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Arbeiten mit Leder

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EscyKane
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Arbeiten mit Leder
« am: 02. Februar 2015, 00:22:59 »
Eigentlich wollte ich im Biothane-Thread posten, aber da die Arbeit mit Leder doch noch einmal einige Besonderheiten mit sich bringt, mache ich doch lieber ein Thema auf dafür.

Hat jemand Interesse an ein paar Anleitungen für Lederbasteleien?
Vom Reparieren von Zaumzeug über selbst kreierte Trensen, Verzierungen an Ledersätteln bis hin zu kompletten Eigenkreationen?
Ich mache zwar selbst noch viele Fehler... aber vielleicht könnt ihr ja gleich auch was draus lernen, wenn ihr mal was basteln wollt  :cheese:
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #1 am: 02. Februar 2015, 00:34:13 »
:ichich:

Ich hab das Lederwerkzeug schon liegen, aber komm zu nix *seufz*
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Ehemaliges Mitglied 597
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #2 am: 02. Februar 2015, 12:44:08 »
 :ichich: Ich auch  :bitte2:

Meine bisherigen Erfahrungen mit Leder beschränken sich auf 2 Nasenriemen für den LG, ich bin also sehr interssiert :dops:
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penelope
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #3 am: 02. Februar 2015, 13:05:31 »
Ich fänd das auch super!

Vielleicht hast du ja gleich auch noch Topps für gute Bezugsquellen?  :bittebitte:
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EscyKane
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #4 am: 02. Februar 2015, 14:53:00 »
 :lol: noothe, das kenne ich  :nick: ich hab mein lederbastelzeug vier jahre hier rum stehen gehabt bevor ich richtig angefangen habe  :-X

Freut mich dass es so viele Bastler hier gibt!  :dops:

Also, Bezugsquellen...
Mein absoluter Lieblingsshop ist http://www.rickert-werkzeug.de/de/Lederwerkzeuge-Naht-Kante, die sind super lieb, sehr schnell mit der Lieferung und haben auch so ziemlich alles, was man braucht. Und überteuert sind die eigentlich nicht. Ich habe da auch mein Leder her (Rind, Gürtelhals natur, 3,5mm), es eignet sich durch die Dicke und Beschaffenheit gut für Pferdegeschirr.

Auch ein guter Shop ist das http://www.lederhaus.de/: Etwa preislich gleich mit dem Leder Rickert. Etwas mehr Auswahl an Ledern und einige Schnallen etc. Außerdem für Einsteiger sicher interessant: Die haben fertig zugeschnittene Lederriemen in verschiedenen Breiten, ideal als Ausgangsmaterial für Trensen, ist vielleicht zu Beginn empfehlenswert, statt Riemen selbst aus der Haut zu schneiden (da man dazu auch wieder extra Werkzeug braucht...)

http://www.lederversand-berlin.de/ hat auch einen ebay-shop, aber hat mehr Polster- und Unterlegleder.

Ansonsten lohnt es sich, bei ebay rein zu schauen: Dort gibt es viele Großhändler für Beschläge und auch einige, die Leder anbieten http://www.ebay.de/itm/TIP-3901-E-Lederreste-1-Lederhaut-camelfarben-/281490949833?pt=Bastelmaterialien&hash=item418a2b06c9 hier zum Beispiel, der ebayer Ledertip mit sehr günstigen Lederposten, aber alles eher dünne Leder, nicht als Riemenleder geeignet, nur um Unterlegen etc.)

http://www.ledermacher.de/ hier auch Lederstücke und vorgeschnittene Riemen.
http://www.ds-leder.de/guertelschnallen-antik.html Lederzeug, Schnallen, Riemen für an Westernsättel etc.
http://www.leder-hobby.de/leder.html noch ein shop, hab da noch nix bestellt
http://lederscheune.de/Leder:::22.html?XTCsid=be8470c60e90c606bed72af3f0cc705b Lederreste, Bastelbedarf

Das sind so meine Hauptbezugsquellen, das Allermeiste hab ich von Leder Rickert.

Zum Kauf von Leder - es kommt drauf an, was man machen möchte.

