Hm, das sehe ich ein bisschen anders.

Klar, bei Offenstallhaltung mit dauerhaft offener Heuraufe ist es sehr schwer zu ermitteln, wie viel das Pferd frisst. Aber man kann ja ungefähr ermitteln, wie viel es theoretisch gefressen haben müsste (weil zu dünn/zu dick/Idealgewicht).
Außerdem stell ich mir die Frage, wie man ansonsten berechnet, welches Mineralfutter zugefüttert werden muss. Ich habe eine These gelesen, die mir sehr schlüssig vorkam: Bei einem "Standard"-Warmblutpferd passt in der Regel auch das Standard Mineralfutter. Dafür wurde es in der Regel entwickelt.
Sobald man aber abweichende Rassen hat (bspw. gerade die mit viel Fell und Behang), geht das rechnen los. Das kann man anhand von äußeren Merkmalen (Das Pferd kratzt sich ständig die Schweifrübe auf, da könnte Zink fehlen) oder anhand des Blutbilds. Letzteres kann ja aber auch nur einen Näherungswert geben. Nur weil im Blut der Mineralhaushalt stimmt, muss der ja noch lang nicht in den Zellen in Haut und Knochen stimmen.
Seit ich jedenfalls den Bedarf von einer Futterberaterin berechnen lasse, sieht Gabor in jeglicher Hinsicht besser aus. Aufgefallen ist mir zum Beispiel auch, dass sein Fell in den letzten beiden Wintern wieder deutlich kürzer war, als in den Jahren zuvor. Ich vermute, weil jetzt zum ersten Mal der Mineralhaushalt wieder passt. (Kann man natürlich nicht pauschal sagen, aber mein Pony hatte noch nie besonders langes Fell (für dieses Rasse) und es wurde dann doch immer länger, bis ich gezielter fütterte).
Ansonsten ist das Mineralfutter halt noch mehr Ratespiel, als mit Heuanalyse. Oder wie jetzt in diesem konkreten Fall: Das Heu hat das 3-4fache an Zucker als im Jahr zuvor. Wenn man das nicht weiß, dann kann es ein vorerkranktes Pferd ziemlich schädigen und andere Pferde werden vielleicht auf einmal dicker, obwohl sie genauso viel fressen wie zuvor.

Klar, muss deswegen nun nicht jeder losrennen und den Wert des Heus ermitteln. Mir persönlich hilft es aber sehr, weil ich nun etwas genauer sagen kann, von welchen Mineralien und Spurenelementen er voraussichtlich deutlich zu wenig bekommt oder nur ein bisschen zu wenig.

Bei uns in Süddeutschland hat es im letzten halben/dreiviertel Jahr gefühlt so gut wie gar nicht geregnet. Die Koppeln waren eine Wüstenlandschaft, auch im Mai/Juni schon. Riesige Staubschwaden sind entstanden, wenn die Pferde in einer Gruppe über die Weide gelaufen sind. Es war schon extrem. Von daher überraschen mich die hohen Zucker-Anteile nun nicht so sehr.
Aber sehr gut, dass das nicht pauschal in ganz Deutschland so war, sondern dass der mittlere und ggf. nördliche Teil von Deutschland da mehr Wasser abbekommen hat.
Was ich mich nun gefragt habe: Könnte ein hoher Zuckeranteil im Heu auch zu Wesensveränderungen führen? Mir ist da ganz spontan ein Kind in den Kopf gekommen, dass bei übermäßigem Zuckerkonsum nicht nur extrem aufgedreht und hibbelig ist, sondern auch leicht aggressiv wird.

Könnte so etwas bei Pferden wohl auch vorkommen?