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Anlongieren

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strizi
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Re:Anlongieren
« Antwort #45 am: 07. Dezember 2010, 07:48:51 »
wenn frei longieren klappt und euch das spaß macht, das longieren an der longe aber garnicht geht, dann frage ich mich als erstes: WAS machst du denn mit longe anders als ohne? irgendwas muss es ja sein, sonst käme da nicht so ein kuddelmuddel raus. (und sei es nur deine innere einstellung - das ist ein punkt, der massivst unterschätzt wird!!!!!)

natürlich kannst du, wie manni  beschreibt, longieren vollkommen neu aufbauen - ich frag mich jedoch, wozu? frei klappt es ja wunderbar, wie du sagst.

wenn er die "komandos" für "raus" und für die gangarten- u. tempiwechsel wirklich kennt, dann könnte es u.u. noch ein generalisierungsproblem sein (du longierst ja an einem anderen ort!), oder die longe an und für sich irritiert ihn. wenn dies der fall ist, dann fände ich persönlich es leichter, ihm das longieren mit longe an einem anderen ort nochmal im "schnelldurchlauf" zu verclickern. und das so, wie du es ohne longe gemacht hast.

also, jeden schritt, den er von dir weg weicht zu bestätigen, damit das "raus" mal klappt. weiters, schritt auf der gewünschten linie, dann schritt auf der linie in der gewünschten haltung/biegung usw., dann tempounterschiede im schritt. erst wenn das klappt den trab dazu nehmen und wenn dort alles passt, ans galoppieren denken.
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Mannimen
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Re:Anlongieren
« Antwort #46 am: 07. Dezember 2010, 08:39:56 »
Bei Paco war es so, dass er immer sehr schnell rausfand, was anstrengend für ihn werden konnte und hat dann sofort da gegen gesteuert. Antares hingegen musste sich erst völlig auspowern, bevor er daran dachte etwas daran ändern zu können / müssen.

Also wenn es beim freien Longieren die Möglichkeit gab, sich dem zu entziehen, nutzte Paco sie sofort und Antares erst, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sah. So erkannte Paco auch sehr schnell, dass das Davonlaufen in einem Roundpen nicht funktionieren würde und kam gleich rein zu mir. Antares hingegen versuchte erst mal sein Glück und wurde immer schneller, bevor er überhaupt daran dachte zu mir zu kommen. Bei ihm musste ich mich sogar regelrecht in den Weg stellen, damit er wieder runter kommt, ihn also gewaltsam stoppen.

Gleiches galt an der Longe, da erkannte Paco auch sofort, dass weglaufen keinen Sinn macht und er drängte immer mehr zu mir hin. Ich hatte insofern das Problem ihn überhaupt wieder nach außen zu schicken. Ganz anders bei Antares, der eher mich ins Schlepptau nahm und noch mehr Gas gab. Und so konnte ich dann ihm auch nicht mehr den Weg abkürzen. Ihn ruhig und gelassen zu longieren hat ewig gedauert und ging ohne Longe sehr viel besser als mit. Ob das an mir lag, wenn zwei Pferde dabei völlig unterschiedlich reagiert haben, weiß ich nicht. Aber sobald Zug auf der Longe war, reagierten sie entsprechend. Insofern musste ich sehen, dass dies nie passiert und habe mir angewöhnt nur noch Zupfsignale oder durch einen Wellenschlag entsprechend Hilfen zu geben. Dennoch konnte ich damit ihre Grundtendenz nicht verändern und musst mich voll darauf einstellen, wenn ich vermeiden wollte, dass es schief geht.

