Also ich musste in den Sportvereinen, in denen ich früher trainiert habe auch bis an meine Grenzen gehen und immer noch ein kleines Stück dadrüber. Der Muskelkater hörte also nicht auf, solange dieses Training weiter gesteigert wurde, wohl aber als es konstant geblieben ist. Von Nichts kam da auch Nichts und ich musste den inneren Schweinehund ständig neu überwinden. Warum sollte das nun bei meinem Pferd anders sein?
Nee, das hat für mich was von "ich wurde als Kind immer geschlagen und es hat mir nicht geschadet, also bekommen meine Kinder auch haue, wenn sie nicht spuren".
Warum müssen denn alle Fehler bis in alle Ewigkeiten immer wiederholt werden?
Muskelkater heißt, der Stoffwechsel war überlastet, Fasern sind verklebt und zerrissen. Das ist der Schmerz. Wenn das Training ständige Überforderung des Stoffwechsels bedeutet und trotzdem vermehrt Aufbau betreibt, bedeutet das nicht, dass Training so ablaufen muss, sondern nur, dass der Körper ein erstaunliches Ding ist.
Mirko konnte nur sehr schwer angaloppieren. Er hat sich komplett über die Vorhand gehoben und sich damit geholfen. In dem Sinne war das nicht falsch, sondern notwendig. Ihn am galoppieren zu halten, war schwerstarbeit für den Longierer, aber er hat es auch durch "Durchtreiben" nicht besser gelernt oder hinbekommen, weil es eben eine Mischung aus Kraft, Balance und Muskelaufbau sowie Verständnis war, welche Muskeln er zu dem Zweck nun benutzen kann.
Über das Angaloppieren - also Einspringen lassen, C+B, sofortiger Stop und Pause, und dann maximal noch 1-2 mal Pro Übung (zu Beginn hab ich mich mit einmal zufrieden gegeben) hat er es im Verlauf der nächsten Monate gelernt, die richtigen Muskeln zu benutzen und zu kräftigen.
Es hat vom ersten Üben über ein Jahr gedauert, bis er in dieser Haltung (also den Rücken gehoben im Einsprung aus der Hinterhand) mehrere Galoppsprünge so durchhalten konnte.
Und noch ein weiteres Jahr, bis er die erste vollständige Galoppvolte gehen konnte - dies aus völlig eigener Kraft, von mir nur motiviert und impulserhaltend gearbeitet und begleitet.
Seitdem er das kann - und durch die vielen wechselnden Umstände im letzten Jahr ist der Muskelzustand wieder verloren gegangen - kann er trotzdem endlich locker unter dem Sattel galoppieren, weil er gelernt hat, die Muskeln sinnvoll einzusetzen und merkt, wie es ihm leichtfällt.
Pferde umgehen nicht ungedingt die anstrengende Arbeit. Sonst würde kein Pferd der Welt Rangordnungskämpfe ausfechten, die sind nämlich echt aufwendig
Aber wenn man über Verständnis, Motivation, Einsicht und in kleinen Schritten arbeitet, kommt trotzdem etwas passables heraus. Was dann zumindest den Mensch endlich zufriedenstellt.
Dem Pferd ist es im Grunde genommen weiterhin egal, es ist unsere Begeisterung, was ihm zeigt, dass es sich lohnt mitzumachen und hinzuspüren.
Wenn das Pferd sich also in der "Arbeit" wehrt, und wenn es noch dazu so ein Kämpfertyp wie Deiner ist, hat es immer einen Grund.
Und der ist nicht Faulheit, sondern Überforderung.
Natürlich muss ein Muskel auf die gewünschte Arbeit hin gezielt trainiert werden. Nur wie, ist eben die Frage.