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Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie

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Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« am: 12. Januar 2021, 10:50:41 »
Inspiriert durch das Tagebuch von Valezqua hab ich das Buch "Sprachkurs Pferd" von Sharon Wilsie angefangen. Ich bin noch nicht komplett durch, fände es aber ganz nett, sich hier auszutauschen und das mal unter dem Aspekt "positive Verstärkung" zu bewerten.

Kurz zusammengefasst (zumindest soweit ich das Buch gelesen habe) geht es um eine Frau, die sehr stark Pferde beobachtet und dadurch eine Art Sprache erkennen konnte. Das ist auch der Grund, warum ich dem Buch bislang wenig Beachtung geschenkt habe, es hat mich zu sehr an "Horsemanship" und Pferdeflüsterei erinnert.

Aber ich denke, es geht doch ein bisschen um etwas anderes. Und auch wenn Sharon von "Raum wahren", bzw. in ihrem Buch nennt sie es "Blase" erzählt, kann ich mir vorstellen, dass es doch einen etwas anderen Aspekt zeigt.

Ich kann nur für mich gerade nicht so bewerten, ob das jetzt "normal" ist, oder ob man das eher in die Ecke schieben kann, dass Pferde ohnehin erkennen, dass Menschen eben keine Pferde sind und man deswegen auch gar nicht erst versuchen muss, in "ihrer Sprache" zu sprechen. Mal abgesehen davon, dass das natürlich auch nicht irgendwie belegt ist...


Aber eben mal die Anfänge. Sie erzählt eben, dass Pferde sehr stark über Mimik, Körpersprache und Atmung kommunizieren. Bspw. soll man den "Pferde-Knigge" einhalten, wenn man sich einem Pferd nähert. Nur auf seine "Einladung" hin zu ihm gehen und dann das Nase beschnuppern imitieren.

Das klingt alles irgendwie sehr esoterisch oder abgehoben, aber das Buch liest sich eigentlich trotz allem einigermaßen bodenständig. Einfach wie eine Erzählung über den Pferdealltag.

Wenn ich es richtig zusammenbekomme, streckt man dem Pferd die Hand hin um sich zu begrüßen. Pferde machen das wohl immer drei mal. Erstes Mal schnuppern und wegschauen. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollte man zuerst selbst wegschauen und beobachten, ob das Pferd seinem Blick folgt.
Dann zweites "Beschnuppern". Dabei sollte man auch auf seine Atmung achten oder vielmehr auf die Atmung der Pferde. Die versuchen nämlich den Geruch des Menschen aufzunehmen.
Erneutes Wegschauen. "Den Tiger wegatmen".  :lol: Und dem Pferd so zeigen: Alles gut, ich passe auf dich auf. Dann das dritte Beschnuppern, auf dem dann drei Möglichkeiten folgen:

Grooming: Also Fellkraulen
Going: Gemeinsam irgendwohin gehen
Gone: Den anderen wegschicken.

Die Angaben sind ohne Gewähr... Ich denke auch, dass die wenigsten hier das Buch kennen. Aber ich würde ganz gern mal eine Einschätzung von Clickerern hören: Ist das alles völliger Humbug? Kann man gar nicht "pferdisch" kommunizieren?


Nachdem ich das so niedergeschrieben habe, kommt es mir schon auch sehr abgehoben vor.  :lol: Und ich bin sonst eigentlich ein sehr rationaler Mensch. Aber ich habe mir fest vorgenommen, die Pferde noch intensiver zu beobachten und zu schauen, wie sie sich bspw. so begrüßen. Passt es mit dem Buch überein? Und: Wie werde ich von meinem Pony angeschaut, wenn ich so etwas ähnliches versuche?  :cheese:

Und um das mal etwas allgemeiner zu formulieren: Wie begrüßt ihr euer Pferd? Wie achtsam seid ihr mit ihm? Ich gebe zu, bei mir ging oft vieles verloren. Blinzeln, Atmung etc. nehme ich oftmals nur dann wahr, wenn es sehr deutlich ist. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mehr zu beobachten und achtsamer zu sein...  :omm:
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #1 am: 12. Januar 2021, 10:55:32 »
Um noch ein konkretes Beispiel zu nennen: Sie definiert Punkte am Pferd, die jeweils eine bestimmte Bedeutung haben. Die Nase ist eben so ein "Hallo"-Punkt.