Und dann kommt noch die jeweilige Tagesform hinzu. Momentan brauche ich nicht zu versuchen einen von beiden überhaupt zu longieren. Paco würde stehen bleiben oder mir seinen Hintern zudrehen und Antares würde steigen und bocken, bis die Fetzen fliegen. Auch darauf muss ich mich einstellen und lasse die Longe besser gleich weg. Hier geht momentan nur Freiarbeit, da die Tiere sich auf den harten Buckelpisten da draußen nicht wirklich richtig bewegen können. Da ist der weiche Boden in der Halle geradezu eine Aufforderung die Sau raus zu lassen. Wer sich da gleich in den Sattel setzt, hat gute Chancen an seinem Sitz zu arbeiten. Und das Tier an einem Seil festzuhalten könnte Abzüge in der B-Note geben. :cheese:

Kürzlich hat selbst das ruhigste Pferd am Stall sich mitten auf der Straße selbstständig gemacht, weil es dort endlich besser laufen konnte. Es ist auch nur so weit gelaufen, bis der Boden wieder scheiße war und hat dann brav auf sein Frauchen gewartet. Wir haben es mit Lebewesen zu tun, die auch ihre eigenen Bedürfnisse und Eigenarten haben. Da gibt es meiner Meinung nach kein gemeinsames Rezept. Jeder braucht seine individuelle Behandlung und Aufmerksamkeit. Da sollten wir einfach flexibel und vielseitig sein.

Außerdem sind wir Menschen ja auch nicht alle gleich und somit ist jede Mensch-Tier-Beziehung etwas Einzigartiges. Beide lernen den dazu passenden Umgang gegenseitig und das braucht auch seine Zeit. Ich finde den Ansatz von Ursula jedoch allgemein sehr passend, denn er geht immer nur so weit, wie es die jeweilige Entwicklung auch sicher zulässt. Dazu sollte man jedoch sehr genau die tatsächlichen Grenzen kennen. Wann neigt mein Pferd dazu schneller zu werden und wann gerät mir das außer Kontrolle. Ist auch nicht leicht und bedarf einer sehr guten Beobachtungsgabe und ganz viel Einfühlungsvermögen. Diese Gratwanderung habe ich jedoch nicht so gut hinbekommen und daher lieber dem Tier auch mal freien Lauf gelassen, wo das möglich war. :roll:

So muss wieder was tun
Manfred

« Letzte Änderung: 07. Dezember 2010, 08:45:27 von Mannimen »
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Re:Anlongieren
« Antwort #47 am: 07. Dezember 2010, 09:33:26 »
Hallo,

ich sehe bei Manfreds Ansatz (so, wie ich ihn verstanden habe), ein Problem: wenn ich nur dann mit Leckerli arbeite, wenn ich eh in Nähe des Pferdemauls bin, kann das Pferd sehr schnell  zwei Gleichungen aufstellen:

1) nah beim Mensch = Leckerli
2) weiter weg vom Mensch = kein Leckerli

Ich als (dauerhungriges ;) ) Pferd wüsste, wo ich mich aufhalten würde  :cheese:. Daher denke ich, dass es gerade am Anfang sinnvoller ist, länger mit Leckerli zu arbeiten. Auch zu dem "Preis", dass das Pferd seine Position verlässt (bei Capitan habe ich dann teilweise einfach doch dort gefüttert, wo er ursprünglich stand und stehen sollte, war da bisher aber zu inkonsequent). Später, wenn die grundsätzliche Idee des "ich laufe aussen auf einer Kreisbahn" da ist, kann man immer noch schauen, ob man vom Futterlob auf ein verbales Lob umsteigt. Dann würde ich aber auch in der Nähe des Pferdes kein Futter geben, um die obigen Gleichungen "auszuschalten". ;)
Viele Grüße,
Esther
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Re:Anlongieren
« Antwort #48 am: 07. Dezember 2010, 09:46:52 »
Guten Morgen und Danke euch allen schon mal.

Zuerst mal, strizi, ich habe keinen Schimmer. Im Grunde nichts. Ich hatte mich das eine mal sogar von der Trainerin 'überwachen' lassen und mit ihren Tipps hat es auch geklappt. Allerdings nicht so, dass das Pferd Spaß hatte.

