Die Überschrift ist recht ambitioniert.
Aber mir geht es auch gerade um etwas ganz allgemeines, nicht um eine spezielle Situation.
Kurz die Vorgeschichte: sechsjähriges Pferd, seit fast fünf Jahren im Besitz einer relativen Anfängerin (meinereiner). Dadurch kamen möglicherweise notwendige Übungen in jungen Jahren zu kurz (z.B. Handpferd im Gelände, Fohlenschauen, etc. pp), was zur Folge hatte, dass mein Pferd nun nicht das gelassenste Tier aller Zeiten ist. Vielleicht ist das auch ein bisschen Charaktersache (ich hoffe es, damit ich mir kein komplettes Versagen vorwerfen muss...
), er hat nie etwas schlechtes Erfahren, allerdings auch einfach nicht viel von der Welt gesehen. Wir hatten bisher zwei Umzüge. Der Kosmos meines Pferdes ist dadurch eher klein. Bevorzugt war ich immer an Freizeitställen mit wenig Trubel. Für mich als Mensch ideal, für ein junges Pferd, das die Welt kennenlernen soll wohl nicht.
Wir machen hin und wieder Übungen aus der GHP, das heißt so etwas wie rascheln/Planen/Schirme etc. kennt er grundsätzlich - ist natürlich ebenfalls noch ausbaufähig. Hier weiß ich aber im Groben, wie ich vorgehen muss und das soll auch nicht Inhalt des Threads sein. Oder darf natürlich gerne, wenn andere Fragen hierzu haben.
Klar, vieles ergibt sich auch einfach mit dem Alter und der damit verbundenen Selbstsicherheit. Aber ich lass mich hin und wieder unter Druck setzen, was andere mit ihren sechsjährigen Jungspunden schon alles dolles können. Das fängt bei Turnieren an, geht über irgendwelche Shows bei Krämer und Co und geht weiter über Wander-/Orientierungsritte, Extreme Trail Parks etc.
Aktuell könnte ich mir rein nervlich überhaupt gar nichts davon für meinen Wallach vorstellen. Ich freue mich aktuell darüber, dass wir alleine Ausreiten/Spazieren gehen können. WIE wir das allerdings machen, darf ich gar nicht sagen. Entspannt ist das alles leider gar nicht. Nicht, dass er durchgeht. Aber Stechschritt und Fester Rücken mit Glotzigkeit und Erschreckern ist Standard.
Was ich mir hier durch diesen Thread erhoffe sind Ratschläge und Erfahrungsberichte, wie man einem natürlichen Fluchttier mehr Gelassenheit antrainineren kann.
Was mir natürlich klar ist, dass es nur geht, wenn man entsprechend übt und mit mehr Routine. Aber was bedeutet das? Ist das daher zwingend notwendig, das Pferd regelmäßiger einzuladen und in fremde Umgebungen bringen? Oder kann ich vorher soweit üben, dass fremde Umgebungen nicht mehr das Grauen sind?
Schaffe ich das als Anfänger mit beschränkten Möglichkeiten? Oder muss ich nun damit leben, dass ich eben durch diese ungünstige Konstellation niemals ein so gelassenes Pferd habe, wie andere mit besseren Voraussetzungen?
Wenn ich das alles so runterschreibe, fallen mir die meisten Antworten schon ein. Und es macht mich nicht gerade glücklich.
Was ist also die Option? Ins kalte Wasser springen? Schritt für Schritt aufbauen? Oder was ganz anderes? Das Pferd gar weggeben, zu jemandem der auf Gelassenheitstraining spezialisiert ist?
Und noch ganz kurz als Klarstellung: Ich finde durch das Clickertraining verändert sich die Erwartung an das Tier. Mir ist noch vielmehr als früher wichtig, dass es meinem Pferd gut geht. Es soll ein schönes Leben haben. Und natürlich sind die meisten Dinge, die ich mir bei einem gelassenen Pferd erhoff, egoistischer Natur. Allerdings denke ich auch wieder, wenn ein Pferd weniger ängstlich ist und auch in fremder Umgebung gelassen bleibt, steigt die Lebensqualität des Pferdes enorm. Schließlich muss es sich nicht ständig um sein Leben fürchten.
Wenn wir aktuell also nur Dinge tun würden, die mein Pferd unproblematisch findet, würden wir wohl nur auf der Koppel bleiben. Draußen lauern schließlich auch mal Traktoren, Hunde und anderes unnötiges Zeug.
Und noch eine kleine Ergänzung: Mein Pferd ist nun auch nicht gerade die Panik in Person. Er dreht nicht durch, wenn er am Anbindeplatz oder auf dem Reitplatz stehen muss. Er ist schon mehr entspannt, als unentspannt. Aber es fehlt halt noch einiges, um die oben genannten Punkte zu erfüllen.
Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt und man versteht, was ich meine. Danke für euren Input!