Und neben dem Maul, also oberhalb der Maulspalte ist ein Punkt den Pferde in der Regel zum Spielen anpeilen. Was dazu führt, dass man Pferden oftmals unbewusst sagt, dass man mit ihnen spielen will und sie deswegen zum Schnappen neigen oder eben mit dem Kopf "in die eigene Blase" kommen.

***

Wenn ich das so schreibe, bin ich nicht sicher, ob das sich für mich grad nur wie was total neues anhört und es für andere was völlig selbstverständliches ist, das so selbstverständlich ist, dass man gar nicht drüber reden muss :juck:  :lol:
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #2 am: 12. Januar 2021, 12:56:38 »
Habe mir die Bücher und das Video im ersten Lockdown gekauft, zur Unterstützung des örtlichen Buchhandels ;). Müsste mir das aber noch mal wieder anschauen, um was dazu schreiben zu können. Mein Grundgedanke war - hm, weiß nicht, ob ich das so richtige ausdrücke …. das Clickerpferde meist schon zu sehr sozusagen auf der Sachebene konditioniert sind  und deshalb menschliche Körpersprache, Gestik, Atmung nicht so sehr beachten, wie sie es sonst vielleicht tun würden und auf jeden Fall können. Klar wissen Pferde, dass Menschen keine Pferde sind, aber die schon an verschiedenen Stellen gelesene Ansicht, dass es trotzdem für sie als potenzielle "Mahlzeiten" sehr wichtig ist, auch andere Tiere "lesen" und ihr Verhalten einschätzen und daraus Schlüsse für ihr nächstes Vorgehen ziehen zu können, finde ich sehr plausibel. Die Sache mit dem Atmen ist ja Thema vieler Bücher/Trainer und wohl auch wirklich wichtig. Aber schwer, das richtig umzusetzen, für mich jedenfalls. Ich mache das auf jeden Fall bewusster mit Gismo als mit den anderen, hauptsächlich, weil mit ihm eben noch keine nennenswerte "Manipulation" möglich ist, sondern wir uns im Bereich Beziehung/ Atmung/ Körpersprache/ innere Bilder bewegen. Da lerne ich aber noch mehr von den Lubetzki-Filmen.
Spannendes Thema definitiv!

Gruß
Katja
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #3 am: 12. Januar 2021, 13:03:25 »
Ich habe die Bücher auch und ebenso die DVD. Ich fand die Idee ganz spannend, habe aber bisher nur das erste Buch überflogen und kurz in die DVD rein geschaut. Ich finde, die Gefahr ist immer, dass man sich bei solchen "Bedienungsanleitungen" nur noch auf eben diese Bedienung konzentriert. Das erinnert mich tatsächlich an Horsemanship. Es gibt ja noch dieses "Motiva", was genau das gleiche über sich aussagt (Pferdesprache sprechen lernen). Horsespeak kam mir aber sehr viel sanfter und höflicher vor und weniger darauf bedacht, "den Dicken zu markieren".

Hat sich denn jemand hier schon intensiver damit befasst?

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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #4 am: 12. Januar 2021, 13:23:23 »
Oh :tuete: Ich wusste nicht mal, dass es da mehrere Bücher und DVDs gibt  :cheese:

@Katja: Daran hab ich auch schon gedacht. Das muss ja nicht mal mit "Clickerpferden" zu tun haben. Ich könnte mir vorstellen, dass ich mich rein körpersprachlich so unklar ausdrücke, dass mein Pferd gelernt hat, mein Gehampel einigermaßen zu ignorieren.  :cheese:
Lubetzki ist da sicherlich nochmal auf einer ganz anderen Ebene unterwegs.  :nick:

@Avaris: Ja, klar. "Bedienungsanleitungen" bergen schon ein gewisses Risiko. Wichtig finde ich da immer, dass man nicht dogmatisch an eine Sache herangeht. Aber mir persönlich hilft es eben, auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen und ja, mangels Trainer, die gleich denken wie ich, bin ich in gewisser Weise darauf angewiesen. Gerade die Kombination aus positiver Verstärkung und Bodenarbeit gibt es sehr selten bis gar nicht. Zumindest nicht in meinem direkten Umfeld... Daher finde ich es immer enorm hilfreich, wenn man sich da irgendwo langhangeln kann. Man muss ja nicht alles eins zu eins übernehmen. Motiva sagt mir nichts :juck:
Aber genau das hat mir beim ersten Überfliegen so gefallen. Das "nicht den Dicken markieren wollen".
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #5 am: 12. Januar 2021, 13:28:12 »
Ich kenne Sharon Wilsie nicht, finde es aber immer interessant, mehr über die "Sprache der Pferde" zu erfahren. Nicht unbedingt, weil ich glaube, dass man so mit Pferden kommunizieren muss. Aber man kann bestimmt so kommunizieren. Zumindest bei sehr jungen Pferden oder Wildpferden, die Menschen noch nicht gut kennen, kann ich mir das gut vorstellen.
Dagegen bin ich der festen Überzeugung, dass mein Pferd recht irritiert wäre ( :spinn:), wenn ich ihm nach 17 Jahren gemeinsamer Zeit mit so etwas kommen würde.  :lol:

Aber grundsätzlich finde ich es immer nett, den anderen (egal ob Mensch oder Tier) in seiner Sprache anzureden und wenn es nur ein bisschen ist.
Die Welt ein bisschen besser machen mit ecosia.de und schulengel.de.

"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
Antoine de Saint-Exupéry (aus "Der kleine Prinz")
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #6 am: 12. Januar 2021, 17:10:13 »
Das Thema finde ich ganz spannend. Gerade jetzt in Bezug auf so "einfache" Sachen wie eine Begrüßung oder so. Also mal was Anderes als immer nur die Körpersprache beim Longieren o.Ä.

Ich finde nicht, dass das esoterisch klingt oder es bescheuert ist, weil wir ja eh keine Pferde sind. Mit meinen Katzen mach ich ja auch so Dinge, wie zum Beispiel nicht lange anstarren und stattdessen anblinzeln. Nur weil sie es gewohnt sind, meine Sprache zu verstehen, hält mich ja nichts davon ab, auch manchmal in ihrer Sprache mit ihnen zu kommunizieren.

Ob neues Wissen über die Pferdesprache in irgendeiner Form hilft, Probleme zu lösen, besser zu trainieren,... - keine Ahnung. Könnte es mir aber vorstellen, dass man sein Pferd besser lesen kann und so einer Problemursache mal auf die Schliche kommt.
Ansonsten finde ich es aber auch einfach schön, Pferde unter sich mal zu beobachten mit dem neuen Wissen, das man sich angeeignet hat. Oder auch einfach mal selber am eigenen Pferd ausprobieren und gucken, wie es drauf reagiert, ohne damit irgendein konkretes Ziel zu verfolgen.

Wie ist das denn in diesem Buch (bzw Büchern + Videos?): gehts da dann schlussendlich primär auch eher wieder um "wie bewege ich mein Pferd" und solche Themen, oder ist da auch noch mehr so "belangloses Zeug" wie das mit der Begrüßung?
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #7 am: 12. Januar 2021, 19:16:58 »
ich hab das Buch auch mal angefangen, und das "belanglose" über die Begrüßung hat für Amadeus ganz viel Stress rausgenommen. Ich hab dann erst gemerkt, dass er das überhaupt nicht leiden kann, wenn man zu schnell und unhöflich auf ihn zu geht.

Habs aber dann nicht weitergelesen (wie so vieles  :roll: ) vielleicht nehme ich mir das mal wieder vor.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #8 am: 12. Januar 2021, 20:50:21 »
ich hab das Buch auch mal angefangen, und das "belanglose" über die Begrüßung hat für Amadeus ganz viel Stress rausgenommen. Ich hab dann erst gemerkt, dass er das überhaupt nicht leiden kann, wenn man zu schnell und unhöflich auf ihn zu geht.
Ach, das ist ja mal super interessant!

Ihr habt mich jetzt echt neugierig auf das Buch gemacht, vielleicht besorg ich mir das auch mal  :cheese:
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #9 am: 12. Januar 2021, 20:50:39 »
Ein Wilsie-Thread!
Cool!

