Ich hätte gerne nochmal Fachleute zum Thema, die versuchen, das ganz neutral anzugehen.
Bin zwar nicht der gewünschte Fachmann aber etwas gesunden Menschenverstand könnte ich schon noch beitragen.
Was passiert, wenn Druck auf gut durchblutetes Gewebe dauerhaft ausgeübt wird? Es wird nicht mehr gut durchblutet! Das ist gut zu sehen am Zahnfleisch, wenn wir da mal mit einem Finger drauf drücken wird es weiß. Nach diesem Prinzip werden auch Blutungen an offene Wunden gestoppt. Wir drücken Kompressen drauf oder binden das betroffene Glied ab, wenn die Kompresse nicht reichen sollte. Und wie lange können wir das tun ohne bleibende Schäden zu produzieren? Damit wären wir dann schon bei den genannten Zeitangaben.
Nun zum Liegen im Schlaf: Auch wir Menschen können nicht stundenlang auf einer Seite liegen. Aber wir können uns im Schlaf umdrehen, wenn unserem Unterbewusstsein von den Nerven aus dem gepressten Bereich die Meldung gesendet wird, dass dort Sauerstoff fehlt, um es mal laienhaft aber allgemein verständlich zu formulieren. Ein Pferd kann sich nicht so leicht umdrehen, was wir sehr gut sehen können, wenn es sich wälzt. Dazu benötigt es schon recht viel Schwung! Und wo soll der im Schlaf schon herkommen? Also wird es wieder wach und steht auf. Zu dem ist so ein leichter Schlaf auch für sein Überleben notwendig, denn es muss jeder Zeit fluchtbereit sein. Wir hingegen sind nur sehr schwer aus dem Bett zu holen, haben uns quasi schon "festgelegt".
Ein Sattel wird nun in einer bestimmten Position für einen längeren Zeitraum ans Pferd gegurtet. Es kann sich also diesem Druck auf Dauer nicht entziehen. Wir müssen also dafür Sorge tragen, dass dennoch eine ausreichende Durchblutung der darunter befindlichen Muskulatur gegeben ist. Dies ermöglichen harte Sättel viel eher, denn sie liegen nicht ständig fest auf. Die Druckpunkte wandern mit der Bewegung der Muskulatur etc. mit. Somit wird im jeweiligen Entlastungsbereich wieder für Durchblutung gesorgt. Aber der punktuelle Druck ist deutlich größer als der flächige. Daher empfindet das Pferd diesen Sattel eher als unangenehm und fühlt sich unter einem weicheren Sattel deutlich wohler! Doch für wie lange? Ich habe festgestellt, dass es unter einem weicheren Sattel viel eher ermüdet als unter einem harten. Und ich denke, dass genau das mit der jeweiligen Durchblutung zu tun hat, denn ein Muskel der nicht gut mit Sauerstoff versorgt wird aber dennoch Arbeit verrichten soll, ermüdet halt sehr viel schneller. Um es dem Pferd mit einem harten Sattel dennoch so angenehm wie möglich zu machen, wird bei Wandersätteln die Auflagefläche etwas vergrößert (z. B. durch Trachten) und es werden dickere Pads verwendet, die die Druckpunkte besser abdämpfen sollen, was aus meiner Sicht der Tragwerkslehre nicht ganz funktionieren dürfte, denn es wird immer ein gleich großer Gegendruck zum Lastabtrag benötigt. Hier wird allenfalls die Druckverteilung (Druckzwiebel) geringfügig verbreitert. Allerdings ist der Lastverteilungswinkel bei weichen Stoffen sehr viel steiler als bei harten. Somit dürfte die größere Lastverteilungsfläche schon eher das Maß der Dinge sein (sofern der Rücken dies überhaupt hergibt) und die Abpolsterung nur die Druckpunkte etwas abmildern und gewisse Unebenheiten ausgleichen.
Den wohl höchsten Druckpunkt eines Sattels verursacht das Kopfeisen, welches bei der Angurtung sogar noch richtig runtergezogen wird. Dort besteht selbst bei einem harten Sattel keine Chance mehr auf Durchblutung und das wird meist sehr schnell sichtbar, durch die Rückbildung der darunter befindlichen Muskulatur. Diese kann erst wieder wachsen, wenn das Eisen dort nicht mehr drückt (siehe Erfolge mit dem Balance-Sattelsystem z.B.).
So Ihr Lieben aber jetzt fahre ich zu meinem Pferd, denn der braucht wieder Bewegung!
Euch einen wundervollen Tag
Manfred