Hallo!
Ich weiß jetzt nicht ganz genau, ob das hier her gehört, weils nicht direkt um Clickern geht, aber ich wollte euch mal von der Katze einer Freundin berichten...
Meine Freundin und ihr Mann haben um Ostern rum eine Katze aus dem Tierheim zu sich geholt. Die Kleine (Nicki) ist eine sehr scheue, ängstliche Katze, und meine Freundin war seit langem die erste, die sie überhaupt im Tierhheim anfassen durfte, also wurde sie eingepackt und mitgenommen. Dass es ein eher schwieriger Weg werden würde mit Nicki war allen von vorneherin klar, aber
wie schwer sollte sich dann zu Hause erst noch rausstellen...
Die Katze verkroch sich ins hinterste Eckchen unters Bett und kam nur nachts zum Fressen raus. Sobald jemand unters Bett schaute, fauchte sie wie eine Wilde, und wenn man die Hand nach ihr ausstreckte langte sie zu. Nach 3 Wochen waren meine Freundin und ihr Mann extrem gefrustet, weil sich keinerlei Besserung zeigte. Sie überlegten sich ernsthaft das Kätzchen wieder zurückzubringen, obwohl sie das eigentlich nicht wollten und beide auch wussten, dass das für die Katze ja auch keine Lösung wäre. Und dann kamen sie mal wieder zu uns zu Besuch.
Wir haben uns lange unterhalten, und ich habe ihnen von unserem Shetty erzählt, dass ich die ersten 3 Monate(!) auf der Weide gar nicht anfassen konnte, weil er mich nicht näher als 10 m an sich ran ließ. Ich erzählte ihr, wie schlimm diese Zeit für uns war, und dass ich ihn dann einfach mal eine Weile "ignoriert" habe, bis er sich an mich gewöhnt hatte, und an die Umgebung, usw. (Clickertraining kannte ich damals nicht). Ich fand das irgendwie vergleichbar. Sie anscheinend auch
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Dann überlegten wir zusammen, wie man denn das Kätzchen ein bisschen mehr raus locken könnte, und dann hab ich ihr mal von den Grundzügen der positiven Bestärkung und vom Clickertrainig erzählt. Clickern fiel für meine Freundin erstmal flach. Damit kann sie irgendwie nicht so viel anfangen, außerdem reagiert die Katze wohl sehr stark auf Laute jeglicher Art, und da hatte meine Freundin Angst, dass das die Katze noch mehr erschreckt. Aber "Trainig" mit positiver Verstärkung über Stimmlob kombiniert mit Futter leuchtete ihr ein, und so beschloss sie das einfach mal auszuprobieren. Ich hab ihr dann "unterstützend" auch noch mein Buch mitgegeben: "Positiv bestärken - sanft erziehen" von Karen Pryor.
Also stellte sie das Nassfutter weg und nur noch Trockenfutter hin, und die Katze wird seitdem 2x regelmäßig morgens und abends mit Nassfutter gefüttert. Und da sie das viel lieber frisst, hat meine Freundin angefangen, damit zu "arbeiten".
Eine Woche später rief sie an und erzählte mir, dass sie es mittlerweile geschafft hatten, die Katze tagsüber zum Fressen zu bringen, und dass sie dazu auch schon halbwegs unter dem Bett rauskäme.
Nochmal eine Woche später hatten sie einen festen Fressplatz auf einer Truhe eingerichtet, und sie durften beim Fressen schon nebendran sitzen und zukucken.
Eine weitere Woche später hatte die Katze gelernt, vor jeder Fütterung wir sie mal kurz gestreichelt, und dann darf sie in Ruhe fressen.
Und gestern abend haben wir miteinander telefoniert (das war dann nochmal knapp eine Woche später), und da hat sie mir erzählt, sie kann mittlerweile mit einem Schnürsenkel mit der Katze spielen, und sie hat den Eindruck, dass Nicki verstanden hat, dass sie ihr nichts Böses tun.
Meine Freundin hat sich in der ganzen Zeit bestimmt 10x bei mir bedankt, dass ich ihr da geholfen habe und Tips gegeben habe. Dabei hab ich ja eigentlich gar nichts gemacht. Jedenfalls bleibt Nicki jetzt da, wo sie offensichtlich auch hin gehört. Bei meiner Freundin.
Ich fand das mal wieder eine ganz tolle Geschichte, wie super das Ganze mit der positiven Bestärkung doch funktionieren kann. Und wollte euch gern daran teilhaben lassen. Denn von euch hab ich das alles gelernt, und ohne euch hätte ich da wahrscheinlich auch nicht weiter gewusst... Danke schön!
Ganz liebe Grüße!
Katrin