Interessant, dass doch soviele das Buch (oder eigentlich hat sie ja zwei geschrieben) haben! Wäre jemand mit der DVD bereit, mir diese mal auszuleihen?
Was ich sehr empfehlen kann, ist bei YouTube mal nach Sharon Wilsie zu suchen, sie hat dort vor allem die Atem-Botschaften festgehalten, denn das Ganze nur über die Schriftsprache umzusetzen, ist schon sehr theoretisch. Es kommt auch extrem auf das Pferd (und seine Vorerfahrungen mit Menschen) an, wie gut bzw. schnell es auf die Tatsache reagiert, dass der Mensch versucht, in seiner Sprache mit ihm zu sprechen und eben nicht erwartet, dass das Pferd verstehen muss, wie "menschisch" geht.
Wie Heike sagt, der Unterschied ist sehr auffällig, wenn man Pferde hat, die zur Box raus gifteln und gemeinhin als "bissig", "na, der hat aber nen schlechten Tag" etc. betitelt werden. Fiel mir bei Ben extrem auf, der hat immer die Ohren angelegt, wenn man an seiner Box vorbei ging. Egal wie schnell, egal wie dicht. Wenn man ihn kurz vorher angeschaut und angesprochen hat und dann stehengeblieben ist, sobald er die Ohren angelegt hat, und erst weiterging, wenn er "hübsch" schaute, war das sehr viel besser. Das hat also sehr viel mit dem persönlichen Raum um das einzelne Pferd zu tun, die meisten haben halt leider gelernt/ die Erfahrung machen müssen, dass es dem Menschen völlig egal ist, wie eng man kommt. Die Pferde sind sich dessen auch extrem bewußt und können sie sich gar nicht "wegdenken", während wir Menschen erstmal selber merken müssen (wie im Aufzug), wo die Grenze ist. Sharon empfiehlt grundsätzlich etwa 6 inches Abstand, das sind knapp 16 cm.

Und ganz klar ist auch, dass es kein Buch ist, was man so in einem Rutsch durchliest und dann "fertig" ist. Ich hab es zwar das erste Mal recht schnell gelesen, einfach weil es mich fasziniert, aber ich hab es auf dem Nachtisch liegen und lese immer wieder darin rum. Jedes Mal entdecke ich etwas Neues. Ich nehme mir halt immer einen Aspekt raus und übe den, das ist wie mit einer Fremdsprache. Die Tiere freuen sich total, wenn man wenigstens versucht, sie zu verstehen und in ihrer Sprache mit ihnen zu kommunizieren. Wenn der Akzent anfangs noch ungewohnt ist, ist das auf jeden Fall besser, als es gar nicht zu versuchen.
Mir persönlich fällt zum Beispiel die Target Hand und "Mirroring", also dass man versucht, jede Bewegung, die das Pferd macht, zu spiegeln, sehr leicht. Während ich mit den Blasen (dem persönlichen Raum) extreme Schwierigkeiten habe, weil Nevada das sehr subtil kommuniziert, was ihr zuviel ist. "Fun with Feet", oder auch die Tatsche, dass es für das Pferd viel einleuchtender ist, dem Schritt zu folgen, also zu schauen/hören/erkennen, wie die Füße gesetzt werden, als einem Seil am Kinn, ist auch sehr einleuchtend. Auch hier war Dori, und zum Schluss auch Ben, ein gutes Beispiel, mit Dori bin ich aus der Box losgelaufen, ohne darauf zu achten, wer wie seine Füße/ Hufe setzt und spätetens am Ende der Stallgasse waren wir im Gleichschritt. Bei Nevada ist das ebenfalls viel schwieriger, weil sie viel zögerlicher läuft und anfangs ich mich ihr anpasse(n muss). Zum Ende eines Spaziergangs sind wir dann auch schon öfter synchron. Vor allem macht das auch echt Spaß!

@Moonrise: gerade erst gesehen, gerade die Begrüßung ist überhaupt nicht belanglos, sondern das Fundament für die weitere Zusammen"arbeit" mit dem Pferd. Sie entscheidet erstmal darüber, wer wem folgt. Wer führt wen? Das kann sich auch je nach Situation ändern, aber die Begrüßung legt erstmal die Hierarchie für die nächsten Schritte (wörtlich und übertragen) fest.
Man muss sich ganz explizit davon freimachen, dass HorseSpeak (Das "Thema" Motiva habe ich mal gelesen, beschäftige mich damit aber nicht) eine Trainingsart ist (weil irgendwer Horsemanship eingeworfen hat). Man will dem Pferd (klappt übrigens mit ganz vielen anderen Tierarten wie Zebras, Ziegen und sogar Longhorns auch sehr gut) also nicht etwas beibringen/ sie irgendwie trainieren, sondern man führt ein Gespräch über eine bestimmte Sache.  Also zum Beispiel eben: Hallo! Wie geht es dir? Führst du mich? Wirst du mir folgen? Sollen wir zusammen irgendwo hin gehen? Möchtest du spielen? Sollen wir Fellpflege betreiben? Oder die Wege trennen sich halt direkt wieder. Der Punkt, der halt auch wichtig ist, ist das ein solches Gespräch 3 Sekunden dauern kann, gerade die Begrüßung geht manchmal ja wirklich nur sekundenlang, oder auch mal deutlich länger, wenn die äußeren Umstände zum Beispiel gerade neu oder besorgniserregend oder so sind. Bzw eben immer wieder neu angefragt wird (gerade mit der Targethand (Check-In) die eigentlich ja bedeutet: bin ich noch sicher (also aus Pferdesicht)? Oder: passt du noch auf mich auf? Oder: Hast du das auch gesehen? )