Vielleicht ist das auch das hauptsächliche Problem. Nicht, dass es nicht klappen würde (ich hab definitiv gelernt ausdauernder und auch ziemlich schnell zu sein *vor Hufen weghüpf*) und dann nach kurzer Zeit einfach funktioniert, aber es soll nicht funktionieren, es soll ja auch Spaß machen.  :-\
Vielleicht sehe ich das sowieso alles falsch und sollte es einfach sein lassen und irgendwie anders arbeiten, einfach weiter frei und wenn es kein Wetter dazu ist, dann eben nicht.

eboja, deine kleine Gleichung klingt sinnvoll.

Manfred, das ist nicht mal das Ding, die haben eine ziemlich ebene Wiese, wo sie drauf laufen können und ich habs auch schon zu ganz guten Tagesformen eigentlich probiert. xD

Liebe Grüße
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Linda, Pony Jim und Pudelkind Zephyr
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Re:Anlongieren
« Antwort #49 am: 07. Dezember 2010, 09:59:41 »
Huhu  Linda!  :D

Kannst Du Dich mal filmen lassen? Ganz oft nimmt man beim Hantieren mit der Longe eine Körpersprache ein, die das Pferd sehr einlädt, sich um einen zu kreiseln. Achte mal, ob Du evtl rückwärts gehst, ob du auf die HInterhand des Pferdes ausgerichtet bist und diese verschiebst? Sind oft Kleinigkeiten, die da im Spiel sind.

Man kann das Anlongieren auch mit Clicker ganz gut über das Führen erarbeiten. Dabei führt man das Pferd zunächst normal an und ist recht nah vorne beim Kopf. Zum Antreten wird das Pferd über Hinstreichen am Strick eingeladen, dies wird kleinschrittig mit Clicker aufgebaut.

Schon von Anfang an drauf achten, dass Du im Moment des Clicks schon zum Pferd hingehst und ihm das Futter dorthin stopfst, wo sein Maul ist. So dass er gar nicht erst zu Dir kommen muss und beim Click stehen bleibt und wartet. Im Moment des Clicks müssen Deine Füsse schon in Bewegung sein.

Sobald das auf kurze Distanz gut geht, wechselst Du Deine Handhaltung (linke Hand zb dann linke Hand am Strick und rechte Hand mit Gerte, diese weist nur in Richtung Hinterhand). Möglich ist auch hier ein Antippen der Kruppe a la Tellington.
Als nächstes wird der STrick, der in der linken Hand ist, verlängert und Du clickst weiterhin jedes Antreten nach Vorne. Hier ganz deutlich auf Deine Körperausrichtung achten! In Bewegungsrichtung schauen und "die Tür nach vorne" offenhalten.

Wirklich ganz oft das Antreten üben und bestärken, und jedesmal beim Click sofort zum Pferd gehen.
Das übst Du zu Beginn am Rand, so dass Du außen eine Bande hast.
Wenn das gut klappt, beginnst Du Volten hinzuzunehmen und dann langsam mehr in die Mitte der Bahn zu gehen, dann auch dort anhalten und wieder antreten.

Zum Losgehen gehst Du dann wieder vom Pferd weg, jeweils gerade so viel wie nötig ist, damit er nach vorne hin antreten kann und ihr da eine ganz feste Gewohnheit entwickelt.

Viel erfolg!
lg Heike
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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strizi
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Re:Anlongieren
« Antwort #50 am: 07. Dezember 2010, 10:04:52 »
Guten Morgen und Danke euch allen schon mal.

Zuerst mal, strizi, ich habe keinen Schimmer. Im Grunde nichts. Ich hatte mich das eine mal sogar von der Trainerin 'überwachen' lassen und mit ihren Tipps hat es auch geklappt. Allerdings nicht so, dass das Pferd Spaß hatte.

Vielleicht ist das auch das hauptsächliche Problem. Nicht, dass es nicht klappen würde (ich hab definitiv gelernt ausdauernder und auch ziemlich schnell zu sein *vor Hufen weghüpf*) und dann nach kurzer Zeit einfach funktioniert, aber es soll nicht funktionieren, es soll ja auch Spaß machen.  :-\
Vielleicht sehe ich das sowieso alles falsch und sollte es einfach sein lassen und irgendwie anders arbeiten, einfach weiter frei und wenn es kein Wetter dazu ist, dann eben nicht.

eboja, deine kleine Gleichung klingt sinnvoll.

