Könnte mir jemand ein situationsbezogenes Beispiel für die Arbeit mit Pferd geben?
Falls Du noch nicht tief genug in die Arbeit nach Alexandra eingetaucht bist, wird Dir vermutlich "capturing the saddle" nicht unbedingt etwas sagen.
Das ist die Arbeit mit/am Sattelblock, bei der die Übung irgendwann so aufgebaut wird, dass das Pferd eigenständig zum Bock kommt und sich passend zum aufsteigen platziert.
Ich habe letztes Jahr aus ganz anderen Gründen angefangen, ein Halsseil-Signal zu trainieren.
Die Ausgangsmotivation für das Training war ein Pony, das jedesmal, wenn die Tür zum Laufstall offen war, sich am Menschen vorbei oder unter der noch gespannten oberen E-Litze durch gedrückt hat, weil er im Winter draussen zugefüttert wurde.
Um für ihn klarer zu machen, wann ER raus kann und wann ein anderes Pony dran ist, habe ich ein Halsseil eingeführt, das er umgelegt bekam VOR dem Aufhalftern.
Daraus hat sich relativ schnell entwickelt, dass - weil ich nun mal die Vier habe und jeder drängelt zum Clickern - nur das Pony mit mir mitgeht zum clickern, dass das Halsseil trägt. Macht es für die anderen, die als "Trostpflaster" entweder Heucobs oder Pellets auf den Boden geworfen bekommen, klarer, dass sie sich nicht auch noch am Ausgang platzieren müssen.
Aus dem "Du bist dran" entwickelte sich dann "willst Du dran kommen?" durch Präsentation des Halsseiles. Hatte ein Pony (was selten vorkommt) keine Lust - denn der nächste Schritt ist, dass ich nun warte, bis das Pony nach Präsentation des Halsseiles sich von Futter oder anderer Tätigkeit ab- und zu mir zuwendet und dann den Kopf entsprechend präsentiert, damit ich zuerst Halsseil und dann Halfter anziehen kann - dann habe ich jemand anderen dran genommen.
Das hat sich dann oft so dargestellt, dass das Pony, was sagte "jetzt nicht", bei der nächsten Runde ganz explizit am Ausgang auf mich gewartet hat.
Bzgl. Deiner Frage zur Matte: ja, wenn die Matte hochverstärkt ist (nicht einfacher) ist es möglich, dass, zumindest anfangs, die Matte häufiger gewählt wird. Aber eben nicht immer. Wenn die Pferde ihre Wahlmöglichkeiten verstanden haben, wählen sie durchaus oft eine schwierigere Übung, weil auch die Herausforderung belohnend ist.
Laudine hatte vor ein paar Wochen so einen Tag. Sie war "geladen", ich war einige Tage nicht da und das Wetter war entsprechend für spritziges Temperament.
Hatte einen WWYLM-Zirkel ausgelegt und wollte mit einfachem Pre-WWYLM anfangen. Sie hat mir, obwohl sie das stark anstrengt (extrem tiefer Hallenboden, natürliche Steife, weil wenig gymnastiziert diesen Winter) aber gezeigt, dass sie Trabarbeit auf dem Zirkel machen will und hat hier knapp 15 Minuten wirklich "geackert". Ich habe nur kurze Sequenzen abgefragt und häufig geclickt, aber sie hat immer und immer wieder den Trab angeboten.
Interessant war der eine Moment, wo sie kurz auf der Matte ausruhen durfte und sie von sich aus direkt wieder los ist, raus auf die Kreisbahn.
An anderen Tagen sucht sie die Matte auf als Zeichen, dass es jetzt "genug" ist, z.B. wenn wir eine Zeitlang Seitengänge, Hinterhand herein, usw. gemacht haben.
Das ist sicherlich für ein Vollblut weniger signifikant, für ein Energiesparmodell-Robustpony ist das eine eindeutige Entscheidung PRO-Anstrengung.