Riemenleder: Für Trensen/Halfter/Zügel ist es wichtig, dass das Leder reißfest ist und nicht ausleiert. Dazu nimmt man am allerbesten Rindsleder, und zwar den "Hecht", das ist quasi das Rückenstück. Wenn man die Riemen dann so zuschneidet, dass sie an der Wirbelsäule entlang (Kopf-Schwanz-Richtung laufen, sind die sehr formstabil, da sich das Leder in diese Richtung kaum dehnt (eher Richtung Rücken-Bauch). Der Hecht ist aber natürlich das teuerste Teil. Das zweitbeste Stück ist der Hals. Hälse haben "Nackenfalten" und sind daher nicht ganz so schön gleichmäßig, außerdem sind diese Stücke eher breit als hoch, sodass man die Riemen in die eher ungünstige Richtung (Rücken-Bauch) schneiden muss, die ja nicht ganz so zugbeständig ist Bei ausreichender Dicke aber eh kein Problem und ich finde die Nackenfalten jetzt nicht störend, gerade wenn man einen rustikaleren Look haben möchte oder punziert, sieht man das eh nicht. Ein Hals (1,1m²) kostet etwa 100 Euro.
Die "Flanke" ist vom Bauch und deutlich dünner und weniger zugfest. Sollte also nicht für die Teile verwendet werden, auf denen nachher viel Zug liegt.
Dicke: Für richtig stabiles Geschirr (für Halfter und Zügel) empfiehlt sich eine Dicke von mindestens 2,8, besser 3,5mm oder sogar noch dicker. Das Leder kann bei Bedarf immer noch ausgedünnt werden. Das Kopfstück an sich kann ruhig um die 2,8mm haben, denn je dicker, desto weniger biegsam ist das Leder auch und wenn man dann Schlaufen näht, ist es ganz nett, wenn das Leder sich auch entsprechend biegen lässt  :roll:
Gibt es vorgefärbt und natur. Wenn man nicht von vorneherein weiß, dass man zB nur schwarzes Leder braucht, würde ich naturfarbenes nehmen, da es sich noch besser zurichten lässt und man flexibler ist. Außerdem entstehen beim Schneiden von Leder "fusselige" Ränder, die nicht so schön aussehen. Ich behandle die dann sowieso noch nach, von daher kann ich auch gleich das ganze Stück färben.

Unterlegleder/Dekoleder/Bekleidungsleder: Viel weicher als das obige. Hier kann man entweder ebenfalls Rindsleder nehmen (Flanke, oder dünner geschnittenere Teile vom Hecht etc), oder zum Beispiel tolles, weiches Lammnappa-Leder. Da kann man dann ruhig dünneres Leder nehmen (Lammnappa hat meist zwischen 0,8 und 1,5mm). Man bekommt eine ganze Haut, gefärbt, für um die 15-20 €.
Zum Erstellen von Leder-Ziernähten [EXTERNER BILDLINK ⤤
http://www.handmadekultur.de/up/2012/03/flechten-400x266.jpg
]  nimmt man am besten Känguruhleder, da es absolut reißfest ist, es geht aber auch mit anderen Ledersorten, die dann schon in Riemen geschnitten auf der Spule zu kaufen sind.

Zum Punzieren: Hier nimmt man am besten mindestens 3mm dickes Leder, da das Punzieren das Leder deutlich dünner macht. Außerdem besser kein vorgefärbtes, sondern möglichst unbehandeltes Leder, da es zum Punzieren angefeuchtet wird, und das je nach Behandlung (gewachst, versiegelt etc) kaum noch möglich ist - dann hält die Punzierung nicht.

Lederformen/Molden: Hier wird das Leder sehr nass gemacht und mit einem Holzstück über einer Form gewalkt, bis es sich durch Dehnung der Form angepasst hat. Dann wird es trocknen gelassen. Dazu braucht man eigentlich extra Walkleder, das in der Mitte nicht gegerbt und daher besonders flexibel ist. Aber bis zu einem gewissen Grad geht es auch mit normalem, unbehandeltem Leder.

