Hallo Caro,
auch von mir herzlich willkommen hier - toll, dass du deinem Jungspund mit CT fröhliches, aktives lernen ermöglichen willst.
Ich habe keine Erfahrung mit Hengsten, steuere aber ein paar grundsätzliche Gedanken bei:
- Jedes Tier hat "irgendwelche" Bedürfnisse, die es unbedingt und ganz und gar jetzt haben möchte. (bspw. Jagdverhalten beim Hund, Hunger beim Pony
, Ressourcen usw) Ist es ein Verhalten? dann ist es trainierbar...!
- Mit CT kann ein Tier ein Konzept (!) von Selbstkontrolle lernen!! Stichwort ist hier zB auch "Premack Prinzip".
In je mehr Lebenssituationen es diese Selbstkontrolle einsetzen "muss", um etwas zu bekommen, desto mehr generalisiert sich das Verständnis dafür. Daher würde ich mit einem Hengstle an Selbstkontrolle generell arbeiten! Vor Durchgängen, vor der Gabe vom Futter, vor dem Freilassen auf die Koppel ... das Ganze ist keine Triezerei!!
Das Tier erhält die Möglichkeit etwas zu tun! um etwas, das es möchte, zu bekommen.
Gerade einem jungen Hengstle werden sicherlich ruhige Alternitivverhalten sehr gut tun - nicht nur für den Umgang mit Stuten dann später, sondern auch für seine jugendliche Energie, seine Frusttoleranz, Geduld usw.
Mögliche Alternativverhalten, die sinnvoll sein könnten, sind sicher
- Kopfsenken (schüttet ab einer bestimmten Tiefe u Dauer beruhigene Hormone aus)
- Kopfabwenden (zb bei Futter)
- Nase an ein Target positionieren und dort lassen
- rückwärts
- Entspannungssignale wie Gähnen, Blinzeln, Schütteln, Unterlippe hängen lassen (erfordern einen geduldigen Trainer
)
Je beständiger du bist bei der Abfrage der Alternativverhalten (also immer in der Situation x das Verhalten y abfragst), desto berechenbarer wird es für das Pferd. Es wird also viiiele kleine Erfolgserlebnisse haben, die wiederum seinem Gemütszustand und seinem Selbstvertrauen gut tun und es ihm leichter machen zu denken und zu entspannen.
- CT macht Pferde stark - sie bekomen Selbstvertrauen, vertrauen auf sich selbst! Dadurch werden sie gelassener und ruhiger! Weil sie a) keine "aversiven" Folgen durch den Menschen befürchten müssen, wenn sie mal falsch geraten haben und b) weil lernen und Erfolgserlebnisse haben schlau macht.
- Es gibt viele Pferde, die in dem Moment in dem sie den CLick hören "brummeln/blubbern" oder auch viele Wallache schachten dabei aus. Das heißt, dass sie sich "toll" fühlen, dass sie es genießen "Recht" zu haben - gleichzeitig kann CT also auch eine Art "Ersatzbefriedigung" sein. Und es geht bei sehr erfahrenen CT-Pferden oft gar nicht mehr so um die Belohung, sondern sie wollen dann nach der B. am liebsten gleich wieder weitermachen...
Bezogen auf Hengsti könnte ich mir vorstellen, das zB irgendwann das Hinschauen zur Stute eine B sein könnte ...
