Nachdem ich nun erstmal Urlaub hatte und da viel über das hier genannte Thema nachdenken konnte, habe ich gestern angefangen mit Freia am Umgang mit der Pferd-vorbeiführ-Situation zu "arbeiten".
Ich habe mir überlegt, dass ich das Anstubs-Handtarget auflade, um es in einer entsprechenden Situation einsetzten zu können als "komm, wir schaffen das!". Das erscheint mir zunächst am sinnvollsten, da es sehr einfach für alle anzuwenden ist und immer parat an der Frau! Manchmal kommt ja ein Pferd auch so schwupps um die Ecke und dann ist einfach wenig Zeit, um ein Ding-Target zu holen.
Gestern habe ich also erst das Handtarget aufgeladen (was ich dann auch prompt in den nachfolgenden Situationen völlig vergessen habe zum Einsatz zu bringen
) und hatte dann drei Situationen mit verschiedenen Pferden, die teilweise sehr unterschiedlich verliefen:
Erste Situation: Freia stand noch in ihrer Box mit offener Tür, weil ich sie eigentlich gerade zum putzen rausholen wollte. Ein Pferd wurde aus der Halle schräg vorbei geführt. Solange die Ohren vorne waren, gab es Kekse von mir. Die Ohren wurden nur kurz nach hinten geklappt.
Zweite Situation: Freia stand immer noch mit offener Tür in ihrer Box und ein Pferd wurde erst aus der Stallgasse raus und dann wieder rein geführt. Es gab Kekse bei Ohren vor. Die Ohren wurden beim direkten Vorbeiführen deutlicher und länger nach hinten geklappt. Das Pferd war aber auch näher dran als das Hallen-Pferd und das Pferd mag sie weniger als das Hallen-Pferd. Kekse gab es dann wieder, als die Ohren vorne waren, das Pferd aber noch in Sichtweite.
Dritte (und für mich spannendste) Situation: Ein junges Pferd, welches noch recht neu bei uns ist (vielleicht vier Wochen oder so) wurde von der Weide geholt, als ich Freia am Putzen war. Sie stand also angebunden auf der Stallgasse mit Blickrichtung zur Weide. Als das Pferd vorbei geführt wurde, habe ich mich neben sie gestellt, so dass ich sie im Blick hatte, aber primär mit dem Rücken zu ihr stand und quasi mit Blick Richtung Vorbeiführ-Pferd. Freia blieb die ganze Zeit gelassen, hatte die Ohren vor und war freundlich - gab natürlich Kekse!
Dass ich mich so neben sie gestellt habe, war neu und mein Mann hatte mich darauf gebracht. Üblicherweise habe ich mich sonst zu ihr hingewendet, um sie im Blick zu haben, falls sie doch mal schnappen sollte. Mein schlauer kluger Mann meinte nun, dass ich in Freias Augen dadurch der "Gefahr" schutzlos ausgeliefert bin, da ich der "Bedrohung", d. h dem ankommenden Pferd, den Rücken zuwende. Eventuell würde sie dadurch in einen Beschützermodus kommen und sehr deutlich drohen, um dem anderen Pferd einmal mehr zu sagen "Wage es nicht, Freundchen!". Ich halte auch diesen Aspekt (neben dem Eindringen in die Privatsphäre) durchaus für realistisch, da Freia eine sehr menschenbezogene Friesenstute ist, die einfach sehr auf ihre Menschen achtet. Ob das nun gestern Zufall war, das neue Pferd zu unwichtig oder ob es doch nicht so unwesentlich ist, wo und wie ich stehe, kann ich natürlich nicht sagen. Ich fand es nur echt bemerkenswert, weil ich nicht mit diesr Lässigkeit von Freia gerechnet hätte.
Ich werde verschiedene, von euch angeregte Sachen ausprobieren und zum Einsatz bringen, um auch eine möglichst breite Palette von Möglichkeiten zu haben, mit der Situation umzugehen (ich gehe davon auf, dass ich nicht immer die Zeit und Möglichkeit haben kann, aus der Situation mit ihr raus zu gehen, daher brauchen wir einfach Alternativen im Sinne von "wir schaffen das zusammen! - Halte durch") und die verschiedenen Reaktionen von Freia auf die "Angebote" meinerseits mal im Blick behalten.