Manfred, das ist nicht mal das Ding, die haben eine ziemlich ebene Wiese, wo sie drauf laufen können und ich habs auch schon zu ganz guten Tagesformen eigentlich probiert. xD

Liebe Grüße
bezieht sich das, auf den eventl. unterschied, zw. mit und ohne longe? wenn ja - dann lass dich einfach filmen, so wie heike sagte. trainer-überwachung bringt da meist nix, weil der bringt sich wieder selber mit ein, bessert herum, gibt tips - in einer situation, wo einfach nur stummes zuschaun und analysieren gefragt wäre............

magst du denn longieren generell gern oder eher nicht?
ähm - nicht falsch verstehen, ich sprach NIE davon, dass es darum ginge, etwas freudlos zu tun, bzw. einfach "den längeren atem zu haben"!

mir ist die motivation meiner pferde eins der größten heiligtümer! ich bin zwar der meinung, dass sie so einiges lernen sollten und wir durchaus ziele haben - aber mir ist der weg dorthin wichtiger als das ziel an und für sich - ohne dabei aber das ziel aus den augen zu verlieren......... hm - schwierig zu erklären!
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Re:Anlongieren
« Antwort #51 am: 07. Dezember 2010, 12:25:16 »
Danke, Muriel, das werde ich wohl mal probieren, er kommt auch nicht rein beim Click, das kennt er ja, er wartet. :D
Bzw. ich muss gucken, dass ich das für ihn deutlich vom seitlich übertreten unterscheide, was wir im Moment auch üben.  :confused:

Strizi, keine Angst, so meinte ich das nicht, dass ich glaube, dass Motivation für dich nicht wichtig ist. :D

Noch mal zur Trainerin... sie hat beobachtet und wirklich nur kleine Anwesiungen gegeben wie 'dreh dich noch nen cm weiter ein' und so was. Aber das mit dem Filmen kann ich am Wochenende machen, dann gibts Sonntag oder die Woche da drauf das Video.

Danke noch mal euch allen. :)
Liebe Grüße
Linda, Pony Jim und Pudelkind Zephyr
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Mannimen
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Re:Anlongieren
« Antwort #52 am: 08. Dezember 2010, 08:21:21 »
1) nah beim Mensch = Leckerli
2) weiter weg vom Mensch = kein Leckerli

Ja Esther,

diese Schlussfolgerung ist logisch, doch sie kann dadurch vermieden werden, wenn es immer nur dann ein Leckerlie für erbrachte Leistungen gibt. Ich habe da z. B. das Stehenbleiben gleich mal eingeführt und mich aus dieser Nähe wieder zurückgezogen, bis ich genügend Abstand hatte und das Pferd auch stehen geblieben ist. Das wurde dann belohnt.

Auch gibt es bei uns, wieder aus dem NH kommend, die Regel "Mein Raum - dein Raum", welche den Abstand des Individualbereiches sichert. Dazu muss also immer erst gefragt werden, ob man dorthin eindringen darf. Also bleibe ich erst einmal in entsprechender Entfernung stehen und warte auf eine Zuwendung (Blick oder Bewegung), die es mir erlaubt näher zu kommen. Das Pferd tut dies schon von Natur aus so und hält immer erst einmal respektvoll Abstand. Und sollte es sich daran einmal nicht mehr halten, wird es zunächst höflich oder im weiteren Verlauf auch sehr bestimmt daran erinnert.

Doch reicht dies halt nicht für einen Abstand von ca. 8m, den ich beim Longieren benötige um das Tier am Anfang nicht zu sehr zu biegen bzw. aus der Balance zu bringen und ausfallen zu lassen. Dazu muss ich es schon irgend wie ermutigen. Klassisch erfolgt das ja mit negativer Verstärkung durch die Longierpeitsche aber mit positiver Verstärkung wird es da schon deutlich anspruchsvoller. ;)

Ich könnte z. B. jede Bewegung weg von mir und in die gewünschte Richtung auf der Kreisbahn mit C/B fördern oder das Targert an den Peitschenschlag befestigen und immer weiter vor das Tier schleudern, damit es ihm nachläuft und es versucht zu berühren. Das hätte dann auch noch den Vorteil, dass ich den Schub mit Kopfsenken in Verbindung bringe, was ja durchaus erwünscht ist. Allerdings wird dabei leider auch sehr abrupt auf der Vorhand abgebremst, was wieder nicht gewollt ist.

