Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.

Benutzername: Passwort:

Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?

  • 5 Antworten
  • 3418 Gelesen

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Kokolores Keni
*

Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?
« am: 18. Juli 2014, 12:07:02 »
Ich habe bereits einen Großteil des Forums umgegraben, aber irgendwie nicht das Richtige für mich und mein Monster gefunden. Also wage ich es jetzt doch und mache einen neuen Thread auf.

Für alle, die meinen Vorstellungsthread nicht gelesen haben, kommt hier erstmal eine kurze Zusammenfassung:

Keni ist eine bald 3,5-jährige Lewitzer-Stute, die seit September in meinem Besitz ist. Anfangs hatten wir einige ziemlich große Probleme im Umgang miteinander (gezieltes treten, steigen, beißen...), die aber mittlerweile geklärt sind. Sie ist dabei nicht bösartig, sondern nur sehr selbstbewußt und weiß, wie sie ihrer Meinung Nachdruck verleihen kann. Auch in einer Pferdeherde ist sie dominant und sie war beim Züchter Leitstute der Jungpferdeherde.

Auf der anderen Seite ist sie absolut unerschrocken, Schrecktraining konnte ich mir komplett schenken. Sie hat einen großen "will to please", solange ihr etwas Spass macht und arbeitet (meistens) gerne - wobei sich unsere Arbeit im Moment natürlich erstmal nur auf Bodenarbeit beschränkt. Clickern macht ihr viel Spass, sie ist kreativ und lernt verdammt schnell.


Unser Problem:

Auf gewohntem Gelände "funktioniert" Keni fast einwandfrei, nur sobald wir diesen Bereich verlassen, macht sie dicht. Mein großer Traum war es, mit meinem Jungpferd das erste Jahr spazieren zu gehen und ihr die Welt zu zeigen. Und genau daran hapert es bei uns.  :-\

Keni hat eine festgelegte, räumliche Grenze, bis zu der sie gaaaanz entspannt mit mir mit bzw. hinter mir herlaufen kann. Überschreiten wir diese Grenze, wird sie schneller, überholt mich, schneidet mir den Weg ab, hampelt oder trabt um mich rum, schaut zurück, fängt hektisch an nach Gras zu hapsen (essen am Strick gibt es bei mir nicht) und macht im allgemeinen "dicht". Sie hört mir nicht mehr zu, Ablenkungsmanöver funktionieren nur teilweise und bereits bekannte Dinge (Steine, Holzstapel etc.) werden auf einmal höllisch gefährlich. Dabei glaube ich aber nicht, dass sie wirklich Angst hat, denn läßt man sie schauen, trampelt sie hin und das Corpus delicti in Grund und Boden.

Wenn sie sich beruhigt hat (was mehrere Minuten dauern kann), bleibt sie trotzdem angespannt und falls wir weitergehen, fängt das ganze Spiel nach ein paar Metern wieder von vorne an.

Zuerst dachte ich, sie klebt an ihren Freunden, mittlerweile bin ich mir da aber nicht mehr so sicher. Hört sie einen Freund wiehern, wiehert sie eventuell zurück, am Erregungsgrad ändert das aber nichts, sie wird dadurch nicht hektischer.
Sie versucht auch nicht, sich loszureißen (Gott sei Dank!) und kann auf dem Rückweg die gesamte Strecke entspannt und in normalem Tempo  zurücklaufen. Selbst wenn wir am Tor zum Stall dann vorbeilaufen, stört sie das nicht.

Vor knapp 2 Wochen haben wir den Stall gewechselt und ich hatte gehofft, dass das Problem sich vielleicht ein wenig verkleinert, aber das Problem ist 1:1 mit uns umgezogen.  :(

Direkt neben der Koppel, auf der sie jetzt steht, läuft ein Feldweg entlang, den ich mit ihr gehen möchte. Die Koppel zieht sich weit nach hinten und Keni kennt auch schon den letzten Zipfel kurz vorm Waldrand. Trotzdem ist es uns nicht möglich, auf dem Weg bis zu diesem Punkt zu kommen, sondern sie fängt vorher schon an zu spinnen. Gehen wir den Weg auf der Koppel, fängt sie auch da das Spinnen an, obwohl sie am Tag vorher noch viel weiter hinten gestanden und gegrast hat.  ???


