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Vom Clicker wieder wegkommen?

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Vom Clicker wieder wegkommen?
« am: 14. Dezember 2009, 18:03:31 »
Erstellt von: Schimmelchen

16 Nov 2008 9:42   Vom Clicker wieder wegkommen?
- man konditioniert
- man verstärkt
- man führt ein signal/kommando ein
- man belohnt nur noch gut oder lang ausgeführte handlungen

...und nun die frage, wie komme ich wieder vom clicker weg?
oder kommt ihr gar nicht vom clicker weg?

nehmen wir das beispiel kopfsenken:

ich sage kopf und er senkt sicher den kopf. ab wann muss/kann ich das c/b weglassen? und gibt ihr dann nur noch ein leckerlie oder gar nix mehr?   

hyxc

16 Nov 2008 10:29   Vom Clicker wieder wegkommen?
Zuerst mal:
Immer-verstärkte Verhalten sitzen genauso zuverlässig wie variabel verstärkte. Der Vorteil bei der variablen Verstärkung ist, dass ein Verhalten nicht so leicht gelöscht werden kann (absichtlich oder unabsichtlich).
Ich bin zugegebenermassen ein Immer-Clicker, weil ich Pony so gerne füttere  Allerdings steigen natürlich immer die Kriterien, d. h. die Verhalten sind in der Regel noch gar nicht fertig trainiert, könnte man sagen...
Eine Sache fällt mir gerade ein, bei der ich variabel bzw. zum Teil gar nicht mehr clicke : Hufe geben zum Hufe auskratzen. Da hab ich nach und nach das Clicken reduziert, also nicht mehr für jeden Huf geclickt, sondern ab und zu mal einen Click weggelassen oder zwei unsw. Inzwischen clicke ich das Hufegeben ab und zu mal. Manchmal dann nur einen, manchmal zwei oder auch alle vier. Für erhöhte Anforderungen (Hufbearbeitung, Huf lange oben lassen) clicke ich jeden Huf. Das erhöht die Motivation 

Zitat aus Sabine Winkler "So lernt mein Hund", S. 58:
"Von mehreren Versuchen sollten mindestens 80 % gut klappen, ehe man daran geht, die Verstärkungsrate zu verringern. Grundsätzlich sollte man aber nicht allzu lange auf Immerverstärkung bleiben, denn das kann dazu führen, dass später ein Abbau der Belohnungen erschwert ist. Man riskiert durch rasches Abbauen der Belohnungen auch nicht allzu viel, denn sollte das Gelernte aufgrund zu schneller Reduktion der Verstärkung doch einmal "auszusterben" drohen, kann man es durch einige wenige Belohnungen rasch "wiederbeleben".

Beim Kopfsenken muss man allerdings verschiedene Verhalten unterscheiden und "behandeln":
- Kopfsenken im Stehen
- Kopfsenken im Schritt
- Kopfsenken im Trab
- Kopfsenken im Galopp
--> und auch immer noch auf die Tagesform und Umweltreize achten

Am besten im Zweifelsfall zu viel belohnen als zu wenig.

Entweder Click und Belohnung oder kein Click und logischerweise keine Belohnung. Ich lobe allerdings trotzdem mit Stimme, auch wenn ich nicht clicke und belohne.   

Schimmelchen

16 Nov 2008 10:32   Vom Clicker wieder wegkommen?
hm ok danke. ich mag nur dieses dauernde clickergefuchtel nicht und kann leider nicht so laut schnalzen, dass lucky es hört.

ich dachte immer, dass wenn etwas sitzt, man es nicht mehr clickern braucht bzw. vielleicht nur mal am schluß eine belohnung gibt.

variabel verstärkung, war noch mal, wenn ich nicht jedes mal clickere, sondern nur bestimmtes oder?   

Muriel

16 Nov 2008 10:58   Vom Clicker wieder wegkommen?
nu, du hast doch gerade erst angefangen   

Der Click ist ja ein Arbeitsgerät um den Lernprozess zu unterstützen.
Also braucht es die Sicherheit seitens des Tieres, zu wissen was es tun soll.
Wenn das gegeben ist und die Unterstützung nicht mehr so gross sein muss, kann man den Clicker wieder weglassen.

Wenn sich das Verhalten dann wieder verschlechtert, kann man wieder ein paar Clickeinheiten einschieben.