« Letzte Änderung: 12. Januar 2021, 21:08:19 von Valezqua »
Viele Grüße Eva
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #10 am: 13. Januar 2021, 09:02:21 »
Habe gestern nochmal versucht, mich an meine spontanen Erkenntnisse aus dem Studium der Bücher zu erinnern.

Dazu kam dann noch 1) eine ganz tolle Einheit mit Gismo, in der er unsere gemeinsame „Tanzfläche“ gar nicht verlassen und sich sehr aktiv eingebracht hat. Ich meinerseits konnte aber auch sehr gut „einfach“ abwarten“, bis er von sich aus wieder auf mich zukam. Je nach meiner Geduld (ist eindeutig nicht mein zweiter Vorname …) gehe ich sonst durchaus schon mal hinter ihm her, wenn er in den unteren unwegsameren Teil des Paddocks wandert und treibe ihn dezent wieder nach oben.

2) habe ich abends dann endlich mal wieder drei der neueren Teile der Lubetzki-Masterclass gesehen, in dem es um Kommunikation der Pferde untereinander ging und darum, ob/ wie man als Mensch davon was nutzen kann. Auch da wieder: wirklich gaaaanz feine Signale und die Fähigkeit, auf die Antworten wirklich warten zu können. Und hinzunehmen, wenn sie nicht wunschgemäß erfolgen.

Vor kurzem habe ich den Blog von Elsa Sinclair (soweit er schriftlich und in deutscher Übersetzung auf ihrer Seite steht, nachher ging`s dann wohl leider nur noch „online“ weiter) gelesen und da geht`s um das gleiche: sie hat mit zwei sehr unterschiedlichen Mustanghengsten über Monate hin täglich seeeehr viel Zeit verbracht, sie beobachtet und auf sie reagiert, statt selber zu agieren und aktiv ihr Verhalten zu beeinflussen.

Das macht es meiner Meinung nach so schwierig, herauszufinden, ob solche Konzepte wie von Wilsie oder z.B. Lubetzki, Imke Spilker u.a., die verschiedensten „Atemtechniken“ wirklich auch zwischen Mensch und Pferd funktionieren können.
Menschen möchten in aller Regel ja agieren und manipulieren. Manipulation jetzt mal nicht negativ gemeint, sondern in der neutralen Definition von „durch bewusste Beeinflussung in eine bestimmte Richtung lenken“. Abwarten, beobachten, nichts tun, allenfalls reagieren – schwierige Nummer.
Wer Pferde in Eigenregie hat, bei dem geht viel der Pferdezeit für`s Versorgen drauf, wer lange Fahrzeiten zum untergestellten Roß hat, möchte für zwei Stunden im Auto dann wohl auch nicht „nur“ Hallo sagen und abwarten, sondern mit ihm „was machen“.

Clickern verleitet ja auch sehr zum Manipulation in dieser Definition. Zum einen, weil es vom Grundsatz her ja so zielgerichtet, planmäßig, strukturiert erfolgt und zum anderen natürlich, weil die meisten Viecher „Ja, ja, lass uns machen!“ schreien.
Letztlich glaube ich, dass Pferde viel besser und schneller „Mensch“ verstehen lernen als Menschen „Pferd“ ….