Velours/Wildleder: Es handelt sich um die Unterseite (Fleischseite) einer Haut, die beim Ausdünnen (Spalten) abgetrennt wurde. Dieses Leder ist also so rau wie die Unterseite des Leders (es hat ja quasi zwei "Fleischseiten") denn ihm fehlt die glatte "Haarseite". Daher ist es auch deutlich weicher und absolut nicht zugfest, sondern verzieht sich extrem. Dazu kommt, dass die Veloursoptik im Pferdebereich wohl kaum erhalten bleibt, daher eher nicht zu gebrauchen.

Zu den Beschlägen:
- Edelstahl und Messing sind am stabilsten und rosten nicht. Alles andere ist ärgerlich, wenn es bald anfängt zu rosten.
- Conchos und Nieten können ruhig filigran sein oder per Druckguß-Verfahren hergestellt. Es gibt so viele Designs.
- Schnallen, auf denen später etwas Zugbelastung herrscht, sollten nicht durch Druckguß hergestellt worden sein, da sie leichter brechen. Besser sind da massive, Edelstahl/Messing-Schnallen. Oft steht dabei, für was die Schnallen geeignet sind.

Soweit erstmal Materialkunde...
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EscyKane
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #5 am: 09. Februar 2015, 08:57:22 »
Hier sind noch tolle Shops für Beschläge (und Biothane) verlinkt: http://www.pferd.de/threads/624972-biothane-faq-was-woher-wie
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Kati+Sunny
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #6 am: 09. Februar 2015, 15:21:12 »
Ui...hier hab ich auch großes Interesse.  :bitte2:
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EscyKane
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #7 am: 20. März 2015, 17:03:29 »
Die Fotos hab ich schon lange, jetzt komme ich endlich mal zum Posten  :rotw:

Zur Bearbeitung des Leders bis zu dem Punkt, an dem es vernäht wird, sollte das Leder möglichst naturbelassen sein!
Es ist dann noch etwas trockener und steifer, lässt sich besser schneiden, ausdünnen, Prägen etc. Hier ist eine meiner Meinung nach sinnvolle Arbeitsreihenfolge:


1. Einen Riemen zurechtschneiden
Man benötigt:
- eine stabile Schneidmatte, ein Metall-Lineal und ein Teppich- oder Ledermesser
ODER
- einen Riemenschneider (funktioniert nur mit steiferen Ledersorten wie Gürtel- oder Riemenleder, nicht aber mit Unterlegleder oder Velours/Spaltleder)

Die meisten Riemen an Pferdetrensen sind zwischen 1 cm (sehr feine Trensen) und 2 cm breit. Schmälere Riemen haben nicht die nötige Stabilität. Man sollte bei der Wahl der Riemenbreite auch daran denken, dass man passende Schnallen benötigt. Die gibt es z. B. in gängigen Weiten 1,2 cm, 1,4 cm, 1,6 und 1,8 cm.

Zuschneiden mit Cutter:
Immer ein scharfes Messer verwenden, Klingen regelmäßig wechseln, der Unterschied ist enorm!
Die gewünschte Riemenbreite abmessen und markieren, dann das Metall-Lineal fest auf das Leder pressen und mit dem Cutter an der Kante entlang schneiden. Dabei muss der Cutter senkrecht gehalten werden, sollte nicht gekippt werden sonst wird die Schnittkante nicht schön. Das fest aufgedrückte Lineal sorgt für eine gerade Schnittführung und verhindert ein Verziehen bei weicheren Ledersorten.

Zuschneiden mit einem Riemenschneider:
Hierzu benötigt man bereits eine gerade Schnittkante, an der man den Riemenschneider anlegen kann. D.h., eine ganze Haut muss zunächst entlang einer Seite mit dem Cutter begradigt werden. Anstelle von geraden Schnitten kann man auch in großen Kurven schneiden, um längere Riemen zu enthalten, diese sollten aber möglichst gleichmäßig verlaufen und die Krümmung darf nicht zu stark sein, sonst kann der Riemen später nicht gerade gezogen werden.
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_114145_zpsk8ewtxn3.jpg

