Sehr schön Mel,
das freut mich sehr, dass ihr da auf eine guten Weg seid. Und etwas richtig zu erkennen ist ja auch schon die halbe Miete.
Es ist doch die Wandlederhaut, die den Druck aufnimmt und verteilt, oder?
Genau Heike!
Die Lederhaut hat viele Funktionen. Sie überträgt diese Kräfte, bildet neues Horn und meldet dem Gehirn des Pferdes, welche Spannungen gerade wo anliegen, um mal die wichtigsten Funktionen zu nennen.
Hier sieht man sehr schön den Aufbau:
http://www.ohne-eisen.de/hufbeintraeger/hufbeintraeger.htmlDie Hornkapsel wird also von der jeweils da drunter liegenden Lederhaut gebildet. Insofern stimmt es auch nicht ganz, dass das Hufhorn nur vom Kronenrand her gebildet wird und ausschließlich von oben nach unten herunter wächst. So wird z. B. an einem Spalt der bis in den Kronsaum hineingeht und dort die Lederhaut verletzt hat, immer noch Narbenhorn von der Lederhaut hinter der beschädigten Hornwand gebildet. Und das Sohlenhorn kann ja auch nicht von oben her runterwachsen, weil da das Hufbein im Wege wäre.
Aber zurück zur Kraftübertragung. An der Wandlederhaut, die das Hufbein (den Knochen) umschließt, befinden sich zahlreiche Lamellen, die wiederum viele Lederhautlamellen aufweisen, an denen das jeweilige Horn gebildet wird (kleine Blättchen sichtbar zwischen der weißen Linie und der Hornwand an der Hufsohle) Das ist ein genialer Kunstgriff der Natur, denn dadurch entsteht eine riesige Fläche, wenn man all diese Lamellen flach auf dem Boden ausbreiten würde. An dieser Fläche entsteht nun eine sehr gut Haftreibung, die so große Lasten vom Knochen in die tragenden Hornwände übertragen kann. Wäre diese Fläche genau so glatt wie die Hufaußenwand, dann würde das Hufbein durch rutschen, zumal sich der Huf ja auch nach unten hin etwas weitet und das Hufbein voll auf der Sohle stehen, was diese nicht tragen könnte so dünn wie die ist. Er würde sie durchstanzen.
Spätestens jetzt sollte jedem Hufpfleger klar sein, wie wichtig der Tragrand (Zehen- und Seitenwände der Hornkapsel) ist und diesen eben nicht mehr bis an die Sole ran einkürzen, weil diese dann automatisch mit tragen würde. Ein paar Millimeter sollten also immer stehen bleiben, es sei denn man muss die jeweilige Wand um jeden Preis entlasten, doch das sollte dann auch nur von einem Profi durchgeführt werden, der sehr genau weiß, was er da tut. Das Hufbein steht nämlich nicht in der Hornkapsel, sonder
hängt in ihr drin. Stehen tun also nur die weiteren Knochen auf dem Hufbein, doch dazu kommen wir später. Insofern ist diese Lederhaut auch ein Art "Hängematte". Sie leitet die Die Kräfte, die an dem unteren Rand des Hufbeines ankommen also wieder nach oben um, damit sie gleichmäßig von der Hornwand über den Tragrand in den Boden abgetragen werden können.
Treten nun zusätzlich Spannungen durch Verwindungen im Huf auf, bekommt das die Lederhaut als erste zu spüren. Diese Informationen gibt sie an das Gehirn des Pferdes über Nervenstränge weiter und das Tier reagiert entsprechend mit einer Bewegung, die dieses Signal wieder beruhigt (z. B. entlasten des Hufes). Ist eine Entlastung nicht möglich, weil der Tragrand z. B. zu sehr eingekürzt wurde (also mehr Druch auf die Sohle kommt) oder zu lang geworden ist (sich also durch die dadurch entstandene Hebelwirkung verwindet), dann produziert die Lederhaut an diesen Stellen einfach mehr Horn und verstärkt sie somit. diese Hornverdickungen sind daher ein recht zuverlässiger Hinweis auf vermehrte Druckbelastung an diesen Stellen. Diese dann einfach nur wieder zu entfernen ist wenig Zielführend und fördert nur noch mehr Hornwachstum an dieser Stelle, denn es wurde nur die Auswirkung aber nicht die Ursache bekämpft.
Habt ihr ein paar Vorstellungen welche Ursachen da in Frage kommen könnten, die nun den schönen Huf deformieren?
Bin sehr gespannt
Manfred
PS. Wenn Fragen aufkommen, werde ich versuchen sie zu beantworten, soweit mein Verständnis dazu ausreicht, denn ich bin selbst noch ein Laie (mit dem "gefährlichen" Halbwissen)