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Das junge Pferd

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #30 am: 04. April 2022, 20:31:53 »
Ein wichtiger Schritt in Maymuns Entwicklung vom Jungpferd zum großen Pferd - im Sinne von mehr Selbständigkeit - kam durch die Spaziergänge mit Summy zustande.

Als Maymun hier ankam war er eher ängstlich, sehr unselbständig und hat sich am liebsten von mir führen lassen. Ich gebe den Pferden gern so viel Führung wie sie für nötig halten und lasse sie so frei wie möglich. Wenn das Pferd eine eigene Idee hat oder sich eine Richtung aussucht, gehe ich mit dieser Idee mit wann immer es geht. Auf diese Weise wurde Maymun in seinem ersten Jahr hier schon von ganz allein viel selbständiger und entscheidungsfreudiger. Ein großer Sprung kam aber diesen Winter als wir anfingen, zusammen mit meinem alten und manchmal ziemlich garstigen Summy rauszugehen. Die Situation mit Summy ist, dass er manchmal wie aus dem Nichts heraus unheimlich aggressiv zum anderen Pferd wird. Nicht zu den Ponys, aber die Araber machen ihn manchmal echt sauer - sogar Titum mit dem er 18,5 Jahre zusammengelebt hat (bevor ich Titum diesen Januar einschläfern lassen habe). In diesen Situationen ist es als ob eine Sicherung durchbrennt und dann darf das andere Pferd nicht auf drei Meter an Summy ran.

Für Maymun hieß das, dass wir lernen mussten, dass Maymun in mehreren Metern Abstand vor uns läuft, in dieser Position in allen Lebenslagen selbständig agieren kann und gleichzeitig immer ansprechbar bleibt. Zur Ansprechbarkeit und Kommunikation auf Distanz kann ich gern später mal was schreiben falls es von Interesse ist, hier in diesem Beitrag konzentriere ich mich auf die Selbständigkeit.

Spannend für mich war nämlich, dass das für Maymun gar nicht so schwierig schien wie ich es mir vorgestellt hatte. Normalerweise fragt er oft bei mir nach, möchte entweder irgendwas mit mir machen oder sich rückversichern, dass alles okay ist. Durch die Summy-Situation hingegen schien es für ihn ganz natürlich, dass er die Führung übernimmt und wir ihm folgen. Jetzt habe ich also ein Fohli (so heißt er immer noch obwohl er inzwischen schon fast drei ist) das komplette Spaziergänge alleine gestaltet, es sei denn ich lege ein Veto ein. Ansonsten sucht er uns den Weg durch den Wald und bringt uns nach 1-2 Stunden wieder nach Hause. Wenn der Weg durch einen umgestürzten Baum versperrt ist, biegt er selbständig in den Wald ab, sucht uns einen gangbaren Pfad aus und navigiert uns so durchs Gebüsch dass wir irgendwann wieder auf dem Weg rauskommen. Wenn er etwas gefährlich findet, hält er kurz inne, sieht es sich an und geht dann weiter. Nur wenn es wirklich zu gruselig ist dreht er um, steht dann frontal vor mir und scheint nach meiner Einschätzung zu fragen. Generell ist er aber gruseligen Dingen gegenüber viel aufgeschlossener als wenn er nicht unser Anführer ist.

Insgesamt haben mir die Erlebnisse auf diesen Spaziergängen folgendes gezeigt: Manchmal ist es von Vorteil, wenn die Situation es einfach notwendig macht, dass das Fohlen erwachsen wird. So schön es ist, meinen kleinen Spatz an die Hand zu nehmen und ihm vorsichtig und häppchenweise zu mehr Selbständigkeit zu verhelfen - der wirkliche Sprung kam in dem Moment in dem der Kontext es einfach ganz natürlich erforderte, anstatt dass es eine von mir herbeigeführte, künstliche Trainingssituation war. Solche kontextbezogenen Anforderungen (oder affordances) sind ein Thema, das mir im Umgang mit meinen Pferden über die Jahre schon immer mal untergekommen ist, aber dennoch begeistert es mich immer wieder welchen großen Einfluss das hat.

