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Clickertraining im Alltag => Reiten => Thema gestartet von: Bettina am 03. März 2011, 11:14:02

Titel: Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Bettina am 03. März 2011, 11:14:02
Verschoben aus dem Branderup-Thread:

Ich hab gestern in einem anderen Forum eine Diskussion zum äußeren Zügel verfolgt, konkret mit Bezug auf Branderup.
Und zwar ging es um eine Schülerin einer Wappenträgerin, wobei letztere gesagt hat, der äußere Zügel sei jetzt erstmal zu vernachlässigen. Das Pferd wurde also mit dem inneren Zügel gestellt, der äußere hing durch.
Dann kam der große Aufschrei, was es für Nonsens ist, den äußeren Zügel wegzulassen usw.
Nun ist es aber so, dass meine RL das ebenfalls so macht mit mir (und ihren anderen Schülern). Sie sagt sinngemäß (ich hab nämlich letztes Mal gefragt), dass die Anlehnung am äußeren Zügel etwas ist, dass sich vom Pferd aus ergibt und nichts, was man als Reiter selbst herstellt. Sie sagt, dass ein guter Reiter letztlich am äußeren Zügel dann spüren kann, wenn ihm gleich das Hinterbein flöten geht und dann entsprechend einwirken kann (was wiederum eigentlich aber nicht mit dem Zügel geschieht). Der innere Zügel zieht aber nie nach hinten, sondern weist lediglich seitwärts. Ein mit der Schulter ausbrechen korrigiert sie durch Zügel am Hals anlegen (also eben z.B. außen). Ziel ist letztendlich die Biegung (und somit die Stellung) über den Sitz zu erreiten. Meine RL ist ebenfalls Branderup-Schülerin (aber ohne "akademischen" Rang).

Jedenfalls fand ich ihre Ausführungen schlüssig und wie der äußere Zügel Stellung und Biegung herstellen soll, hab ich ehrlich gesagt eh noch nie verstanden. :tuete:

Würde mich freuen, hierzu eure Meinungen zu lesen. Vielleicht erleuchtet es mich ja.  :rotw:
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Phanja am 03. März 2011, 11:32:20
Ich finde, du hast das doch schon ganz logisch beschrieben!
Letztlich kommt noch dazu, dass "später" der äußere Zügel der ist, der führt. Ich kann das Pferd aber nur mit dem äußeren Zügel führen, wenn ich es vom inneren Zügel gelöst habe, das Pferd sich an den äußeren Zügel hindehnt und ich Stellung/Biegung über den Sitz abrufen kann. Deshalb macht es häufig keinen Sinn, gleich am Anfang mit dem äußeren Zügel aktiv etwas tun zu wollen.
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: penelope am 03. März 2011, 11:59:34
wie der äußere Zügel Stellung und Biegung herstellen soll, hab ich ehrlich gesagt eh noch nie verstanden. :tuete:


Der äußere Zügel soll weder Biegung noch Stellung herstellen.  ;)
Eine Stellung gibt der innere Zügel, Biegung der Sitz (also jetzt beim "Normalo-Reiten")

Mit meiner alten Stute reite ich auch so (nach flotten 12 Jahren Üben  :confused:), bei meinem Jungpferd brauch ich noch nicht viel mit Anlehnung an den äußeren Zügel versuchen. Da reite ich auch Wendungen mit einer nach innen weisenden Hand und pass nur auf, dass der äußere nicht schlackerd. Aber da ist auch noch nicht viel an Stellung oder Biegung zu denken, da freu ich mich, wenn ich in die richtige Richtung komm und lass das Pferd sich erst mal weitestgehend selbst ausbalancieren.
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Bettina am 03. März 2011, 12:09:35
Danke, Phanja! Dann lag ich da ja schon mal nicht so falsch! (Ein Statement von dir hatte ich da übrigens auch schon erspäht. :cheese: :thup:)

Penelope, aber inwiefern ist es denn "tragisch", wenn der äußere Zügel dabei schlackert?
Ich muss dazu sagen, dass ich nie den allerbesten FN-Unterricht hatte... ich sollte immer außen "dran sein" (was letztendlich in ein permanentes Ziehen ausartete und nicht beim bloßen "Kontakt zum Maul herstellen" blieb  :-X) und gleichzeitig innen so viel mehr treiben, dass sie sich trotzdem nicht nach außen stellte, der innere Zügel sollte leicht durchhängen können. So hab ich das natürlich nie hinbekommen und es leuchtete mir auch hinten und vorne nicht ein.
Was du beschreibst klingt weitaus schlüssiger.  :nick: Trotzdem: Warum brauche ich dabei den äußeren Zügel? Also, klar, springen soll er nicht, weil springender Zügel immer doof ist... aber er kann auch einfach weiter durchhängen? :juck:

