Meine Familie hat in den letzten 15 Jahren 5 Fohlen gezogen, alle sind vom 0,5ten bis 3. Lebensjahr im Offenstall aufgewachsen. Gemischtgeschlechtliche Gruppe war nur dem ersten Fohlen vergönnt, danach waren es immer geschlechtsspezifische Jungpferdegruppen mit recht enger Altersstruktur.
Verspäteten oder langsamen Fellwechsel kenne ich eigentlich eher von alten Pferden, eine typische Jugenderscheinung ist das nicht. Kann ein Zeichen von Stoffwechselproblemen und damit einhergehenden Mangelerscheinungen sein. Aber so lange es nachts noch deftige Minusgrade hat und tagsüber nicht viel wärmer wird, würde ich nicht die Feuerwehr rufen. Meine Weiber hier haaren alle noch nicht stark, phänologisch ist ja auch noch Vorfrühling.
Verhalten:
in freier Wildbahn setzen sich die Fohlen zwischen dem 5. und 24. Lebensmonat mehr und mehr selber ab. Es kann durchaus vorkommen, dass eine Jungstute, die selbst schon trägt, noch auf einen Schluck bei der Mutter vorbeischaut. Allein rumspaziert wird schon früh, so ab dem 3. Monat gehen die Fohlen auch außer Sichtweite der Mütter. Aber nur kurz, später werden die Ausflüge dann länger.
Hengste und Stuten sind recht duldsam mit Fohlen unter einem Jahr, lassen sich auch richtig ärgern. Spätestens mit 2 Jahren dürfen sich die Jungtiere aber nicht mehr viel erlauben, sonst gibts Haue. In der Regel treiben die sich die Junghengste dann auch nur noch an der Peripherie der Herde rum und gehen irgendwann ganz eigene Wege. (Oft eher freiwillig, als dass sie vertrieben würden.) In den Bachelor-Bands wird natürlich viel gerauft und geblödelt und die Strukturen sind eher lose und wechselhaft. Es wurden auch schon Junghengste beobachtet, die allein irgendwo dösten oder fraßen und so gar nicht den Eindruck machten, als ob sie andere Pferde suchen würden.
So ab dem 3. oder 4. Lebensjahr versuchen sie, anderen Hengsten die Stuten abzunehmen - was vor dem 6. Jahr aber selten klappt. Sie ziehen dann öfter allein umher, die Bachelor-Bands lösen sich mehr und mehr auf, und die Hengste schlägern wirklich viel und reichlich untereinander. Das Spielerische schwindet dann, die Raufereien "um nichts" gehen teilweise bis aufs Blut.
Zwanghaft ist das aber nicht: Manchmal teilen sich zwei voll erwachsene Hengste eine Gruppe Stuten und verteidigen sie gemeinsam.
Dass Stutfohlen in der Herde der Mutter verbleiben, ist eher Legende. Oft schließen die sich in den ersten Rossen anderen Hengsten an und gründen neue Gruppen oder laufen in anderen Gruppen mit. Ihre Väter haben da wenig gegen und lassen sie gehen. (Inzucht wird vermieden)
Spätestens bei so einem Wechsel ordnen sich die Jungstuten als junge Erwachsene in ihre neue Familie ein und haben keine "Kinderrechte" mehr, sondern vermehren sich selbst. Tendenziell sind sie immer mit anderen, älteren Pferden zusammen und gründen kaum Jugendcliquen.
Hierzulande sieht das natürlich anders aus, da muss man oft die Aufzucht nehmen, die halbwegs Platz, Futter, Gesellschaft, sichere Umzäunung und auch etwas tägl. Betreuung beinhaltet. Und das Pferd bleibt dann lange in der selben Gruppe auf begrenztem Raum.
Ich bin übrigens der Ansicht, dass man Dinge wie Temperament und Charakter durch einigermaßen artgerechte Aufzucht nur wenig beeinflussen kann. Die extremen Angsthasen von den Fohlenweiden sind immer extreme Angsthasen geblieben, die Futterneider immer recht futterneidisch und die agressiven Rumscheucher haben in der Regel immer wen zum Scheuchen gefunden. Da kann man nur die Umgebung und das Management anpassen, damit es für keinen zu viel Stress gibt. Die Läuterung dieser Zwergrandalierer durch überirdisch tolle Herdenchefs (die meist zufällig dem gehören, der das Wunder festgestellt hat) habe ich in der Realität noch nie erlebt.
lg
Linda