Hallo Romy, ich bin auch ein jahrelanger Spaziergänger mit Pferd. Anfangs (2003), als ich mir das reiten auf Cilla noch nicht so zutraute, immer wieder zwischendurch und jetzt wieder mehr, weil Cilla in diesem Jahr 22 wird. Ich habe regelmäßig "Versuche" angestellt, Cilla ganz vom Strick zu lassen und sie frei mitlaufen zu lassen. Ganz, ganz selten ist sie mal durch Insekten oder ähnliches in Stress geraten und bis nach Hause galoppiert. Sie sucht übrigens auch um umgestürzte Bäume herum einen Weg und findet ihn auch. Allerdings "verliere" ich sie zu 99%, wenn wir an grasigen Stellen vorbei kommen. Das heißt, ich muss sie dann wieder an den Strick nehmen. Wenn sie ein Ziel hat (eine Grasfläche in der Nähe kennt), bin ich auch nicht sicher, ob sie darauf achtet, dass ich mitkomme.
https://youtu.be/0JQ_f3E2CWw
Ist das bei Maymun anders?
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #31 am: 04. April 2022, 20:50:13 »
Allerdings "verliere" ich sie zu 99%, wenn wir an grasigen Stellen vorbei kommen. Das heißt, ich muss sie dann wieder an den Strick nehmen. Wenn sie ein Ziel hat (eine Grasfläche in der Nähe kennt), bin ich auch nicht sicher, ob sie darauf achtet, dass ich mitkomme.
https://youtu.be/0JQ_f3E2CWw
Ist das bei Maymun anders?

Gras auf Spaziergängen ist bei uns eine der beiden Situationen in denen die Regel gilt, dass das Pferd im Zweifelsfall auf mich hören MUSS und ich dazu auch negative Verstärkung verwende, wenn nötig. Das heißt wir haben den Umgang mit Gras nicht komplett positiv aufgebaut. Ich beschreibe es trotzdem mal.

Maymun darf auf Spaziergängen immer essen solange er weiter mitkommt (es sei denn ich erteile ein allgemeines Fohlen-Fressverbot, zum Beispiel wenn die Felder frisch gespritzt sind). Ich laufe also bis ans Ende des Stricks und wenn er nicht von selbst irgendwann aufhört zu fressen, rufe ich ihn. Wenn er sich nach 1-3x Rufen nicht bewegt, hebe ich einen Krümel Erde, einen Tannenzapfen oder ähnliches vom Boden auf. Wenn er sich immer noch nicht bewegt, deute ich an, das Ding zu werfen. Wenn er sich immer noch nicht bewegt, werfe ich. Meist treffe ich nicht, aber manchmal schon. Das heißt er weiß, dass es im Zweifelsfall unangenehm werden kann, wenn er mich wiederholt ignoriert.

Am Anfang hatte ich deswegen ein echt schlechtes Gewissen - armes Pferdekind! Nach kurzer Zeit wurde aber klar was für einen positiven Effekt das auf die Stimmung während unserer Spaziergänge hatte. Vorher hab ich Grasen verhindert, indem ich seine Aufmerksamkeit an mich gebunden habe und dafür belohnt habe, entweder mit Gras oder mit Leckerlis. Das hat funktioniert, aber oft war das Fohli genervt, weil er eben doch oft nicht fressen konnte wenn er es wollte. Seit wir die "friss immer, aber komm wenn ich rufe" Technik verwenden, frisst er ständig, trabt dann aber meist von selbst an, rennt bis zu mir oder an mir vorbei, frisst wieder... Spaziergänge sind plötzlich total locker-leicht, mit einem fröhlich interessierten Maymun, der von Grasstelle zu Grasstelle rennt, aber der gleichzeitig ganz easy und scheinbar gerne zu mir kommt und Graspausen macht, wenn ich ihn frage.