Was wir schon tun:

Wenn Keni in ihrer "Aus-Phase" ist, versuche ich möglichst ruhig zu bleiben und sie wieder in Laufrichtung zu stellen, was aber meist nicht funktioniert. Ich versuche sie dann mit rückwärts gehen (eine eigentliche Lieblings-Übung von ihr), Kopf senken oder Handtarget berühren abzulenken. KS und Target führt sie dann zwar aus, aber sehr hektisch und meistens vergisst sie vor lauter Anspannung sogar, das Leckerlie zu kauen. Rückwärts "funktioniert" meistens gar nicht mehr.
Antreten, stehen bleiben, rückwärts etc. frage ich ja auch vorher auf dem Weg schon ab, da funktioniert alles.
Ich habe schon versucht, den Weg Stück für Stück zu erweitern und die neuen Strecken positiv zu bestärken (Jackpot, wenn "Ziel" erreicht).

Wenn wir zurück gehen und sofort den gleichen Weg noch einmal antreten, kann es sein, dass ihre räumliche Grenze sich um 1 oder 2 Meter nach hinten verschiebt.
Gehen wir den Weg dann am nächsten Tag wieder, kann es sein, dass wir diese 1 - 2 Meter wieder verloren haben und die Grenze wieder am alten Platz liegt.


Wenn sie im "Aus-Modus" ihre Aufmerksamkeit wieder zu mir wendet, gibts  :click:  :keks:. Nimmt sie dann zwar, aber vergisst wie gesagt das Kauen und schaltet dann wieder auf "Aus".




Habt ihr kreative Ideen, wie ich unser Problem noch angehen könnte?
  • Gespeichert

  • Krümel-Mama
  • *****
  • Administrator
  • 21548 Beiträge
    • ClickerTiere.de
Re: Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?
« Antwort #1 am: 18. Juli 2014, 12:43:18 »
Erstmal willkommen im Club, und schonmal eine gaaanz große Dose Kekse im Voraus :hug:  :keks:

Die beruhigende Nachricht vorweg -> das wird mit dem Alter von ganz alleine besser  ;) Und mit wachsender Sicherheit, Gewöhnung an die Herde, und und und. Wie lange ist Keni schon bei dir, im aktuellen Stall, auf der aktuellen Weide? Meine Stute braucht Wochen/Monate, um sich auf so kleine Dinge wie einen Weidewechsel, oder Veränderungen in der Herde einzustellen.

Ach ich seh grad, ihr habt erst vor 2 Wochen den Stall gewechselt... dann lass die Kleine bei ihrer Herde, und entfern dich nur so weit mir ihr wie es für sie ok ist!!! Die Stresszeichen sieht man oft schon ein Stück vor der magischen Grenze, vermehrtes Hapsen beim Futter nehmen, dichter neben einem Laufen, nichtmehr ruhig stehen können beim Fressen etc.

Meine Stute ist ganz genauso wie Keni. Was uns geholfen hat waren zwei Dinge. Erstens: Handtarget so hoch bestärken wie es nur geht, und sie darf die Hand immer anstupsen, auch wenn ich es nicht direkt anbiete. Wenn wir dann laufen und sie beginnt an meine Hand zu kommen dann weiß ich, dass sich innerlich der Stress langsam aufbaut und kann rechtzeitig reagieren. Zweitens: immer nur soweit laufen wie es ok ist. Wir sind teilweise vom Weidetor nach rechts für 100m, dann umgedreht, am Tor vorbei, nach links 100m, umgedreht, am Tor vorbei, gradezu 100m, und so weiter. Wichtig ist, jedes Mal die ihr zusammen rausgeht, ohne dass sie so sehr in Stress gerät, festigt das Vertrauen, jedesmal wo es zuviel ist, bestätigt ihr, dass es draußen gruselig ist.

Wenn sie in pferdiger Begleitung mutiger ist, dann geht mit Begleitpferd ein größeres Stück, aber ansonsten würd ich sie (auch wenns schwer fällt) erstmal zur Ruhe und im Stall ankommen lassen, und im Komfort-Bereich bleiben.