Hach, mei.... wenn ich halt einfach reiten könnt...  :confused:
Phanja, ich brauch doch so an Mantel. ;) :lol:
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: cännsi am 03. März 2011, 12:15:02
Ich muss dazu sagen, dass ich nie den allerbesten FN-Unterricht hatte... ich sollte immer außen "dran sein" (was letztendlich in ein permanentes Ziehen ausartete und nicht beim bloßen "Kontakt zum Maul herstellen" blieb  :-X) und gleichzeitig innen so viel mehr treiben, dass sie sich trotzdem nicht nach außen stellte, der innere Zügel sollte leicht durchhängen können. So hab ich das natürlich nie hinbekommen und es leuchtete mir auch hinten und vorne nicht ein.

 8) dito
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Bettina am 03. März 2011, 12:20:02
Hehe... :five: Super, oder?  :confused:
Das Tolle: Einmal in der Woche wird Berta ja immer noch so geritten....  :waah2:
Aber ich mag net schlechten FN-Unterricht mit gutem anderen Unterricht vergleichen. :neinnein: Mir gings/gehts nur darum, das zu verstehen.
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: cännsi am 03. März 2011, 12:25:49
Aber ich mag net schlechten FN-Unterricht mit gutem anderen Unterricht vergleichen. :neinnein: Mir gings/gehts nur darum, das zu verstehen.

ne. das problem dabei seh ich immer wieder, dass viele pferde quasi wie einen schraubstock eingespannt werden müssen, nur damit sie nicht über die schulter weglatschen, weil sie es anscheinend nie so erklärt bekommen haben, wie penelope es beschreibt --> so ist der weg ja nachvollziehbar, nur frag ich mich, wieso ich das nie so gelernt hab (und das obwohl ich gar nicht sooo schlechten unterricht hatte...) und deshalb wars für mich auch nie logisch - von der kraftreiterei mal ganz abgesehen. aber das gehört wohl nicht hierher zu bb :rotw:
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: penelope am 03. März 2011, 12:36:33
Tragisch am schlackernden Zügel ist, dass das Unruhe ins Maul bringt und daher unangenehm für's Pferd ist. Einfach durchhängen lässt man den nicht, weil dass das Gebiss durchs Maul ziehen lässt, was auch nicht angenehm ist, auch bei wenig "Zug", und entsprechend fast alle Pferde mit verwerfen regairen.

Übersetzt man "dran sein" mit "Rahmen geben mit äußerem Zügel und Schenkel" und ersetzt man "viel treiben" durch "korrekt treiben", ist die Anweisung auch genau so richtig. Drüber hinaus ist das Übung und "Popmeter", dass sich das Pferd dann wirklich an den äußeren Zügel denhnt, in sich gerade und innen leicht wird.

Aber das Problem mit dem schlechten FN Unterricht kenn ich leider auch zu genüge, nur hatte ich auch schon schlechten Barock-Unterricht, von daher mag's ich nich an der Mitgleidschaft in irgendwelchen Vereinen festmachen  ;)
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: cännsi am 03. März 2011, 12:39:01
Aber das Problem mit dem schlechten FN Unterricht kenn ich leider auch zu genüge, nur hatte ich auch schon schlechten Barock-Unterricht, von daher mag's ich nich an der Mitgleidschaft in irgendwelchen Vereinen festmachen  ;)

 :nick: :cheese:
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Bettina am 03. März 2011, 12:46:01
Aber - jetzt von meinem Fall gesprochen - ich habe ja auch den inneren Zügel nur bedingt angenommen. Ich gebe einen seitwärtsweisenden Zügelimpuls und Berta stellt sich... und dann ist der innere Zügel auch wieder "weg". Je mehr ich den inneren annehme, desto mehr nehm ich auch den äußeren "in die Hand", klar, das Gebiss will ich ihr nicht durchs Maul ziehen.

Und Rahmengebung... dafür sollte sich Berta ans Gebiss herandehnen (können). Oder?

