09 Jan 2009 13:42 Shaping on an point of contact
Bin gerade dabei diese beiden zusammenhängenden DVDs zu schauen.
"Shaping on a point of contact", also das "Formen eines Kontaktpunktes" ist ein simpler Titel für eine sehr spannende und hintergründige Arbeit.
Begonnen wird mit recht mühsam anzuschauenden Strickübungen.
Zunächst sehen wir wie die "T'ai Chi Wall" aufgebaut wird und wie man einen weichen, zum Pferd hinführenden Kontakt hinbekommt. Hauptkriterium ist dabei, daß das Pferd meine Handannäherung spüren kann indem ich am Strick mit leichter Hand entlangstreiche.
Dann wird die Hand am Halfter mit Kontakt angesetzt und aufrecht gestellt. Durch diese Bewegung und eine bestimmte Körperhaltung wird das Pferd kurzfristig in seiner Balance gestört.
Beantwortet es diese Balancestörung mit einem Schritt rückwärts, um seine Balance wieder herzustellen, bekommt es einen Click.
Im weiteren Verlauf wird der Kontakt und die Reaktivität immer feiner, und es geht darum, daß das Pferd der Annäherung und der Anfragen nach vorwärts oder rückwärts Folge leistet.
Dabei ist es ganz wichtig zu spüren, ob sich das Pferd in den Kontakt hineinlehnt oder ob die Bewegung, zu der es ansetzt, balanciert ist (Deshalb ist der direkte Kontakt am Halfter nötig, damit man diese Bewegungsintention auch gleich spüren kann.)
Das Pferd mit dem gearbeitet wird, ist ein dreijähriger Percheronmix, ein "Abfallprodukt" einer Einrichtung ähnlich wie bei uns die Stutenmilchfarmen. Er ist recht verbaut und zu Beginn der Arbeit ziemlich unausbalanciert und aufgeregt. Er drängelt und steht selten still, und wenn er steht, steht er nie "square", also mit allen vier Füssen im Quadrat.
Nach den Grundübungen wird am nächsten Tag mit der Matte weitergearbeitet, und jetzt wird es erst richtig spannend.
Mittels der vorher gelernten führtechnik wird das Pferd an die Matte herangeführt, vorher gestoppt und dann Schritt für Schritt - aber nur wenn diese balanciert sind - auf die Matte gebracht. Auf der Matte - und erst recht wenn er vorne mit beiden Hufen nebeneinander steht gibt es dann C+B, C+B, C+B zum einen um eine hohe Verstärkungsrate zu bekommen und die Dauer zu verlängern.
Immer wieder wird von der Matte nach vorne weggegangen und in einem weiten Bogen an die Matte herangetreten. Schon nach kurzer Zeit drängt Oliver zur Matte hin, wo es soo viel Gutes gibt.
Inzwischen reagiert er superfein auf die leichte Anfrage am Strick, die Hand des Führenden ist nur noch selten ganz am Haken.
Vor- oder zurück, er probiert jetzt regelrecht aus, wie er seine Balance verändern kann um der Anfrage nachzukommen.
Nach dem zweiten Tag hat sich seine Silhouette schon verändert, die Halshaltung, der Rücken, die Schulteraufrichtung - und das Hinhören.
Das Pferd bekommt einen Ort, wo es sich aufgrund der hohen Bestärkungsrate sehr wohl und behaglich fühlt. Oliver möchte gar nicht von der Matte weg und macht ein richtig böses Gesicht, wenn er seinem Menschen von ihr weg folgt.
in der Annäherung an die Matte beginnt er zu drängeln, wodurch man Gelegenheit bekommt, an diesem Aspekt zu arbeiten.
Wichtig bei allen Rückwärtsbewegungen ist, daß diese stets geradegerichtet erfolgen und nicht mit seitlichem Ausweichen verbunden sind.
Seitlich ausweichen hat Oliver schon gelernt, aber die Übungen zum Untertreten haben seine Balance nicht verbessert. Diese Arbeit tut es in einem hohen Masse, da er sich selbst ausrichtet und sich nicht bewegen lässt.
Bin noch nicht fertig mit Gucken, aber diese Art der Arbeit mit der Matte finde ich hochinteressant.
lg Heike
lindalotze09 Jan 2009 14:38 Shaping on an point of contact
"Shaping on a point of contact", also das "Formen eines Kontaktpunktes" ist ein simpler Titel für eine sehr spannende und hintergründige Arbeit.
