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Das junge Pferd

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #15 am: 30. März 2022, 14:31:07 »
Ein Losreiss-Pony zu bekommen, möchte ich auch unbedingt vermeiden. Ich habe da ein „gutes“ Beispiel am Stall. Wir sind bis jetzt nicht weiter bis zum Übergang Hofausfahrt-Strasse gekommen, und mit Hin- und Hergehen jeweils ca. 10 m in jede Richtung. Der vorbeifahrende Verkehr, nur einzeln, und von mir am liebsten mit Abstand in der Hofeinfahrt oder hinter dem halb offenen Tor beguckt, hat sie bis jetzt kalt gelassen. Fassungslos ist sie immer, wenn wir aus dem Stall rauskommen Richtung Hofeinfahrt und sich was verändert hat: An dieser Stelle hat noch nie ein Auto geparkt, es war noch nie ein gelbes Auto da, ein Busch wurde abgesägt. Fassungslosigkeit äussert sich in Stehenbleiben und grosse Augen machen und schauen, schauen, schauen. Manchmal hilft ein tief gefüttertes Leckerli, sie aus dem Schauen rauszubekommen und auch gut zureden. Dann wird sich schrittweise, gegebenenfalls mit weiteren Pausen dem Objekt angenähert und es genau untersucht.

Den Plan mit Nio und die bisherigen Fortschritte hören sich prima an!
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #16 am: 30. März 2022, 15:17:21 »
Den Punkt, dass Losreißen eine ernstzunehmende Verhaltensoption ist, hatte ich mit der Krümeline nach dem Krankenhaus. Das ist wirklich absolut nicht schön für alle Seiten :umfall:

Bei Alkmene, die oft echt super unerschrocken ist, tu ich mich auch immer noch ein bisschen schwer. Gestern hatten wir so eine Situation. Sie war allein am Anbinder und das Pferd auf dem Reitplatz bockte ein paarmal an der Longe los. Zusätzlich war hinter uns der Rasensprenger an, was schon immer zu etwas besorgten Schritten geführt hat. Also sind wir in der Nähe des Rasensprengers Grasen gegangen, was sie soweit auch gut und "entspannt" gemacht hat. Dachte ich zumindest. Bis ich sie am Widerrist berührt habe und plötzlich ein Hinterhuf geflogen kam (der zum Glück nur den Baum neben mir getroffen hat) und sie einen Sekundenbruchteil später am hintersten Ende des Stricks war.

Sie war also offensichtlich auch beim Grasen 100% auf den Rasenspränger und das ander Pferd fokussiert und die Anspannung hat sich bei meiner Berührung dann entladen. Ups...
LG Tine
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #17 am: 30. März 2022, 15:55:25 »
Zum Thema Losreißen hat mir mein kleiner Araber Maymun etwas Spannendes beigebracht: dass unsere Lernaufgabe nicht ist, dass durch den Strick zu gehen unmöglich ist, sondern dass der Strick Bedeutung hat.

Ich hab Maymun damals als 1,5-Jährigen bekommen und wie bei allen meinen Pferden war klar, dass Spaziergänge nur am Halsring stattfinden (unsere Version ist ein flaches 8m Kletterseil mit Schlaufe am Kopfende). An Tag 3 nach der Ankunft wollte ich testen, ob und wie weit er mit mir alleine von der Herde weggehen möchte. Ich hab ihn also am Halsring aus der Koppel gelassen und bin mit ihm über eine Wiese gegangen (seine Initiative, weil am anderen Ende spannende Schafe waren). Nach ein paar Metern bemerkte er, dass die Herde nicht dabei ist. Er drehte sofort um, riss mir das Seil aus der Hand und galoppierte zurück. Ich hätte keine Chance gehabt, ihn zu halten. Das Ganze haben wir dann innerhalb der Koppel noch 2-3x probiert und jedes Mal war seine Reaktion die gleiche: sobald er zur Herde wollte, riss er sich einfach los und galoppierte da hin.

