Also die meisten deiner Fragen sind sicher schon mal irgendwo behandelt worden, aber ich kann es gut verstehen, dass man jetzt sofort am liebsten alles will
Deshalb versuche ich mich mal an ein paar Antworten. Ein gutes Grundlagenbuch finde ich auch "Ehrlich motiviert" von Sady. Oder noothe hier aus dem Forum hat einen kostenlosen Online-Kurs entworfen für Anfänger. Schau mal hier:
http://onlinekurs.clickertiere.de/1. Das sollte eigentlich schon möglich sein. Die Frage ist immer WIE das Pferd diese Dinge vorher gelernt hat. Falls das bereits über positive Verstärkung geschehen ist, sehe ich kein Problem das jetzt zu clicken. Mit dem Clicker bist du einfach nur viel genauer und kannst sagen: Ja genau das, was du jetzt gerade getan hast, war super. Deine Belohnung kommt sofort.
2. Signalkontrolle klingt vielleicht etwas blöd ist aber enorm wichtig. Im Gegensatz zum konventionellen Training haben wir das Problem, dass die Tiere das gelernte Verhalten sehr gerne von sich aus zeigen. Und je nach Verhalten kann das ganz schön unangenehm und teilweise gefährlich werden (Steigen, spanischer Schritt, Hüfttarget usw..) Außerdem bedeutet es ziemlichen Stress für die Tiere nie genau zu wissen woran sie jetzt sind.
Bei den GrownUps gibt es ein Signal (z.B. Hände vor dem Bauch verschränkt), gleichzeitig ist aber ein höfliches Pferd immer die Voraussetzung dafür, dass ein Signal gegeben wird, denn über positive Verstärkung erlernte Signale können ebenfalls als Verstärker gelten. Beispiel: Dein Pferd ist unhöflich und wühlt an dir rum, du präsentierst ihm den Targetstick, es berührt den Targetstick, Click Futter. Zwar hast du jetzt das Berühren des Targetsticks belohnt, aber gleichzeitig auch das an dir rumschnabbeln. In der Folge wird das rumschnabbeln ebenfalls häufiger auftreten, weil das Pferd vielleicht denkt, dass das die Voraussetzung ist, um überhaupt den Targetstick präsentiert zu bekommen.
Ein Signal für die Höflichkeit ist praktisch, da dein Pferd so genau weiß, was jetzt lohnenswert ist und nicht wild herumprobieren muss.
Höflichkeit ist ein relativ einfaches Verhalten, dass man auch immer wieder zwischendurch einbauen kann und sollte, als zusätzliche Belohnung, kleine Verschnaufpause, um das Pferd runterzuholen usw. Außerdem wird ein Verhalten, das nie mehr verstärkt wird nach und nach zusammenbrechen.
Am Anfang geht es auch einfach sehr häufig darum schnell zu sein, denn mit Abwarten und mal schauen was Pferd anbietet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es unhöflich wird sehr sehr hoch. Die meisten Pferde haben ja auch eine lange Geschichte auf Betteln.
3. Bauchtasche, Halsring, anderes Halfter, bestimmter Arbeitsplatz, Strick ab oder ähnliches sind gute Hinweise fürs Pferd.
Früher war es bei uns das Lösen des Strickes. Heute wird eigentlich unser gesamter Umgang geclickert, weshalb keine Abgrenzung mehr nötig ist. Um eine Pause einzuleiten lege ich die Bauchtasche ab. Zum Schluss sage ich "Alle alle" und zeige meine leeren Hände.
4. Genau also wenn du für etwas in Bewegung clickst wird dein Pferd anhalten und auf den Keks warten. Das macht das schon irgendwann von alleine
Am Anfang stört das vielleicht etwas den Fluss, aber mit steigenden Kriterien werden ja z.B. die Trabrunden an der Longe auch immer mehr bis zum Click. Außerdem bietet das notwendige neu ansetzen nach dem Click viele Vorteile. Man kann sich nochmal sammeln und bei manchen Sachen ist es dann fürs Pferd auch einfach körperlich viel anspruchsvoller. 10x hintereinander aus dem Schritt anzugaloppieren ist sicher anstrengender als einfach 10 Sprünge am Stück zu galoppieren.
5. Die Situation klingt als sei der Trainingsschritt eventuell zu groß gewesen. Es gibt da eine ganz einprägsame Regel: Wenn ein Kriterium von 5 Versuchen 4x gut erfüllt wurde, darf man das Kriterium steigern/ändern. Falls nicht muss weiter geübt werden und bei sehr wenigen richtigen Versuchen muss das Kriterium runter geschraubt werden.
Eine gewisse Frustrationstoleranz müssen sie auch erstmal langsam lernen.
6. Hilfestellungen sind natürlich immer erlaubt, sofern sie sich für das Pferd wirklich nach Hilfe anfühlen und nicht nach Zwang.
Es gibt ja auch viele unterschiedliche "Werkzeuge" im Clickertraining. Am Beispiel von auf etwas drauf steigen:
- Shaping: Du clickst für Blickkontakt zum Objekt, Annährung, ein Huf zuckt, ein Huf geht nach oben, ein Huf steht drauf usw.. Also das Verhalten in möglichst viele kleine Schritte zerlegen
- Locken: Du hältst Futter über das Objekt, sodass das Pferd sich dem Objekt nähern oder drauf steigen muss um es zu bekommen
- Targeting: Du präsentierst z.B. ein Handtarget über dem Objekt oder legst eine Matte drauf, die das Pferd zuvor als Bodentarget kennengelernt hat.
- Modelling: Du nimmst einen Huf des Pferdes und setzt ihn auf das Objekt.
- Capturing: Du versuchst dein Pferd zufällig zu erwischen, wenn es gerade auf dem Objekt steht und clickst das schnell -> hier vielleicht nicht so geeignet
Bei so Sachen kann man auch immer gut helfen, indem man das Objekt zwischen sich und das Pferd bringt. Dadurch, dass Pferd zu dir möchte beschäftigt es sich automatisch mit dem Objekt und du hast was zum clicken.
7. Das bloße Wort "Nein" hat für das Pferd erstmal keine Bedeutung. Wenn es in der Vergangenheit öfters Nein+ Klaps gab, wird das Pferd irgendwann auch schon bei Nein reagieren, aber dann bewegen wir uns im Bereich der positiven Strafe.
Bei dem von dir gewählten Beispiel erzeugst du dir eine schöne Verhaltenskette. Pferd lernt: Ich muss scharren, sie sagt "Nein", ich höre auf zu scharren und bekomme einen Keks
Letztlich ist immer zu überlegen, warum das Pferd gerade scharrt? Oftmals geht es dabei um Aufmerksamkeit. Wendest du dich ihm dann zu und machst irgendwas: Prima Aufmerksamkeit bekommen, Ziel erreicht, scharren wird häufiger gezeigt
Die Lösung: Früh genug fürs ruhige Stehen clicken, sodass gar nicht erst das Scharren auftritt. Falls es dann doch mal auftritt, ignorieren, ggf. weggehen, warten bis das Pferd aufhört, durchatmen bis 3 zählen und für ruhiges Stehen clicken.