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Ein paar Begriffserklärungen

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Ein paar Begriffserklärungen
« am: 14. Dezember 2009, 22:42:06 »
zusammengestellt von Ruth Viebrock:
(Ergänzungen von mir kursiv)

 1 – „Poisoned cue“: Der Begriff wurde von Karen Pryor geprägt und besagt, dass, wenn dass Training für ein bestimmtes Verhalten „correction“ oder positive Strafe enthält, der Trainee das mit dem Signal verbindet und auch, wenn er später für das Verhalten geclickt wird, Scheu und Meideverhalten zeigt, das Signal hervorzurufen.
Zwei Studenten von Jesus Rosales-Ruiz (Professor für „Behavior-Analysis“ an der Universität Nord-Texas) haben zwei Versuchsreihen mit ihrem Hund aufgesetzt:
Die „Ven“-Reihe: Die Versuche finden in der Wohnung der Studenden statt. Der Fußboden ist mit Klebeband in Quadrate unterteilt. Wenn der Hund ein bestimmtes Quadrat betritt, bekommt er das Signal „Ven“ und wird für Kommen mit C& B geshapt.
Die „Punir“-Reihe: Der Hund trägt Halsband und Leine. Der Versuchsraum ist der gleiche. Wenn der Hund ein bestimmtes Quadrat betritt, bekommt er das Signal „Punir“ und wird durch (relativ sanfte) Leinenrucke zum kommen bewegt, wenn er sich nicht selbst in Bewegung setzt. Wenn der Hund beim Trainer ist, bekommt er C&B.
Im Laufe der Versuche stellt sich heraus, dass der Hund die Rute sinken lässt, unfroh wirkt, sobald man ihm die Leine umlegt. Der Hund streicht um das Quadrat herum, das das „Punir“-Signal auslöst und versucht, es zu meiden. In der Ven-Reihe wirkt der Hund froh, wedelt mit der Rute und sucht von selbst und zügig das Quadrat auf, dass das Signal „Ven“ hervorbringt. Obwohl beide Signale dasselbe Verhalten trainiert haben, in beiden Fällen Futterlob gegeben wird und am Ende auch beide gelernt sind, ist der Unterschied in der Körpersprache sehr deutlich:
Froh und Signalsuchend bei „Ven“ und unfroh und Meideverhalten zeigend bei „Punir“.
 
 2 – Loopy Training
 Der Begriff wurde von Jesus Rosales-Ruiz und Alexandra Kurland geprägt und bezeichnet ein Training, bei dem der Trainee gleich nach der Futteraufnahme wieder bereit ist und auf ein neues Signal wartet. Im Idealfall bleibt der Loop beim Training bestehen, während das Verhalten des Trainees weiter ausgeformt wird. Der Trainee versucht auszulösen, dass das Signal gegeben wird. Wenn der Loop zusammenbricht und der Trainee versucht, abzuschweifen, muss man darüber nachdenken, ob ein Signal „vergiftet“ worden ist.
Generell wird ein Loop sehr einfach aufgebaut und erst, wenn der Loop klar und ohne Stocken durchlaufen wird, wird ein neues Kriterium hinzugefügt.
Grundlegend bezeichnet ein Loop eine einfache Reihenfolge von "Verhalten - Click - Futter - Verhalten". Die Regel ist, erst wenn der Loop "rein" ist, also komplett störungsfrei verläuft (zb nicht unterbrochen von unerwünschtem Verhalten wie Betteln etc) geht man "weiter" zum nächsten Verhalten.  Die zweite Regel ist, wenn ein Loop rein ist, dann soll man auch weitergehen und nicht im Loop steckenbleiben.

 
 3 – Matte: „Stand on your mat“ Ist eins der 6 Grundverhalten von Alexandra. Ein stationäres Target für die Vorderhufe. Die Matte wird sowohl für das Fixieren des Pferdes als auch für Balanceübungen benutzt.
Die Matte wird als hochbestärkter Ort zu einem Vorverstärker für Verhalten oder auch zu einem Ortsgebundenen Jackpot.
 
 4 – Kopfsenken: „Head lowering“ Kopfsenken ist ein weiteres der 6 Grundverhalten. Das Kopfsenken wird sowohl geshapt als auch über leichten Druck auf Genick oder Zug am Seil und über das Rückwärts trainiert.
 
 5 – WWYLM: Why-would-you-leave-me ist eine Übung am Boden, am Zirkel, der mit 8 Hütchen markiert wird. Anfangs wird beim Erreichen jedes Hütchens geclickt, dann begonnen auf die Position des Pferdes zu achten. In der Endposition läuft das Pferd gebogen (ähnlich dem Schulterherein) vor einem her. Vorübung dazu ist das Pre-WWYLM, bei dem der Mensch als Target fürs Pferd etabliert wird, damit es frei neben dem Menschen hergehen kann, ohne dass man es am Strick "halten" muss.
 
 6 – Riding on a triangle oder single-rein-riding – Alexandra bevorzugt für die Ausbildung das Reiten am hingegebenen Zügel – die Schnalle liegt auf dem Widerrist auf. Nur, wenn der Reiter eine Kurve oder sonst etwas haben will, wird der Zügel mit der äußeren Hand an der Schnalle aufgenommen, die innere Hand gleitet am Zügel in Richtung Maul und fixiert sich am Sattel, wenn der Zügel ansteht, der „point of contact“ erreicht ist. Dann wird auf die Reaktion des Pferdes gewartet. Wenn die jeweils gewünschte Reaktion vom Pferd kommt: nachgeben, untertreten, Wendung, wird der Zügel sofort auf den Hals zurück gelegt und womöglich in einer Wendung mehrere Male wieder aufgenommen. Besonders gute Anstrengungen werden geclickt und belohnt.
 
