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Freude am Vorwärts

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Carmen
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Freude am Vorwärts
« am: 31. Dezember 2009, 12:43:34 »
Ich suche Ideen, wie man einem eher schlurfigen Pferd Freude am Vorwärtsgehen vermitteln kann. Rocio ist eine kleine Trantüte, der sich nicht mehr anstrengt, als er muss und daher gerade im Trab (von Galopp gar nicht zu reden) eher gemächlich vor sich hin trottet. Ich würde bei ihm gerne etwas mehr Spaß an der Bewegung vermitteln. Vor allem beim Reiten, aber auch am Boden.

Meine Idee wäre, es mit dem Targetstick zu versuchen, aber vielleicht habt ihr auch noch andere Vorschläge. Leider ist es eher aussichtslos, darauf zu hoffen, dass er es selbst anbietet und das dann zu bestärken. Er bietet da ziemlich wenig an.
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Ehemaliges Mitglied 22
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #1 am: 01. Januar 2010, 20:14:22 »
Hallo Carmen,

hast Du eine Erklärung für diese Bewegungsunlust? Ich unterscheide generelle Bewegungsunlust und Unlust an höheren Tempi. Generelle Unlust sich zu bewegen halte ich für sehr sehr selten und daher eher bedingt durch äußere Faktoren (Gesundheit, Fütterung, Sattel, Boden, Empfindlichkeit der Hufe....).Die Unlust sich in einer bestimmten Gangart schneller zu bewegen ist ein anderes Thema. Meist versuche ich bei Mána eher in ihrem Lieblingstempo innerhalb einer Gangart zu arbeiten, um darin den Ausdruck und die Kraft zu verbessern. Mána war noch jedem Reitlehrer zu langsam aber darüer lasse ich mir keine grauen Haare mehr wachsen. Über das CT kannst Du gezielt an der Qualität der Bewegung arbeiten. Beschreib doch mal Ausbildungsstand, Trainingsaufbau .Dann kann man genauere Hinweise geben.

Grüße
Steffi
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #2 am: 07. Januar 2010, 14:26:50 »
HI Carmen,
sorry da wollte ich noch drauf antworten und habs vergessen.

Mirko ist auch keiner der jetzt so das große Vorwärts gepachtet hat.
Da kann man treiben wie man will, wenn es ihm selbst nicht leichtfällt wird da nicht viel kommen.
Deshalb habe ich verstärkt Muskelarbeit gemacht, um den Abschubpunkt zu verbessern und die Hinterhandmuskulatur aufzubauen. Wenn die Kraft in der Hinterhand da ist, fällt es ihm auch erheblich leichter, auf "mach mehr"-Anfragen auch gerne und leicht zu antworten.

An der Longe frage ich das auch immer nur für ein paar Tritte an (Stimmsignal: schnalzen) und clicke jedes bisschen mehr, was da kommt, zu Beginn war es wirklich nur die Idee des deutlichen Abschiebens im Trab.

Als wir im letzten Jahr mit der Kurland-arbeit im Reiten begonnen haben, war der "Go" erst mal ganz vorbei und eine treibende Hilfe (wobei die im normalfall nicht mehr als ein Anlegen des Beins ans Fell ist) wurde einfach ignoriert - das war frustig.

Da habe ich dann neue impulse bekommen durch die Mattenarbeit: Wir haben die Matte als hochbestärkten Ort etabliert, und das Weggehen von der Matte mit dem Wiederhingehen belohnt. Zuerst waren das natürlich nur wenige Schritte, dann konnte ich das wieder ausbauen und auch längere Strecken reiten mit der Matte als Abschluss, Ziel und Pausenplatz.
Da wurde  er dann wieder eifriger und flotter, so daß ich wieder etwas bekam, was ich clicken konnte ohne das Gefühl zu haben ständig treiben zu müssen.

Zwischen diesen beiden Vorgehensweisen pendeln wir zur Zeit, aber im Wesentlichen schaue ich darauf, was gerade nicht stimmt, wenn das "GO" nicht da ist.

lg Heike
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Carmen
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #3 am: 07. Januar 2010, 21:51:27 »
Danke für deine Antwort, Heike. Da fällt mir wieder ein, dass ich mir auch vorgenommen hatte, mal mit einer Matte zu arbeiten. Wenn wir das können, werde ich das auch mal ausprobieren.