Oh, ich hätte das jetzt als "Formen am Kontaktpunkt" übersetzt. Ist schon immer lustig, was sich jeder so zusammenreimt bei Alex' exklusiven Begriffen.
Mich haben diese DVDs damals besonders beeindruckt, weil es die Ersten von ihr waren, die ein Stückchen Richtung Dressur + Nebenprodukte gingen. War damals ganz erleichtert, dass sie mehr zu bieten hatte als Kopfsenken und Manieren und Pose.
Ich gebe aber ehrlich zu, das Shaping on a Point of Contact damals spontan mit Tamaris geübt zu haben, und es hat so gut wie nicht funktioniert. Sie konnte zu dem Zeitpunkt kein WWYLM und schon gar kein gutes Rückwärts und war sehr zäh, und das ging auch beim "SoaPoC" nicht wirklich weg. (Videos von damals auf youtube.) --> Entweder ich hab mich zu sehr angestellt mangels praktischer Supervision, oder es gibt einfach Zeiten, in denen diese Übung (noch) nicht angebracht ist.
lg
Linda
Verena01 Feb 2009 22:46 Shaping on an point of contact
Hallo!
Ich hab mich also durch die erste DVD (shaping of a point of Contact) gekämpft. Kurland nimmt dabei doch die näher der Pferdeseite stehende Hand und hält dort das Ende des Strickes und mit der anderen Hand streicht sie den Strick entlang, um das Pferd entweder einzuladen mitzukommen, oder um die Hand aufzustellen und es so aus der Balance zu bringen und es damit rückwärts zu schicken. Nun hab ich das probiert, aber wenn ich mit der dem Pferd abgewandten Hand am Seil entlangstreiche, dann muß ich ja meine Schulter ein wenig nach vor zum Pferd drehen und das ist für Bessi ein Signal stehen zu bleiben und nach rückwärts zu gehen. Hat so nicht funktioniert. Ich hab dann die Übung ein wenig abgewandelt und mir der dem Pferd näher stehenden hand am Strick entlanggestrichen und bei der kleinsten vorwärtsbewegung C/B. Das hat dann wirklich gut funktioniert. Hoffe, ihr versteht was ich meine, oder ist der eigentliche zweck der Übung an mir vorbeigegangen??
Liebe Grüße!
Verena
Muriel01 Feb 2009 22:54 Shaping on an point of contact
Nein, du hast das schon verstanden.
aber es gibt für vorwärts und rückwärts zwei verschiedene Bewegungen.
Rückwärts:
Pferd steht rechts vom Menschen.
Mensch streicht mit linker Hand am Strick entlang Richtung Halfter bis zum Haken (oder dem Punkt, an dem das Pferd reagiert), während die rechte Hand den Strick in Verbundenheit (ohne "Slack", also Durchhang) strafft - ohne daß der Strick dabei zum Ziehen kommt.
Die linke Hand wird aufrecht gedreht und dadurch kommt das Pferd aus der Balance, worauf hin es - irgendwann - einen Schritt rückwärts tritt. C+B
später reicht dazu die Drehung und hinstreichen zum Halfter.
Vorwärts: Mensch dreht sich, Hand dreht sich, das heisst:
vorher war (für Rückwärts) die Handfläche in Richtung Pferdekopf. Jetzt ist die Handfläche in Richtung Pferdekörper. wenn nötig, wird die Hand wieder bis zum Haken geführt, gedreht (rotiert mit Bone Rotation und Kontakt) und gewartet, bis das Pferd einen Schritt nach vorne macht.
Wenn man das einige Male gemacht hat, reicht es tatsächlich aus, die Hand in entsprechender Manier am Strick entlangzustreichen und das pferd geht vorwärts oder rückwärts.
Sehr erstaunlich.
Wichtig eben, daß bei der leisesten Reaktion auf eine Bewegung gleich C+B folgt.
lg Heike
Verena01 Feb 2009 23:05 Shaping on an point of contact
Puhh, das hab ich jetzt nicht ganz verstanden. Aber ich werde mir morgen die DVD nochmals bezüglich dieser Differenzierung genau anschauen, vielleicht verstehe ich das dann. Das mit Rückwärts funktioniert ja bei Bessi alleine durch ein wenig nach vorne Drehen der Schulter, das Vorwärts war eigentlich das Problem, wenn er von einer Stelle nicht weg wollte. Werde mich morgen dazu nochmals melden.