Wie in so vielen Situationen gilt: seit Gras nicht mehr knapp ist und er es immer haben kann, ist er kein Gras-Hai mehr, sondern kann locker und entspannt damit umgehen.

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #32 am: 05. April 2022, 15:19:04 »
Schöne Taktik - sowas funktioniert sicher am besten, wenn Gras für Pferde sonst keine Mangelware ist und zuhause genug zur Verfügung. Muss mal meine Werf-Künste austesten  ;)

Die Sache mit dem Mampfen unterwegs ist bei meinen Jungs unterschiedlich. Jetzt im Frühjahr wächst unterwegs natürlich schon deutlich mehr und leckeres am Wegesrand als auf der Koppel.
Meine Shettis laufen auch überwiegend frei.
Cello hole ich meist direkt von der Koppel zum Ausflug, insofern ist der Grünzeug-Janker nicht sooo ausgeprägt. Onki darf im Frühjahr höchstens ganz kurz Gras, ist aber zum Glück auch nicht so verfressen.
Da Nio vor unseren Runden immer Stunden auf Koppel war, hatte ich bisher damit auch noch keine Probleme.
Das kann im Frühjahr natürlich anders werden, da muss ich mich taktisch schon vorbereiten und lese also mit Interesse eure Ideen.

Das wird ja je nach Pferd wohl auf sehr unterschiedliche Weise funktionieren. Mein Ideal ist wie Romys: Pony nimmt immer mal was mit, wenn ihm danach ist, bleibt aber in Bewegung, also völlig unauffällig. Bei mir jedenfalls-  es sollen ja alle Spaß haben zusammen unterwegs.
Mein erstes Shetti hatte das perfektioniert. Als Handpferd lief er vor, rupfte beim zurückfallen lassen, holte wieder auf – ohne dass ich nennenswert was an der Longe gemerkt hätte. Problem ist ja eher nicht das Fressen an sich, sondern das anhalten, stehenbleiben  und aus-dem-Fluß-kommen.

Bei anderen Vertretern ist vielleicht die Chi-Horsing-Variante geeignet: an kritischen Stellen maximal präsent sein und sofort, wenn das Pferd auch nur Richtung Gras denkt, „Nein, jetzt bitte nicht“ zu antworten. Wenn Nase im Gras oder auch nur Zug auf Strick, hat man seine Chance erstmal versemmelt. Da ist das weitere Vorgehen dann: erst mal fressen lassen, bis Pferd vergessen hat, wie es dazu gekommen ist und dann geordneter und vorher durchdachter Abmarsch.
Aber auch immer mal erlaubte Graspausen an geeigneten einzubauen mit vereinbartem Signal, wann es weitergeht.

Brauchen aber sicher nicht alle Pferde. Meine Stute war auch nicht verfressen und wollte unterwegs sein, nicht mampfen.

Clicker-Varianten wären mir zu anstrengend. Wir wollen ja Strecke zurücklegen, also sag ich lieber mal „Nein“. Dafür haben sie ne Menge andere Freiheiten.

Mitnehmbares Futter, dass attraktiver als frisches Grünzeug ist, wüsste ich auch so nicht bzw. ist dann mit Sicherheit nichts, was man guten Futterverwertern oder Rehekandidaten in größeren Mengen spendieren sollte.
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #33 am: 05. April 2022, 15:20:34 »
"Zur Ansprechbarkeit und Kommunikation auf Distanz kann ich gern später mal was schreiben falls es von Interesse ist"

Dazu würde ich gerne mehr erfahren, ist ja auch unser Thema  :)
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #34 am: 10. April 2022, 21:05:56 »
Allerdings "verliere" ich sie zu 99%, wenn wir an grasigen Stellen vorbei kommen. Das heißt, ich muss sie dann wieder an den Strick nehmen. Wenn sie ein Ziel hat (eine Grasfläche in der Nähe kennt), bin ich auch nicht sicher, ob sie darauf achtet, dass ich mitkomme.
https://youtu.be/0JQ_f3E2CWw
Ist das bei Maymun anders?

