Ich hab an den Fragen und Themen aus diesem Thread in den letzten Tagen auch ein wenig rumgehirnt und mag noch eine andere Perspektive mit einbringen.
Jeder der mich kennt weiß, dass ich Angst vor Hunden habe. Das liegt zu großen Teilen schlichtweg daran, dass ich Hunde nicht lesen kann und auch nicht instinktiv so reagiere, wie Hunde das vielleicht erwarten. Es ist schon öfter vorgekommen, dass ich ein Verhalten "kopiert" habe, weil es bei anderen Menschen zu klappen scheint. Also Blick abwenden zum Deeskalieren und so. Das funktioniert allerdings meistens nicht, weil ich zwar das Verhalten (körpersprachlich) zeige, aber nicht in den passenden Momenten, nicht auf die passenden Signale der Hunde und so weiter.
Ich hab mich natürlich auch schon mit Körpersprache von Hunden beschäftigt, auf einem Foto bekomme ich das vielleicht noch grad so hin, aber in live... keine Chance. Wenn ich jetzt eine Anleitung bekommen würde, wie ich mich verhalten kann, also meine eigene Körpersprache trainieren, dann würde das sicher beiden Seiten helfen. Zusätzlich wäre es von Vorteil, wenn ich noch viel mehr Zeit mit Hundekörpersprache verbringe und erstmal Lesen lerne, also was signalisiert dieser Hund vermutlich grad.
Was aber (befürchte ich) komplett in die Hose gehen würde - und ja auch schon gegangen ist - ist ein "mach das, damit der Hund das macht". Auf einem Seminar zum Thema Angstagression ist mir der Hund z.B. bellend fast ins Gesicht gesprungen, weil das, was ich von den Hundetrainerinnen neben mir kopiert habe, eben nur das war, was sie mir sagen konnten - nicht aber all die vielen weiteren Details, die sie aus der Gewohnheit raus automatisch machen.
Wenn ich jetzt den Bogen zum Pferdetraining schlage und den Seminaren, die ich so besucht habe in den letzten Jahren. Da ging es zu einem riesigen Teil der Zeit darum, den eigenen Körper zu schulen. Ob jetzt bei Tellington/Centered Riding, den Kurlandkursen, beim Longenkurs etc. Und selbst bei den "ach so technischen" Hühnermodulen war es ein riesiger Knackpunkt, den eigenen Körper wirklich im Griff zu haben. Denn auch der Beginn eines zuckenden Daumens, ein bestimmter Blick, leichte Balanceverschiebungen etc. konnten den ganzen Trainingserfolg zu Nichte machen oder das Huhn so bedrohen, dass es vom Tisch fliegt.
Dass also Körpersprache und das Wissen um den eigenen Körper bei der Arbeit mit positiver Verstärkung so allgemeingültig keine Rolle spielt, würde ich so nun nicht stehen lassen wollen. Aber vieles ist mit Sicherheit sehr unterbewusst, genauso wie bei den Hundeleuten. Da habe ich übrigens das Gefühl, dass dort die eigene Balance etc. noch viel weniger eine Rolle spielt.
Mit dem Möppi habe ich jetzt versucht, mit einem Pferd zu kommunizieren, dass keinerlei Clickerhistorie hat. Aber mit der Körpersprache, die über die letzten Jahre geschult wurde + dem Versuch das, was ich über Pferdetraining mit negativer Verstärkung weiß, zu "kopieren". Es eine mittelschwere Katastrophe zu nennen wäre milde formuliert. Jetzt nach einem guten Jahr funktioniert das langsam so halbwegs. Aber ich bin mir ganz sicher, dass wir uns jedes dieser "normalen" Signale hart erarbeitet haben.
Hat er jetzt normales Pferdeverhalten verlernt? Vermutlich nicht, denn in der Herde ist er super souverän ohne besonders laut oder ausfallend zu werden. Hat er gelernt, das Sprachenmischmasch von Menschen gekonnt zu ignorieren? Mit großer Wahrscheinlichkeit.
Wenn ich jetzt überlege, dass ich ein Buch hätte - und wie gesagt, dass ist jetzt wirklich ein riesengroßes WENN, denn ich kenne die Arbeit von Sharon Wilsie schlichtweg nicht, bis auf ein paar Minuten Videoausschnitte, die ich gesehen habe - dass mir eine Anleitung gibt, auf welchen Teil des Pferdes ich mich wie zu bewegen muss, damit das Pferd XY macht, wären wir damit auch nicht weiter gekommen. Und diese Art "allgemeine Anleitung" ist es, so wie ich das hier im Thread verstehe, die hinterfragt wird.
Im Umkehrschluss daraus zu folgern, dass jegliches "zwei Körper bewegen und beeinflussen sich gemeinsam, und dabei bewegt sich immer zeitgleich einer auf den anderen zu, während sich der andere fortbewegen muss" negative Verstärkung oder "Druck" (was ja doch oft als Synonym gebraucht wird, aber eigentlich nicht ist) jetzt gleich böse und verwerflich ist, das wäre dann in meinen Augen auch wieder eine sehr eingeschränkte Interpretation der Dinge.
Ich hoffe meine Gedanken sind jetzt nicht zu wirr.
Was mir manchmal auffällt, egal ob jetzt hier oder wo anders, ist der Versuch "die Clickerer, die V+ler" zu definieren und ihnen bestimmte Eigenschaften überzuhelfen. Ich nutze z.B. negative Verstärkung oder auch Strafe im Alltag, auf dem Paddock weiche ich Pferden mal aus oder scheuche sie auch auseinander (inkl. der Krümeline) und das sind sicher meistens Situationen, in denen wir uns alle unbewusst aneinander körpersprachlich orientieren.
Mit einem Rudel Hunde würde das nicht funktionieren, da stände ich vermutlich nach zwei Minuten zitternd rückwärts im Stromzaun
Und jetzt hirne ich daran herum, ob und wie mir in dem Fall ein solches Konzept wie das mit den "Buttons" für Hunde weiterhelfen könnte und muss (für mich) feststellen, dass es mich überfordern würde, weil ich keine Ahnung hätte was ich machen soll, wenn dann ein Hund nicht so reagiert wie erwartet