Soll ich das eigentlich evtl abtrennen? Thema "äußerer Zügel"? Wär vielleicht gscheider.
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: verena am 03. März 2011, 13:18:16
Ich habs früher auch so gelernt: äußerer Zügel dran, mit dem inneren immer wieder stellen, innen treiben. Hab aber auch nie verstanden, wie ein Pferd sich biegen kann, wenn ich doch außen festhalte . Eine andere Erklärung,  das Pferd mit dem Sitz biegen und den äußeren Zügel locker lassen, damit es sich eben biegen kann , ist mir logischer vorgekommen. Ich bin leider eine nur durchschnittliche Freizeitreiterin und hab beides (je nachdem welchen Unterricht ich halt hatte) ausprobiert. Seit ich außen loslasse, mit dem inneren Zügel stelle, mit dem Sitz biege und durchs Anlegen des inneren Zügels die Schulter verschiebe und ein Ausweichen über die äußere Schulter durchs Anlegen des äußeren Zügels verhindere, der aber dann wieder locker wird, geht Gloa viel besser, sie dehnt sich und wir erreichen viel besser ein Untertreten des inneren Hinterbeins zum Schwerpunkt. Aber irgendwie biomechanisch kann ich das auch nicht erklären :confused:
Titel: Der sagenumwpbene äußere Zügel ;)
Beitrag von: penelope am 03. März 2011, 14:02:20
Abtrennen wäre glaub ich wirklich gut - mit Branderup hat das ja nicht mehr so viel zu tun hier.  :nick:

Hab aber auch nie verstanden, wie ein Pferd sich biegen kann, wenn ich doch außen festhalte

Biegen meint ja genau NICHT, dass das Pferd den Hals weit nach innen nimmt. Folglich braucht man auch nicht außen ewig viel Zügel hingeben. Biegen passiert ja im ganzen Pferd, bzw hauptsächlich dadurch, dass die innere Hüfte vor und die innere Schulter hoch soll.

Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Muriel am 03. März 2011, 15:15:13
Hachja, ein Thema mit dem ich auch noch lange nicht "durch" bin.

PK ist sich ganz einig mit den Klassikern: der innere Zügel zum Stellen und Biegen, der äußere begrenzt und führt die Schulter. Diese Aufgabe bekommt er aber erst im Laufe der Zeit, wenn das Pferd beginnt, sich zb im Schulterherein an den äußeren Zügel zu dehnen. Erst wenn das mal passiert ist, und der äußere Zügel dadurch Bedeutung fürs Pferd bekommen hat, kann er führend tätig werden.

Meine RL hat das mit Mirko erarbeitet (vor Reit-Clicker-Zeiten) und das war ein tolles Gefühl -auf einmal hatte ich das ganze Pferd in der äußeren Hand, und habe verstanden, wie man damit auch führen kann. Die Hand ist dann Vermittler zwischen Maul und Hinterbein, und die Parade geht direkt aufs Hinterbein.

In der Kurlandzeit (die letzten drei Jahre) habe ich nun wieder mit dem inneren Zügel gearbeitet (vorwiegend) und die Balance hat sich stetig verbessert, weil der äußere Zügel (auch für den Menschen) zum Unterstützen einfach nicht so da ist.
Als ich nun den Trab hinzugenommen habe, brauchte Mirko den äußeren Zügel wieder, um die Schulter im Griff zu behalten. Und nun, wo ich auch im Trab mit Single-Rein-Riding arbeite, tritt er wieder in den Hintergrund, um nu da zu sein wenn ich ihn brauche - um ihn aber damit wieder erneut zu erarbeiten, diesmal eben über CT.

Für ein nicht ausgebildetes Pferd ist der äußere Zügel jedenfalls genauso ein Buch mit sieben Siegeln wie für den Reiter.  :lol:
Da aber in den meisten klassischen Reitweisen als Ziel das einhändige Reiten auf Kandare steht, hat der äußere Zügel hier seinen Sinn. Das Pferd hat bis dahin gelernt, sich zu tragen, sich zu stellen und sich an den äußeren Zügel zu dehnen. Dann kann es einhändig auf Stange geführt werden.

Das Westernreiten geht mit dem "Neck Reining" einen etwas anderen Weg, hier soll das Pferd vom Zügel weg weichen. Das Pferd wird in der Ausbildung zwischen beiden Zügeln gearbeitet und soll sich dazwischen mittig ausbalancieren. Also wieder eine etwas andere Herangehensweise.

