Hallo Birgit,
ich würde schon jeden Tag mit ihr spazieren gehen. Das muss nicht lang sein, denn Bewegung hat sie ja tatsächlich genug. Aber es soll v.a. eins sein: spannend. Bei Dir. Mit Dir. Sie muss doch lernen, dass der Spaß da ist, wo Du bist. Auch, wenn sie kein Welpe mehr ist, für den diese Sorte Spaziergänge "erfunden" wurden: mach viele Abenteuerspaziergänge mit ihr, klettert über Holzstapel, "finde" Leckerchenbäume oder Leckerchenverstecke oder Spielzeugverstecke mit ihr. Schließlich muss sie, wie ein Welpe, erstmal lernen, dass sie jetzt zu Dir gehört und dass Du ein Mensch bist, der weiss, wo Spaß und Futter zu finden sind. Oder, wenn sie gerne schmust, setz' Dich mit ihr irgendwo in die freie Wildbahn und kuschle ausgiebig mit ihr.
Oft wird im Haus relativ viel mit dem Hund gemacht, gespielt und gekuschelt. Aber draussen unterhält man sich lieber mit einer Freundin, plant das Abendessen oder hängst sonstwie seinen Gedanken nach. Das ist okay - wenn der Hund schon gut hört und man ein eingespieltes Team ist, dass jeweils aus dem Augenwinkel den anderen beobachtet und mitkriegt, wer wo abbiegt oder abbiegen möchte. Das ist aber halt erst nach einiger Zeit "harter Arbeit" geschafft.
Wenn man von anfang an den Hund draussen "nur so mitlaufen" lässt, braucht man sich nicht wundern, wenn der sich seine eigenen Beschäftigung sucht. Und die ist meist nicht so wirklich im Sinne des Menschen. Gerade bei einem Jagdhund.
Den Kommpfiff würde ich erstmal zuhause üben, und nicht gleich draussen einsetzen wollen. Schließlich kann Susi keine Gedanken lesen, der Pfiff bedeutet also erstmal nur "komisches Geräusch" für sie. Am besten konditionierst du sie auf den Pfiff, indem Du jetzt immer dann pfeifst, wenn Du weisst, dass sie eh kommen wird, z.B. wenn Du ihr Futter vorbereitest. Natürlich dann auch immer belohnen (beim Füttern ja eh gegeben

). Wenn das im Haus gut klappt, dann verlegst Du das nach draussen in Euren Garten, und auch da bitte erstmal nur dann pfeifen, wenn Du sicher bist, dass sie kommt. Würdest Du mir 100 Euro versprechen, für den Fall, dass sie nicht kommt, und sie rufen (bzw. pfeifen), dann darfst Du pfeifen. Wenn Du bei dem Gedanken Bammel um Dein Geld bekommst: nicht pfeifen! Damit würdest Du Dir den Pfiff nur versauen. Wenn das im Garten gut klappt, kannst Du dort die Anforderungen langsam steigern und sie aus schwierigeren Situationen rufen (immer noch im Garten), z.B. wenn sie gerade wo schnüffelt.
Bevor Du draussen den Pfiff einsetzt, sollte sie in folgenden (oder ähnlichen) Situationen auf Pfiff im Garten kommen:
- Du rollst einen Ball an ihr vorbei
- Du wirfst einen Ball über sie drüber
- sie hat was fressbares 1m von sich entfernt
Parallel zu diesen wirklich harten Übungen kannst Du auch draussen schon in einfachen Situationen pfeifen, das sind aber bitte immer noch Übungssituationen, in denen die 100 Euro-Regel gilt. Und bis das nicht alles gut klappt, solltest Du sie grundsätzlich an langer Leine haben, damit Du sie notfalls "einholen" kannst, wenn sie nicht kommt.
Ach ja: natürlich brauchst Du bis dahin ein anderes Komm-Kommando, was dann halt nur so lala und nach Susis Gusto funktioniert. Da würde ich einfach das weiter verwenden, was Du jetzt schon nimmst. Der Name ist dafür wirklich nicht gut geeignet, weil der Name ja meist mehr Bedeutungen hat als "komm her", den hört der Hund während des Tages einfach zu häufig in verschiedenstem Kontext und ist manchmal nichtmal gemeint (wenn man mit jemand anderem über den Hund spricht). "Komm" ist bei vielen Leuten ähnlich unspezifisch, deshalb finde ich "komm her" oder "hier" oder "zu mir" besser.
Ich habe Dir das jetzt alles so ausführlich aufgeschrieben als ehemalige Hundetrainerin. Meiner Ansicht nach ist das das korrekte und einzige wirklich sinnvolle Vorgehen. Ich weiss aber, dass es den meisten Menschen zu aufwändig ist, das so ordentlich zu trainieren, und sie v.a. den Hund nicht so lange an einer langen Leine führen wollen....
