Es gibt meines Erachtens nicht "DAS" Halftertarget. Man kann sehr viele verschiedene Verhalten und Vorgehensweisen ausformen.
Mögliche Ziele:
• Medical Training: "Festgehalten werden" tatsächlich üben, aber so, dass sich das Pferd nicht festgehalten fühlt, sondern die Situation schon geübt hat und gewöhnt ist, dass
- der Mensch am Halfter hält
- der Kopf so lange stillgehalten wird
- mögliche Manipulationen stattfinden (das ist dann die nächste Übungsstufe)
- der Mensch das Verhalten beendet
(Tierärzte schätzen es durchaus, wenn ein Pferd bei der Behandlung ein Halfter trägt
deshalb ist das etwas, das man nicht ohne Halfter üben sollte. )
• Kopf stillhalten mit den selben Kriterien:
- kann man natürlich für sich selbst genauso üben
in der Regel würde man das aber eher mit einem Kooperationssignal üben, dh der große Unterschied ist, dass das Pferd quasi bestimmt, wie lange es stillhält, und man mittels C+B etc die
Dauer verlängert.
Im Unterschied zum Halftertarget für "Festhalten" ist beim ersten also "Hand am Halfter = Signal für die gewünschte Dauer des Verhaltens" und beim freien Stillhalten die steigende Dauer das erwünschte Kriterium.
"Fest"halten muss man immer in "" sehen.
• geführt werden am Halfter
Das ist etwas, was ich sehr wichtig finde. Bei aller Freiheit, die man sich evtl mit der positiven Verstärkung aufbauen kann, kann es immer zu Situationen kommen, wo ein Pferd von einer beliebigen Person am Kopf (Zaumzeug, Halfter, Kappzaum) geführt werden muss. Das möchte ich vorher geübt haben, so dass das Pferd freudig sagen kann: OH ja, das kenne ich, das kann ich.
Mein Connemara hat das zb gehasst, direkt am Halfter geführt zu werden. Mit Strick war das kein Problem, aber direkt am Kopf gehalten fand er ultraätzend (so was kann auch immer auf Genick-Muskelprobleme hindeuten).
Ich habe das deshalb so aufgebaut, wie man das in dem Video hier sehen kann
Halftertarget "ohne Anfassen" aufbauenAls erster Schritt geht nicht meine Hand zum Halfter, das Pferd soll es nicht erdulden/ertragen, sondern das Pferd bringen seinen Kopf zu meiner Hand. Und zufällig hat es ein Halfter auf. Vorher ist nötig, dass es Tagesarbeit mit dem Kopf (Nase an Hand zb ) kennt, nur stehe ich jetzt eben seitlich.
Im Video ist es relativ flott, aber da hatten wir schon ein paar Übungseinheiten damit verbracht.
Man sieht auch deutlich, wie er Vorbehalte hat, weil ich zuviel will und immer Richtung Kopf zucke
An der Hand angekommen, habe ich den Kontakt dann bestärkt. Dann habe ich meine Finger hinter das Halfter gelegt, wieder Kopf zur Hand, warten, C+B
Dann sehr minimalistisch an Vorwärts gedacht, und hier viel Geduld, sich erden und nicht ziehen wollen, und irgendwann gibts eine Vorwärtsbewegung.
Dann auch die Variante geübt, dass die Finger nicht hinter dem Halfter liegen sondern das Halfter seitlich zart umfassen. Kein Festhalten. Nimmt das Pferd den Kopf weg, jo, dann ist das so. Dann wollte man zuviel, zu schnell.
Und dann kann man es eben langsam aufbauen, bis das Pferd sich sicher ist, dass der Mensch eben nicht am Halfter zieht, und dann langsam gemeinsam gehen aufbauen mit der Hand am Halfter.
Und wenn das irgendwann sehr gut klappt, dann - ja, dann fange ich tatsächlich mit Druck/Zug an, aber erst, wenn das Pferd sich darin ganz sicher ist, dass ich ihm nichts Böses will. Weil, wie schon gesagt, es immer zu solchen Situationen kommen kann und man dann froh ist, wenn man es achtsam aufgebaut hat. Und dann ist Zug/Druck auch nicht schlimm, sondern genauso ein Trainingsaspekt wie alles andere auch.
Für mich ist CT eben nicht nur Freies Formen. Es ist wichtig, dass die Pferde in irgendeiner Form auch lernen, mit "Normalem Menschlichen Verhalten" klarzukommen. Aber ich kann das alles achtsam und langsam beibringen.
Wenn ich also grundlegend Halftertarget üben will, dann muss ich als erstes überlegen warum ich das eigentlich üben will und was mein Ziel oder meine Ziele sind.