Immer hat es aber mit der Schulterbalance zu tun, und da muss das Pferd eben lernen, die Schulter durch den Zügel bedienen zu können. Das ist auch das, was in der FN-Lehre mit "inneres Bein treibt an äußeren Zügel" gemeint ist - nichts weiter als die innere Schulter zu stabilisieren bzw aufzurichten, während der äußere Zügel das Ausfallen der Schulter kontrolliert.

Eigentlich schon alles das selbe.... :nick:
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: verena am 03. März 2011, 21:39:25
Wann kommt beim SRR der äußere Zügel begrenzend ins Spiel?
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Muriel am 03. März 2011, 21:48:20
Sehr spät, und nicht in begrenzender Form, sondern ergänzend. Wenn das . Pferd seine Balance gefunden hat, wird der ä.Z. hinzugefügt in dem Moment, wo geclickt würde.

Auf der HSS-DVD ist das zu sehen in dem Abschnitt mit dem schönen Spanier, als sie am SH arbeiten.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: verena am 03. März 2011, 21:52:38
Ach Heike, irgendwie ist mir das SRR noch ein Buch mit 7 Siegeln und es würde mich aber so sehr interessieren :( . So, das war jetzt doch ein wenig off-topic, hör schon auf!
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Muriel am 03. März 2011, 22:13:58
Ich meine ich hatte das Thema SSR und äußerer Zügel schonmal, aber ich finde das gerade nicht.  ??? :watch:

Edith meldet: Gefunden!!
http://www.clickerforum.info/index.php?topic=125.0
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Muriel am 03. März 2011, 22:27:02
habs jetzt noch gelesen und es ist natürlich nicht sonderlich aussagekräftig.
wenn du möchstest, verena, können wir dort gerne weiterschreiben in Punkto SRR.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: verena am 03. März 2011, 22:56:24
ja, gerne, dann schreib ich einfach dort weiter?
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Mannimen am 04. März 2011, 13:35:15
Hallo zusammen,

irgendwie ist es schon fatal, wie man sich den Kopf um solche Dinge zermartert. Und wenn man sich dann auch noch die unterschiedlichen Reitweisen ansieht, dann muss man ja verwirrt sein! Was soll denn erst einmal ein Pferd von alle dem halten, wenn wir es noch nicht mal verstehen?  :confused:

Wäre es körperlich nicht in Balance, würde es schon als Fohlen umfallen. Und sind die Reiter nicht in Balance muss es dies irgendwie ausgleichen, damit beide nicht aus dem Lot kommen. Die größte Abweichung an dieser Stelle besteht doch eher in der seelischen Balance, weil der eine nicht weiß, was der andere von ihm will. Und dabei können Zügel auch nicht wirklich helfen, denn die Zügelführung ist in den jeweiligen Reitweisen so unterschiedlich wie kaum etwas anderes. Die Westernreiter reiten eher am durchhängenden Zügeln, während die FN dort zweihändig in Anlehnung geht und die Klassiker wieder einhändig führend und rahmengebend. Damit dürfte die Verwirrung ja schon komplett sein und Balance nie gefunden werden. :roll:

Also muss man sich erst einmal überlegen, welche Sprache man seinem Pferd gerne beibringen möchte und wozu. Bei der Gebrauchsreiterei haben die Reiter immer einen Hand frei gebraucht, um damit zu kämpfen zu jagen oder Rinder einzufangen etc. Die Pferde mussten bei der Jagd schnell und möglichst ruhig im Rücken sein, also gestreckt vorwärts gehen. Im Kampf mussten sie jedoch sehr wendig und beweglich sein mit kurzen Schritten usw. All dies sollte man vorher bedenken, bevor man daran geht, dem Pferd etwas über Zügelführung zu erklären. :nick:

Es macht ja auch einen Unterschied ob das Pferd auf Impulse, denen es auszuweichen hat (Impulsreitere) konditioniert werden soll oder auf Anlehnung, wo es eben nicht mehr ausweichen sondern sich anlehnen soll etc. Dann fange ich an dem Pferd diese oder jenes an zu erklären. Meist erst einmal über den inneren Zügel, weil das einfacher zu verstehen ist und später dann über den äußeren, wobei hier natürlich auch unterschiedliche Aufgaben gestellt werden, Schritt für Schritt. Wie hat BB so treffend gesagt? Wenn ein Kind lesen und schreiben in der Schule erlernt muss A auch immer A und kann niemals B sein! Sonst verwirre ich mein Pferd nur und bringe es schon aus seiner inneren Balance. ;)