Die Motiva-Bücher von Gertrud Pysall finde ich sehr lesenswert und unterhaltsam (besonders, weil Shettys darin großen Raum einnehmen ;), auch wenn die praktische Umsetzung in vielem nicht meins ist. Besonders interessant finde ich ihre Theorie, dass in Menschenobhut geborene Pferde an Menschen ganz andere Anforderungen stellen als Wildpferde und man das Verhalten von Pferden untereinander nicht immer als Maßstab nehmen sollte. "Zahme" Pferde sind quasi auf Menschen geprägt und erwarten, dass diese sie verstehen, wie andere Pferde es tun. Da können sie in aller Regel natürlich lange warten und sind entsprechend frustriert. Also, kurz zusammengefasst so die Theorie ;). Ich hab ja netterweise auch die Gelegenheit, zwei (wenn auch in der Persönlichkeit sehr unterschiedliche) halbwild aufgewachsene Pferde mit meinen anderen allesamt sehr menschenorientierten zu vergleichen.

"Begrüßung" kann man wohl tatsächlich jeder Pferdemäßiger gestalten, wie hier ja schon einige geschrieben haben.

Gruß
Katja
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #11 am: 13. Januar 2021, 11:15:26 »
Also jetzt bin ich wirklich auch ganz motiviert, mir das alles nochmal genauer anzuschauen  :cheer: Frodi hat ja zur Zeit einen kleine Schatten der etwas scheu ist, vielleicht kann ich mich ihm so mal höflich vorstellen.

Frodur selber kennt mittlerweile so viele Körpertargets, dass er glaube ich eher etwas irritiert wäre, wenn ich jetzt mit den Buttons bei ihm anfange. Er würde wohl in erster Linie ein neues Target vermuten.
Wie macht ihr sowas?
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #12 am: 13. Januar 2021, 14:39:57 »
Wie ist das denn in diesem Buch (bzw Büchern + Videos?): gehts da dann schlussendlich primär auch eher wieder um "wie bewege ich mein Pferd" und solche Themen, oder ist da auch noch mehr so "belangloses Zeug" wie das mit der Begrüßung?

Ich bin ja mit dem einen Buch nicht durch. Aber das grobe Überfliegen zeigt mir, dass es schon auch um "wie bewege ich mein Pferd" geht. Auch so was wie "die fünf Stufen der Intensität", die letztendlich klassische negative Verstärkung sind.. Ich denke, der für uns "Positive Menschen" ist eher die erste Hälfte des Buches interessant. Aber ganz genau kann ich es auch noch nicht sagen.

Frodur selber kennt mittlerweile so viele Körpertargets, dass er glaube ich eher etwas irritiert wäre, wenn ich jetzt mit den Buttons bei ihm anfange. Er würde wohl in erster Linie ein neues Target vermuten.
Wie macht ihr sowas?

Ich bin wie gesagt erst am Anfang des Buches. Da geht es noch gar nicht so sehr um die Buttons. Aber ich denke, die Pferde können es schon ganz gut unterscheiden. In meiner Vorstellung "drückt" man die Buttons auch gar nicht so arg. :juck: Es ist vermutlich eher so ein andeuten. Oder wenn berühren, dann anders. Als würde man streicheln....so vermute ich zumindest.

Ich habe gestern zumindest nachdem ich mich an der Begrüßung versucht habe (die mehr schlecht als recht funktioniert hat  :lol: ) mal ganz beiläufig den "Folge-mir-Button" berührt. Und ich konnte mein Pferd tatsächlich ohne zu zögern weg von den anderen führen. Was zur Zeit gar nicht so einfach ist.  :dops: Ob das jetzt gezielt mit dem Button zu tun hat oder nicht, weiß ich natürlich nicht.

Was ich aber finde, was das Buch ganz gut rüberbringt, ist die "Achtsamkeit" bei Pferden. Eben, dass man mehr beobachtet, auf die Signale von den Pferden schaut, sie auch berücksichtigt und lernt... Dass man feinfühliger vielleicht auch ist, sie nicht so überfällt, grad beim Putzen etc. Sondern dass man tatsächlich vorher erstmal fragt, bevor man irgendwas mit seinem Pferd machen will...
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #13 am: 13. Januar 2021, 15:14:37 »
Ich verstehe das auch so, dass man nicht doll drückt. Aber das tue ich ja bei Targetanfragen auch nicht, sondern halte die Hand nur kurz darüber oder tippe kurz an. Also schon recht ähnlich, denke ich  :juck:
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Re: Sprachkurs Pferd mit Sharon Wilsie
« Antwort #14 am: 13. Januar 2021, 15:17:20 »
Kann man sich diese Buttons denn generell eher wie Targets vorstellen?
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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