Gras auf Spaziergängen ist bei uns eine der beiden Situationen in denen die Regel gilt, dass das Pferd im Zweifelsfall auf mich hören MUSS und ich dazu auch negative Verstärkung verwende, wenn nötig. Das heißt wir haben den Umgang mit Gras nicht komplett positiv aufgebaut. Ich beschreibe es trotzdem mal.

Maymun darf auf Spaziergängen immer essen solange er weiter mitkommt (es sei denn ich erteile ein allgemeines Fohlen-Fressverbot, zum Beispiel wenn die Felder frisch gespritzt sind). Ich laufe also bis ans Ende des Stricks und wenn er nicht von selbst irgendwann aufhört zu fressen, rufe ich ihn. Wenn er sich nach 1-3x Rufen nicht bewegt, hebe ich einen Krümel Erde, einen Tannenzapfen oder ähnliches vom Boden auf. Wenn er sich immer noch nicht bewegt, deute ich an, das Ding zu werfen. Wenn er sich immer noch nicht bewegt, werfe ich. Meist treffe ich nicht, aber manchmal schon. Das heißt er weiß, dass es im Zweifelsfall unangenehm werden kann, wenn er mich wiederholt ignoriert.

Am Anfang hatte ich deswegen ein echt schlechtes Gewissen - armes Pferdekind! Nach kurzer Zeit wurde aber klar was für einen positiven Effekt das auf die Stimmung während unserer Spaziergänge hatte. Vorher hab ich Grasen verhindert, indem ich seine Aufmerksamkeit an mich gebunden habe und dafür belohnt habe, entweder mit Gras oder mit Leckerlis. Das hat funktioniert, aber oft war das Fohli genervt, weil er eben doch oft nicht fressen konnte wenn er es wollte. Seit wir die "friss immer, aber komm wenn ich rufe" Technik verwenden, frisst er ständig, trabt dann aber meist von selbst an, rennt bis zu mir oder an mir vorbei, frisst wieder... Spaziergänge sind plötzlich total locker-leicht, mit einem fröhlich interessierten Maymun, der von Grasstelle zu Grasstelle rennt, aber der gleichzeitig ganz easy und scheinbar gerne zu mir kommt und Graspausen macht, wenn ich ihn frage.

Wie in so vielen Situationen gilt: seit Gras nicht mehr knapp ist und er es immer haben kann, ist er kein Gras-Hai mehr, sondern kann locker und entspannt damit umgehen.

Ah, interessante Methode! Blumen pflücken während der Fahrt erlaubt  :cheer: Ich hatte dich schon um den Wald ohne Gras beneidet (so klang es für mich erst). - Ja, das Aufmerksamkeit an sich binden, ist schnell anstrengend, wenn man länger unterwegs ist. Ich wäre gern mal auf euren Spaziergängen dabei. Um zwei Uhr nachts durch Dresden, oder wie war das? :abdues:
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #35 am: 10. April 2022, 22:18:56 »
Ah, interessante Methode! Blumen pflücken während der Fahrt erlaubt  :cheer: Ich hatte dich schon um den Wald ohne Gras beneidet (so klang es für mich erst).

Das ist bei uns ein Unterschied zwischen Sommer- und Winterkoppeln. Winter: Wald ohne Wiese, aber mit typischen Wald-Grasbüscheln und Lichtungen. Sommer: Wiese, Wiese, Wiese... und ab und zu ein bisschen Wald. Den Umgang mit Gras finde ich im Sommer aber deutlich leichter. Je mehr Gras verfügbar ist, desto weniger scheint es wert zu sein. Das aber wie gesagt erst seit Fressen generell erlaubt ist (solange das Pferd weiterläuft), vorher mit der Aufmerksamkeits-Methode war es umgekehrt und es war umso schwerer, je mehr Gras da war.