Aber wenn das freie Longieren schon recht gut läuft, dann solle es auch mit der Longe möglich sein, sofern diese keinen unangenehmen Zug am Kopf ausübt und immer leicht durchhängt. Das Gewicht der Longe ist schon Druck genug und bewirkt ein leichtes Gegensteuern. Außerdem schlenkert sie wie eine Schlange in Richtung Pferd, sodass es dem gerne ausweichen möchte.

Ich habe daher zuvor erst einmal das Tier überhaupt daran gewöhnt und im Stehen mit der Longe umhergewedelt, sie über den Rücken gelegt (Vorbereitung zur Doppellonge viel später), das Tier damit etwas eingewickelt und immer viel damit gestreichelt und die Standhaftigkeit belohnt. Erst wenn Die Longe keine böse Schlange mehr war, sondern etwas ganz Angenehmes, sind wir gemeinsam losmarschiert und ich habe den Abstand immer mehr vergrößert (verteilt über viele Tage), bis ein entspanntes Gehen in der gewünschten Entfernung auf einer Kreisbahn möglich war.

So, muss wieder los zur Arbeit
Manfred
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strizi
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Re:Anlongieren
« Antwort #53 am: 08. Dezember 2010, 08:39:39 »
"Klassisch erfolgt das ja mit negativer Verstärkung durch die Longierpeitsche aber mit positiver Verstärkung wird es da schon deutlich anspruchsvoller."

bitte - erklär mir, was an korrekter!!!!!!! anwendung der peitsche zum "hinaus" negative verstärkung ist?

ich zeige auf die schulter/schenkellage, wenn das pferd weicht gibts nen  :keks: das ist nix anderes als ne taktile hilfe und vorbereitung auf spätere reiten......... oder? :roll:

das mit dem target........... das seh ich a bissl kritisch..... und finde es (persönlich) eher unpraktikabel! wenn ich mir vorstelle, ich steh da mit longe, targetstecken, eventl. peitsche (rein aus gewöhnungszwecken) und clicker in der mitte..... hmmmm - da bin ich vermutlich mehr mit meinen 7 zwetschken beschäftigt, als mitm pferdl.
weiters bin ich mir nicht wirklich sicher, in wie weit das pferd überhaupt "mitbekommt" WAS genau es da tut, während es dem "bunten ball" hinterher strebt..... wird ihm überhaupt klar, dass es dabei eigentlich ums (ganz banal ausgedrückt) im kreis laufen geht? da find ich die hütchenvariante noch besser, wenn man es unbedingt anders als klassisch machen "muss" (denn auch das kann man wunderbar mitm clicker in kleine schrittchens zerlegen und aufbauen).
das mitm target hat immer ein bissl was von "locken", für meinen geschmack und da fällt mir immer eine sehr prägende geschichte aus meinen clickeranfängen ein:

"2 möglichkeiten um in einer unbekannten stadt den kirchplatz zu finden: variante 1) man hält dir 500,-- vor die nase und du läufst diesen 500,-- nach, bis zum marktplatz. variante 2) du bekommst nen stadtplan und das versprechen, wenn du den kirchplatz findest, dann erhältst du 500,--..................... mit welcher variante wirst du dir den weg zum kirchplatz leichter MERKEN?"
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Re:Anlongieren
« Antwort #54 am: 08. Dezember 2010, 10:01:34 »
"Klassisch erfolgt das ja mit negativer Verstärkung durch die Longierpeitsche aber mit positiver Verstärkung wird es da schon deutlich anspruchsvoller."

bitte - erklär mir, was an korrekter!!!!!!! anwendung der peitsche zum "hinaus" negative verstärkung ist?

ich zeige auf die schulter/schenkellage, wenn das pferd weicht gibts nen  :keks: das ist nix anderes als ne taktile hilfe und vorbereitung auf spätere reiten......... oder? :roll:
Da mag ich mal gerade für Manfred einspringen (ihn aber natürlich nicht von einer eigenen Antwort abhalten).