Ich habe es jetzt einmal so versucht, dass ich doch mehr mit der Peitsche nachtreibe und jede Reaktion clicke und lobe. Nachdem ich das zweimal gemacht habe, war der Kleine sehr eifrig bei der Sache. Vielleicht braucht er einfach einen Anstoß. Er fühlte sich jedenfalls nicht unter Druck gesetzt oder zu irgend etwas genötigt, denn ich habe ihn frei longiert, und da läuft er mir schlicht davon, wenn ich beginne, zuviel zu wollen.

Ach so, Steffi, dir zu antworten habe ich ganz vergessen.  :rotw: Er ist nicht generell bewegungsunlustig. Im Spiel ist er ganz munter. Ich habe den Verdacht, die Motivation stimmt nicht bzw. er muss erst lernen, dass sich etwas schwungvolleres Laufen tatsächlich lohnt.
Seinen Ausbildungsstand zu beschreiben ist schwierig. Er wird klassisch ausgebildet, beherrscht Schulterherein unterm Sattel in Schritt und Trab, Travers ist angefangen. An der Hand kann er SH, Travers und Renvers auch im Trab. Er hat von Natur aus ein gutes Gleichgewicht. Die Dehnungshaltung sitzt, und Biegen ist kein Problem. Er liebt Blödeleien, Kunststückchen und Sinnloses. Da ist seine Motivation deutlich höher.

Dabei fällt mir ein, dass ich ihm vielleicht für "schönes Laufen" andere, d.h. bessere Leckerbissen geben könnte.
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Ehemaliges Mitglied 22
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #4 am: 08. Januar 2010, 10:09:14 »
Hallo Carmen,
das hört sich doch gut an. Er ist also prinzipiell sehr lernwillig, hat ja schon Lektionen gelernt, die durchaus anstrengend sind. Ich denke wie Du, dass er das "Vorwärts" noch nicht als genauso lohnenswert empfindet wie andere Übungen. Vorwärts als Lektion verstanden könntest Du ja genauso kleinschrittig verstärken wie andere Übungen auch, vielleicht sogar, wie Du meintest, mit besonderen Leckerlies.
Beim freien Longieren entwickeln viel Pferde richtig Spaß am Laufen, den Du dann auch auf die "normale" Arbeit mit dem Clicker gut übertragen kannst.

Grüße
Steffi
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EscyKane
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #5 am: 08. Januar 2010, 16:18:50 »
Macht dein Pferd Nachlaufspiele?
Dadurch konnte ich meinen motivieren.
Er ist mir immer nur im Schritt gefolgt, aber wenn ich rasante Wendungen in die Gegenrichtung gemacht habe, ist er mir auch etwas energischer mit "Spielgesicht" gefolgt. Irgendwann wurden dann kleine Wendungen aus der Hinterhand draus und irgendwann blieb er im Anschluss auch im Trab. Alles immer natürlich viel bestärken!
Also wie gesagt bei uns war der Durchbruch diese Wendungen. Als Einstieg kann es auch reichen vor dem Pferd zu stehen und sich abwechselnd auf das rechte oder linke Bein zu verlagern, sodass der Pferdekopf folgt, im Begriff hinterher zu laufen oder Frauchen zu "hüten".

Alternativ erstmal am Strick laufen an der Hand üben, mit Gerte in der äußeren Hand, irgendwann nur noch ins Halfter greifen und immer mal wieder loslassen, dann bekommen sie auch oft Spaß mitzulaufen.

An der Longe viele Übergänge, vor allem Rückwärts, und dann mit euphorisch-aufmunterndem Stimmsignal in den Trab, nach wenigen Tritten dann schon C+B gibt mit der Zeit sehr schicke kadenzierte Trabtritte auf der Hinterhand, oft mit gewölbtem Hälschen.

