Hallo Evelyn,
ich würde pro Übungseinheit bei "Anfängerpferden" nicht schrecklich viele verschiedene Dinge üben, vielleicht maximal so zwei oder drei, ev. auch mit kleiner (Grase-) Pause dazwischen. Wenn Pferd schon fortgeschrittener ist wie deine und man nicht bei allen Übungen mehr ganz am Anfang steht, kann man natürlich auch mehr verschiedene Sachen üben.
Du könntest natürlich trotzdem z. B. am Montag Beine kreuzen und Apportieren, am Dienstag Ball spielen und apportieren, am Mittwoch Matte und Ball spielen usw. üben. Also verschiedene Sachen zwar "in Arbeit" haben, aber eben nicht jeden Tag an allem intensiv üben.
Sinnvoll ist es auch, nicht ähnliche Dinge zeitlich zu dicht nacheinander zu üben, z. B. in einer Einheit Beine kreuzen und Hinterhandwendung oder in einer Einheit Target berühren und Apportieren (= in etwas reinbeißen). Lieber unterschiedliche Dinge wie z. B. Matte und Apportieren.
Wenn ist ein Pferd bereit für eine neue Übung?
Grundsätzlich immer, glaube ich. Für's Pferd ist es ja egal, an was es rumtüftelt, Hauptsache es bekommt genügend Leckerlis ;-) Außer bei Sachen, die Muskeln und Bewegungapparat trainieren, da sollte man langsam vorgehen und nach und nach aufeinander aufbauen. Sinnvoll ist es ev. nicht zu viele Sachen gleichzeitig anzufangen. Wenn eine Sache schon etwas fortgeschrittener ist, kann man ruhig auch schon wieder was neues dazunehmen... Frag mich lieber nicht, wie viele Sachen ich in Arbeit habe... Und alle sind noch irgendwie nicht "fertig" trainiert.
Wenn ein Pferd anfängt, mit einer Übung zu "betteln", also sie ungefragt in Hoffnung auf ein Leckerli zu zeigen, ist es Zeit, ein Signal einzuführen "Wenn du dieses Signal siehst/hörst/spürst, bekommst du eine Belohnung, wenn du genau jenes Verhalten zeigst." Das Training an der Signalkontrolle ist auch noch ein wichtiger Aspekt... Nicht, dass einem ein Pferd ständig in allen passenden und unpassenden Momenten alles, was es kann, um die Ohren schmeißt ;-)
So, das war erst mal etwas allgemein, jetzt noch zu deiner eigentlichen Frage:
wenn ich an etwas arbeite und sie was anderes anbieten (was ich vielleicht auch mal haben will) soll ich das dann auch gleich klickern?
Das ist eine schwierige Frage. Ob ich unangefragte Angebote annehme, kommt eventuell auch drauf an, was für Angebote das sind. Wenn es was ist, was ich leicht wieder irgendwie "auslösen" könnte und es gar nicht passen würde, würde ich es wohl einfach ignorieren (z. B. Kegel umwerfen, wenn gerade Kegel aufstellen dran ist) und irgendwann extra trainieren, bevorzugt, wenn Kegel aufstellen schon einigermaßen unter Signalkontrolle ist. Wenn das ungefragte Angebot was ist, was einzigartig toll und noch nie dagewesen und überhaupt nicht von mir beeinflußbar sein könnte, würde ich es auf jeden Fall clicken, belohnen und wahrscheinlich auch gleich dran weiterüben, z. B. wenn Pferd sein Vorderbein Spanischer-Schritt-artig in die Luft streckt, und man noch nie irgendeine Aktion mit dem Vorderbein aus dem Pferd rauskitzeln konnte und es auch nie auch den kleinsten Ansatz von Scharren zeigt.
Mit konkreten Beispielen ist es etwas einfacher, da man nur dann sehen kann, ob vielleicht auch Nachteile für's aktuelle Training im unangefragten Angebot steckt, oder ob man eine Pestlektion einführen würde etc. Unangefragte Angebote sind ja oft auch solche, die ein Pferd von sich aus gerne macht und ein Stück weit selbstverstärkend sind, sonst würden sie dem Pferd ja auch nicht einfallen. Und selbstverstärkende Übungen können gerne Mal zu Pestlektionen werden, z. B. mit einem Pferd spanischen Gruß zu üben, dass sowieso gerne mit dem Vorderbein rumfuchtelt.
Ich hoffe, ich hab meine Gedankengänge einigermaßen nachvollziehbar formuliert bekommen
VG
Katja