Edit: Und dass es am nächsten Tag wieder nur bis zur "magischen" Grenze geht liegt daran, dass das Gehirn unter Stress nicht mehr lernen kann, d.h. sie "vergisst" einfach, dass sie die zusätzlichen 2m am Tag vorher überlebt hat  :)
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
  • Gespeichert

mizilla
*

Re: Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?
« Antwort #2 am: 19. Juli 2014, 09:27:35 »

Erstmal willkommen im Club, und schonmal eine gaaanz große Dose Kekse im Voraus :hug:  :keks:


... und beim Rest, den Tine geschrieben hat, auch voll :uschreib:


Meine Stute ist jetzt 4 und wir sind früher (also vor 1-1.5 Jahren) auch viel weiter spazieren gegangen.. eben weil ich mir dachte, dass es doch soo stressfrei wäre und man muss doch auch ein bißchen was "tun".

Da hat sie dann genauso gehampelt, hat sich nicht mehr beruhigen lassen, ist tlw. sogar gestiegen etc. - ein einziger Streß für uns beide.
Ich hab dann vermehrt Sachen am Stall gemacht und das Spazieren gehen einmal eine Zeit sein lassen... derzeit können wir sehr entspannt ca 2 km gehen, wenn ich zwischendurch eine größere Runde mache (als Test sozusagen), wird sie ca bei der Hälfte wieder gestresst... also laß´ ich das eben ...

Kommt Zeit, kommt Ruhe sag ich mir   :omm:

Spazierengehen würde ich auch eher klassisch konditionieren, dh nicht einzelne Sachen (Zielpunkte) clickern, sondern immer wieder "nebenbei" was füttern (wenn sie noch entspannt ist), damit der ganze Spaziergehzustand positiv aufgeladen wird.
  • Gespeichert

Luke
*

Re: Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?
« Antwort #3 am: 19. Juli 2014, 10:24:38 »


Auf der anderen Seite ist sie absolut unerschrocken, Schrecktraining konnte ich mir komplett schenken. Sie hat einen großen "will to please", solange ihr etwas Spass macht und arbeitet (meistens) gerne - wobei sich unsere Arbeit im Moment natürlich erstmal nur auf Bodenarbeit beschränkt. Clickern macht ihr viel Spass, sie ist kreativ und lernt verdammt schnell.


Unser Problem:

Auf gewohntem Gelände "funktioniert" Keni fast einwandfrei, nur sobald wir diesen Bereich verlassen, macht sie dicht. Mein großer Traum war es, mit meinem Jungpferd das erste Jahr spazieren zu gehen und ihr die Welt zu zeigen. Und genau daran hapert es bei uns.  :-\

Keni hat eine festgelegte, räumliche Grenze, bis zu der sie gaaaanz entspannt mit mir mit bzw. hinter mir herlaufen kann. Überschreiten wir diese Grenze, wird sie schneller, überholt mich, schneidet mir den Weg ab, hampelt oder trabt um mich rum, schaut zurück, fängt hektisch an nach Gras zu hapsen (essen am Strick gibt es bei mir nicht) und macht im allgemeinen "dicht". Sie hört mir nicht mehr zu, Ablenkungsmanöver funktionieren nur teilweise und bereits bekannte Dinge (Steine, Holzstapel etc.) werden auf einmal höllisch gefährlich. Dabei glaube ich aber nicht, dass sie wirklich Angst hat, denn läßt man sie schauen, trampelt sie hin und das Corpus delicti in Grund und Boden.


Ich glaube schon das sie unterwegs Angst hat und deshalb zu macht. Innerhalb eines bestimmten Radius... das kann bei manchen Perden bei 10 metern bei anderen  bei 30 metern  (von den Kumpels entfernt) liegen fühlen sich die Pferde noch wohl, verlässt man diese Wohlfühlzohne kann das Pferd immer mehr Angst bekommen... sich unsicher,  unwohl fühlen.