Um Deine Frage Bettina nun richtig beantworten zu können, muss erst einmal geklärt werden, was Du für ein Ziel beim Reiten hast. Willst Du mit ständiger Anlehnung und beidhändig reiten oder einhändig mit wenigen Impulsen? Willst Du dein Pferd gestreckt oder versammelt reiten? Oder möchtest Du gerne das kopieren und präsentieren, was Preisrichter gerne sehen wollen? Auch dazu hat BB etwas gesagt und vertritt die Auffassung, dass das barocke Reiten nur der Präsentation von dem ist was zwei Seelen wollen und zwei Körper leisten können, also einem Paartanz gleicht. Insofern ist es bei jedem Paar auch immer individuell und niemals gleich zu betrachten. 8)

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: cinnamon am 04. März 2011, 13:39:10
Willst Du mit ständiger Anlehnung und beidhändig reiten oder einhändig mit wenigen Impulsen? Willst Du dein Pferd gestreckt oder versammelt reiten?

ich denke, gute reiterei zeichnet sich durch alle diese punkte aus. egal ob dabei der wettbewerbsgedanke eine rolle spielt oder man das daheim auf der wiese (und von mir aus im kostüm  ;)) reitet.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Mannimen am 04. März 2011, 13:52:05
Sicher kann ein Pferd auch beides erlernen und auf der Vorhand oder auf der Hinterhand gehen. Doch wenn es dies lernen soll, muss ich da einfach mal zunächst deutlich unterscheiden! Wie soll es denn den Unterschied erkennen, ob es nun ausweichen oder sich anlehnen soll? Auf der Vorhand zu gehen und dem Druck auszuweichen wäre für das Tier einfacher zu verstehen, weil es das von Natur aus schon kann und nur noch die Signale dafür zu erlernen braucht. Sein Gewicht jedoch auf die Hinterhand zu verlagern und sich aufzurichten, verlangt schon eine höhere Schule. Nicht ohne Grund wird dabei dann vom Gymnasium des Pferdes gesprochen. Sicher kann auch ein Galopper oder Traber umlernen. Es bedarf dazu nur einer entsprechenden Schulung. Aber ich muss mir dazu klar machen, welche Vokabeln mein Pferd bereits versteht und welche es neu lernen muss. Pferde, die nur ein Weichen gelernt haben, werden es schwer haben dies wieder abzustellen und mit der HH eben nicht mehr auszufallen sondern unter den Schwerpunkt zu treten und eben nicht mehr auf die Vorhand zu fallen und die Schulter anzuheben. Aber ein Hand- oder Ohrtarget z. B. sind geniale Hilfsmitte an dieser Stelle. :cheer:
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Muriel am 04. März 2011, 15:49:18
Wäre es körperlich nicht in Balance, würde es schon als Fohlen umfallen.
Das sehe ich anders. Ein Pferd kann wunderbar unausbalanciert durchs Leben gehen, genauso wie das sehr viel Menschen tun (du darfst von ihnen nur nicht verlangen, auf einem Bein zu stehen  ;) )
Mein Pony war nicht balanciert und ist dementsprechend auch seinem Gleichgewicht hinterhergefallen. Und das tun sehr viele Pferde.

 
Zitat
Und sind die Reiter nicht in Balance muss es dies irgendwie ausgleichen, damit beide nicht aus dem Lot kommen. Die größte Abweichung an dieser Stelle besteht doch eher in der seelischen Balance, weil der eine nicht weiß, was der andere von ihm will. Und dabei können Zügel auch nicht wirklich helfen, denn die Zügelführung ist in den jeweiligen Reitweisen so unterschiedlich wie kaum etwas anderes. Die Westernreiter reiten eher am durchhängenden Zügeln, während die FN dort zweihändig in Anlehnung geht und die Klassiker wieder einhändig führend und rahmengebend. Damit dürfte die Verwirrung ja schon komplett sein und Balance nie gefunden werden. :roll:
ich verstehe nicht was du hier sagen willst - es reitet doch keiner alle Reitweisen gleichzeitig  :confused: ???