An diesem Tag hab ich dann innerhalb der Koppel erstmal ohne Seil weitergemacht und außerhalb der Koppel waren wir für die nächsten 1-2 Wochen nur noch in Begleitung von Pia, seiner Shetlandpony-Adoptivmama. Alleine rausgegangen sind wir danach Schrittchen für Schrittchen zum Grasen und dabei hab ich aufgepasst, immer wieder zurück zur Herde zu gehen, bevor er selbst die Idee hat. Das war am Anfang nach zwei Metern, dann nach fünf, und so weiter. Dieses Zickzack (Maymun will vor, Romy will zurück) führte dann dazu, dass er energischer und überzeugter nach vorn ging, anstatt dass ich ihn bitten oder gar überzeugen musste. Ich war der nach Hause drängende Faktor, den es zu überwinden galt (das ist ein generelles Prinzip in meiner Interaktion mit meinen Pferden).

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Wir haben nie explizit geübt, dass sich Maymun an den Strick halten müsste. Das hat sich einfach so ergeben durch die vielen kleinen beiläufigen Interaktionen, die einfach passieren, wenn man täglich mit einem Pony und mir spazieren geht. Maymun wusste durch die Losreiss-Aktion ganz genau, dass ich ihn nicht halten kann. Und das darf er auch gern wissen. Ich selbst möchte auch gern wissen, dass ich im Notfall aus einer Situation herauskäme. Dennoch: Wenn er jetzt tatsächlich mal erschrickt und losspringt, rennt er eher in den Strick und galoppiert dann auf der Stelle als dass er mir den Strick aus der Hand zieht. Der Strick hat einfach ganz nebenbei Bedeutung erlangt.

Jetzt, anderthalb Jahre und mehr als 500 Spaziergänge später, kann ich Maymun von seinem Spazierengehverhalten kaum noch als Jungpferd ansehen. Ja, er ist in seinem Ausdruck noch sehr fohlig (er wird ja auch im Mai erst drei), aber er kennt einfach schon so viel. Deswegen freue ich mich riesig auf mein neues Jungpferd Aahnuu, das zu Ostern bei uns einzieht, kurz vor seinem ersten Geburtstag. Ich freue mich darauf, dass Maymun und ich ihm die Welt zeigen dürfen und bin gespannt wie sich das von den Erlebnissen der letzten anderthalb Jahre mit Maymun unterscheiden wird.

 
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #18 am: 30. März 2022, 16:06:00 »
Oh Romy, das ist ja toll dass bei dir auch junges Leben dazu gekommen ist :herzbrille: Ist Aahnuu dann auch ein Araber? :love:

Für die Krümeline könnte man unseren Umgang wohl heute auch so beschreiben. Sie kann am Strick gehen oder angebunden sein, weil ich das nur in Situation von ihr fordere, wo sie es eh auch frei könnte. Und deswegen kann sie es auch tolerieren, wenn ich wirklich mal gegenhalte oder ziehe - weil was auch immer.

Etwas strengere Regeln gelten beim Griff ins Halfter, wobei auch da könnte ich sie natürlich nicht halten. Aber es ist eine Mischung aus positiv verknüpftem Targetverhalten (mehr oder weniger) und positiv aufgebautem Drucknachgeben.

Am Halsring raus gehen würde ich mich bei uns nicht trauen, da es vom Stall bis zur Autobahn nur eine sehr kurze Strecke ist und das im Fall eines Falles wohl keine Versicherung der Welt als verantwortungsvoll akzeptiert. Aber schön ist es, das finde ich auch immer bei Angela und ihrem Traberbuben so nett von außen.
LG Tine
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #19 am: 30. März 2022, 16:44:53 »
Ich hab vom Januar noch ein Video gefunden, als Alkmene das erste Mal "ungesichert" (also ohne Strick) über den Reitplatz stromern durfte und sich die Spielzeugecke vorgenommen hat: https://youtu.be/ZMEB8irhOqg

Also von der Grundtendenz macht sie mal einen Satz mit 180 Grad Kehrtwendung, aber geht dann auch schon wieder sehr aktiv und direkt nach vorne. Da haben wir dann so unsere anderen Baustellen mit Bedrängen und so - für mich auf jeden Fall sehr spannend, weil die Krümeline ja eher ein "Hauptsache erstmal weg" Typ ist.
LG Tine
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #20 am: 30. März 2022, 19:47:27 »
Oh Romy, das ist ja toll dass bei dir auch junges Leben dazu gekommen ist :herzbrille: Ist Aahnuu dann auch ein Araber? :love:

Ja, wieder ein Araber. Hier ist ein Fohlenfoto vom letzten Sommer - aktuelle Fotos folgen dann, wenn er da ist.