- Kennst du die Idee von Click für Blick? Das kommt zwar eher aus dem Anti-Angst-Training oder Anti-Agressions-Training, könnte hier aber auch funktionieren... Dafür muss die Bedeutung vom Click aber schon sehr gut in einer ablenkungsarmen Umgebung manifestiert sein, mit verschiedenen spielerischen, positiven Erfahrungen/ÜBungen aufgeladen sein. Dann kann man in sehr!! großer Entfernung für die reine Wahrnehmung des Reizes clicken und dann mit einer supertollen Belohnung belohnen... (bei Angst oder Aggression würde man sich gleichzeitig noch entfernen und so zusätzlich belohnen in deinem Fall eher nich
) Irgenwann kommt dann der Moment, in dem das Pferd anfängt absichtlich, um einen click zu bekommen hinzuschauen - das ist der entscheidenden Schritt weg von der rein emotionalen Handlung hin zur absichtsvollen, überlegten Handlung. Das Hirn ist wieder aktiv
Das wäre über wirklich seeehr kleine Schritte und laaaangsame Annäherung aufzugebaut sicher eine gute Idee.
- ich würde vor allem zu Anfang nicht nur "freeshapen". Und vor allem nicht in einer Situation, in der Stuten/der bevorzugte Reiz auch nur annähernd vorhanden ist. Das könnte eventuell zu schwierig sein.
Stell dir vor, du musst erstmal ne halbe Stunde warten, bis dein Kleener überhaupt auch nur mal mit einem Ohr wegschaut von den Stuten und du was zum Clicken hast... das ist keine ideale Lernsituation.
Natülich wäre es sinnvoll ein ganz besonders beliebtes, ruhiges Verhalten als Kuscheldecke/"im Zweifel biete ich DAS an"-Verhalten und mehrere andere Verhalten in einer ablenkungsarmen Situation kleinstschrittig freezushapen, klaro :-) Und die dann vielleicht sogar schon mit Signal zu belegen.
Dann hast du, wenn du das erste Mal eine trainingseinheit mit Ablenkung am Horizont! angehst, eine Chance ihm zu helfen auch wieder rauszufinden aus der Ablenkung.
- Insgesamt empfiehlt es sich ganz deutlich unterhalb eines Erregungslevels (egal welche Erregung ;-)) zu trainieren! Nur dann findet echtes Lernen statt. Mit Erregungs-Zugabe ist es eher Management. Gegen gutes Management spricht überhaupt nix, versteh mich nicht falsch!
- Durch bedachtes Training kann man bei einem aktiven, jungen, lebhaften, manchmal unsicheren Pferd die Anwesenheit des Menschen und/oder die Trainingssituation und/oder das Geräusch des Clicks idealerweise mit Ruhe, Geduld und Selbstkontrolle verknüpfen. Es kann auch genau das Gegenteil passieren - das Gegenteil passiert sogar leichter und schneller!
Viele Tiere verbinden den Click, gerade zu Anfang, mit einem Hochgefühl, mit Action, mit einer aufgeputschten Stimmung, mit aktiv werden... aber das muss nicht sein, wenn man von Anfang an auf die Balance der gewählten Übungen, auf die Anpasung der Wertigkeit des Futters und auch auf seine eigene Körperlichkeit achtet!
Man kriegt, was man clickt ... und mehr!
Stell dir vor man clickert zu 70% ruhige, entspannende Dinge, bleibt dabei selbst sehr ruhig und verstärkt die ruhigen Dinge hochwertig aber nicht SabberundScharrattacken auslösend ...
und jetzt stell dir vor man clickt Spanischen Schritt, freies Nebeneinanderherlaufen, kopfschüttelnd Ja-Sagen, Losgehen, Antraben aus dem Rückwärts, Seitengänge, füttert nach dem Click leckerste Äpfel und freut sich dabei jedes Mal laut und herzlich...
Die Balance machts ;-)
So viel fällt mir grad spontan ein... Lass dir Zeit bei Eurem CT-Start! Lege gute Grundsteine, vertraue der Kraft des CT, achte darauf ob dein bisher NH-geprägtes Pferdl versteht, dass es jetzt ausprobieren darf und überlege ob es SInn macht, dass du euer ClickertTraining möglichst so organisierst/managst, dass du weder Abstand zu ihm aufbauen musst, noch die gewohnten Ausrüstungsgegenstände mit dabei hast.
Und ganz viel Spaß dabei!!!!