Luke war auch von der Sorte eher wird der Holzstapel (oder Hund) platt gemacht als er. Er hat aber mit der Zeit  gelernt das ICH mich erst einmal um diese Angelegenheiten kümmere und ICH als erstes schauen gehe ob was gefährlich ist oder nicht.  Wir hatten am Anfang Schrecktraining um den Hof rum gemacht. Das heißt ich habe ihn sehr genau beobachtet wenn wir rumgelaufen sind und jedesmal wenn ich nur ahnte das er wieder auf etwas aufmerksam geworden ist bin ich mit ihm dort hin und habe es angefasst, wenns ging mich drauf gestellt oder hingesetzt und ihn danach aufgefordert es als Target zu benutzen. Ich bin geziehlt mit im zum Glascontainer wenn der geleert wurde , oder hab mir Traktoren , Bagger und co mit ihm genau angeschaut.  Die ersten Spaziergänge waren nicht weit da es viele Dinge gab die unterwegs genaustens begutachtet wurden. Wir sind 10 mal an einer Plane vorbei gegangen. Lag genau so eine Plane an einem anderem Ort  war sie schon wieder gefährlich. Pony mußte lernen : Planen sind nie gefährlich

Alles bekam einen Namen und sobald ich nur hörte das irgendwo ein Rasenmäher ansprang sagte ich das dann auch. Damit es nicht zu viele Worte waren habe ich einiges in Kategorien zusammengefasst so ist alles was irgendwie ein Schaufel hat oder Trecker mäßig aussieht ein Bagger. Jedes größere Fahrzeug ist ein Laster. Alles was fliegt ist ein Flugzeug auch Heißluftbarlons oder Drachen. Seh ich irgendetwas vorher zeige ich es ihm. Mit der Zeit hat er so gelernt das ich mit hinschaue und aufpasse. Mitlerweile ist das so normal geworden das ich nicht groß drüber nachdenke. Dazu kommt das ich mich selbst auch mehr unter Kontrolle habe. Habe ich früher von weiten eine Plane gesehen und gedacht: MIst da liegt wieder so ein blödes ding ist es mir heute egal.  Dadurch wird Herr Pony dann auch wieder um  ruhiger.

Außerdem suchte ich mir für die Spaziergänge Ziele. Ein Ziel war dort wo Pony dann irgendwann unbedingt hin wollte. Zum Beipiel eine Stelle mit besonders leckern Gras. So bekamen die Spaziergänge auch fürs Pony einen Sinn.
  • Gespeichert

george12
*

Re: Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?
« Antwort #4 am: 31. Juli 2014, 12:09:23 »
Hallo
Wir haben auch ein Spaziergehen problem. Hab ne frage zu dem Grasen lassen. Eigentlich kann ich doch das erlaubte grassen lassen unter Signal stellen. Oder  ??? Ich befürchte nähmlich sonst das mein Haflinger mich sonst überall hin zerrt. Ich würde es gut finden wenn ich ihm sagen könnte OK entspann dich . Wie baut man das auf ?

Gruss Sandra
  • Gespeichert

Nora
*

Re: Spazieren gehen - unser Drama. Was clickern?
« Antwort #5 am: 12. August 2014, 15:12:23 »
@george12:
Also ich habe mehrere Wege bereits erlesen und mit einigen schon Kontakt gehabt. Da wir aber hier im Clickerforum sind, nun der clickerkonforme Weg.
Generell erstmal nicht mit Gras üben, weil Gras ist lecker und damit wahrscheinlich selbsbestärkend. Sie würde sich also immer selbst belohnen, wenn sie dann doch ans Gras kommt. Ergo. du kämst nicht wirklich ans ziel.
Ich würde das ganze also "kleiner" Anfangen.
Du legst auf den Boden irgendetwas, was eigentlich uninteressant ist (Heu, ihr normales Futter, was langweiligeres eben) und nimmst als Leckerli eben was, was tausendmal besser schmeckt und sie richtig motiviert. Dann kannst du jedes abwenden von dem langweiligen Futter clickern  :keks: und sie lernt, dass du eigentlich was viel besseres hast, als was sie sonst so auf der Welt findet.
Dann kannst du langsam ein Kommando (zB Hoch )einführen, dass für sie bedeutet entweder Kopf oben lassen oder Kopf aus dem Gras/Essen holen.
Wenn das soweit sitzt, würde ich das Bodenfutter in seiner Qualität langsam steigern, aber immer nur soweit, wie sie noch versteht, dass du das bessere Essen hast. Ideal ist es natürlich, wenn diese Leckerli auch besser als Gras sind.
Ich denke, nach und nach wird es auch funktionieren, wenn Bodenleckerli und Handleckerli dieselbe Motivationsstufe sind oder sogar gleich sind.

ich hoffe, ich habe das verständlich erklärt :) Und es macht auch Sinn :D
  • Gespeichert