Ich gehe jetzt von einem Pferd aus, dass die Sache erst noch lernen soll, also den ersten Kontakt mit dieser Aufgabe hat.
Wenn ich die Peitsche verwende (ganz egal wie, also stell' Dir bitte die für Dich beste Möglichkeit vor!), gibt es drei Möglichkeiten, wie das Pferd reagieren kann:
1. es bleibt wo es ist
2. es kommt näher
3. es weicht

Aus den drei Möglichkeiten kann ich darauf schließen, wie das Pferd das Signal prinzipiell empfindet:
bei 1. ist ihm das Signal egal, d.h. das Signal ist ein neutraler Reiz
bei 2. ist das Signal ein angenehmer Reiz, auf den es zu geht
bei 3. ist das Signal ein unangenehmer Reiz, vor dem es weg geht.

Unangenehm heisst jetzt nicht, dass es irgendwie schlimm ist. Nur eben so weit "nervig", dass das Pferd die Entscheidung trifft, den Abstand zu dem Reiz zu vergrößern. Also bist Du bei negativer Verstärkung. Es MUSS ja als unangenehm (wenn auch nur auf minimalem Level) empfunden werden, damit man das gewünschte Ergebnis (3.) erhält.

Negative Verstärkung heisst ja nicht automatisch "ganz böse", sondern geht nur von der Reaktion auf den Reiz aus.
Viele Grüße,
Esther
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cännsi
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Re:Anlongieren
« Antwort #55 am: 08. Dezember 2010, 11:06:48 »
ich glaub mit dem targetstecken wär ich auch überfordet bis ich da meine sieben zwetschken beisammen hab. sollte ich mal drauf angewiesen sein, würde ich mich wohl bei der hütchenvariante besser aufgehoben fühlen.
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strizi
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Re:Anlongieren
« Antwort #56 am: 08. Dezember 2010, 12:00:26 »
ähm..... also, eboja, so seh ich das ganz einfach nicht, denn ich baue "weichen" eigentlich nicht anders auf als "herkommen" (z.b. auf nen handtarget seitlich andocken)..........

ich persönlich interpretiere wie folgt:

variante 1: pferd hat keinen blassen schimmer was ich möchte und bleibt neutral
variante 2: pferd ist unsicher, kennt sich nicht aus und kommt mal nachfragen
variante 3: pferd ist ein blitzkeisser und konnte meine körpersprache richtig deuten (im besten fall) oder es hat schon mal schlechte erfahrungen mit ner gerte gemacht (im schlechtesten fall)

wie du siehst interpretieren wir schon vollkommen anders.............

natürlich kann ich mich nicht einfach hinstellen und mit ner longierpeitsche auf die schulter zeigen und warten was passiert! was das zeigen zu bedeuten hat, lernt das pferd vorher schonmal am kurzen zügel an der handarbeit und das wird dann schritt für schritt ausgebaut - genauso wie eben "seitliches herkommen auf handtarget" auch erst im mm-bereich funzt, bis man dann irgendwann mal von ner 10m distanz zusich holen kann. auch da hat doch die hand nix mit neg. verstärkung zu tun, oder?

und ich weiß schon, dass neg. verst. nix mit böse zu tun hat :rotw:
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Re:Anlongieren
« Antwort #57 am: 08. Dezember 2010, 12:57:58 »
Vermutlich schreiben wir aneinander vorbei, weil wir von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen. WENN ein Pferd noch nie eine Peitsche gesehen hat, und beim Anblick der Peitsche weicht, DANN ist das negative Verstärkung, weil nur ein mit der Peitsche zusammenhängendes unangenehmes Gefühl zum Weichen geführt haben kann (ich gehe hier weiterhin davon aus, dass das Pferd wirklich weicht und nicht nur woanders hingeht, um dort zu grasen, was zu gucken, o.ä.). Das "unangenehme" (die Peitsche) wird entfernt, also negativ. Wenn auch vielleicht nicht vom Longenführer, sondern indirekt vom Pferd, weil es einfach den Abstand vergrößert.

