Erstellt am: 03 Jan 2009 18:13
Hallo!
Robin zeigt im neuen Platz, dass sich viele Probleme unter den neuen Haltungsbedingungen, mit Zeit, Ruhe und Geduld fast von selber lösen werden. Trotzdem gefällt mir nicht, dass er durch die Verladesituationen nun gelernt hat, sich rückwärts zu entziehen. Das möchte ich wieder rausbekommen.
Leider hab ich mal wieder unnötig zusätzlich rumgeschwafelt....aber vielleicht isses ja trotzdem für den ein oder anderen interessant.(ich kann nicht anders :oops: ) Könnt es ja auch in Smalltalk verschieben, oder wo es halt hinpasst.
Heute hab ich ihn beim Fressen so gestellt, dass er keinen Sichtkontakt auf die Weide hatte und es war ihm schnurz. Hinter ihm ritt jemand im Reitplatz, aber auch das war nicht beguckenswert. Einmal erschrak er, als im Hof irgendwas flog, machte einen Hüpfer am Standort, relaxte sofort wieder und fraß weiter.
Am Ende drehte er in gewohnter Manier den Eimer um und suchte sich die Reste am Boden zusammen.
Hihi, die Stallbesitzer bemerkten freundlich, dass er das immer so macht. Kennen ihn nun erst seit knapp zwei Wochen und ich finde das sehr aufmerksam.
Anschließend brachte ich ihn in den Auslauf zurück und wollte mit ihm eine Runde in der Ruhehalle drehen. Wir kamen genau bis an die Stelle, wo wir anfangs den Stromzaun einhängten, als wir ihn zum Füttern separat gestellt hatten. Keinen Zentimeter weiter.
Robin stemmte die Füße in den Boden und stand und stand und stand......und stand.
Auf einen leichten Impuls am Strick reagierte er. Allerdings in die falsch Richtung, nämlich zielstrebig, geschmeidig rückwärts....grins....
"Nöööö, Frauli, gefressen hab ich schon und Null Bock auf potentielles Weggesperrt werden", ...wollte er vielleicht damit ausdrücken.......
??......
Ich bin der Einstellung, dass der "Freizeitbereich" der Pferde nicht mit zwanghafter Arbeit belegt sein sollte (wie sich herausstellte, der Stallbesitzer ebenfalls) und ich wollte Robin trotzdem soweit bringen, mir in die Ruhehalle zu folgen.
Es gäbe mehrere Möglichkeiten, die sich im Grunde daraus ergeben, wie man das Verhalten interpretiert und welche Intention man verfolgt.
-Eine Möglichkeit wäre gewesen, ihn mit einem strengen "Vooorrwärts" und treibendem Anklopfen mit dem Strick am Hinterteil, in die
geforderte Richtung zu bewegen.
-Weiter könnte man jede "widersätzliche" Rückwärtstendenz mittels körperlichem Impuls sanktionieren.
- Rückwärtstreten zur Strafe fordern, bis er lieber vorwärts geht.
- Ausprobieren, solange ruhig stehen zu bleiben, bis er es sich anders überlegt und es ihm zu blöde wird, wobei dabei die Passivität des Führers auch das Gegenteil bewirken könnte, nämlich, dass er sich entscheidet, nicht nur rückwärts zu gehen, sondern seinerseits ignorant in Richtung Pferde zu ziehen.
-Versuchen in weiterhin mittels leichter Vorwärts-Impulse über den Strick am Halfter, in Bewegung zu bringen, wobei jedoch damit genau das Gegenteil erreicht werden kann, da er damit zuvor den Erfolg hatte: "Ich kann rückwärts gehen und komme von der ungeliebten Stelle weg...Ätsch!"
-Natürlich könnte man auch mittels CT erfolgreich an die Sache rangehen.
usw.
Der Phantasie, dem Wissen und dem Können sind bei der "Problembewältigung" dabei keinerlei Grenzen gesetzt.
Meine Absicht war: Er soll mir
freiwillig, gerne folgen, genau dahinein, um ihn drinnen frei zu geben, damit er weiß, er wird nicht mehr eingesperrt.
In solchen Situationen hab ich bei scheinbaren "Sturköpfen", (wie es oberflächlich betrachtet aussieht), sehr oft die besten Erfolge mit paradoxer Intervention erreicht.
Also: Kommunikation nicht abbrechen lassen, Aufmerksamkeit erhalten und ihn für die Reaktion, trotz Aufforderung nach hinten zu gehen, gelobt.
Ihn dann kurz stehen lassen, ohne Druck noch einen Schritt rückwärts machen lassen, wieder gelobt und so sind wir vorerst fast den halben Platz rückwärts marschiert. Jedesmal, wenn er rückwärts ging, tat ich das ebenso und lobte ihn.
Dann fing er wieder an, auf mein Vorwärtstreten Schrittweise zu folgen und am lockeren Strick, ohne Impuls, ging er mit in die Ruhehalle.
Ziel erreicht: Robin folgte freiwillig durch die Lamellen, hinein in die Ruhehalle, drin abgehängt, wobei er ohne Aufforderung ruhig stehenblieb, bis ich mit ihm wieder rausging.
Auf diese Weise kann man unerwünschtes Verhalten in vielen Bereichen kontrollierbar und gezielt steuerbar machen UND es führt weder zu Vertrauensverlust - weil dabei ausschließlich positiv gelobt wird -
noch zu Dominanzproblemen - weil man, korrekt durchgeführt, sein Ziel erreicht:
Freiwilliges Folgen im Vertrauen auf die Führung, auch in brenzligen Situationen.
Ist allerdings nur empfehlenswert für Menschen, die Ursachen Zusammenhänge, und Ausdrucksverhalten des Pferdes gut einschätzen können und nicht zu ungeduldigen Spontanreaktionen neigen,auch nicht unter Zeitdruck stehen.
Natürlich ebenfalls nicht in jeder Situation anwendbar, wie zB. hinten Stacheldraht und vorne ein Angstobjekt.
Da gilt dann das Motto: "Was muß, das muß!".....lach...
Zudem ist Kenntnis der Lerntheorie angebracht, weil man sonst unter Umständen ausgerechnet Fehlverhalten bestärken könnte, wenn man in der Situation nicht in der Lage ist, sie bewußt zielgerichtet zu steuern, quasi zu manipulieren.
Die Methode der paradoxen Intervention wird auch in der Pädagogik und systemischen Therapie erfolgreich angewandt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxe_InterventionUnd Robin fröhnt nun wieder dem Pferdeleben, mit Heubauch, viel Bewegunsgspielraum und netten Kameraden!
Viel Spaß soll er haben.........ich hatte ihn heute mit ihm auch wieder!
LG, Angie