Ich wäre gern mal auf euren Spaziergängen dabei.

Sehr gern, wir freuen uns immer über Besuch. Generell überlege ich oft wie ich die Freude und Leichtigkeit die wir auf unseren Spaziergängen mit Pferden haben teilen kann. Ich lerne dabei so viel und hab oft das Gefühl, dass es nicht fair ist, das nur für mich und die paar Kinder zu behalten. :-)

« Letzte Änderung: 10. April 2022, 22:39:19 von Romy »
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #36 am: 19. April 2022, 21:09:17 »
Hallo Romy, wie schön, mal wieder ausführlicher was von dir zu lesen. Gerne mehr davon  :)

Mit Dásemd bin ja noch nicht weit gekommen. Meine Idee war eigentlich, die Strasse nach rechts Richtung Longierzirkel ins Dorf rein zu erobern (nicht so gut einsehbar wegen Kurven, aber mir ein paar Hofeinfahrten, um Verkehr auszuweichen), aber Dásemd will lieber nach links (gerade Strasse, man sieht nach einigen Häusern das freie Feld, Hofeinfahrten in grösseren Abständen), so dass ich sie wohl wählen lasse, angeregt von dem, was du geschrieben hast, so als letzter Anstupser in meinen Überlegungen. Gerade gehen wir nur höchstens bis zum Ende des Nachbargrundstücks und da ist sie dann schon etwas aufgeregter, also direkt wieder zurück, durchschnaufen und schauen, ob sie nochmal gehen mag.

Hi Katja, das Bild von Dásemd (und dir) an der Straße hat mich jetzt lange begleitet. (Mir fiel sogar Stella ein.) Zufällig habe ich gerade was über die Wahrnehmungstheorie von James Gibson gehört/gesehen. Er hat den Begriff "affordances" geschaffen, das sind Objekte, mit denen man bestimmte Aktionen durchführen kann. Öh, hört sich kompliziert an. Zum Beispiel nimmst du einen Stuhl wahr und weißt, dass du dich drauf setzen kannst. Oder ein Clickerpferd sieht eine Matte oder ein Podest und weiß, dass es sich mit den Vorderbeinen darauf stellen kann. Oder es sieht Gras und weiß, dass es das fressen kann.

Wenn Dásemd da an der Straße steht, sieht sie womöglich kein Objekt, mit dem sie interagieren könnte, einfach, weil ihr Aktionsradius noch so klein ist. Wie soll sie denn an diesen uninteressanten oder vielleicht sogar gefährlich anmutenden Dingen  aus eigenem Antrieb vorbei kommen? 

Es wäre einfacher, wenn sie schon geclickert würde und Sachen, wie Target, Gullideckel, Plane o.äh. positive Bedeutung für sie hätten. Oder wenn Hylling (von einer anderen Person geführt) die Führung übernimmt und Dásemd zeigt, dass es da draußen lohnende Dinge gibt.

Oder wie haben sich eure "outings" inzwischen entwickelt?
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #37 am: 19. April 2022, 21:10:40 »
Ich wäre gern mal auf euren Spaziergängen dabei.

Sehr gern, wir freuen uns immer über Besuch. Generell überlege ich oft wie ich die Freude und Leichtigkeit die wir auf unseren Spaziergängen mit Pferden haben teilen kann. Ich lerne dabei so viel und hab oft das Gefühl, dass es nicht fair ist, das nur für mich und die paar Kinder zu behalten. :-)
[/quote]