[EXTERNER BILDLINK ⤤
https://live.staticflickr.com/65535/51921284126_434542f7c7_z.jpg


Zum Thema Halsring und Sicherheit: Als ich damals 2007 anfing, alles nur noch mit Halsring zu machen, hab ich das vor allem für die Pferde gemacht und dachte dafür würde ich eben kleine Abstriche bei der Sicherheit in Kauf nehmen. Heute mache ich es unter anderem auch aus Gründen der Sicherheit. Ich kriege es einfach mit Halfter nicht hin, so achtsam, kommunikativ und mit meinem Pferd in Kontakt zu bleiben wie mit Halsring. Sobald das nicht nötig ist (weil ja ein Halfter da ist) werde ich nachlässig und fange an, das Pferd zu ignorieren - also natürlich nicht komplett, aber auf einer bestimmten Kommunikationsebene. Liegt nicht am Equipment per se, sondern an mir. Aber das passiert mir trotz besseren Wissens sobald ich ein Halfter dran habe und deswegen fühlt sich der Halsring für mich wie die sicherere Variante an. :)
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #21 am: 30. März 2022, 19:57:31 »
Jööööööö, was für ein unfassbar hübscher und niedlicher Knopf  :huepfherz:

Das ist total spannend :) Persönlich fühle ich mich übrigens frei auch am sichersten, auch beim Anreiten damals ohne Sattel und Co. Ich hab es bei der Krümeline ein paar Mal versucht, sie am Halsring zu führen und ganz schnell festgestellt, dass wir da Lücken in der Kommunikation haben :pfeif:

Ich erinnere mich noch daran, als die Jungpferde damals mit Trense zur Sommerweide geführt werden sollten, weil der Stall sonst ein Haftungsproblem bekommt. Wir konnten uns dann nach langer Diskussion zähneknirschend auf einen Kappzaum einigen, da "Händelbarkeit bei einem aufregenden langen Weg im Straßenverkehr" in meinen Augen definitiv der schlechtest mögliche Grund war, das Gebiss zu trainieren.

In die Richtung gingen meine Gedanken eher. Was hätte vor Gericht Bestand im Fall eines Falles (Pferd auf der Autobahn).

Aber ich weiß auch noch gar nicht, wie ich das mit dem Schimmelchen alles so machen will. Mit der Krümeline ging es ja permanent darum: "Was braucht sie, um in einem Pensionsstall so stress- und risikofrei wie möglich zu leben." Und dadurch haben wir sehr viele Dinge vor allem mit dem Fokus trainiert, dass sie reagiert wie ein "normal" ausgebildetes Pferd.

Wir haben uns ja auch schon öfter über den unterschiedlichen Umgang mit Pferden ausgetauscht und grade euer bedingungsloses gemeinsames Sein, das versuche ich immer wieder auch für mich mitzunehmen in den Stall.
LG Tine
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #22 am: 31. März 2022, 11:43:30 »
Interessante Beiträge  :)
Und schön, dass hier ja doch eine mit Jungpferden dabei sind.

Für mich ist auch klar: gutes Verhältnis und Ausbildung sorgen dafür, dass man zusammenbleibt, nicht die Ausrüstung.
"Normal" ist zwischen Nio und mir der Strick eigentlich auch nicht vorhanden. Wir haben uns schon das eine oder andere Mal verloren, wenn er sich erschreckt hat. Ich hab ihn meist losgelassen, ohne groß zu ziehen und er kam entweder fix von selber zurück oder hat auf mich gewartet.
Deshalb hat mich die Aktion auch so kalt erwischt, obwohl im Nachhinein absolut erklärbar.

Da legen wir jetzt erstmal andere Aktivitäten drüber, Verkehrstraining, in das Wäldchen direkt hinter der Koppel und zur Vorbereitung auf den Kurs auf den Platz meiner Freundin.
Und irgendwann, wenn ich meine, nun kriegen wir es hin, mit Plan und voller Aufmerksamkeit wieder zum Bermuda-Dreieck
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #23 am: 31. März 2022, 11:54:19 »
Mit meinem Kleinen hab ich zu Beginn nur frei was gemacht, weil er mit Strick dran einfach überfordert war. Da konnte er nicht mitlaufen, er war völlig blockiert. Er hat also zuerst das Handtarget gelernt und nach und nach den Strick ans Halfter gekriegt.
Noch heute ist seine Reaktion eher, dass er nicht mehr läuft, als zu schnell.
Zum Stall zurück ist entsprechend anstrengend, weil er das unnötig findet :lol:

Zum Kontrast hab ich seine ebenfalls fast 3jährige Cousine hier, bei der ist der Strick eher Sicherheit. Sie ist viel konzentrierter und ruhiger mit Strick am Halfter. Aber - sie wär auch eher der Typ, der sich dann losreisst. Hat sie noch nicht, ich versuche solche Situationen zu vermeiden. (Mit Vorarbeit)
Ein Losreisser/Durchgänger reicht mir. Und der ist mittlerweile zum Glück geerdeter…

Ich finde es eher schwierig, nun mit dem Stillstehen umzugehen. Mit dem „eiligen“ habe ich genug Übung^^
Liebe Grüsse

Heldur, Fjölli, Athygli (, Mini Minnie) und Jj
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #24 am: 31. März 2022, 12:04:27 »
Tine, hinsichtlich der aufdringlichen Jährlinge bzw. Jungpferde allgemein (irgendwo anders schriebst du was dazu): Bei Nio hat ein Tipp von Elsa Sinclair sehr geholfen (gezeigt hatte ihn mir zuerst auch die Trust-Technique-Erklärerin): Pferd im Vorbeigehen an der Seite bis zur Kruppe mit der Hand abstreichen und dabei nach hinten weggehen und was anderes machen. Berührungen mal Maul möglichst vermeiden, von wegen Spiel-Button.

Quasi als Mitteilung „Danke für dein Gesprächsangebot, aber ich möchte grade nicht“. Ggf. am Anfang wiederholen und konsequent dabei sein (da hab ich ja durchaus noch Luft nach oben). Hat Nio schnell begriffen. Ist eigentlich, wenn ich jetzt drüber nachdenke, inzwischen nur noch ganz selten nötig, meist ist der Abstand zwischen uns wirklich sehr angenehm.

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #25 am: 31. März 2022, 12:45:45 »
Ja danke, das hattest du bei mir im Tagebuch schon mal geschrieben :hug:

Ich hab da so ein bisschen Probleme damit, Grenzen ziehen und (non)verbal kommunizieren zu können. Ganz unabhängig von den Pferde, mit Menschen ist das noch schlimmer. Aber ich übe mich!

Übrigens hab ich das Thema mit der Krümeline und Alkmene ja auch. Aber wir werden als Team immer besser in der Kommunikation, wer jetzt gemeint ist und wer einfach weiter an der Heuraufe stehen kann. Die falsche zu lange anzugucken ist auf jeden Fall nicht so hilfreich :kicher: Aber mit Bogen laufen, körpersprachlich abwenden und mal kurz hin nicken "ich hab dich gesehen, aber ich mein die andere" geht es ganz gut.

Aber mit fremden Pferden............ :umfall:
LG Tine
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #26 am: 01. April 2022, 11:14:39 »
Hab ich, stimmt, hüstel - man wird nicht jünger  :roll:

Mit der Abgrenzgeschichte hab ich auch zu tun, Besserung kommt jetzt langsam in Fahrt.
Noch mühsamer ist, den an-die-Nase-grabbel-Reflex zu bezähmen, wenn Pony schon damit Kontakt aufgenommen hat. Bei Stuten vielleicht nicht ganz so folgenreich, aber Wallache fassen das ja oft freudig so auf, dass man ihre Spieleinladung angenommen hat.
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #27 am: 02. April 2022, 21:10:54 »
Ein wichtiger Schritt in Maymuns Entwicklung vom Jungpferd zum großen Pferd - im Sinne von mehr Selbständigkeit - kam durch die Spaziergänge mit Summy zustande.

Als Maymun hier ankam war er eher ängstlich, sehr unselbständig und hat sich am liebsten von mir führen lassen. Ich gebe den Pferden gern so viel Führung wie sie für nötig halten und lasse sie so frei wie möglich. Wenn das Pferd eine eigene Idee hat oder sich eine Richtung aussucht, gehe ich mit dieser Idee mit wann immer es geht. Auf diese Weise wurde Maymun in seinem ersten Jahr hier schon von ganz allein viel selbständiger und entscheidungsfreudiger. Ein großer Sprung kam aber diesen Winter als wir anfingen, zusammen mit meinem alten und manchmal ziemlich garstigen Summy rauszugehen. Die Situation mit Summy ist, dass er manchmal wie aus dem Nichts heraus unheimlich aggressiv zum anderen Pferd wird. Nicht zu den Ponys, aber die Araber machen ihn manchmal echt sauer - sogar Titum mit dem er 18,5 Jahre zusammengelebt hat (bevor ich Titum diesen Januar einschläfern lassen habe). In diesen Situationen ist es als ob eine Sicherung durchbrennt und dann darf das andere Pferd nicht auf drei Meter an Summy ran.

