Bist Du Dir sicher, dass sich das Verhalten durch die 200 mal Antippen verändert hat? Das kommt mir nämlich auch eher unwahrscheinlich vor. Wieso nach 200, nicht nach 150 oder nach 3 oder direkt nach dem ersten Mal? Was war am 200ten Antippen anders, als beim ersten? Ich würde eher annehmen, dass das Pferd das Verhalten aus irgendeinem Grund, der nichts mit dem Antippen zu tun hat, verändert hat. Insofern hättest Du wahrscheinlich auch einfach die Zeitspanne der 200 Antipper abwarten können, ohne irgendwas zu tun, und dann das frei angeboten veränderte Verhalten clicken können.
Klar, ist nur Spekulation. Aber so hohe "Signalzahlen" deuten auf Unbedeutsamkeit des Signals hin. Zumal das Pferd 199 mal ein anderes, unerwünschtes Verhalten auf den Reiz hin gezeigt hat, und nur einmal das erwünschte Verhalten.
(ich bin jetzt genau bei den Zahlen geblieben, mir ist natürlich klar, dass Du nicht exakt mitgezählt hast)
ok, konkrete Situation:
Jack hat zu Beginn sich am Anbinder immer umgedreht. Er konnte nicht stillstehen. Dazu hat er sich auch scheinbar absichtsvoll so gedreht, wenn ich zb neben ihm stand (beim Putzen kann das durchaus vorkommen
) dass er einen einfach gegen die Wand gequetscht hat. Druck von mir, im Versuch mich nicht einquetschen zu lassen, wurde mit "mehr Druck" von Jack beantwortet, er hat umso mehr dagegengedrückt.
In dieser Situation habe ich mit einer Kombination von Technik : Ellbogen stabil machen und dagegenhalten, während ich mich hinten gegen die Wand gestemmt habe
und Strafe gearbeitet (um überhaupt wahrgenommen zu werden: Schlag auf die Kruppe bzw gegen die Seite, sofern ich noch Zeit dazu hatte bevor ich eingeklemmt wurde. Manchmal konte ich ihn auch "einfach" wieder rüberschieben weil er letztes Jahr nicht sonderlich stabil auf seinen Hinterbeinen war. Sobald er mir wieder Luft gelassen hat, hab ich gelobt, und als ich dann begonnen hatte ihn zu clickern, habe ich unabhängig davon jedes momentane Stillstehen belohnt.
Mit der Zeit hat das Bestärken überhand genommen, bis er nach einigen Monaten wirklich am Anbinder auch längere Zeit stehen konnte ohne permanent rumzuschwenken.
Auf Anfrage von "geh bitte mit der Hinterhand herum, weg von mir" hat er aber immer noch nur mit Gegendrücken geantwortet.
Also hab ich irgendwann mich mit einer Gerte auf den Reitplatz gestellt und sachte auf die Hüfte getippt, und dann begonnen mitzuzählen. Ich bin jetzt zu faul das im TB zu suchen, aber irgendwo hab ich das genau beschrieben.
die ersten Male hat es 200 Mal gedauert (200 antippen), in denen er verschiedene Verhalten ausprobiert hat: Stillstehen, Kopfsenken, dagegendrücken, zurückgehen. Am meisten kam das Verhalten "stillstehen", man sah ihm jedoch an dass er es nicht einfach ignoriert hat, sondern er konnte eben überhaupt nichts damit anfangen. Hier stärker zu tippen hätte insofern auch nichts gebracht, weil er ja kein Verständnis hatte auf das Tippen hin zu weichen.
Nach den erwähnten 200 Mal hat er die Hüfte einen Minischritt zur Seite bewegt: C+B
Ich habe weiter getippt mit gleichbleibender Frequenz und Häufigkeit, so kamen dann die folgenden Zahlen (grob erinnert): 180, 150, 100, 50, 14, 3.
Einige Tage so geübt, und am dritten Tag ist er bereits bei 5x tippen herumgeschwenkt. Nun reicht ein sachtes Handanlegen und er geht herum.
Insofern hättest Du wahrscheinlich auch einfach die Zeitspanne der 200 Antipper abwarten können, ohne irgendwas zu tun, und dann das frei angeboten veränderte Verhalten clicken können.
Nur, dass ich die vage Vermutung (entstanden aus den Erfahrungen der letzten Monate bis dahin) hatte, dass das Verhalten nie auftreten würde, weil er eben
immer auf mich zu gekommen ist.
Immer dagegen.
Immer auf mich drauf.
Er hatte da überhaupt keine andere Idee dazu.
In dem Sinne nutze ich die negative Verstärkung, um dem Pferd überhaupt verständlich zu machen was ich möchte.