Huhu Erika,
bekommt das Pferdl denn Kraftfutter und frisst es? Wenn ja, könntest du das als Clickerfutter verwenden. Oder eben kleine Möhren- und Apfelstücke, das fressen ja schon die allermeisten gern.
Es klingt jetzt so, als sei er nicht aus schlechten Erfahrungen grundsätzlich agressiv sondern "nur" rempelig, hengstig, unerzogen, unbeherrscht?
Vielleicht hilft es dir bei der (möglichen?) Arbeit mit ihm, dir zu vergegenwärtigen, dass ihm nicht der nötige Respekt fehlt, sondern dass er nie gelernt hat, welches Pferdeverhalten Menschen gegenüber erwünscht ist. Die Idee ist: Nicht Respekt beibringen sondern gewünschtes Verhalten beibrigen.
Das kann man prima und auf jeden Fall hinter einem Zaun anfangen, evtl. sogar das Futter anfangs nicht aus der Hand geben sondern in einer Schüssel gleich innen vom Zaun oder reinrollen.
Verhalten, die rempeln, bedrängen oder unbewusstes Mensch umhauen unmöglich machen, könnten sein:
Kopfsenken,
sich Rückwärts vom Mensch wegbewegen,
sich seitwärts vom Mensch wegbewegen,
Kopf abwenden,
Nase an Targetstick,
zu einem bei ihm drinnen stehenden Target hin sich vom Mensch wegbewegen ...
wenn diese Grundlagen sitzen und seine Aufregung langsam weniger wird, dann könnte man zB anfangen zu etablieren,
dass du rumfuchteln kannst und er dabei seinen Kopf ruhig hält,
du könntest ein Signal etablieren für Rückwärts und eines für Kopfabwenden, das können Wortsignale oder Signale zB mit deiner Hand sein,
dann könntest du ihn mit einer Gerte berühren und jede Gewichtsverlagerung davon weg bestärken
und ihm dadurch auch hier wieder beibringen, dass Feinfühligkeit belohnt wird und gleichzeitig sein Körpergefühl schulen,
du könntest ihn über den Zaun hinweg anfassen, streicheln usw und dabei für Kopfsenken, Kopf gerade halten oder Stehenbleiben clicken....
Aufgeregt wird er sein, denn A) endlich beschäftigt sich jemand mit ihm, B) gibt es Futter, C) macht erfolgreich sein auch ein bissl euphorisch....
Bei allem Üben mit ihm würde ich deutliche Zeichen von Agression damit quittieren, dass du sofort deutlich weggehst und ihn dabei nicht mehr frontal anschaust.
Falls schon eine Annäherung an ihn anfangs schwierig sein sollte oder Drohungen in deine Richtung auslöst, gibt es die Möglichkeit, ihn zu clicken, wenn er dich mit weichem Gesicht ansieht, ihm das Futter zuzurollen in seinen Bereich (große Möhrenstücke) und gleichzeitig so weit zurück zu weichen, dass er in Ruhe und entspannt fressen kann. dann wieder warten, bis er dich weich ansieht, C/B usw....
Wenn man so Schritt für Schritt sein Grundlagenverständnis aufbaut fürs Clickertraining,
für die Möglichkeit Mitzubestimmen,
dafür, dass von dir keine "Gewalt" ausgehen wird und
dafür, dass sein (Körper-)Verhalten darauf EInfluss hat, ob du und das Futter weiter im Spiel bleibt und
diese Grundlagenübungen bei ihm verankert hat, kann man dann anfangen, zu ihm rein zu gehen und das gleiche von drinnen zu erarbeiten.
Falls er beim Betreten seines Bereiches dann doch noch Irritationen zeigt, könnte auch hier das gleiche Spiel von vorn starten:
Click für weiches herschauen, Futter reinrollen, rausgehen.
Oder falls er einen bedrängt: Das Tor etwas öffnen, click für stehenbleiben mit Abstand, Futter reinrollen, Türe zu.
Wenn er sofort herdrängt, sofort wieder Türe zu, weggehen. Um wieder ins Spiel zu kommen, die bekannten Signale für Rückwärts geben, CB, Hand ans Tor, Click für stehenbleiben mit Abstand, Torschloss öffnen, click für stehenbleiben, Türe einen Milimeter öffnen, click für stehenbleiben.....
Soo, vielleicht waren da ein wenig Inspiration dabei. Ganz wichtig natürlich immer: Sicherheit geht vor.
Viel Spaß und berichte mal weiter!
Franzi