Für Maymun hieß das, dass wir lernen mussten, dass Maymun in mehreren Metern Abstand vor uns läuft, in dieser Position in allen Lebenslagen selbständig agieren kann und gleichzeitig immer ansprechbar bleibt. Zur Ansprechbarkeit und Kommunikation auf Distanz kann ich gern später mal was schreiben falls es von Interesse ist, hier in diesem Beitrag konzentriere ich mich auf die Selbständigkeit.

Spannend für mich war nämlich, dass das für Maymun gar nicht so schwierig schien wie ich es mir vorgestellt hatte. Normalerweise fragt er oft bei mir nach, möchte entweder irgendwas mit mir machen oder sich rückversichern, dass alles okay ist. Durch die Summy-Situation hingegen schien es für ihn ganz natürlich, dass er die Führung übernimmt und wir ihm folgen. Jetzt habe ich also ein Fohli (so heißt er immer noch obwohl er inzwischen schon fast drei ist) das komplette Spaziergänge alleine gestaltet, es sei denn ich lege ein Veto ein. Ansonsten sucht er uns den Weg durch den Wald und bringt uns nach 1-2 Stunden wieder nach Hause. Wenn der Weg durch einen umgestürzten Baum versperrt ist, biegt er selbständig in den Wald ab, sucht uns einen gangbaren Pfad aus und navigiert uns so durchs Gebüsch dass wir irgendwann wieder auf dem Weg rauskommen. Wenn er etwas gefährlich findet, hält er kurz inne, sieht es sich an und geht dann weiter. Nur wenn es wirklich zu gruselig ist dreht er um, steht dann frontal vor mir und scheint nach meiner Einschätzung zu fragen. Generell ist er aber gruseligen Dingen gegenüber viel aufgeschlossener als wenn er nicht unser Anführer ist.

Insgesamt haben mir die Erlebnisse auf diesen Spaziergängen folgendes gezeigt: Manchmal ist es von Vorteil, wenn die Situation es einfach notwendig macht, dass das Fohlen erwachsen wird. So schön es ist, meinen kleinen Spatz an die Hand zu nehmen und ihm vorsichtig und häppchenweise zu mehr Selbständigkeit zu verhelfen - der wirkliche Sprung kam in dem Moment in dem der Kontext es einfach ganz natürlich erforderte, anstatt dass es eine von mir herbeigeführte, künstliche Trainingssituation war. Solche kontextbezogenen Anforderungen (oder affordances) sind ein Thema, das mir im Umgang mit meinen Pferden über die Jahre schon immer mal untergekommen ist, aber dennoch begeistert es mich immer wieder welchen großen Einfluss das hat.
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #28 am: 02. April 2022, 21:28:35 »
Das ist super spannend und mir mit der Krümeline über die Jahre auch immer wieder passiert. Wenn es WIRKLICH wichtig ist, dann ist sie extrem zuverlässig und tapfer und mutig. Als ob sie sich dann ganz besonders konzentriert...
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #29 am: 02. April 2022, 22:21:13 »
Hallo Romy, wie schön, mal wieder ausführlicher was von dir zu lesen. Gerne mehr davon  :)

Mit Dásemd bin ja noch nicht weit gekommen. Meine Idee war eigentlich, die Strasse nach rechts Richtung Longierzirkel ins Dorf rein zu erobern (nicht so gut einsehbar wegen Kurven, aber mir ein paar Hofeinfahrten, um Verkehr auszuweichen), aber Dásemd will lieber nach links (gerade Strasse, man sieht nach einigen Häusern das freie Feld, Hofeinfahrten in grösseren Abständen), so dass ich sie wohl wählen lasse, angeregt von dem, was du geschrieben hast, so als letzter Anstupser in meinen Überlegungen. Gerade gehen wir nur höchstens bis zum Ende des Nachbargrundstücks und da ist sie dann schon etwas aufgeregter, also direkt wieder zurück, durchschnaufen und schauen, ob sie nochmal gehen mag.
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