwas auf das "normale Pferdeverhalten" ein, was auch recht nett und informativ ist (wenn auch wieder nichts Neues im Westen, aber was will sie da auch neu "erfinden").
Ans eigentliche Clickern geht es erstmal mit dem "Trainer Game", d.h. sie legt dem Leser nahe, erstmal eine andere Person zu clicken und sich auch selbst clicken zu lassen, um zu erfahren, wie es dem Pferd geht, wie klein man Verhalten zerlegen muss usw. Das Pferd bekommt den Target als erste Clickeraufgabe.
Die nächsten Schritte sind dann Sicherheitsübungen und Manieren, also Rückwärtsgehen, Abstand halten, Futter freundlich nehmen, Mensch anschauen und Kopfsenken.
Danach geht es dann an die oben beschriebenen drei Verhalten in unterschiedlichem "Umfeld" (frei, am Halfter, usw.). Wegschicken lassen, herkommen, Handwechsel. Am Halfter dann Reaktion auf Signale am Strick ("Learning to follow a feel"), daraus Führtraining, aus dem sich dann das Longieren entwickelt. Die Handarbeit bereitet dann wiederum auf das Reiten vor, indem an der Hand die Signale, die am Gebiss ankommen, erklärt werden.
Und nun noch, was mir nicht so gut gefällt: sie betont immer wieder, dass man am Anfang (wenn man zur nächsten "Stufe" übergeht) viel clicken soll. Ist ja gut und richtig, allerdings liest es sich für mich oft so wie "anfangs wird geclickt, das hören wir dann aber bald wieder auf, dann geht das auch ohne Clicks". Wie Franzi schon schrieb: sie arbeitet von Anfang an mit negativer Verstärkung als Signal (woran an sich nichts auszusetzen ist), und ihr Ziel scheint schon zu sein, dass dann später, wenn die Verhaltensweisen einigermaßen verstanden sind, das Aussetzen des Signals (Zügel"zug", angelegter Schenkel) als "Lob" ausreichen muss. Sie scheint auch mit "relativ" deutlicher negativer Verstärkung zu arbeiten, wobei ich das jetzt nur im Vergleich zu Alexandras Arbeit meine. Sie betont schon immer wieder, dass z.B. eine wedelnde Gerte das Pferd nicht erschrecken und dadurch vorwärts treiben soll, sondern nur als nerviger Reiz wahrgenommen werden soll. Aber das muss man so ja nicht umsetzen, das kann man ja für sich so anpassen, wie man es gerne machen möchte.
Fazit: mir gefällt es, es scheint ein ganz netter Einstieg zu sein, wenn man noch nicht sooo viel mit Pferde-Clickerei zu tun hatte. Wenn man schon länger clickert und auch eine Ahnung von genereller Pferdeausbildung hat, braucht man das Buch sicher nicht (aber es soll ja Leute geben, die solche Bücher dann trotzdem gerne lesen
).