Herzlichen Dank für die Einladung! Ich behalte das im Hinterkopf!
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #38 am: 21. April 2022, 00:30:19 »
Hallo Ruth,
ich bin ganz zufrieden, wie sich unsere Spazieransätze entwickeln. Dásemd schlägt vor, in welche Richtung wir gehen - meistens nach links. Viel weiter als bisher sind wir noch nicht gekommen (haben aber auch nicht mehr so oft geübt), da ich immer den Rückzug einleite, wenn ich merke dass sie etwas aufgeregter wird. Dann gehen wir halt noch mal bis zur selben Stelle oder etwas weiter. In die andere Richtung frage meistens ich an, aber sie wäre auch schon weiter gegangen als ich gewollt habe. Es wäre kein Problem, weiter mit ihr zu gehen, aber dann wäre sie aufgeregter. Ich glaube, dass sich aktuell was in ihr tut, so dass wir möglicherweise demnächst größere Fortschritte machen.

Ich glaube nicht, dass ich zum Spazierengehen spezielle Targets brauche, da Dásemd neugierig genug ist, sich alles anschauen zu wollen und deswegen alles interessant genug ist, um weiter zu gehen. Und dann bin ja auch noch ich dabei mit den Leckerlis als großes bewegliches Target. Ich glaube nicht, dass es für die Spaziermotivation einen großen Unterschied macht, ob ich mit oder ohne Click positiv verstärke. Ich füttere für komische Sachen auf dem Boden (Markierungsstreifen, Gullideckel, Teerflecken…) angucken, irgendwas sonstiges (Mülleimer sind spannend!, parkendes Auto, parkenden Traktor, parkenden Anhänger, Holzhaufen…) angucken und untersuchen, mitkommen, brav neben mir stehen, oder einfach mal tief, um den Kopf etwas runter oder sie aus dem Starren rauszukommen, für jedes Fahrzeug, das vorbeifährt, wenn wir in der Hofeinfahrt stehen, und für alles andere, was mir sonst noch einfällt. Da gibt‘s schon eine Menge Zeug innerhalb von 20 m. Das erst fahrende Auto haben wir auch schon überstanden am Strassenrand ausserhalb der Hofeinfahrt - aber fahrende Fahrzeuge sind eigentlich alle langweilig.

Die Idee mit einem zweiten Pony als Begleitpferd hatte ich auch schon. Vielleicht organisiere ich mir mal jemand, der mit Hylling oder einem anderen Pony mitkommt. Wahrscheinlich würde Dásemd dann auch einfach mitkommen, aber ich will ja auch alleine mit ihr unterwegs sein. Dann kann ich mich besser auf sie konzentrieren. (Oder es ist eine Ausrede, weil ich mir einbilde, alles allein machen zu wollen. Sei es aus „Ichwillaber“ und/oder „Ich schaff das“ und/oder „Ich bin schon groß und will allein“ oder aber aus Bequemlichkeit, da ich dann aufnehmen angewiesen bin und nichts organisieren muss  :confused: ) Allein mit zwei Ponys wäre auch eine Option, aber da muss ich eben nach zweien schauen. Diese Woche hatte ich die beiden auch zweimal zusammen zum Schüsselfutter fressen rausgeholt und noch ein bisschen Höflichkeit zusammen geübt. Hatte ich vorher im Paddock auch schon paar Mal gemacht, aber nicht gezielt, sondern nur, wenn es sich zufällig ergeben hat.

« Letzte Änderung: 21. April 2022, 00:32:31 von hyxc »
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #39 am: 22. April 2022, 22:10:36 »
Hallo Ruth,
ich bin ganz zufrieden, wie sich unsere Spazieransätze entwickeln.

Das freut mich! Mir war auch nicht klar, dass du doch recht viel fütterst. Ich kann mich noch nicht ganz daran gewöhnen, dass du, als beste Clickerfrau, die ich kenne, mit Dásemd gerade noch auf das Clickern verzichtest! :o Für mein nächstes Pferd habe ich mir vorgenommen, weniger zu belohnen, so wie ich es bei dir und Hylling gesehen habe  :muetze:

Das Spazierengehen ist schon so eine Sache. Mir fiel gerade ein, dass ich es schon in den 80er Jahren mit meinem - mir mit einer Freundin gehörenden - ein paar Monate alten Vollblutfohlen versucht habe. Es blieb damals aber bei dem einen Versuch, weil Fohli, obwohl so klein wie ein Shetty, unglaubliche Kräfte entwickelt hat, um wieder nach Hause zu kommen. Damals hatte ich wohl einiges an Stimmungen noch nicht mitbekommen!

