Mit Domino mache ich ja seit etwa einem Jahr vermehrt Arbeit an der Hand. Nachdem feststand, dass er Arthrose hat und ich mich entschieden hatte, nicht mehr zu reiten, empfahl mir meine Schwester die Arbeit an der Hand. Ziel war in unserem Fall, ihn dazu zu bringen, die Hinterhand mehr zu aktivieren und so die Belastung der Vorhand etwas zu vermindern (er hat vorne Arthrose).
Meine Schwester, die schon lange Arbeit an der Hand macht, ohne dabei strikt einem "Meister" zu folgen (am ehesten noch Dr. Dörr und Horst Becker) hat es mir folgendermaßen erklärt:
Prinzipell Sind reine Abkauübungen am Boden zur Verstärkung der Kauaktivität gedacht. Es gibt ja viele Pferde, die von der Reiterhand so die Schnauze voll (haha Wortspiel!) haben, dass sie gar nichts mehr machen. Hier kann man über das Auslösen des Kaureflexes, indem man die Maulwinkel hebt und dann ein Lecker reinschiebt, die Zügelhilfe positiv verknüpfen. Das geht auch bei jungen Pferden, die das erst noch lernen sollen.
Das passiert am Boden, damit a) das Lecker schnell ohne dass das Pferd die Position verändern muss, reingeschoben bekommt und b) der Reiter das Pferd nciht stört oder ablenkt.
Diese Übung ist bei Pferden, die schon begeistert beim Reiten kauen nicht Pflicht vor dem Reiten und gibt auch nicht viel mehr her. Ich würde sie auch nciht zu lange am Stück machen, sonst ist der unbegeisterte Ausdruck wohl eher Langeweile.
Sinnvolle Variationen: Über die positive Grundeinstellung, de das Pferd nun haben sollte, kann gezielt an der Beweglichkeit des Genicks gearbeitet werden. Geht alles auch vom Pferd, aber wie immer ist die Gefahr groß, dass der Reiter stört... Also, wenn das Pferd kaut, dann den Kopf leicht nach links stellen (bessere Seite fängt an), kurz halten, Mittelposition, nach rechts stellen. Wichtig ist, dass NUR der KOpf, nciht der Hals bewegt wird, das kann man vom Boden mit beiden Händen an den trensenringen sehr gut kontrollieren. Wenn das Genick locker ist, springt der Mähnenkam beim Stellen richtig zur Seite.
Das ganze kann man in verschiedenen KOpfhöhen machen, zwischendrin immer die Dehnung nach unten Abrufen (auch das ist Belohnung!).
Dann kann man den Hals flexen, das geht nur seitlich vom Pferd. Wie vorher wird der KOpf gestellt und dann wird aber der ganze Kopf richtung Pferderumpf mitgenommen. Diese Stellung sollte 20-30 Sek gehalten werden, da es eine Dehnübung ist und vorher keine gescheite Dehnung eintritt. Danach wieder Pferd entlassen, oft wird es sich dann von allein schon in die andere Richtung stellen, um die (bisdahin) einseitige Dehnung auszugleichen. Die Übung sollte daher immer abwechselnd links und rechts gemacht werden und genau gleich oft, wobei der Dehnungsgrad je nach dem, inwieweit das Pferd schon geradegerichtet wurde, von beiden Seiten abweichen kann. Das ist in Ordnung, sollte aber im Laufe der Zeit deutlich weniger werden, so dass das Pferd in beide RIchtungen gleich dehnbar ist. Achtung bei jungen und verrittenen Pferden, hier kann der UNterschied groß sein, nicht mit Gewalt dran gehen. Aber Spannung darf schon drauf kommen, sonst wird nicht gedehnt.
Außerdem zu beachten ist, dass das Pferd beim Kopfherumnehmen, die Stirn auf der senkrechten hat und auch nicht schief hält! Das ist sehr wichtig, sonst wird der Hals nicht gedehnt! (ist ein beliebter Trick der Pferde).Zudem sollte der Kopf nicht höher als Buggelenk gehalten werden.
Die andere sinnvolle Abkauübung ist die, das Pferd zu stellen, kauen zu fordern und dann in die Dehnung zu entlassen. Wenn das Pferd durch die Verlagerung des Gewichtes nach vorne (was es tut, wenn es den Kopf nach vorne unten streckt) trotzdem stehen bleiben will, muss es (fast nicht sichtbar, aber effizient) sich mehr mit der HInterhand setzen. Das ist ein feines Pilates Training für die tragende Muskulatur der Hinterhand. Außerdem baut man durch das Aufnehmen= Anspannen der Hlasmuskulatur und Strecken in die Tiefe auch die Halsmuskulatur auf. Zu vergleichen ist das mit Hanteltraining, da hält man die Hanteln ja auch nciht in die Luft...
Das kann sehr sinnvoll sein für junge Pferde, für Pferde in der Reha nach Krankheit/Verletzung, für ältere Pferde, die fit bleiben solen, aber nciht mehr (oder nciht mehr so viel) geritten werden können.
Ach ja! Wichtig ist auch noch mal zu erwähnen, dass das meiner MEinung eine für das Pferd fast meditative Übung ist, die sehr entspannt. Daher zeigen sie keine Begeisterung im Sinne von Eifer. Beim Reiten ist das wieder anders, da wird dem Pferd ja eine Grundspannung abverlangt, was wieder viel aktivierender wirkt, entsprechend die Reaktionen. Das Abkauen im Stehen vom Pferd aus ist wieder eine sehr ruhige Angelgenheit. Von daher ist vom Ausdruck und der Wirkung immer zu unterscheiden: Entspannende Übung im Stehen, Lösen im Laufen (GAngart egal) und Lektionen.
So versuche ich das umzusetzen.
Seit wir an der hand arbeiten habe ich bei Domino einen deutlichen Muskelaufbau beobachten können. Er hat jetzt eine bessere Figur als damals, als er noch geritten wurde. Für uns ist die Handarbeit sehr wertvoll und effektiv.
Ein gutes Buch zu dem Thema ist meiner Meinung nach
"Pferde gymnastizieren an der Hand" von Oliver Hilberger. Das hat mir sehr geholfen und es zeigt auch, wie gehandicapten Pferden geholfen werden kann (das Pferd in dem Buch hatte einen massiven Senkrücken und galt daher als nicht reitbar - durch die HA wurde es soweit aufgebaut, dass es geritten werden kann).