Beim Reiten bin ich dagegen nach -V vorgegangen und habe die "Schulung der Schenkelhilfen" nach Baucher/Karl durchgearbeitet, gehört hier also streng genommen nicht hin aber ich schreibe es trotzdem. Mein Bub war nach der Stehpause enorm triebig und klemmig geworden. Ich konnte zwar auch noch ohne Sporen/Gerte reiten, musste aber teilweise ziemlich quetschen/zutreten was mir absolut zuwider war. Aus dem Stand konnte ich beispielsweise nur mit komplett angedrücktem Bein anreiten, vorher kam keine wirkliche Reaktion.

Erst einmal aus dem Stand, und damit es fürs Pferd verständlich ist, in 4 Phasen des Druckes gegliedert: 1. Knie anlegen 2. Wade andrücken, 3. Ferse andrücken 4. Sporn eindrücken/Gerte auf den Hintern.
Im Stand also erst einmal recht langsam die Phasen durch gemacht, wichtig dabei ist, nicht nur Phase1, dann nur Phase2, usw., sondern erst Phase1, dann zusätzlich Phase2, zusätzlich Phase3.
Es ist für Menschen nur ein kleiner Unterschied, den Pferden hilft er aber enorm, den Zusammenhang zu begreifen und die Arbeit damit stressfrei zu halten.
Man steigert die Phasen bis das gewünschte Resultat kommt - bei uns ein energisches Antreten in den Schritt. Anfangs kam jedoch nur ein gelatschtes Antreten, woraufhin ich weiter Phase 4 anhielt, bis er antrabte, dann sofort allen Druck weg, Zügel lang, Pause (ja, genau, ich habe sogar jetzt auf +V verzichtet).
Nach 3 Durchgängen genügte allein schon Phase 2. Am Ende der Trainingseinheit war er so fein, dass ich aufpassen musste wie ich mich da oben bewege.
Später kann man dasselbe Schema für Tempoerhöhungen, Gangartenwechsel und einseitige Schenkelhilfen anwenden, was aber koordinatorisch deutlich schwerer ist.

Besonders erfreulich war, dass eine Einstellerin bei uns mit einem Haflinger es geschafft hat, ihre Stute aufzuwecken. Die schlurfte vorher nur im Trab, Galopp hielt sie kaum eine Zirkelrunde durch, und wurde nur noch mit Gerte und Sporn geritten. Mit vollem Ausholen auf die Stute geknallte Gerte führte zu einer winzigen Reaktion. Ich hätte nie gedacht dass da noch etwas zu retten ist, aber jetzt reiten die zwei ohne Gerte und Sporn frisch vorwärts.


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Carmen
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #6 am: 08. Januar 2010, 18:20:00 »
Die "Schule der Hilfen" beherrschen wir. Nur mag ich nicht mehr etwas "verlangen" und keine "Befehle" geben, ich will tatsächlich, dass er sich anbietet und es freiwillig und freudig tut.

Ich kann ihn völlig frei führen. Er liebt Laufspiele und folgt mir, macht auch enge Wendungen. Er ist dabei sehr engagiert (manchmal schon zu sehr.  :confused: ) Ich denke, ich werde erstmal am freien Longieren weiterarbeiten. Da bekommt er bestimmt mehr Lust. Meine Stute jedenfalls ist davon völlig begeistert und bietet Longieren selbst an. Allerdings ist sie ein völlig anderer Typ Pferd, wesentlich lauffreudiger als der Kleine.

Videos von unseren Longieranfängen:

Freies Longieren Rocio Teil 1

Freies Longieren Rocio Teil 2

Freies Longieren mit Rocio Teil 3

« Letzte Änderung: 08. Januar 2010, 18:23:22 von Carmen »
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EscyKane
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #7 am: 08. Januar 2010, 22:56:17 »
Sieht doch gut aus mit dem freien Longieren! so würde ich mal weitermachen.