Zitat
Also muss man sich erst einmal überlegen, welche Sprache man seinem Pferd gerne beibringen möchte und wozu. Bei der Gebrauchsreiterei haben die Reiter immer einen Hand frei gebraucht, um damit zu kämpfen zu jagen oder Rinder einzufangen etc. Die Pferde mussten bei der Jagd schnell und möglichst ruhig im Rücken sein, also gestreckt vorwärts gehen. Im Kampf mussten sie jedoch sehr wendig und beweglich sein mit kurzen Schritten usw. All dies sollte man vorher bedenken, bevor man daran geht, dem Pferd etwas über Zügelführung zu erklären. :nick:
Jo, damit wird die Sache einfach fürs Pferd, denn damit scheiden 80 % aller Reiter aus, jemals wieder in den Sattel zu kommen.

Zitat
Es macht ja auch einen Unterschied ob das Pferd auf Impulse, denen es auszuweichen hat (Impulsreitere) konditioniert werden soll oder auf Anlehnung, wo es eben nicht mehr ausweichen sondern sich anlehnen soll etc. Dann fange ich an dem Pferd diese oder jenes an zu erklären. Meist erst einmal über den inneren Zügel, weil das einfacher zu verstehen ist und später dann über den äußeren, wobei hier natürlich auch unterschiedliche Aufgaben gestellt werden, Schritt für Schritt. Wie hat BB so treffend gesagt? Wenn ein Kind lesen und schreiben in der Schule erlernt muss A auch immer A und kann niemals B sein! Sonst verwirre ich mein Pferd nur und bringe es schon aus seiner inneren Balance. ;)
Zum Glück gibt es nicht nur A oder B, sondern auch noch ganz viele andere Möglichkeiten.
Genauso beim Reiten - da muss ich mich nicht auf ausweichen oder anlehnen beschränken, sondern kann eine gemeinsame Balance finden.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Mannimen am 04. März 2011, 20:14:47
Wenn wir dann so harmonisch in Balance sind, könnten wir ja auch ganz ohne Zügel reiten. Da gibt es auch einige Paare, die dies erreicht haben. :nick:
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: verena am 04. März 2011, 21:54:12
Ist das nicht der Kernpunkt der Frage- ist es möglich, daß ein Pferd sich völlig ohne Zügel nur durch Gewichtshilfen ausbalanciert sich  tragen kann? Ich meine jetzt am Ende eines langen Ausbildungsweges. Sind die Zügelhilfen anfangs nur nötig, um dem Pferd zu zeigen wohin der Weg führt ??? Oder ist eine Anlehnung an den Zügel dafür immer notwendig und das freie 'sich-tragen' irgendwie Showeffekt, aber keine anatomisch wertvolle Anlehnung- hm wißt ihr was ich meine, kann dafür gerade nicht so ganz die richtigen Worte finden :rotw:
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: penelope am 05. März 2011, 11:13:50
Zu dem, das die Barock- und Westernreiter einhändig reiten und die "Normalos" das nicht können man das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=UbLXpW5-DG0
Ich glaub, Isabell Weth ist auch mal eine Grand Prix Kür komplett einhändig geritten. Das soll eben genau als Überprüfung bzw Demonstration dienen, dass das Pferd korrekt an den äußeren Zügel herantritt. Nur besteht im Alltag keine Notwendigkeit dafür, da man ja normalerweise (hoffentlich) die Kollegen in der Reithalle nicht mit einem Säbel bekämpft und Bauer Müllermeyer nebenan seine Kühe hoffentlich hinter einem E-Zaun hält.  ;) Üben musste ich einhändiges Reiten in der Reitschule früher allerdings auch noch öfters: beim Handpferdereiten, für Handzeichen während des Gruppenaussrittes und (ganz wichtig) um korrekt vom Pferd aus ein Schnapsglas anzunehen  :lol:

Den Unterschied bei den Reitweisen sehe ich hauptsächlich darin, ob ein Pferd an das Gebiss rantreten und zum Gewicht hintreten soll, oder ob's grundsätzlich Druck, sei es durchs Gebiss oder durchs Gewicht weichen soll.

@ Eni: klar kann ein Pferd sich irgendwann ohne Zügel tragen. Und auch nicht erst in den ganz hohen Weihen der Reitkunst. Jedes besser gerittene Distanzpferd läuft kilometerweit am durchhängenden Zügel, in jeder (besseren) Springausbildung geht's auch freihändig über Gymnastikreihen. Wenn das Pferd in der "normalen" Ausbildung gut gymnastiziert wurde in in Balance ist, fällt das nicht gleich alles um, wenn man mal die Zügel loslässt (wenn doch, ist man vorher mit Zügeln schon schlecht geritten).

