Situation: Er steht auf der Stallgasse, ich putze ihn. Stehe auch meinetwegen an der Schulter. Dann kann ich die Kruppe aber nicht putzen, dafür ist mein Arm zu kurz. Aber gut. Bleibt sie halt dreckig. Nur, der Gute meint, er dreht sich mal lustig in meine Richtung. Ich kann ja weg gehen!
Das kann ich nicht umgehen! Ich gehe dann nicht, ich sage ihm erst nett- mit dem Finger an der Flanke: Freund, hier stehe ICH! Macht er weiter, lege ich meine Han an uns sage: Achtung, ICH stehe hier. Hört er dennoch nicht auf, legt die Ohren an, und hebt sein Hinterbein hebe ich meine Hand und er bekommt einen Buff in die Seite, mit den Lauten Worten "LASS ES SEIN". Dann gibt er nach und geht zurück auf seinen Platz. Und ich lobe ihn mit der Stimme, streichsel die Stelle, die Druck bekommen hat. Und alle sind wieder "WUUUSAA"
So wie es sich anhört, hast du einfach nicht durchweg um ERLAUBNIS gefragt dieses und jenes mit ihm zu machen, ihn hier und dort anzufassen. Sorry wenn das Folgende jetzt bisschen hart rüberkommt, so ist es nicht gemeint und ich will dir ja auch nichts unterstellen! aber ich weiß es einfach nicht anders auszudrücken. Und es ist leider gängige Praxis das so wie beschrieben zu machen, Mensch denkt sich gar nichts schlimmes dabei.
Also, nur Annahmen, keine Unterstellungen, rein hypotethisch: Du hast drauf losgeputzt und erwartet, dass das Pferd das so hinnimmt. Aber wie würdest du dich fühlen, wenn jemand plötzlich kommt und einfach anfängt, an dir herumzuwerken, ohne, dass du ihm vorher dein ok gegeben hast? Richtig, du wärst sauer und das Pferd droht dann halt zu treten, es kann ja schlecht sagen, "hey, was soll das?!" Bzw. ist das seine Art das zu sagen
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Wenn dein Pferd also die kleinsten Anzeichen zeigt, zu drohen (Ohren hinten -> Bein heben), hörst du auf mit dem was du machst, gehst einen Schritt zurück und fängst dort, wo es noch gut ging nochmal neu an. Du tastest dich an die Schwelle heran, gehst aber erst nach ganz vielem vor-zurück mit dem das Pferd ok ist leicht drüber und schaust, was passiert. So kannst du die Schwelle langsam verschieben.
Und bevor du irgendwas machst, fragst du dein Pferd immer um Erlaubnis: Halte ihm den Handrücken hin und lass ihn den letzten "Schritt" auf dich zu machen und daran schnüffeln (nicht die Hand unter die Nase halten, das zählt nicht^^), er muss dich berühren. Tut er das mit Ohren vorne, hast du Erlaubnis ihm nah zu kommen, ihn anzufassen. Mach dasselbe mit der Bürste, lass ihn daran schnuffeln und entscheiden, ob er dir erlaubt, ihn zu putzen.
Das Ganze beginnt sogar schon, wenn dein Pferd dich das erste Mal sieht, während du dich ihm näherst, um es z.B. aus dem Paddock zu holen. Legst es die Ohren an? Dann gehe nicht weiter auf es zu. Du hast erst die Erlaubnis dazu, wenn die Ohren vorne sind. Pferde haben oft riesige Blasen um sie herum, und es ist ihnen schon unangenehm, wenn du auch nur in die Nähe der Schwelle kommst.
Das alles bitte nicht als "mach das so und so" / "Befehl" verstehen, sondern nur als Angregungen
. Das ist die wahre Stärke von Parelli, es lehrt einen wie ein Pferd zu denken und es wirkt wahre Wunder, wenn man sein Pferd stets in einer Art, die es auch versteht, um Erlaubnis fragt.
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Ein Pferd anzuschreien, ist meiner Meinung nach immer der falsche Weg, denn es zeigt ihm nur eins "Ich habs immer gewusst, dieses komische Zweibeinige Etwas
ist ein Raubtier und jetzt ist es auch noch wütend und wird mich vielleicht fressen."