Wenn man aber aus einer Reihe von möglichen Verhalten immer nur das Weichen bestärkt hat und dann als Signal die Peitsche dazu nimmt, dann ist das positive Verstärkung und die Peitsche dient rein als Signal.

Ich denke, in der Praxis wird oft beides stattfinden.

Ob die Hand beim Handtarget mit positiver oder mit negativer Verstärkung zu tun hat, kann ich so nicht entscheiden. Es hängt halt davon ab, wie das Kommen zur Hand ausgelöst wurde. Durch "Zufall" und jede Bewegung in die richtige Richtung wird belohnt -> positive Verstärkung. Durch Unangenehm-Machen aller anderen Bewegungen -> negative Verstärkung (wobei ich mir das gerade beim Handtarget als ausserordentlich unpraktisch vorstelle, aber wer weiss, ob es nicht doch jemand auch so beibringt).
Viele Grüße,
Esther
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strizi
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Re:Anlongieren
« Antwort #58 am: 08. Dezember 2010, 13:08:56 »
WENN ein Pferd noch nie eine Peitsche gesehen hat, und beim Anblick der Peitsche weicht, DANN ist das negative Verstärkung, weil nur ein mit der Peitsche zusammenhängendes unangenehmes Gefühl zum Weichen geführt haben kann

wie kann ein pferd, dass noch nie eine gerte gesehen hat, ein unangenehmes gefühl dabei haben? für das hoppa ist eine gerte doch ein vollkommen neutraler gegenstand, der vermutlich neugierig beäugt und untersucht werden wird.
ich stell mir das grad bildlich vor................ mit meinem monsterchen. sie steht, ich zeige mit der gerte an die schulter, sie dreht den kopf her um zu fokussieren und macht gleichzeitig  einen schritt nach außen, um sich auszubalancieren - click - und fertig......... :cheese: ich berühre ja nichtmal. und in dem fall hab ich auch gleich 2 fliegen mit einem schlag - körperbiegung und weichen.

das mitm handtarget funzt ja auch so: ich halte die hand in mm abstand auf hüfthöhe und warte, wenn das pferd z. b. mal eben schnell nach außen guckt, dann schwingt gleichzeitig die hüfte zu mir rüber, berührt meine hand und click und fertig.

für mich macht das keinen unterschied, da ich ja auch im falles des weichens die gerte nicht aus der sitution raus nehmen (die halte ich weiterhin in der gleichen position), sondern den click hinzugebe - wie beim herkommen - die hand bleibt während des clicks da wo sie ist.

find ich grad mal wieder totaaaaaaaaaal spannend, wie sehr sich die bilder im kopf unterscheiden. :cheer:
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Mannimen
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Re:Anlongieren
« Antwort #59 am: 08. Dezember 2010, 14:56:26 »
bitte - erklär mir, was an korrekter!!!!!!! anwendung der peitsche zum "hinaus" negative verstärkung ist?

Gern Ursula!

Allerdings stellt sich dabei dann auch die Frage, was mit "korrekter Anwendung" gemeint ist. ;)