Wenn es Dir aber nur um das Longieren geht:
Manche haben ihren Clicker so befestigt, daß er fest am Daumen sitzt. Da ist er nicht im Weg und geht nicht verloren. Oder du etablierst für die Arbeit an der Longe ein Lobwort (kurz!), das den clicker an dieser Stelle ersetzt - nur musst du eben damit rechnen, daß das Lobwort "Langsamer" ist als der Clicker, auch die Reaktion kommt nicht so prompt.
Ich setze das bei Mirko an der Longe mittlerweile bewusst ein, damit er langsamer anhält und nicht die Hufe so in den Boden rammt.

Oder Du verbesserst Deine Zungenclicktechnik     

ich denke, daß viele länger am clicker hängen bleiben als nötig (mich eingeschlossen), weil die Motivation des Pferdes eben auf einem höheren Niveau gehalten werden kann.
Mein Pony ist extrem gewerkschaftlich orientiert, er macht zwar auch gerne mit, aber so richtig Begeisterung und Aktivität bekomme ich bei ihm nur über den Click+Belohnung.

Ich wüsste auch kein Delfinarium, das ohne Pfeife und Fisch auskommt, obwohl das sicher perfekt dressierte Tiere sind.

lg Heike   

Schimmelchen

16 Nov 2008 11:07   Vom Clicker wieder wegkommen?
danke katja für deine ergänzung und danke heike für deine antwort 

also zuerst, ich mag ja nicht direkt den clicker weglegen. nur für mich war ja erstmal das problem wann gebe ich das signalkommando. dank franzi, weiß ich es nun genauer. dann fragte ich mich, komme ich vom clicker weg, muss ich das mal und sollte ich.

ich lese aber schon raus, das ich ruhig eifrig weiter clickern kann/darf   

die materie clickern ist ja nicht ganz einfach und ich mag es nru richtig machen. mein problem und das kann franzi bestätigen, ist dass ich oft dastehe und nicht weiter weiß.

so nach dem motto: was mache ich jetzt, was clickere ich jetzt, wie bestätige ich weiterhin?   

ich denke immer vieles zu tode.   

Muriel

16 Nov 2008 11:25   Vom Clicker wieder wegkommen?
naja, ich würde eher sagen dein Anspruch ist deinem Wissen voraus     

Auch beim Clickern muss man trotz aller Theorie nicht zu vieles dogmatisch sehen.
Jeder von uns hat für sich alleine angefangen und herumprobiert.
Und Rückschritte erlebt und Zeiten, wo man in der Luft hing.
Das ist doch völlig normal.
das Internet macht es nun möglich, andere zu treffen bei denen es alles so leicht aussieht.
aber wie gesagt, angefangen haben wir alle mal.

In dem Sinne, fühl Dich ein, das kannst du ja sehr gut. Und immer wenn da so eine Kiste mit "ich weiss es nicht" im Weg steht, schiebst du sie einfach zur Seite und gehst da lang, wo Du den Weg siehst.   

Gut, bei manchen dauern Sachen dann sehr lange *räusper*       so wie mein Kompliment, was sicher schneller gegangen wäre hätte ich Ahnung gehabt. aber nu haben wir es geschafft und ich bin auch glücklich, und es wird immer etwas Besonderes bleiben.   

liebe Grüsse Heike   

Verena

26 Nov 2008 19:06   Vom Clicker wieder wegkommen?
Hallo!
Bezüglich des Themas Clicker immer mitnehmen: hab ich am Anfang auch gemacht, bis mir das doch irgendwie zu umständlich wurde (v.a. beim Reiten war er dann doch im Weg und als es mir dann aus Versehen passierte, daß ich im Eifer des Gefechts mal unabsichtlich draufdrückte) da legte ich ihn weg und clicke jetzt mit der Zunge. Aber nicht diesen Kurland-zungenklick, den bekomme ich nicht immer gut hin, sondern einfach ein schnalzen, so als ob man ein Pferd zum schneller gehen antreiben möchte. Beide Pferde haben das sofort und ohne Probleme übernommen und erkannt. Natürlich schnalze ich jetzt nicht mehr, wenn ich sie schneller bekommen möchte   
Zum Thema 1:1 Verstärkung eines fertigen Verhaltens, da hab ich ja jetzt gelesen, daß Morgan Spector immer 1:1 und nicht variabel verstärkt, um keinen Frust/Streß beim Tier zu erzeugen. Auch ein interessanter Ansatz.
Liebe Grüße!
Verena   

Steffi

28 Nov 2008 11:23   Vom Clicker wieder wegkommen?
Hallo Verena,

die Stress- und Frusttrationstoleranz ist ja bei den Pferden sehr sehr unterschiedlich ausgeprägt. Insofern gilt es denke ich zuerst einmal zu überlegen, wie wichtig mir ein Verhalten eigentlich ist. Z.B. Anhalten aus jedem Tempo heraus. Das ist für ganz viele in absolut wichtiges Verhalten. Man vergibt sich da gar nichts, das auch 1:1 zu clicken.

