Jetzt aber zum Gesundheitlichen Aspekt, Gismo hat ja Kissing Spines in der Sattellage bzw. direkt hinter dem Wiederrist. Dementsprechend sollte ja dann der Rücken trainiert werden. Ich weiß nicht ob da das Reiten eine große Rolle dabei spielt. Reicht es da wenn Gismo vielleicht 1-2 mal geritten wird in der Woche (die anderen Tage wird er schon gearbeitet aber halt vom Boden aus) oder sollte er öfter geritten werden?
Oftmals werden Pferde mit KS überhaupt nicht mehr geritten, weil sie eben widersetzlich reagieren und das sehr unangenehm für beide (Mensch und Tier) werden kann.
Antares hat auch KS und wir von mir nur selten geritten. Doch wenn wir das tun, sollte es für uns beide einfach nur schön sein. Ich reite ihn also nicht, um ihn zu trainieren. Das mache ich ausschließlich vom Boden aus und ich denke ohne dieses Training wäre er überhaupt nicht in der Lage mich zu tragen. Ich bringe ja 100kg Last auf seinen Rücken, der körperlich beeinträchtigt ist.
Ein Pferd, dass beim Reiten im Rücken nicht mitschwingt, lässt sich besonders in den schnelleren Gangarten einfach nicht gut sitzen. Wenn dann auch noch Schmerzen hinzukommen, durch ein ins Kreuz fallen oder sich berührende Dornfortsätze, dann darf ich mich nicht wundern, wenn mich das Pferd abbuckelt. Tut es dies nicht ist es einfach nur extrem nett zu mir und erträgt geduldig den stechenden Schmerz.
Es ist auch grober Unsinn, wenn einem eingeredet wird, dass der Rücken nur durch Reiten trainiert werden könnte. Was wird denn dabei schon trainiert, doch nur die Muskeln, die das Pferd anspannt und wieder entspannt. Wieviel Entspannung darf ich erwarten, wenn ich eine Last aufbringe, die der Körper einfach nicht gewohnt ist? Er wird mit Gegensapnnung reagieren. Wenn ich also Pech habe und kein guter Reiter bin, dann wird sich das Tier im Rücken so verspannen, dass dieser völlig hart wird und somit auch nicht mehr mitschwingen kann. Es wird mir völlig unmöglich werden auf so einem "Brett" einen Trab aussitzen zu können und wie ein Plumssack dem Pferd permanent ins Kreuz fallen. Es verspannt sich dann entweder immer mehr oder versucht mich irgendwie wieder loszuwerden. Das kann ja nicht das Ziel sein!
Ein gesundes Pferd, welches sich auf der Weide genügend bewegen kann, braucht auch kein Training. Es würde ihm auch nicht schaden, wenn sein Rücken dabei etwas durchhängt. Aber hat es z. B. KS, dann schadet ihm selbst das schon. Also muss es trainiert werden, um seinen Rücken aufwölben zu können. Das dürfte ihm auch leichter fallen, wenn keine zusätzliche Last sich auf dem Rücken befindet.
Nun kommen die Trainer wieder mit ihrem Spannungsbogen, über den sie den Rücken des Pferdes aufwölben möchten usw. Doch wir möchten kein Vorspannung erzeugen sondern die Fähigkeit des Tragens erreichen. Die Hinterhand soll vermehrt unter den Schwerpunkt treten und dort mehr Last aufnehmen können. Wie kann sie das, wenn Kopf und Hals eine Vorspannung des Nackenbandes erzeugen? Damit zieht diese nur die Hinterbeine weiter raus. Erst wenn die Hinterbeine bereits vermehrt unter den Schwerpunkt treten, kann sich das Pferd vorne mehr aufrichten und wenn dann dazu das Nackenband mit einwirkt, wird der Rücken nicht nur angehoben sondern getragen. Und damit die Hinterbeine so weit vor treten können und dabei auch unter den Schwerpunkt gelangen, brauchen wir eine kräftige Bauchmuskulatur.
Diese trainiert sich auch nicht im Schritt sondern eher im Galopp. Nun haben wir das Problem, dass wir am Boden eben nicht so schnell sind und so kam der Mensch auf die Idee die Pferde im Kreis zu longieren. Dabei biegen sie sich auch etwas und das innere Hinterbein gelngt leichter unter den Schwerpunkt, wenn sie nicht auf der Vorhand unterwegs sind und sich etwas mehr aufrichten. Damit auch das besser gelingt, hat der Mensch angefangen sie auszubinden. Wird das jedoch zu eng gemacht, stoßen sie sich wieder bei jedem Schritt an dieser Begrenzung und können sich nicht mehr frei bewegen. Es kann also auch dabei wieder zu Verspannungen kommen.
Ich habe mich daher dagegen entschieden und trainiere mein Pferd ausschließlich an der Hand bis hin zur Versammlung. Es lernt an der Hand versammelt zu traben und auch zu galoppieren. Damit dabei mir jedoch nicht der ganze Schwung verloren geht, benutze ich auch die Arbeit am langen Zügel und das frei (nicht kreisgebundene) Longieren einfach aber auch mit der Doppellonge.
Die gesamte Muskulatur kann sich so frei entwickeln ohne durch einen Reiter dabei beeinträchtigt zu werden. Ist der Rücken nun ausreichend tragfähig (wird getragen und hängt nicht mehr durch), dann kann ich auch mal eine kleine Runde reiten. Dabei achte ich immer sehr genau darauf, wie lange mich mein Pferd im Sattel auch wirklich trägt und wann es das nicht mehr kann und nachlässt. Sobald er also den Kopf hochnimmt oder dicht über den Boden trägt, sollte ich sofort absteigen, denn dann sucht er nach Entlastung und die bekommt er, wenn ich abgestiegen bin.
Sollte er mich nicht mehr tragen können, dann werden wir weiter zu Fuß joggen oder an der Hand den Körper trainieren.