Genau so ist es. Wir haben jetzt schon sooooo viele Fortschritte gemacht, die zwar nicht unbedingt messbar sind im Sinne von "hat Lektion/Übung XY "gelernt"", die aber für mich trotzdem sehr viel bedeuten. Am deutlichsten zeigt sich der positive Effekt unserer Trainingsumstellung in unserer Beziehung. Das Fuchserl war immer schon ein personenbezogenes Pferd, allerdings mit einer gewissen...Distanz....dabei. Ich hatte ständig den Eindruck im Umgang mit ihr, dass da zwei Herzen in ihrer Brust schlugen....einerseits "Neugier, Offenheit, Abenteuerlust (zeig mir was von der Welt)", andererseits "Misstrauen, Skepsis...die Sorge, der Mensch am anderen Seilende könnte ihr im letzten Moment doch noch an die Kehle wollen". Damit stand sie sich immer schon selbst im Weg (unterstellt wurde ihr schon viel: "Will nicht", "ist prinzipiell dagegen", "ist halt ne Diva", "Leistungsverweigerer"). Diese "Skepsis" zeigte sich darin, dass sie Berührungen nicht akzeptieren wollte (Meideverhalten), sie bei zu geringer Distanz zum Menschen unruhig/hibbelig wurde und bei gewissen Bewegungen sofort zurück schreckte (als wäre sie regelmäßig von mir verprügelt worden...was definitiv nie der Fall war!). Und trotz aller Bemühungen war diese "Grundskepsis" nie völlig aus ihr herauszubekommen (es besserte sich stückweise über die Jahre (im Fohlenalter deutlich schlimmer als dreijährig), verflog aber nie vollkommen), was letztlich sehr oft darin endete, dass sie an irgendeinem Punkt "Nein" sagte und blockte (weil Mensch = Feind/Angreifer).
Diese "Mauer" bröckelt jetzt allmählich immer mehr und wir rücken dichter zusammen. Ich glaube, es liegt vor allem daran, dass wir a) endlich eine Form der Kommunikation gefunden haben, die für sie absolut verständlich ist und b) dass ich insgesamt berechenbarer für sie geworden bin. Auch die Komponente Stress spielt im Training keine Rolle mehr...zumindest, wenn es optimal verläuft (sowohl bei der Arbeit nach Parelli als auch beim Reiten/im Beritt zeigte sie deutliche Stresszeichen (Kopfschütteln, mit dem Hinterbein aufstampfen, Schweifpinseln, Schwitzen etc....das ist jetzt alles wie weg geblasen). Früher waren wir bestenfalls bei "oookay, ich ertrage es/schlucke es" angelangt und heute macht sie Dinge absolut freiwillig und ist mit sehr viel "Spaß" und Motivation dabei. Ich wusste immer schon, dass sie prinzipiell "mitarbeiten will", aber ihr diese Angst/Sorge/Skepsis im Weg stand. Mir ist klar, dass es noch ein weiter Weg sein wird bis das Vertrauensgerüst so stabil ist, dass es uns auch bei Wind und Sturm zuverlässig "trägt", aber die Umstellung aufs Clickern hat mir die Erkenntnis gebracht, dass dies definitiv mit diesem Pferd möglich sein wird. Und schon allein diese Gewissheit, dass es tatsächlich funktionieren kann (auch mit diesem "Problemfall"), beruhigt mich.
Sehr geholfen hat der Stute wohl auch allein das Bewusstsein, dass sie theoretisch jeder Zeit gehen kann, wenn es ihr zu "heiß" wird (das meiste mache ich mit ihr frei in der Box ohne Strick und ohne Halfter). Wir sind deutlich enger zusammengerückt, seit dies so zwanglos abläuft und für mich auch der "Dominanz-Gedanke" weg fällt. Sprich, ich nehme vermeintliches Fehlverhalten jetzt nicht mehr "persönlich" im Sinne von "das Tier will mir gerade meinen Rang streitig machen/es respektiert mich nicht". Dies erzeugte bei mir wiederum Stress und endete in noch mehr "Druck", mit dem ich die Distanz zwischen ihr und mir (ungewollt) letztlich noch weiter wachsen ließ. Dies wird mir erst jetzt immer bewusster.
Es ist interessant zu spüren, dass ich quasi erst mal "loslassen" musste (Freiraum geben), um diese Stute näher an mich "binden zu können". Egal, wie weit wir am Ende kommen werden bzw. wie viele "messbare Erfolge" wir im Verlauf erzielen können - mir hat die Zeit mit ihr und dem Clicker
jetzt schon extrem viel gebracht. Ich habe sehr viel gelernt und erfahren (auch über mich selbst) und so kann ich jetzt schon sagen: Die Entscheidung für diesen Weg (Clickertraining) hat sich für mich bereits jetzt schon absolut gelohnt.