Es gibt allerdings Unterschiede wie lernbegierig Pferde sind und wie sie dann auf Routineübungen z.b. reagieren. Ganz clickererfahrene Pferde, die vielleicht sogar komplett übers CT ausgebildet worden sind, reagieren manchmal anders als die Cross-Over Pferde, die schon andere Vorerfahrungen haben. Diese Pferde brauchen oft viel viel mehr 1:1 Verstärkungen, um nicht gleich wieder unsicher zu werden.

Clicker-clevere Pferde tolerieren es auch, wenn schon gelerntes Verhalten variabel verstärkt wird, gerade wenn z.b. ein neues Verhalten mit 1:1 im Training verstärkt wird. Variable Verstärkung kann die Motivation der Pferde erhöhen, aber es braucht halt eine gewisse Frustrationstoleranz und Erfahrung bei Pferd und Mensch.
Das variable Verstärkung grundsätzlich Stress erzeugen kann, ist sicherlich richtig, aber es ist die Frage, ob der Stress immer negativ empfunden wird. Variable Verstärkung kann eben auch durch ihre überraschende Effekte die Aufmerksamkewit des Pferdes steigern und die Lust am Lernen erhalten. Ich glaube, es kommt ganz darauf an, wie man das handhabt und welches Pferd man hat.
Grundsätzlich habe ich aber auch erlebt, dass eher zu wenig geclickt und oft viel zu früh, variabel verstärkt wird.

Grüße
Steffi   

Verena

28 Nov 2008 13:01   Vom Clicker wieder wegkommen?
Hallo Steffi!

>Es gibt allerdings Unterschiede wie lernbegierig Pferde sind und wie sie dann auf Routineübungen z.b. reagieren. >

Ja, da hast Du Recht, das hab ich bei meinen beiden gut beobachtet. Bessi toleriert viel besser einen 'nicht-click', bleibt trotzdem konzentriert und probiert einfach viel aus. Ich glaube, er könnte stundenlang Hütchen umwerfen und es immer noch sooo toll finden. Gloa kann ich nur durch sehr häufige clicks bei der Stange halten, sie findet dann bald die Übung öd und ist anderweitig beschäftigt. Interessanterweise reagiert sie da aber unterschiedlich, je nachdem was ich mache mit ihr. Pylonenspielchen, Apportieren, Ball anstupsen etc , da verliert sie ohne häufige Bestärkung sehr bald das Interesse. Bei der Handarbeit, dem Kopfsenken, der Erarbeitung von Seitengängen , beim Reiten , das findet sie toll , ist sehr motiviert und kann sich ziemlich lange konzentrieren.
Liebe Grüße!
Verena
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Katja1
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #1 am: 22. August 2013, 16:58:59 »
Das Thema ist wohl schon etwas älter, aber es interessiert mich dennoch  :)
Ich habe bei der HP mitpferdensein.at oder so ähnlich einen Artikel gelesen, in dem die Autorin meint, dass man irgendwan aufhören solltes alles zu belohnen, weil das ineffektiv wäre. Sie brachte als Beispiel einen Teenie, den man für erfolgreiches Schuhebinden belohnt. Sie meinte, da wäre was schief gelaufen.
Jetzt ist meine Frage dann aber, ob man das auf Pferde so übertragen kann?
Sprich, angenommen mein Pferd zeigt sein Verhalten in 90% der Fälle zuverlässig (oder noch öfter?). Sollte ich dann nach der variablen Bestärkung langsam komplett die Leckerliegabe einschränken? Also, dass es irgendwann soweit ist, dass man gar nicht mehr clickt sondern nur noch per Stimme lobt oder so?
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Mannimen
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #2 am: 22. August 2013, 17:23:38 »
Hmm,

grundsätzlich geht es dabei doch um eine Motivation.

