Tag 3Nachdem ja das Losgehen am Tag zuvor so gut geklappt hat, und wir auch keine konkrete "ist jetzt als nächster Schritt dran" Übung haben, beginnen wir damit, die Übung von gestern ohne Strick zu wiederholen. Ich habe also den Pylonenzirkel, eine Matte in der Mitte, und mehrere Matten außenrum verteilt. (Alex testet einmal kurz, ob wir mit Djaszlo an die Bande gehen können, aber dazu ist er viel zu steif).Dank verbesserter Balance klappt das Losgehen auch ohne Strick (Hände bleiben in der Position, wo sie mit Strick wären) eigentlich von Beginn an, und wir beginnen zu experimentieren. Von der mittleren Matte auf den Zirkel, dort von Matte zu Matte, wieder in die Mitte abbiegen. Auf den Matten GrownUps und der Beginn vom in die Bewegungsrichtung füttern wie beim Multiple Mats. Mein Siebhirn weiß leider nicht mehr auf welcher Hand wir hauptsächlich unterwegs waren, aber ich glaub auf der linken. Und so sind wir dann fröhlich herumgewandert, und Djaszlo fängt an, ruhiger auf den Matten zu landen, auch wenn der obligatorische Scharrer nach dem Anhalten meistens noch dabei ist. Auch insgesamt verbessert sich seine Balance langsam. Da er eigentlich nicht in der Lage ist, mit allen Füßen im Rechteck zu stehen, sondern immer ein Hinterbein raus stellt und auch die Vorderbeine versetzt stellt, soll ich anfangen, mit meinem unsichtbaren Strick einzelne Füße anzusprechen. Arg, schwierig
Aber es klappt erstaunlich gut, und wir arbeiten uns in solch einen Flow, dass ich nicht mal mitbekomme wie einige Leute die Halle verlassen etc. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich ihn "in Bewegung" atmen kann - saucool
Dazu brauchte ich aber all die vergangenen Jahre und Kurse, sonst hätte ich das Gefühl sicherlich nicht einmal wahr genommen. Alex macht mir ein riesiges Kompliment, indem sie sagt, dass es toll ist, wenn sie sich einfach zurücklehnen kann und kaum etwas sagen braucht
Ein langer Tag, eine tolle Einheit, und danach bin ich dann auch vollkommen platt.
Tag 4Ich darf mir aussuchen was ich machen möchte, und da ich die Brücke zur Krümeline schlagen möchte, geht es zurück an den Strick, das Setup bleibt gleich. Mit dem Flow-Gefühl vom Tag davor darf ich das erste Mal erahnen, WIE leicht so eine Strickanfrage sein kann - auch wenn man direkt bis an den Karabiner geht - und ich bin total geflasht. Djaszlo wird immer ruhiger, leckt kaum noch an meinen Händen, scharrt fast gar nicht mehr auf den Matten, so schön
Da die größte Baustelle bei mir und der Krümeline die Schulter ist, beginnen wir, das "in die Bewegungsrichtung füttern" umzuwandeln in Strickanfragen. Dazu nutzen wir die eh entstehenden Kurven um die Pylonen, und es geht bei den Strickanfragen um ein "up&over" der Schulter, bei beibehaltener Stellung. Ich kanns gerad gar nicht besser beschreiben, weil ich mich in der "normalen" Handarbeit nicht genug auskenne, um zu wissen ob es eine äquivalente Übung gibt
Auf jeden Fall schiebt er am Anfang auch über die Schulter nach innen - so wie die Krümeline - nur viiiiiiel langsamer, und das wird (ich glaub auch auf der linken Hand) immer besser und leichter, bis ich es sogar in der Bewegung anfragen kann. Das kann ich immer noch fühlen, während ich gerade schreibe. Auf der rechten Hand, auf der es ihm deutlich schwerer fällt, bastele ich daran auch noch so lange, bis wir eine saubere Pylonenumrundung schaffen, mit mehreren Anfrgen und Click und Futter. Dann beende ich die Einheit, auch wenn sie erst sehr kurz war, denn das war der zweite Puzzlestein, dessen Lösung ich mit nach Hause kommen kann.
Zurück auf dem Paddock schwebt Djaszlo in wunderschönster Araber-Hengst-Pose zurück zu "seiner" Stute und ihrem Fohlen, und in dem Moment sieht er einfach 15 Jahre jünger und unfassbar toll aus.
Auch an Tag 3 und 4 hatten wir sehr spannende Fühlübungen, wobei ich am vierten Tag wegen allgemeiner Schwäche dann nur noch zugesehen habe...
Fazit & Back at home...
Nachdem ich letztes Jahr beim Kurs schon ein Gefühl dafür bekommen habe, wie ich Teile meines Körpers in "Bewegung" atmen kann, was total bescheuert klingt, aber wirklich ein eindrückliches Erlebnis war, konnte ich dieses Jahr viele Bewegungen und Bewegungsgefühle mitnehmen - die auch nicht mehr zu un-fühlen gehen - die ich so nie im Leben für möglich gehalten hätte. Ich versuche brav täglich die Bewusstseinsübungen zu machen, auch wenn ich mich in der Wohnung zu oft und zu schnell abhalten lasse.
Als ich gestern bei der Krümeline mit der "neuen, verbesserten" Stricktechnik nur am Strick entlang gleiten wollte, ist sie vor mir herumgeschwankt wie auf einem schwankenden Schiff
Sobald ich die Festigkeit aus meinem Körper bekomme, die wir beide wahrscheinlich lange gebraucht haben, um sprichwörtlich die "Erde nicht zu verlassen", nimmt ihr meine eigene Lockerung jetzt auch viel an Stabilität, und ich konnte mal fühlen WIE fein sie ist - etwas was ich schon ewig weiß, aber was für uns beide immer unerreichbar war. Ich bin sehr gespannt auf das, was noch kommt.
Und ich habe ihren Kappzaum verkauft... Diesen Weg sind wir gemeinsam gegangen, und jetzt ist es Zeit ihn zu verlassen und auf das zu hören, was die Krümeline mir schon seit Jahren versucht mitzuteilen. Weg mit dem Schnickschnack und ab in den Pylonenzirkel, das ist was wir können, was wir brauchen, was uns weiterbringen wird. Die Übungen die wir brauchen existieren schon seit Jahren in Alex' Büchern und DVDs. Ich glaube ich beginne langsam, sie zu verstehen...