Jedenfalls interessant, deine neue Entwicklung mitzuerleben :oma:
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #40 am: 22. April 2022, 23:24:16 »
Ich clickere meine Jungen auch erst, wenn sie „psychisch“ bereit dafür sind.
Das war bisher meist erst nach ein paar Monaten der Fall. Bis dahin hab ich nur via Stimmlob und kraulen bestätigt. Futter wurde nicht verstanden und führte zu Stress.
Aktuell hab ich zwei 3jährige (Stute und Hengst) und eine 2jährige Stute in der „Beschäftigung“.
Den Hengst seit 2 Jahren, die Stuten seit Januar. Da ist noch nicht wirklich was mit clickern. Die Kleine hat eh nur Grütze im Kopf :lol:
Der Hengst ist vom Charakter her so ruhig und überlegt, der war recht schnell angeclickert und ist sehr höflich.
Das ältere Stütchen ist noch viel zu hektisch, da sie keinen positiven Menschenumgang mehr gewöhnt ist. Da führt Futter zu Hirn-Ausschalten. Wenn ich sie mit Futter belohne, dann mit einem Heunetz.
Aus der Hand füttern ist noch eine eigene Einheit jeweils, sie neigt zur distanzlosigkeit und hat wohl Katzen im Stammbaum (will auf den Arm - aber bitte nicht soo kraulen oO)


Was ich bei der Zweijährigen grad interessant finde - die kennt kein Handtarget. Aber beim spazieren ums Wohnhaus dockt sie von selbst immer an der Hand an, wenn sie Bestätigung braucht. Das macht ihr 3jähriger Cousin auch so. Der jüngere Cousin reagiert da eher wie die 3jährige Stute und beamt sich weg.
Ich mag meine Aufgabe grad sehr :D
Liebe Grüsse

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #41 am: 22. April 2022, 23:38:13 »
Mit Alkmene, die zu Beginn "nur" Stress mit dem Futter hatte, weil sie es wahlweise nicht wahrgenommen hat oder nicht kauen konnte, habe ich das Clickern und Futter aus der Hand grad auch eigentlich mehr oder weniger auf ein Minimum reduziert. Die Konzentrationsspanne ist so kurz, das ist echt erstaunlich. Ich nehme mir immer kurze Trainingseinheiten vor, aber eigentlich reicht ein wenig am Putzplatz rumstehen und geputzt werden grad vollkommen aus. Spannenderweise war sie direkt nach dem Umzug sehr selbstständig unterwegs, hängt aber aktuell stark an der Herde bzw. ist mit ihrem ganzen Fokus immer dabei, was der Rest gerade treibt. Das passt wiederum zum Prozess des Ankommens - und Ambitionen zur Weltherrschaft hat sie sowieso  :fff:

Als Frieda zur letzten Hufbearbeitung da war, haben wir tatsächlich mit Kratzen bestärkt, also, so lange ein Bein in der Luft war, habe ich mit vollem Körpereinsatz und Noppenstriegel gekratzt was meine Arme hergegeben haben :lol:

Ich freu mich grad eigentlich am meisten, sie in ihrem Herdenalltag und den ganzen vielen Quatschabenteuern zu beobachten. Müssen tut sie meiner Meinung nach in dem Alter überhaupt nix, da ist ein bisschen putzen lassen und dabei angebunden sein (kann sie), vom Tierarzt anfassen und impfen lassen (kann sie) und so gut es grad geht Hufe geben eigentlich alles was wichtig ist. Der Rest verwächst sich.