Wenn ich mein Pferd nicht mehr motivieren brauch, weil es von sich aus alles super gerne macht und einfach nur Spaß bei der Arbeit und dem Lernen hat, dann könnte die Verstärkungsform wohl entfallen. Allerdings kann ich mir das ehrlich gesagt kaum vorstellen, denn der Eifer resultiert ja aus der Belohnung. Und der gesetzte Marker (Click) ist für das Tier eine sehr hilfreiche Bestätigung das erwünschte Verhalten genau zuzuordnen. Hat es dann verstanden, um was es dabei geht, wird es von sich aus weiter richtig agieren. Dabei gehen natürlich die Verstärker auch wieder zurück, denn ich muss nix verstärken, was schon da ist.

Wenn ich etwas sehr lange gefestigt habe, kann es mir auch passieren, dass es zur Gewohnheit wird und vom Tier dann entsprechend eingefordert. So haben wir z. B. bei uns ein Ritual nach dem Aufsitzen eingeführt, dass wir da eben nicht gleich loslaufen sondern brav stehen bleiben bis es einen Kecks gibt. Ohne den würde Antares heute nicht mehr loslaufen. Da müsste ich ihn dann schon zweimal bitten und mit Streicheln belohnen. Darüber amüsiert sich mein Frau immer ganz gerne und meint: "Ohne Coin läuft der nicht!" :cheese:
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Katja1
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #3 am: 22. August 2013, 19:16:41 »
 :cheese:
Das ist ja lustig. Danke für deine Erklärung! Kannst du dir dann vorstellen, was die Schreiberin auf Ihrer HP mit dem Vergleich bezwecken wollte? Habe ich den falsch verstanden?
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #4 am: 22. August 2013, 20:44:56 »
Mir fällt dazu ganz spontan ein Beispiel von uns ein, ich möchte das Longieren aufbauen. Erst belohne ich Losgehen auf Signal und auch rausgehen, bzw von mir weggehen - ohne diese beiden Komponenten könnten wir gar nicht erst mit dem Longieren anfangen. Sitzen diese 2 Sachen, belohn ich sie mal noch mit Stimme, und ganz selten wird dafür auch nochmal geclickt wenns besonders gut war oder so - aber ich könnte ja nie und nimmer longieren, wenn ich für jedes Losgehen und Rausgehen clicke und damit ja alles unterbreche ;) Und wahrscheinlich wird irgendwann Losgehen auf Signal so selbstverständlich sein/so ein automatisches Verhalten, weil das Pferd ja weiß, dass nun das Longieren folgt wo es dann für die ein oder andere Sache sich Clicks verdienen kann ;)
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verena
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #5 am: 22. August 2013, 21:40:56 »
Es stellt sich dabei auch die Frage, ob ein Verhalten, das nicht selbstbelohnend ist, sondern mittels pos. Motivation beigebracht wurde, mit der Zeit nicht wieder zusammenfällt wenn man es lange Zeit überhaupt nicht mehr belohnt. Ich clicke auch für sichere Verhalten immer wieder mal.  Man vergibt sich dabei ja nichts und lädt die Motivation des Pferdes einfach wieder neu auf.
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #6 am: 22. August 2013, 21:46:44 »
z. B. Hylling wird immer noch ab und zu für das Hufegeben geclickt. Mal gar kein Huf, mal einer, mal alle 4, je nach Lust und Laune. Auch für alle Tricks wird sie geclickt, aber eben nur noch für die "komplette" Ausführung, nicht mehr für Einzelteile der Übung, z. B. beim Ringe auffädeln wird sie in der Regel nur noch geclickt, wenn sie alle 4 Ringe aufgefädelt hat, für einzelne nur noch wenn die Motivation fehlt, wenn sie ein paar Mal nicht erfolgreich war.

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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #7 am: 22. August 2013, 22:05:57 »
DSie brachte als Beispiel einen Teenie, den man für erfolgreiches Schuhebinden belohnt. Sie meinte, da wäre was schief gelaufen.
Jetzt ist meine Frage dann aber, ob man das auf Pferde so übertragen kann?