Der Riemenschneider. An der Skala kann die gewünschte Riemenbreite eingestellt werden oder ein Riemen der gewünschten Breite wird eingelegt und die Klinge dann soweit nach unten verschoben, dass die auf dem Riemen aufliegt.
Die Steifheit des Leders "hält den Abstand" zwischen dem Holz und der Klinge. Der Riemen kann nun geschoben oder von der geschnittenen Seite aus durchgezogen werden:
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_114218_zpsyp3avbf9.jpg

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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_114442_zpse8n9gysk.jpg

Wie man sehen kann, muss die untere Kante des Leders, die über das Holz gezogen wird, möglichst gerade sein. Das Ergebnis wird aber wirklich sehr gut und gleichmäßig!

2. Zierrillen oder Führungsrillen für die Naht erzeugen:
Im Prinzip geht das auch mit einer Stopfnadel, die heiß gemacht wird und mit der man über das Leder fährt. Einen gleichmäßigen Abstand zum Rand zu halten, ist aber fast unmöglich und daher sollte man diese Methode nur für kurze Nähte oder Muster nehmen.
Für einen gleichmäßigen Abstand zum Rand nimmt man einen Rillenzieher/Nahtversenker/Reifeleisen:
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_114651_zpsw66ubwnk.jpg

Der Bügel lässt sich auf jede Weite einstellen und hält den Abstand zum Rand (funktioniert natürlich auch nur, wenn das Leder die nötige Steifheit hat und sich nicht verbiegt)
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_114807_HDR_zps60tjbngz.jpg

Die Spitze des Rillenziehers kann vor der Verwendung erhitzt werden, dann gibt es einen leichten Brand-Effekt und die Rille ist dauerhafter ins Leder geprägt. Dazu sollte das Metall aber nie die Flamme berühren, da es sonst verrußt und das Leder verschmutzt.
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_115016_zpsxpmtlxig.jpg

Hier sieht man die Verwendung des Rillenziehers (=Reifeleisen). Um die Furche zu vertiefen, kann man mit mehr Druck arbeiten oder ein zweites Mal drüber fahren. Auch das Leder vorher leicht anzufeuchten verstärkt den Präge-Effekt.

Es gibt auch Rillenzieher, die nicht nur die Oberfläche eindrücken, sondern sogar eine sehr dünne Kerbe in das Leder schneiden (=Nahtversenker). Diese verursachen natürlich eine stärkere Vertiefung und lassen vor allem dickere Garne schön in der Oberfläche verschwinden. Allerdings ist es auch schwerer, eine gleichmäßige Rillenbreite zu ritzen, je nachdem wie fest man aufdrückt wird die Rille nämlich tiefer und breiter. Daher verwende ich den schneidenden Aufsatz nur dann, wenn an dieser Stelle wirklich eine Naht gemacht wird. Zur bloßen Verzierung nehme ich nur den prägenden Rillenzieher.
Ich habe ein 2-in-1-Gerät mit Wechselaufsatz Reifeleisen und Nahtversenker.

3. Kanten abrunden:
Bei gekauften Ledersachen sind die Schnittkanten nie genau rechtwinklig, sondern leicht abgerundet. Diesen "Look" erzeugt man mit einem Kantenhobel.
Man setzt ihn in einem 45°-Winkel zur Oberfläche an die Kante und schiebt ihn daran entlang, dadurch wird eine dünne Schicht Leder abgeschnitten und die Kante abgerundet. Es gibt hier verschiedene Schnittbreiten, je breiter die Schnittkante, desto stärker wird die Kante abgerundet.
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_122247_zpsaikud2on.jpg

Abrunden der Kanten auf der Oberseite
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_123541_zps9m89rebo.jpg

Abrunden der Kanten auf der Unterseite
Wichtig: Kanten Abrunden sollte man erst nach dem Zuschneiden der Riemen und Prägen der Nahtrillen machen, da bei diesen beiden Arbeitsschritten die Kante als Abstandhalter benötigt wird und das natürlich besser geht, wenn diese rechtwinklig zur Oberfläche ist.