Danke und liebe Grüße!
Verena
Verena07 Feb 2009 16:50 Shaping on an point of contact
So, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, nochmals die DVD anzuschauen. Allerdings nur Teil 1, da Teil 2 leider nicht funktionierte(defekt??). Also, Mensch steht zB. li vom Pferd, re Hand hält Strick, li Hand streicht mit dem kl. Finger voraus in Richtung Pferdekopf. Für Vorwärts mit einer kleinen Vorwärtsbewegung des Stricks. Dabei muß ich aber die äußere Schulter doch ein wenig in Richtung Pferd drehen. Bei der kleinsten Vorwärtsbewegung des Pferdes Release und C/B. Rückwärts: wieder gleiches Entlangstreichen, aber knapp unterhalb des halfters bone rotation, so daß die Hand aufgestellt wird und 'die Fingerknöchel in Richtung Pferdekopf schauen. Dabei wird Pferd ein wenig aus d. Gleichgewicht gebracht und kleinste Rückwärtsbewegung: release und C/B.
So, das hab ich heute mit Bessi und Gloa probiert. Vorwärts, hab ich den Eindruck reagieren sie auf das Entlangstreichen mit Vorwärtsbewegung des Strickes. Rückwärts alleine auf meine Körpersprache und weniger auf die Strickbewegung. Aber alles in allem hat das gut funktioniert, auch wenn ich nicht weiß, ob es laut Kurland richtig war. Interessanterweise hat Bessi aber das viele Entlangstreichen am Strick nicht ganz so toll gefunden (Mimik), während Gloa sehr relaxt war. Video folgt, unser Computer, auf dem wir das Videoprogramm haben, ist leider in Reparatur. Dann Capture the saddle probiert, funktionierte für den Anfang eigentlich auch schon recht ordentlich. Hat das jemand von Euch auch schon probiert? Eure Erfahrungen?
Liebe Grüße!
Verena
eboja24 Sep 2009 9:32 Shaping on an point of contact
Hallo,
auch hier noch eine Frage zum Verständnis: wie steht der Mensch denn neben dem Pferd? So, dass er in die gleiche Richtung schaut, so, dass er in die entgegengesetzte Richtung schaut, oder so, dass er das Pferd von der Seite anschaut?
Viele Grüße,
Esther
Verena24 Sep 2009 10:17 Shaping on an point of contact
Hallo!
Die Grund- (Ausgangsposition) ist links neben dem Pferd, man schaut geradeaus, die re Hand hält den Strick. Beim Angehen streicht die li Hand sanft am Strick entlang. Durch diese Bewegung bewegt man automatisch ein klein wenig die äußere Schulter nach vorne. Sobald der erste Schritt, release und wieder Grundposition. Beim Rückwärts streicht ebenfalls die äußere Hand am Strick entlang, bis zur Schnalle und rotiert dann, so daß die Schnalle sozusagen umklappt. Dabei rotiert der Körper ein wenig vor und zum Pferd hin. Geht eigentlich gar nicht anders, man merkt es am besten beim Ausprobieren. Hoffe, ich hab mich einigermaßen verständlich ausgedrückt
Liebe Grüße!
Verena
eboja24 Sep 2009 11:55 Shaping on an point of contact
Hallo Verena,
genau das "geradeaus" verstehe ich nicht, wohin geradeaus? Wenn ich links neben dem Pferd stehe und in die gleiche Richtung wie das Pferd schaue, muss ich meine Schulter und meinen Oberkörper ziemlich stark drehen bzw. mich deutlich zum Pferd lehnen, um mit der linken Hand bis an die Schnalle des Führstricks zu kommen. Daher bin ich ein wenig irritiert...
Aber ich habe mir jetzt zwei Kurland-Bücher bestellt, vielleicht klärt sich dann ja die Irritation!
Viele Grüße,
Esther
Verena24 Sep 2009 12:19 Shaping on an point of contact
Liebe Esther!
