Hallo,

Lui und ich sind ja Clicker-Anfänger und wie nicht anders zu erwarten, stehen wir nun vor dem ersten Problem. Die Konditionierung hat super geklappt, mittlerweile können wir mit dem Target Gymnastik machen und es wird sich auch schon ein paar Schritte in die richtige Richtung bewegt. Auch Kopf senken klappt mittlerweile und Lui ist wider Erwarten richtig manierlich.

Als nächstes wollte ich nun Beine heben auf Gertensignal in Angriff nehmen, da ich gerne Richtung Zirzensik gehen würde. Ich habe mir also eine Gerte geschnappt, gegen sein Bein getickt und auf Reaktion gewartet (ich hatte erst versucht, es frei zu formen, mein Pony steht aber wie ein Standbild, wenn nicht irgendein Input kommt). Irgendwann wurde das Bein dann auch ein bisschen gehoben, ich habe geclickt und die Möhre reingeschoben. So weit, so gut. Beim nächsten Versuch lief Lui eher seitlich weg, ich habe aber auch gleich geclickt, da das Bein ja bewegt wurde und ich auch den weiteren Bewegungsablauf nicht vorhersagen konnte. Auch das war noch kein Problem. Dann fing er aber an, das Bein zu heben, ich klicke, er stellt es dann aber nicht wieder ab, sondern fängt an zu betteln, also mit dem Huf in der Luft zu kratzen. Ich habe ihm also sein erclickertes Leckerli gegeben, als er dabei war, zu betteln, denn gecklickt hatte ich ja nun. Das ist aber genau das, was ich nicht möchte, denn diese Bettelei musste ich ihm mühsam abgewöhnen. Leider liefen unsere weiteren Versuche nach genau dem gleichen Schema ab. Ich habe das ganze dann erstmal abgebrochen, weil ich ihm kein Leckerli während er bettelte geben wollte.

Was mache ich jetzt? Übung erstmal sein lassen? Leckerli erst geben, wenn er das Bein wieder abgestellt hat? Das Bein aktiv wieder hinstellen und dann Leckerli. Weitermachen wie bisher und hoffen, dass er versteht, worauf ich hinaus will?

Würde mich über Tipps sehr freuen!

Maren

Auch Kopf senken klappt mittlerweile und Lui ist wider Erwarten richtig manierlich.

Das ist doch schon mal gut was! 

Was für ein "Bein heben" wolltest denn? Nach vorne weg (in Richtung spanischer Schritt) oder so wie zum Hufeauskratzen? Ich weiß es nicht, würde aber vermuten, dass ersteres am Anfang fast nie ganz ohne "Strampelphasen" auskommt. 

Ich vermute, ich selber würde die Übung mal hinten anstellen und erst was anderes machen (bevor ihr euch jetzt da frustriert)... aber vielleicht hat jemand eine bessere Idee/Lösung hier?

Huhu,

Beinheben ist für einen potentiellen Bettelkandidaten nicht die geeignete Einstiegsübung. Wenn Du in Richtung Zirzensik möchtest, würde ich das sehr deutlich in Richtung Kompliment formen. Mirko hat auch nie auf anticken das Bein gehoben, der ist eher fester verwurzelt je mehr ich angetickt habe.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten (sicher gibts noch mehr, aber das was mir gerade einfällt), das anzugehen.

Scharren, Bein heben, Betteln usw sind Vorwärtsbewegungen. Du kannst also das Beinheben "abstellen" indem Du das Pferd rückwärts fragst.
Dazu muss das Pferd erstmal leicht und willig rückwärts gehen, was man für das Kompliment sowieso braucht. Der nächste Schritt wäre also, erstmal das Rückwärts zu erarbeiten - möglichst über freies Formen. Evtl stehst du vor ihm und richtest dich auf, oder du arbeitest mit dem Target und fütterst ihn so, dass er einen Schritt zurückgehen muss um an das Futter zu kommen. Dazu streckst Du deine Hand weit aus und hältst sie so hin, dass er eine Rückwärtsidee haben muss, um dran zu kommen. Auch hier kleinschrittig erarbeiten, damit er lernt der fütternden Hand zu folgen.

wenn das klappt - oder du über das freie Formen ein gutes Rückwärts bekommst (gut= deutlich einen oder mehrere ganze Schritte zurück), kannst Du das Rückwärts zb auf ein Signal legen.

Dann stellst Du Dich neben das Pferd wie zum Hufeauskratzen, drehst Dich dann aber nach vorne (damit er es später nicht verwechselt - nichts ist lästiger als ein Pferd, das beim Schmied oder beim Hufeauskratzen stets ins Kompliment runterfällt  ), streichst am Bein entlang und tippst es an, bis er den Huf hebt, bzw die Balance leicht verlagert. Erst das Verlagern bestärken, dann wird das Huf heben immer leichter.
Wenn Du das einige Male gemacht hast, und der Huf immer leichter gehoben wird, kannst du mit der Gerte das antippen erneut hinzunehmen. Er wird dann wissen, dass es gerade ja nur um Hufe anheben geht, und schneller reagieren, weil er weiß, was Du ja die ganze Zeit willst - Hufe heben ist stets die richtige Antwort.