Ich finde den Vergleich unglücklich.
Schuhe anziehen und binden ist in unserer zvilisierten Welt eine Notwendigkeit. Hufe geben z.B. sehen unsere Pferde sicher nicht als notwendig an. Deswegen clicke ich für's Hufe geben ähnlich wie Katja.
Liebe Grüße aus Niedersachsen - Fjord Freddy, Muli Ambra, New Forest Pony Asmara & Laura
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Mannimen
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #8 am: 23. August 2013, 08:32:57 »
Also wenn wir alles, was wir einmal positiv verstärkt haben ständig immer weiter clickern würden, dann kämmen wir aus dem Clickern überhaupt nicht mehr raus und es würden auch keine Verhaltensketten entstehen können, ständige Unterbrechungen in jedem Bewegungsablauf wären die Folge. Auch könnte das Pferd gar nicht so viele Keckse verdrücken. Es würde nur noch kauen und hätte keine Zeit mehr zum Nachdenken. Das kann ja wohl kaum das Ziel sein.

Somit wird die Clickerrate wohl eher dem jeweiligen Bedarf angepasst. Habe ich das Schuhezubinden dem Schüler einmal erfolgreich "verclickert", muss ich es auch immer weniger oft hervorheben, dass er das kann. Die Clickerrate geht entsprechend wieder zurück.

Nun kommt die Motivation hinzu. Auch sie wird abnehmen, je selbstverständlicher wir ein erlerntes Verhalten finden. Gewisse Dinge passieren dann halt nur noch "automatisch", weil man sich daran gewöhnt hat. Doch das ist nicht mein Ziel. Ich möchte, dass sie bewusst passieren und bereitwillig erfolgen.

Nehmen wir mal das Hufe aufnehmen. Es gibt ja zwei Motivatinsformen, die der positiven und die der negativen Verstärkung. Nun sollte ich mich schon vorweg entscheiden, welche ich gerne haben möchte. Füge ich also einen unangenehmen Reiz an dem jeweiligen Bein hinzu, um das Tier zum Aufheben des Hufes zu bewegen, wird es künftig versuchen diesen zu vermeiden und mir schon vorher seinen Huf geben. Ich brauche es später dann nur noch daran erinnern, dass es gleich unangenehm wird, wenn es dies nicht schon bei meiner ersten Anfrage tut. Die Motivation ist also etwas Unangenehmes zu vermeiden und das ist in der Regel die bequemste Form für den Menschen, denn mehr wird das Tier an dieser Stelle dann auch nicht von sich aus tun. Füge ich jedoch etwas Angenehmes wie eine Belohnung hinzu, dann wird das Tier bestrebt sein immer mehr davon zu bekommen und mir seinen Huf immer öfter freiwillig anbieten, selbst wenn ich nicht mehr danach gefragt habe. Das kann ziemlich anstrengend werden, wenn mir bei jeder Kleinigkeit immer gleich ein Bein gereicht wird. Also bin ich hier schon sehr viel mehr gefragt, darauf auch mal mit einer Ablehnung zu reagieren und mit meinen Belohnungen wieder sparsamer zu werden. Ich darf also unerwünschtes Verhalten nicht belohnen und muss deutliche Signale vereinbaren, damit es nicht zu Missverständnissen kommen kann. Insofern werde ich also nur noch das belohnen, was auf dieses Signal hin richtig ausgeführt wurde. Sitzt nun dieses Signal, dann muss ich es auch nicht ständig belohnen. Aber sobald die gewünschte Reaktion darauf nur noch zögerlich kommt, weil ja eine entsprechende Motivation fehlt, bin ich gehalten diese wieder zu geben. Ich kann mich daher nicht bequem zurücklegen sondern sollte ständig im Dialog mit meinem Tier bleiben, damit ich dessen Motivation immer gut einschätzen und unterstützen kann. Es wird also immer mal wieder ein Lob dafür geben aber längst nicht mehr so viele wie zu Beginn, als wir das erlernt und trainiert haben. Das wäre ja auch schlimm, denn für neue Dinge wäre dann bald kein Platz mehr. :pfeif:

« Letzte Änderung: 23. August 2013, 08:39:16 von Mannimen »
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #9 am: 23. August 2013, 08:45:40 »
Ich möchte an dieser Stelle noch einwerfen, dass eine Belohnung ja nicht immer ein Leckerli sein muss, sondern auch eine situationsbedingte Belohnung sein kann. Um beim Schuhe-Zubinden zu bleiben: wenn das Kind gerne auf den Spielplatz gehen möchte, kann die Erlaubnis, das Haus zu verlassen, die Belohnung dafür sein, dass es die Schnürsenkel richtig gebunden hat. Und ähnliches kann man sich auch beim Pferd überlegen (auf die Koppel dürfen dafür, dass es vorher ruhig stehen geblieben ist und ich das Halfter abnehmen konnte z.B.).
Viele Grüße,
Esther
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Katja1
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #10 am: 11. September 2013, 15:22:32 »
Danke für euren tollen Input!
Ich denke, das hilft mir sehr weiter!   :click:
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #11 am: 11. September 2013, 15:41:37 »
Ich finde in diesem Zusammenhang sehr spannend und interessant, was Viviane Theby in ihrem Buch "Verstärker verstehen" über variables Bestärken schreibt.