Das Geradeaus bezieht sich nur auf die Grundposition, das heißt das Pferd steht noch bzw. auf die Führposition, wenn das Pferd erfolgreich angetreten ist. Dann nehme ich meine äußere Hand wieder weg vom Strick , drehe meinen Oberkörper eben wieder gerade und gehe neben dem Pferd her. Bei der Einladung zum Vorwärtsgehen bleibe ich bis zur Hüfte auch geradegerichtet, der Oberkörper dreht sich schon zum Pferd, und bekommt durchs entlangstreichen auch eine kleine Tendenz sich nach vorne zu beugen, wie eine Einladung sozusagen. Die Bewegung beim Rückwärts ist eine größere, da mache ich am Anfang, wenn das Pferd noch nicht auf ganz kleine Signale reagiert, sogar beim Drehen einen kleinen Schritt vorne aufs Pferd zu. Puhh, es ist schwierig zu erklären, vielleicht schaffe ich es mal ein kleines Video reinzustellen...
Liebe Grüße!
Verena
PS: es ist auch nur am Anfang nötig die Hand bis zur Schnalle streichen zu lassen, später reicht eine winzige Streichbewegung, vielleicht10 cm oder noch weniger am Strick .
Im Übrigen klingt das theoretisch alles viel komplizierter als es ist, probiere es einfach mal aus
eboja24 Sep 2009 12:25 Shaping on an point of contact
Hallo Verena,
boah, bist Du schnell mit dem Antworten! Dankeschön!
Ausprobieren geht gerade nicht, "mein" (Reitbeteiligungs-)Pferd steht noch auf der Sommerkoppel und kommt erst in ein paar Wochen wieder. Aber ich glaube, jetzt habe ich es prinzipiell kapiert, wenn auch nicht den wesentlichen Punkt, wie sich die Handhaltung ändert (aber das kann ich dann ja in den Büchern noch genauer nachschauen).
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es für das Pferd schwierig sein müsste, trotz der Ähnlichkeit der deutlichen Körpersignale (zum Pferd hindrehen, vorbeugen, Hand am Strick entlang) trotzdem an den "kleineren" Signalen (Drehung der Hand) zu erkennen, ob es nun vorwärts oder rückwärts gehen soll. Aber das klärt sich vermutlich auch am besten, wenn ich es dann irgendwann einfach mal ausprobiere.
Viele Grüße,
Esther
lindalotze25 Sep 2009 10:38 Shaping on an point of contact
Diese Drehung der Hand führt zu einer Veränderung im ganzen Oberkörper, der Arm rotiert dabei bis zum Schulterblatt. Keiner meiner Trainees hat mehr als drei Clicks fürs richtige Reagieren benötigt, um das zu sehen und unterscheiden zu können. (Obwohl ich selbst da gar nicht recht wusste, wie es gehen soll...)
Das alles kommt glaub im Step-by-Step Buch, auf jeden Fall sind in einem der Bücher nette Fotos mit Klebebandmarkierungen an Menschen.
lg
Linda
Muriel27 Sep 2009 20:08 Shaping on an point of contact
eboja hat folgendes geschrieben:
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es für das Pferd schwierig sein müsste, trotz der Ähnlichkeit der deutlichen Körpersignale (zum Pferd hindrehen, vorbeugen, Hand am Strick entlang) trotzdem an den "kleineren" Signalen (Drehung der Hand) zu erkennen, ob es nun vorwärts oder rückwärts gehen soll. Aber das klärt sich vermutlich auch am besten, wenn ich es dann irgendwann einfach mal ausprobiere.
genau, Ausprobieren ist prima und vor allem geht es auch sehr gut mit Mensch!!
ich hatte genau das Thema gestern abend mit jemandem, der auch exakt diese Frage stellte.
wenn man sich bis zu dem Punkt vorgearbeitet hat, wo das Pferd auf den Kontakt reagiert bzw auf das Hinstreichen, wird es schon sehr klar fühlbar sein ob die Bewegung vorwärts oder rückwärts gehen soll.
Gestern das hätten wir schön filmen können (im prinzip), aber wir standen im Dunkeln unter einer Strassenlaterne vor dem Weideeingang also, dem Clickern sind keine Grenzen gesetzt....
ich werde versuchen ein Video zu machen, damit die Sache klarer wird.
lg Heike