Nur eben der Weg dorthin. Bis dato hab ich noch niemand überzeugendes gesehen, der komplett ohne irgend welche Zügel ausbildet, was ich gut fand.

Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Mannimen am 05. März 2011, 22:58:01
Ist das nicht der Kernpunkt der Frage- ist es möglich, daß ein Pferd sich völlig ohne Zügel nur durch Gewichtshilfen ausbalanciert sich tragen kann?
Das sollte zumindest das Ziel sein.

Zitat
Ich meine jetzt am Ende eines langen Ausbildungsweges. Sind die Zügelhilfen anfangs nur nötig, um dem Pferd zu zeigen wohin der Weg führt ???
Ja, solange sie auch wirklich nur als Hilfe (kurzfristige Einwirkung) benutzt werden.

Zitat
Oder ist eine Anlehnung an den Zügel dafür immer notwendig und das freie 'sich-tragen' irgendwie Showeffekt, aber keine anatomisch wertvolle Anlehnung
Nein, wenn diese Anlehnung immer bestünde, wären wir bei dem "fünften Stützbein", ohne das das Pferd seine Balance eben nicht mehr finden würde. Genau das gilt es zu verhindern, denn ich möchte als Reiter auch nicht ständig seinen Kopf festhalten müssen, das wird mir auf Dauer zu anstrengend (Kraftreiterei aus der Vergangenheit). Hier ist Leichtigkeit gefragt, bei der der Zügel immer leicht durchhängt (ca. 5 cm) und das Pferd sich eben nicht da drauf abstützt. Ich muss also ständig nachgeben und weniger annehmen. Insofern versuche ich nach vorne nur kurzfristig zu begrenzen aber nicht rückwärts einzuwirken.

B.B. hat gesagt, dass Ausbinder dies zwar auch tun aber eben nicht nachgeben können. Daher lehnt er sie ab und bietet stattdessen eine nachgiebige Hand als Begrenzung zur Rahmengebung an. 8)
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: maus am 10. März 2011, 13:42:21
@manni... was würdest du dann als anlehnung bezeichnen? bzw. wie schaut die verbindung zw. hand u. pferdemaul bei dir aus?
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: strizi am 10. März 2011, 13:51:15
versammeltes reiten ohne eine angenehme verbindung in meine hand ist FÜR MICH wie ein pferd, dass einen wagen ziehen soll, aber sich nicht ins geschirr legen darf (SEHR überspitzt formuliert)
ich weiß, dass bb das vollkommen anders sieht - ich mags dennoch lieber anders.

das anatomisch gesehn beides möglich ist, ist mir klar! habe mich aber für ersteres entschieden!
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Phanja am 10. März 2011, 14:02:20
@strizi
Ich denke, das kommt darauf an, wie man "Verbindung" definiert. Auch ein durchhängender Kandarenzügel ist eine Verbindung zum Pferdemaul. Ohne Verbindung könnte das Pferd z.B. nicht nach V/A folgen, wenn man mit der Hand nachgibt. Das ist aber ein Punkt, auf den BB unter anderem sehr viel Wert legt.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: penelope am 10. März 2011, 14:21:00
Und wie so oft ist es nicht so schwarz und weis, dass man sagen könnte, durchhängender Zügel gleich Leichtigkeit und anstehender Zügel, gleich Kraftreiterei und fünftes Stützbein.

Wenn ein Pferd sich angewöhnt, sich auf den Zügel zu stützen anstatt sich selbst zu tragen, liegt's daran, dass der Reiter seine Sache nicht gut macht. Genau wie der Geländereiter, dessen Pferd am durchhängenden Zügel mit dem Kopf in den Sternen dahin hirscht. Man kann auf soooo viele Arten gut oder schlecht reiten  ;)

Wenn dem so wäre, dass jedes Pferd, das mit ständiger Anlehnung ausgebildet wird, sich zwangsläufig auf den Zügel stützt, kein Gleichgewicht hat und sich nicht selbst trägt, dann wäre wohl jede Vielseitigkeitsprüfung spätestens am dritten Sprung vorbei   :-X
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: maus am 10. März 2011, 14:37:02
das kann man so auch wieder nicht sagen, sonst wär ich damals einige male auf der klappe gelandet!