Katja, das Buch kann ich Dir auch sehr empfehlen, wenn Du tiefer in die Materie einsteigen möchtest!
“In the middle of difficulty lies opportunity”
― Albert Einstein
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solera
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #12 am: 23. September 2013, 10:59:38 »
auf die gefahr hin mich furchtbar unbeliebt zu machen: aber natürlich will ich den clicker wieder loswerden! (ich kann auch alle anderen verstehen, die für immer clickern wollen - ist ja legitim, nur ich will es nicht, weil mir das auf die nerven geht. ich hasse das geräusch, ich mag auch nicht zum touretti mutieren, ich find die zuckitascherl furchtbar unpraktisch und bin es leid den zuckigatsch aus der waschmaschine zu pfriemeln. - persönliche meinung und keinerlei gültiger lehrsatz.)
ich find es wichtig, dass man sich damit mal auseinandergesetzt hat, weil es einem das nötige wuwei vermittelt um nicht auf rasche ergebnisse abzuzielen, weil man ganz deutlich aus der reiterei in militärtradition kommt und es gern mal die perspektive verändert, aber lob, verstärkung und das lernen per se - sagen wir mal so: die clickertanten haben das rad auch nicht vollkommen neu erfunden. es sind andere worte für ein und die selbe alte ausbildungsgeschichte und vor allem maximal ein teilaspekt des umgangs mit dem pferd. in meiner prioritätenliste steht die lerntheorie zwar immer irgendwo im hintergrund, aber ebenda - im hintergrund. ich erachte reiterliches geschick und eine herausragende kenntnis sowohl des eigenen als auch des pferdekörpers für absolut essentiell im umgang - der clicker... ob ich den mithab oder nicht... macht irgendwas zwischen nix kaputt und keinen unterschied. jeder von uns hat gelernt, dass man sein pferd mittels "abklopfen" loben kann. zwischenzeitlich hat sich auch herumgesprochen, dass streicheln da deutlich effektiver ist ;) es ist kein novum, dass man mittels eigener freude das pferd zu höchstleistungen motivieren kann und es ist auch keinerlei besonderheit, dass timing bei lob sowie "tadel" (damit meine ich schlichtweg, dass hilfengebung angepasst wird um zb die schulter auszubalancieren, ein einzelnes bein zu mehr lastaufnahme bringen etc. weil jede korrektur mindestens so lang dauert wie die zeit, die das pferd in der "fehlhaltung" verbracht hat) absolut essentiell sind.
viel wichtiger find ich die frage WAS belohne ich, ERKENNE ich rechtzeitig, dass das pferd eigentlich "falsch" reagiert und habe ich einen PLAN wie ich das ändern kann. dazu bedarf es wenig bis gar keiner lerntheorie, aber sehr viel gespür, einem schnellen auge und sehr viel biomechanischem wissen. vergleichsweise kann ich clickern in der theorie in sehr kurzer zeit begreifen und umsetzen - was dauert ist der rest.
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #13 am: 23. September 2013, 11:07:54 »
spielst jetzt forentroll oder was ;-)
markersignal brauche ich dann, wenn ich nicht zeitnah belohnen kann. belohnung brauche ich dann, wenn die übung nicht durch extrinsische oder umweltbelohnungen am leben erhalten werden kann bzw. man nicht über meidemotivation arbeiten möchte. belohnungsmöglichkeiten und markersignale sind vielfältig. belohnungen müssen der leistung bzw. dem aufwand angepasst sein, um zu funktionieren.  as simple as that  ;)
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A horse without spots is like the night without stars!
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solera
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Re:Vom Clicker wieder wegkommen?
« Antwort #14 am: 23. September 2013, 11:29:30 »
und wo siehst den widerspruch zu meinem post? ich handhab's halt anders und find, dass ich ganz gut auch anders markieren kann, dass das jetzt toll war, aber jo, ich werd mir wohl einen disclaimer zulegen.
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