Hm und vielleicht wird er etwas bewegungsfreudiger wenn er etwas abgespeckt hat  :roll:

Was die Schulung der Schenkelhilfen angeht, habe ich das Gefühl dass es nicht nur unsofern hilft, dass das Pferd weiß, wenn es nicht gehorcht, dass es mehr Druck gibt. Freixe läuft seitdem viel lockerer und freier vorwärts, weil ich ihn nicht mehr ständig knuffen muss. Das steigert die Bewegungsfreude enorm.
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Carmen
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #8 am: 09. Januar 2010, 17:37:12 »
Zitat
Hm und vielleicht wird er etwas bewegungsfreudiger wenn er etwas abgespeckt hat


 :o

Ich bin froh, dass er so aussieht. Er war immer Haut und Knochen.
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Ehemaliges Mitglied 22
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #9 am: 09. Januar 2010, 20:25:17 »
Hallo Carmen,

ich finde auch, dass das Pferd gut ausschaut. Ist schließlich Winter. Etwas mehr Fluß in die Bewegung bekommst Du, wenn Rocio lernt auf dem Hufschlag zu beiben nach dem Click. So läuft er immer zu Dir in die Mitte. Du musst ihn dann wieder raus schicken und muss ihm quasi erst richtig nachlaufen um ihn in Bewegung zu setzen. Das könnte flüssiger werden. Ansonsten erscheint er mir gar nicht sehr faul.

Grüße
Steffi
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Carmen
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #10 am: 09. Januar 2010, 20:39:33 »
Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich weiß nicht, ob ich das hinbekomme, da er grundsätzlich nach dem Click zu mir kommen darf und ich das zugegebenermaßen auch ganz praktisch finde, wenn ich nicht zu ihm laufen muss. Aber mal schauen, wie es sich entwickelt.
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EscyKane
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #11 am: 09. Januar 2010, 21:10:52 »
Echt der war mal Haut und Knochen? Sieht eher aus wie meiner, und das ist die Raupe Nimmersatt in Person.  :cheese:

Aber du weißt ja am besten wie viel Reserve der über den Winter braucht.
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Carmen
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #12 am: 09. Januar 2010, 22:06:00 »
In seinen Hengstzeiten hat er fast einen Eimer Hafer am Tag bekommen, und trotzdem konnte man auf seinen Rippen Klavier spielen. Die Mädels haben ihn geschafft.  :confused: Aber mehr als jetzt darf er natürlich nicht haben, das ist klar.
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Ehemaliges Mitglied 22
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #13 am: 09. Januar 2010, 22:17:44 »
Hallo Carmen,

naja, das kannst Du natürlich völlig nach Deinem Gutdünken entscheiden. Aber stell Dir vor, Du longierst mit Longe und ständig kommt das Pferd rein? Das gibt doch Longensalat oder Du bist ständig mit Kürzen und Verlängern beschäftigt. Wenn das Longieren gut klappt, wirst Du ja auch nicht mehr ständig clicken müssen, das heißt, Du rennst auch nicht ständig zum Pferd. Das ist schon ne feine Sache, wenn Pferd wartet und sich dann manierlich wieder in Bewegung setzt auf Dein Kommando hin. Du kannst dann auch besser an Deinen Signalen arbeiten, wirst eindeutiger. Wie gesagt, auf den Filmen erscheint mir Dein Pferd sehr munter, das dürfte eigentlich mit der richtigen Systematik überhaupt kein Problem sein.

Hallo Escykane,

mit den Schenkelhilfen á la Karl, hättest Du meine Mána nicht für n'en Zentimeter Vorwärts motivieren können. Die Steigerung negativer Verstärkung bzw. die sukszessive Erhöhung von Druck und Schmerz führt bei ihr zum totalen Zumachen. Zum Vorwärts motiviere ich lieber ohne so viel Druck.

Grüße
Steffi
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EscyKane
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Re:Freude am Vorwärts
« Antwort #14 am: 09. Januar 2010, 23:24:04 »
Steffi, wenn du es anders hinbekommst, super. Ich wollte einfach nur schnellstmöglich wieder weg von dem Klopfen und Quetschen, einfach grausig wenn man vorher ein Pferd hatte das ohne Gerte und Sporen auf leichten Schenkeldruck alles gemacht hat. Bei ihm hat die Kur gefruchtet und seit ich ihn nicht mehr so zuballere mit Schenkelhilfen läuft er auch von sich aus wieder viel freudiger.

Carmen, ja das glaube ich, Frauen sind ja auch anstrengend :D
So ist das ja oft mit Kastraten, die suchen sich ein anderes Hobby, und das ist meistens Fressen :D
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