Wenn er jetzt beim Hufe heben wieder in seine Bettelgeste kommt, fütterst Du ihn (wie vorher geübt) einfach einen Schritt zurück. Da muss er das Bein dann runter nehmen. So kannst du diese Gewohnheit durchbrechen.

Dann würde ich auch  - wenn du eine gute Bewegung bekommen hast, viel loben, und mit ihm eine kleine Runde marschieren, so dass Ihr nicht dauernd nur auf einer Stelle steht.

Wie gesagt, es gibt sicher andere Vorgehensweisen, diese hier wäre derzeit meine Idee dazu.
lg Heike

Hallo Maren,

Heikes langem Beitrag kann ich kaum noch etwas hinzufügen. Viellcht noch eine Idee, die aber nur bei geeigneten Bodenverhältnissen klappt. Du könntest Dein Pony erstmal Fußball spielen lassen. Das macht Spaß und die Beine werden auch bewusst bewegt. Clickern mit Hilfe von Spielen einzuführen macht meist den Pferden viel Spaß und die Menschen werden etwas sicherer, so daß beim "ernsthaften" Training dann auch weniger Fehler passieren.

Viel Spaß dabei!
Grüße
Steffi

Hallo Maren,

für das von Heike erwähnte Rückwärts habe ich die Erfahrung gemacht, dass das sehr gut frei zu formen geht. Am besten steht Pferd dabei in einem abgegrenzten Bereich (Box) oder hinter einem Zaun. Und dann clickt man jede Rückwärtsbewegung.

Und außerdem möchte ich noch Steffis Beitrag unterstreichen: Pferd und Mensch (!) müssen das neue Trainingssystem erst verinnerlichen und üben. Da ist es am Besten, am Anfang erst ein paar Spielereien (wie das von Steffi erwähnte Fussballspielen) oder ähnliches zu machen (mein Favorit ist Pylonen aufstellen), bei denen es egal ist, ob es klappt oder nicht bei denen Pferd und Mensch ganz unbeschwert und unbesorgt wegen der Folgen rumexperimentieren können. Eine Übung, die ein bestimmtes Ziel hat, und bei der eben möglichst nichts schief gehen sollte, würde ich erst noch bisschen hinten an stellen.

Viele Grüße
Katja

Vielen DAnk erstmal für die zahlreichen Anregungen! Ich habe mich entschieden, es jetzt erstmal mit Ballspielen zu versuchen, nachdem ich gestern den großen Gymnastikball in unserer Halle entdeckt habe  . Ich denke, Ihr habt Recht damit, dass wir das ganze erstmal richtig festigen sollten und beim Ballspielen kann ich ja hoffentlich nicht allzu viel falsch machen und Lui auch nicht.

Danach steht dann das Rückwärts auf dem Programm, da Lui gut auf Körpersprache anspricht, sollte das schon klappen. Und dann werde ich mich nochmal mit dem Beine heben beschäftigen, dank Muriel habe ich dafür ja jetzt auch eine Anleitung.

Die Pylonen möchte ich eigentlich nicht klickern, da ich auch sonst beim Longieren und Reiten auch viel damit arbeite. Und ich sehe Lui dann schon jedes Mal die Dinger anvisieren, um irgendwie an ein Leckerli zu kommen. Wahrscheinlich bin ich dann nur noch am hinterher räumen   .

Die Pylonen möchte ich eigentlich nicht klickern, da ich auch sonst beim Longieren und Reiten auch viel damit arbeite. Und ich sehe Lui dann schon jedes Mal die Dinger anvisieren, um irgendwie an ein Leckerli zu kommen. Wahrscheinlich bin ich dann nur noch am hinterher räumen   .

Nicht unbedingt. Berta wirft mit Leidenschaft Pylonen um (und stellt sie wieder auf), aber vom Sattel aus interessiert sie die Pylone überhaupt nicht. Das war beim allerersten Mal Reiten nach den Pylonenspielereien für 5Sek Thema: "Kann ich da hingehen und die Pylone umwerfen." - "Nein, geh bitte drum rum." - und seitdem kann ich "gefahrlos" dran vorbei, drum rum, was auch immer reiten.
Allerdings heißt das ja nicht, dass das bei euch auch so sein muss, wollts nur eingeworfen haben.

Nun, das Pylonenargument ist nicht von der Hand zu weisen, das hat sich bei uns erst gegeben, als ich ganz viele verschiedene Sachen mit den Pylonen gemacht habe (dank Katjas toller Anregungen) und er schlicht nicht mehr wußte, was er jetzt so auf Anhieb mit den Dingern anstellen sollte. 
Beim Reiten war das wirklich lästig....