 7 – HSS – Hip-shoulder-shoulder, eine Übung, die am Boden und im Sattel ausgeführt werden kann. Anfangs wird das Pferd um eine Pylone in einer 180° Vorhandwendung geführt (hip) dann an der inneren Schulter zwei Schritte zurück gerichtet (shoulder), geclickt, beim Füttern wechselt der Trainer die Seite, dann richtet er die neue innere Schulter zwei Schritte zurück (shoulder). Aus dem zweiten Rückwärtsrichten wird später unterm Sattel gleich wieder angeritten.
 
 8 – One-rein-stop: Der innere Zügel wird wie beim single-rein-riding beschrieben verkürzt, diesmal kann man notfalls mit der inneren Hand bis fast an das Gebiss gehen (siehe auch Point of Contact), dann wird der Ellenbogen eingefaltet, dem Pferd der Kopf herumgezogen und die Hinterbeine weichen aus. Das ist eine Notfallübung, mit der man das Pferd herumwirbelt (hip-flip), anhält, die man aber auch so verfeinern kann, dass man eine kleine Vorhandwendung auf der Stelle reitet, bis das Pferd von selbst anhält (die Übung ist allgemeines Westernreitergut).
Die vorliegende Beschreibung "herumziehen" bezieht sich auf die Grundübung aus dem Westernreiten. In ihrer ursprünglichen Form ist das genauso grob wie es sich anhört. Das ist hier aber nicht so gemeint.
In Mikrokleine Teilschritte zerlegt wird es zu einer Übung, die am durchhängenden Zügel mit sehr wenig Kontakt funktioniert und dann genauso im Notfall verwendet werden kann, weil das Pferd die hierfür nötigen Reaktionen sehr kleinschrittig gelernt hat.


Bei weiterer Verfeinerung reicht es den Zügel einseitig zu verkürzen und die Hand an die Schulter zu legen, dann hält das Pferd an ohne eine Wendung zu machen.

 
 9 – Grown ups are talking – don't interupt: Eine der Grundlagenübungen von Alexandra. Der Mensch steht mit vorm Bauch gefalteten Händen in gleicher Richtung wie das Pferd neben dem Pferd und clickt dafür, dass das Pferd geradeaus schaut und nicht bettelt oder stört. Dann wird die Dauer verlängert.
 
 10 – T'ai Chi Wall: Eine Bodenarbeitsfigur für den Trainer: Der Trainer steht seitlich vor dem Pferd, streicht mit der inneren Hand bis zum Haken (oder Gebiss) vor, während die andere Hand am Seil in Richtung Widerist geht, das Seil (der Zügel) wird zwischen beiden Händen gespannt und bildet die „Wall“. Die äußere Hand mit dem anderen Ende liegt in Nähe des Widerrists.  Mit der Hand am Pferdekopf wird das Pferd dazu aufgefordert, den Kopf nach außen zu schwingen und gleichzeitig zurückzutreten. Dadurch entsteht „backing in a square“, man kann das Pferd auf kleinem Raum rückwärtsrichten. Ein entscheidender Punkt ist die Tendenz, des Pferdes, den Kopf zu senken, wenn es die Hüfte nach innen schwenkt. Dieses Kopfsenken kann man ausbauen, bis das Pferd den Kopf auf den Boden senkt.
Die TaiChiWall ist auch die Grundübung für alle Seiltechniken, die zum Reiten führen.
 
 11 – Pose: Die Pose ist daraus entstanden, dass Alexandra mit ihrem Pferd Robin „eine vorgehaltene Möhre nicht annehmen“ trainiert hat. Robin hat sich mehr und mehr stolz nach oben abgewendet und Alexandra hat begonnen eine dressurmäßige Kopfhaltung zu clicken. Später hat sie die Kopfhaltung (nachgeben im Genick) mit rückwärts verknüpft, bzw. alternativ trainiert, bis die „Pose“ den ganzen Körper betrifft und das Pferd frei in eine versammelte Haltung shapt.
 
 12 – Capture the saddle: Capture the saddle entwickelt sich in der Form aus HSS, der Reiter geht mit dem frei folgenden Pferd auf den Aufsteigebock zu und erklettert ihn. (Das Pferd soll neben dem Aufsteigblock stehenbleiben.) Er versucht, den Sattel mit den Händen zu erreichen, dafür gibt es C&B. Meist ist der Sattel anfangs zu weit entfernt, um aufsteigen zu können und so repositioniert der Reiter das Pferd neu: Erst eine viertel Drehung links um sich herum, dann rückwärts, dann in der Gegenrichtung am Reiter vorbei (hier kein „capture the saddle“), dann eine viertel Drehung rechts um den Reiter, rückwärts und das Pferd steht prinzipiell in der Position, wieder gerade am Reiter vorbeigeführt zu werden. Wenn der Reiter den Sattel berühren kann: C&B. Es können auch Clicks für die einzelnen anderen Elemente verteilt werden. Nach einer Weile verschärft man die Kriterien und berührt den Sattel nur noch dann, wenn er näher und näher an dem Reiter dran ist. Die Übung endet damit, dass das Pferd den Sattel zum Reiterbein/Aufsteigebock bringt :-)
Das Anfassen des Sattels wird für das Pferd zum Vorsignal für den Click und bestärkt sein Bemühen, den Sattel richtig zu positionieren.

Danke Ruth!!

« Letzte Änderung: 07. August 2017, 10:27:54 von Muriel »
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