« Letzte Änderung: 20. März 2015, 17:07:05 von EscyKane »
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EscyKane
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #8 am: 20. März 2015, 17:40:43 »
4. Riemen ausdünnen
Wo auch immer man zwei oder mehr Riemen aufeinander näht, wird das Lederzeug sehr dick und unflexibel. Die Lösung ist, die überlappenden Riemen auszudünnen.
Das geht zur schlimmsten Not mit einem vorsichtig und sehr flach angelegten Cuttermesser/Ledermesser, aber da hat man ruckzuck zu tief geschnitten.
Ich habe gehört, ein Hornhauthobel funktioniert auch. Einen Cerankochfeld-Schaber habe ich selbst ausprobiert, geht, aber die Kraftrichtung ist nicht ideal.
Am besten funktioniert ein Lederhobel, der sieht aus wie ein Sparschäler:
[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_125047_zpsachvpiip.jpg

Man sollte immer genug Ersatzklingen hierfür haben, denn die werden ziemlich schnell stumpf...

5. Nähte vorbereiten
Hier mal am Beispiel von erneuerten Zügeln. Die alten Zügel (dunkelbraun) waren mir zu kurz. Ich habe nur den vorderen Teil, der zum Gebiss geht, erhalten, und den hinteren Teil ausgetauscht. Dazu habe ich die alte Naht aufgetrennt und den Zügelriemen heraus genommen. Da die Löcher der alten Zügelteile bestehen und ich den gleichen Abstand benötige, habe ich den neuen Riemen so weit möglich zwischen die alten Riemen geschoben:
[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_125813_zpsivpztz9p.jpg

Und dann mit einer Schwertahle/Sattlerahle Blanchard (=hat scharfe Schnittkanten wie ein Säbel) die Löcher nachgestochen. So haben sie genau den gleichen Abstand wie die alte Naht.
Zum Löcher bohren die Ahle wirklich genau senkrecht halten (sonst werden die Löcher schief), und ein Stück Spaltleder oder ähnliches als Unterlage verwenden.
So sahen die Löcher dank der "Schablone" des alten Riemens aus:
[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_130403_zpsaxvoonwd.jpg

Sie sind allerdings noch viel zu eng zum Nähen, so würde man sich nur quälen. Sie müssen erweitert werden. Damit man dabei nicht versehentlich das Leder zerschneidet bzw das Loch ausreißt, nehme ich hierfür nicht mehr die Sattlerahle, sondern eine Stechahle, die wie eine Nadel nur vorne spitz und an den Seiten stumpf ist:
[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_131615_zpswaymb3e0.jpg

Durch den Holzgriff hat man ordentlich Gewalt und kann die Nadel bis Anschlag durch stechen und wieder Herausziehen.

Nachdem die Löcher vorbereitet sind, kann man das Leder färben und die Kanten glätten. Dies habe ich in diesem Fall unterlassen, weil die Zügel ursprünglich auch naturfarben waren und durch starkes Ölen allein so dunkel wurden, dass ich hoffte, die neuen Riemen würden es genauso tun. Haben sie natürlich nicht  :grmpf:, aber das ist eine andere Geschichte.

6. Leder Nähen
Eine Sattlernaht wird immer mit 2 stumpfen Nadeln und einem Faden angefertigt. Das verwendete Garn sollte gewachst sein, meiner Erfahrung nach ist es leichter, mit einem etwas dickeren, leicht ovalen Querschnitt des Garns eine gleichmäßige Naht zu erstellen, als mit sehr dünnen, runden Garn.
Der Faden wird 3-4 mal so lang geschnitten, wie die Naht lang sein soll. Lieber etwas mehr, als zu wenig. Ich versuche außerdem normalerweise, beide Nähte entlang des Riemens aus einem Stück Faden zu nähen, um nicht so oft Knoten zu müssen. In diesem Fall habe ich aber den alten Faden soweit möglich wieder verwendet.
[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_132356_zpsu8kscto1.jpg