Da sie bei Stress sofort ziemlich aktiv nach vorne geht (da ist sie komplett anders als die Krümeline) muss ich da an vielen Stellen auch vom Setup umdenken und werde vermutlich jeglichen Stress "draußen" erstmal so gut es geht vermeiden, bis wir da auf dem Paddock einen etwas sinnvolleren Umsatz gefunden haben. Der größte Trigger für sie ist, wenn man sich irgendwie in Richtung ihres Kopfes bewegt, wenn sie eh schon angespannt ist. Also sowas wie "vor ihr vorbei gehen, um den Zaun einzuhängen" oder "einen Arm heben, weil sie zu nah kommt".

Von daher ist sowohl Clickern als auch Spazierengehen grad eher ganz weit unten auf der Prioritätenliste, das basteln wir immer mal an guten Tagen ein kleines bisschen ein.
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #42 am: 23. April 2022, 10:11:11 »
Ja, bei dem was die Zwerge zu tun haben, bin ich ganz bei dir Tine.
Leider kennen die Mädchen noch keine Hufbearbeitung (die 2jährige) und die grosse Schwester wurde dabei jeweils verprügelt, wenn sie sich wehrte… So übe ich mit beiden regelmässig.
Wenn ich Zeit hab, mal hier Hufe geben, mal da drauf klopfen. Bei der Grossen kam noch jegliche Berührung geniessen lernen hinter dem Kopfansatz dazu. Das war echt schwer…
Aber - gestern durfte ich ihren Schweif waschen :dops:
Der war vom letzten Stall völlig verkotet. Da hatten sie nur dreckige Matratzenstreu, bei Regen verteilte sich die Gülle auf dem gesamten Bereich. Entsprechend schwarz war ihr eigentlich heller Schweif :( Nun ist er immerhin hellgelb :D
Liebe Grüsse

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #43 am: 23. April 2022, 11:58:58 »
Als das Pferdekind vor drei Jahren zu uns kam war sie 2 Jahre alt. Wir haben von Beginn an mit Futter bestärkt. Allerdings haben wir lange Zeit nicht aus der Hand gefüttert, sondern das Futter in eine Schüssel geworfen, die bei ihr stand.  :fff: Auch später sind wir immer wieder dazu zurückgekehrt und verwenden es heute noch in manchen Situationen ganz selbstverständlich. (Zum Beispiel bei medical training, weil ich mich dann während sie aus der Schüssel frisst bereits wieder in Startposition begeben kann.)

Für uns hat es viel Stress reduziert, den Menschen vom Futter etwas zu entkoppeln.  :nick:
Liebe Grüße, Anna
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #44 am: 26. April 2022, 13:53:24 »
Ich bin aktuell auch dazu übergangen, zwar mit Futter zu verstärken, wenn nötig bzw. als Belohnung bei guten Aktionen, aber nicht im eigentlichen Sinne zu clickern.

Für ein  junges, "unversautes" Pferd scheint mir das auch viel weniger wichtig als bei denen, bei denen vieles schon gründlich an die Wand gefahren wurde und hauptsächlich "reparieren" statt Grundlagen gemeinsam erarbeiten angesagt ist.

Vieles wird mit Nio "einfach" auch was mit viel gemeinsamen Erobern, verbalem Lob  ... wir reden halt "irgendwie" miteinander und entwickeln uns zusammen weiter, grade weil wir uns auch aufregenden Situationen stellen und sie fast immer auch meistern. und falls nicht, Überdenken, woran es gehapert hat und neuer Anlauf..
Für uns ist es jedenfalls gut, erstmal festzustellen, was ohne Futter denn so alles geht (viel) und das dann für ganz konkretes Training zu nehmen, wenn es wirklich um bestimmte Ausführungen/ Verhalten geht, die wirklich sitzen sollen/ müssen.

Mein großes Ziel ist allerdings ja "sicheres Geländepferd" - wem das nicht so wichtig ist, der konzentriert sich vermutlich auf anderes.
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