Insofern kann ich nur von dem ausgehen, was wir seiner Zeit dazu beigebracht bekommen haben. Das longieren wird insofern zunächst einmal trocken an einem Anbindepunkt (z. B. Anbindestange etc.) trainiert. Dort übt man dann erst einmal das Auf- und Abwickeln der Longe. Im nächsten Schritt wird das zielgenau Treffen mit der Peitsche trainiert. Dazu werden dann drei Büchsen auf die Anbindestange gestellt und man versuchst mit dem Peitschenschlag nur die mittlere "abzuschießen". Ist man dann in beiden Dingen relativ sicher, geht es ans Pferd und es wird an den Körperstellen touchiert, die der Peitsche weichen sollen. Meist ist das dann das innere Hinterbein. Und wenn es weiter vortreten soll, muss es kurz vor dem Abfußen am Fesselgelenk getroffen werden, was eine entsprechende negative Verstärkung zur Folge hat und das Tier zu noch mehr Aktion sich dem durch verstärktes Vorwärtsgehen zu entziehen. Es dauert nicht lange, bis es schon reicht die Peitsche nur anzuheben ohne überhaupt noch zu einem Schlag damit auszuholen, damit das Tier tut, was es soll. In diesem Stadium wird dann auch schon von "feinsten" Hilfen gesprochen, wie leichte Drehung mit dem Körper (innere Schulter zum Pferd) damit es darauf entsprechend reagiert. Für mich ein klarer Fall von negativer Verstärkung eine Lüge oben drein, denn unter "fein" verstehe ich etwas ganz anderes. Das ist in meinen Augen schon bösartig, drum habe ich es auch abgelehnt so mein Pferd zu longieren.

Und weil wir gerade dabei sind, hier noch die Steigerung des Bösartigen. Denn es gibt zu der Peitsche auch noch die Longe, mit der ebenfalls äußerst übel agiert werden kann. Bei Pferden, die auf der Kreisbahn, vermutlich aus Gleichgewichtsproblemen, immer verstärkt nach außen weggedrängt und somit gegen die Longeneinwirkung gegangen sind, wurde von den professionellen Trainern mal ganz kurz verstärkt (ruckartig) Zug auf die gespannte Longe gegeben, vorzugsweise genau dann, wenn sich das innere Vorderbein in der Schwebephase befindet. Nicht selten hat dies zu einem sehr üblen Sturz des Tieres geführt (Kabolz / Rolle vorwärts). Das empfand ich dann absolut nicht mehr korrekt und eher als richtige Tierquälerei. Doch diese Methode hat sich lange als sehr effektiv bestätigt, denn danach konnte man sich der Aufmerksamkeit des Tieres total sicher sein, es wagte nicht einmal mehr seine Blick vom Trainer abzuwenden und kam sofort mit dem Kopf mehr nach innen sobald da nur die geringste Handbewegung an der Longe in diese Richtung zu erkennen war. Super fein sah das am Ende dann aus und jeder fragte sich, wie das nur möglich sei. Ich habe derartige Trainingsabläufe zur Ausbildung junger Tiere hinter den Kulissen mit ansehen müssen.

Ich wollte das so auf gar keinen Fall tun und habe daher nach anderen Wegen gesucht und sie auch gefunden. Allerdings dauern sie Jahre länger als diese Methoden und ich könnte kein dreijähriges Pferd in wenigen Tagen so "fein" longieren. Auch habe ich es nicht in drei Monaten schon für sein erstes Turnier vorbereiten können. Aber die Profis im Verein schlossen schon Wetten ab, wer am schnellsten seinen Schüler präsentieren würde. Die armen Viecher, sind in meinen Augen einfach nur vergewaltigt worden, damit der Mensch sich mit diesen sehr fragwürdigen und oftmals auch nicht lang anhaltenden Erfolgen rühmen konnte.

Ich kann diese unsägliche Geschichte noch unendlich weiter fortsetzen, denn es gibt massenhaft Steigerungsmöglichkeit bei der Ausbildung bei der die Tiere zusätzlich noch mit Hilfsmitteln zusammengeschnallt werden. Aber es geht auch ohne Peitsche beim Longieren mit negativer Verstärkung. Dazu wird im Training das Tier dann mit kleinen Steinchen zielgenau beworfen. Bei der späteren Präsentation des freien Longierens reicht schon ein Anheben der Hand um entsprechende Ausweichreaktionen beim Pferd hervorzurufen.

Suuuper fein!!!

PS. Mir ist aber auch klar, dass so etwas hier keiner der User macht, denn das hat mit positiver Verstärkung absolut nichts zu tun.

« Letzte Änderung: 08. Dezember 2010, 15:03:30 von Mannimen »
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