Hier sieht man die Technik beim Nähen: an beiden Enden des Fadens wird eine Nadel eingefädelt. Nun wird von der einen Seite die Nadel 1 durch das Loch gezogen, anschließend von der Gegenseite die Nadel 2, sodass die Fäden sich im Loch kreuzen. Kräftig festziehen und beim nächsten Loch wiederholen.
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http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_133530_zpszgp98npn.jpg

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[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_132953_zpsy5regm9u.jpg
]  Da ich den alten, aufgetrennten Fadel wiederverwendet habe, hat er natürlich nicht ausgereicht. Um den Endknoten möglichst unsichtbar zu machen, habe ich zum Schluss immer nur durch eine Lederschicht gestochen, sodass beide Fäden zwischen den beiden Lederriemen heraus kamen, und habe sie dort verknotet und abgeschnitten. Mit dem neuen Faden habe ich dann einfach nur ein Loch zurück neu angesetzt.

[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_132936_zpsj7qh36i6.jpg

[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://i1155.photobucket.com/albums/p558/MettiePics/20150228_132827_zpsuu5ejq6b.jpg

So ordentlich wird eine Naht, wenn man bereits beim Nähen aufpasst:
- bei dickeren, abgeflachten Garnen darauf achten, dass diese sich nicht verdrehen
- immer nach dem gleichen Muster nähen: erst die Nadel auf der Fleischseite durch das nächste Loch auf die Haarseite des Leders nähen, dann die Nadel auf der Haarseite auf die Fleischseite nähen. Dabei kann man den bereits im Loch liegenden Faden der anderen Nadel nach unten ziehen. So verhindert man 1. dass man diesen versehentlich durchsticht und 2. liegen die Fäden dann in der immer gleichen Anordnung nebeneinander im Loch.
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #9 am: 20. März 2015, 18:34:38 »
:cookiesbig:

Ich hab bisher erst einen Schlüsselanhänger genäht, aber jetzt hab ich richtig Lust das nächste Projekt in Angriff zu nehmen :dops:
LG Tine
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #10 am: 20. März 2015, 19:05:04 »
Wow, super Anleitung!  :apfel: :cookiesbig: :apfel:
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #11 am: 23. März 2015, 13:40:51 »
Soooo, gestern hab ich mein erstes Lederprojekt beendet :dops: Und zwar Geschirr+Leine für Mucki (meine Katze).

Das Leder ist von einer Fettleder-Leine von Hunter glaub ich, da hab ich mir die benötigte Länge abgezwackt. War der einfachste Weg an Riemen zu kommen. Ausgedünnt hab ich es mit einem scharfen Bastel-Cutter-Messer von meinem Freund, die Löcher sind mit Stechahle gestochen bzw. mit Lochzange für die Schnalle. Anprobieren konnte ich es allerdings noch nicht, die Frau Katze mag das ja gar nicht :pfeif: In die Mitte vom Verbindungsstück sollte eigentlich noch so eine Zierniete, aber die sind mir eher zerbrochen als zu halten. Da brauch ich irgendwie noch das richtige Werkzeug... Die Schlaufe und der Karabiner an der Leine sind so geflochten, bzw. durchgezogen/gespleist. Den Karabiner muss ich noch auswechseln, ich hatte irgendwie nur noch riesige.

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http://www.clickertiere.de/pics/2203leder1.jpg


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http://www.clickertiere.de/pics/2203geschirr.jpg
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #12 am: 23. März 2015, 13:53:03 »
Sieht schön aus!

Und die liebe Mucki mochte trotz Geschirr-Abneigung mithelfen.   :thup: :D
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #13 am: 23. März 2015, 13:58:11 »
Klar, die ist mir über Stunden nicht von der Seite gewichen und hat jedes Material gekostet :cheese:
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Ventura
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Re: Arbeiten mit Leder
« Antwort #14 am: 23. März 2015, 14:12:44 »
Sieht beides super aus und vielen Dank für die Anleitung! :thup:
Beim Biothane ziehen sich die Löcher nach ein paar Minuten wieder zusammen, also eine komplette Naht vorbohren und dann nähen funktioniert nicht - wie ist das bei Leder? Behalten die Löcher ihre Größe oder sollte man da auch nur ein paar Löcher stechen und dann direkt nähen? :)
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