ich habs erst im fernsehen beim springreiten beobachtet, die pferde (nicht alle aber schon viele) werden gerollt, ca. 3-4 galoppsprünge vorm sprung dürfens dann schauen, mutieren zum sterngucker, und nach dem sprung werdens wieder gerollt....

edit: wobei, wenn ichs mir nochmal so überleg, dass sind dann die pferde die sich ein- u. verrollen, also sich hinterm zügel verkriechen, so hat man dann ja auch nicht viel in der hand, und die hand ist also nicht das 5. Bein zur stütze...  ;)   oder??
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Mannimen am 10. März 2011, 15:08:36
Also stimmen wir darin über ein, dass ein Pferd, welches sich selbst tragen kann, auch nicht auf den Zügel legt sofern der Reiter sich auch in Balance befindet? Dann hat er auch nicht mehr viel in der Hand! ;)

Die Bilder dazu wären Kücken in der Faust oder 100g Druck, die schon der Zügel allein beim Durchhängen bringt. 8)

Wird es mehr, sind wir in Richtung Stütze, da Eingriff in die Balance des Pferdes. Wer auf dem Drahtseil balanciert braucht auch nur einen winzigen Impuls, um runter zu fallen. :nick:

Alles Gute
Manfred
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: strizi am 10. März 2011, 18:49:30
ich muss noch anfügen: das mit dem küken, das triffts - das ist mein ziel! ich mag, dass der zügel "gespannt" ist. pferd und ich halten gegenseitig diese "spannung" MEHR darfs nicht werden - auf keinen fall (also nicht, wenn man einen gewissen ausbildungsstand hat - am weg dorthin gibts natürlich beide extreme - zuviel zug, und schlabbernde zügel - leider)

hmmm - da mein ziel nicht die kandarenreiterei ist, da meine pferde beide zu wenig platz im maul haben um mit ner dressurkandarre zu reiten, kann ichs mir "leisten" sie so aus zu bilden. blanke kandare ist für mich keine option - wenn dann nur in verbindung mit nem kapp - für alles andere bin ich zu patschert!

sehr wohl ein ziel ist es, mit dem pferd auch alles lektionen z.b. nur auf halsring reiten zu können. und auch überprüfe ich immer wieder mal (hach - wie nennt bb da nochmal  :roll:), ob die anlehnung/selbsthaltung erhalten bleibt, wenn ich die zügel durchhängen lasse...............
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: Phanja am 10. März 2011, 19:22:50
@strizi
Für "übliche" Kandare + Unterlegtrense hat meiner auch zu wenig Platz. Deswegen reite ich Kappzaum + Kandare. Aber mein Ziel ist schon, irgendwann mal blank mit maximaler Leichtigkeit zu reiten. Es gibt auch schon Momente wo das geht, aber wir brauchen eben die meiste Zeit noch den Kappzaum als Unterstützung.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: strizi am 10. März 2011, 19:38:54
@phanja: was ich an dem ganze "leichtigkeits-wahn" nicht verstehe........... wenn das pferd korrekt über den sitz zu reiten ist, dann ist es vollkommen egal, WAS ich da vorn im maul (oder auch nicht) habe, denn dann brauch ichs ja eh nicht...............

bitte, das ist kein angriff auf die kandaren-reiter!!! ich kenn ja das gefühl, aber aus einem "früheren leben" und da war kein pferd in der hand so leicht und fein, wie jetzt die tinkerin (schon arg, eigentlich.........) und da war kandare-reiten immer ne gewisse erleichterung.

nur, wie gesagt, bei der tinkerin (die bin ich auch schon auf w-bit geritten, weil da eh nix anderes platz hat drin) ists vollkommen egal ob ich mit der merothischen ledertrense reite oder mit dem bit. das macht von der leichtigkeit her keinen unterschied.
Titel: Re:Der sagenumwobene äußere Zügel ;)
Beitrag von: penelope am 10. März 2011, 21:13:54
Ich bin bestimmt fünf oder sechs Jahre lang ausschließlich mit einer Portugisischen Kandare geritten. Mittlerweile bin ich davon komplett wieder weg, hab für jedes Pferd eine einfache Trense und feritg. Ich bin damit zufriedener, mich persönlich zwingt das, meinen inneren Schweinehund zu überwinden und viel "pingeliger" zu reiten als früher.

Als inneres Bild, bis wann eine Anlehung ok ist und wanns zuviel wird, finde ich die Vorstellung gut, in jeder Hand ein Glas Wasser zu haben. Dauerhaft mehr ist zuviel.