Hallo,

bin absoluter Clicker Anfänger und hab so einiges an Fragen.... vielleicht kann ja jemand helfen?

Kümmere mich seit ein paar Monaten um eine Stute mit Sattelzwang. Der Besitzer reitet sie bis jetzt gar nicht und so habe ich die Gelegenheit genutzt und gaaaanz langsam mit ihr geübt.
Von der Weide holen, putzen, Sattel auflegen, im Schneckentempo gurten, frisches Gras fressen lassen und Sattel wieder runter.

Dann bin ich auf's Clickern gestoßen und hab mit Handtarget und einem Kissen beim Satteln mit ihr weitergeübt und da ist sie mit Feuereifer dabei und zumindest das Satteln klappt schon recht gut. Clickern mag sie 

Das nächste Problem ist nun das Stehenbleiben - wir haben eine Aufstiegshilfe und sobald man einen Fuß drauf setzt dreht sie sich, geht vorwärts, rückwärts - alleine, wenn keiner sie festhält, ist kein Draufkommen.... selbst nicht, wenn sie zwischen Zaun und Aufstiegshilfe steht, dann eben vor und zurück.
Also clickern wir jetzt das Stehenbleiben an der Aufstiegshilfe und machen ganz langsame Fortschritte..
Allerdings wenn ich auch nur mit der Hand den Steigbügel etwas belaste, dann tritt sie gewaltig nach hinten aus und dann geht gar nix mehr..... obwohl Rücken in Ordnung und Sattel neu.
Ich denke, da schaltet sich ihr Schmerzgedächtnis immer wieder ein. Oder einfach keine Lust? Was tut man da? Immer weiter üben?

In der letzten Woche kommt noch dazu, dass sie plötzlich keine Hufe mehr gibt, sie schlägt nach vorn und hinten aus, warum auch immer, kam ganz plötzlich von einem Tag auf den anderen, war bis dato überhaupt kein Problem. Hab jetzt den Besitzer aktiviert, weil ich gar nicht die Kraft habe, damit klar zu kommen, aber der macht's mit Anschreien und Draufhauen, das  kann's doch auch nicht sein oder?

Und mein - im Moment - letztes Problem mit Kummerstütchen, sie ist seit wir clickern einfach total hibbelig, kann gar nicht mehr still stehen und giert nur nach Leckerchen. Nicht in meiner Tasche, aber manchmal hab ich das Gefühl, sie hat gar keinen Respekt mehr vor mir und  sie rückt mir viel zu sehr auf die Pelle (Angst um meine Füße....). Aber wir können ja nicht nur clickern.....

Irgendwas läuft bei uns gewaltig schief im Moment.

Wie machen wir denn jetzt am besten weiter? Bin dankbar für jeden Tip, weil im Moment weiß ich nicht mehr so richtig weiter.

Liebe Grüße
Barbara

Hallo Barbara.
Das erste und wichtigste im Moment wird wohl erstmal die Höflichkeit sein. Das ist das a und o...

Ich finde auch dass du evtl. Etwas schnell vorgehst - die Schritte sollten ganz ganz klein sein...
Clickere erst ganz lang und oft nur das stehen in der Sattellage. Dann kann sein ein Fuß nur anheben, später dann ein Schritt auf die Aufstieghilfe. Dann 2 Füße drauf...
Vielleicht übt ihr das auch erstmal ohne Sattel denn sattelzwang ist nicht zu unterschätzen und nicht in wenigen Wochen abzustellen...

Du musst alles aufbauen wie bei nem jungpferd das alles gerade erst kennen lernt - nur noch langsamer

Das mit dem hufegeben würde ich auch ganz langsam aufbauen. Erst mal nur daneben stehen clickern, dann Hand an Schulter, Hand langsam runter... Das alles wirklich sehr sehr kleinschrittig.

Am Anfang macht man mit clickertraining oft Riesen erfolge weshalb man oft zu viel erwartet und auch dieses Kommunikationsmittel als Zauberstab einsetzen will...
Das ist es natürlich nicht - deshalb solltest du immer darauf achten das Pferd nicht zu überfordern...

Ja, da hast du Recht, hat am Anfang wirklich alles toll geklappt und dadurch hab ich vlt. zu viel Gas gegeben. Mein Problem ist halt nur, dass der Besitzer der Stute am Freitag wieder anfangen will zu reiten und er hat nicht viel Geduld.....
Kann ein Pferd unterscheiden, wer was mit ihm macht? Wenn ich so mit ihr arbeite und er nicht, macht  das denn dann alles noch Sinn? Frage mich gerade, ob ich nicht jedes Mal von vorn anfangen muss.....

Hallo Barbara!

Erstzmal, ich finde es schön, dass du dem Pferd die Chance gibst, alles noch mal schön kleinschrittig und in Ruhe zu lernen.
Dass dir der besitzer sozusagen im Nacken sitzt, ist ärgerlich und schade, denn das wird dir vielleicht das ein oder andere wieder kaputt machen oder zumindest erschweren.
Aber es ist nicht unmöglich, trotzdem so weiter zu machen wie du angefangen hast. Bleib schön geduldig und gehe in den kleinen Minischritten vor, die Carry genannt hat.
ich habe auch eine Stute, die an der Aufsteighilfe nicht stehen bleiben wollte (ich kam allerdings trotzdem raus). Ich habe einfach bei jeder gelegenheit weiter geübt und es gab winzige Erfolge. Bis es auf einmal von heute auf morgen klappte. Seitdem ist die Aufstieghilfe kein Thema mehr. Was ich damit sagen will ist, wenn man denkt, man kommt null voran, überraschen einen die Pferde oft mit plötzlichen Riesenschritten. Also nicht aufgeben.

Die Höflichkeit trainieren hätte ich jetzt auch vorgeschlagen. Wenn sie hibbelig wird und nicht stehen bleiben möchte, kannst du auch das gezielt üben. Ich würde dann entspannende, Ruhe fördernde Sachen üben. Stehen bleiben kannst du so auch clickern. Dazu ist "Kopf senken" eine tolle Übung, die entspannend wirkt. Die würde ich dir ans herz legen.
Wenn du das gefühl hast, sie rückt dir zu sehr auf die Pelle, geh einen Schritt zurück und übe Höflichkeit mit ihr an einem ort, wo sie durch einen Zaun, Boxentür o.ä. von dir getrennt ist.

Lass dich nicht verleiten, zu schnell vorzugehen und achte auf die Grundlagen, wie Höflichkeit etc. Das Pferd kann durchaus unterscheiden, wer mit ihm arbeitet, daher kannst du auch so weiter machen, auch wenn der Besitzer anders vorgeht.

Noch eine Frage:
Du schreibst, das Pferd ist gesund und der sattel neu. Was ist denn alles abgecheckt worden? Dieses plötzliche Hufe nicht mehr geben wollen, klingt für mich schon so, als könne gesundheitlich was im Argen liegen. Und der Sattel? Neu heißt ja nicht, dass er passt. Ist er von einem Fachmall angepasst worden?

ich finde die Idee sehr gut, ohne Reitausrüstung an der aufsteighilfe zu üben.
Auch wenn Sattel und Rücken jetzt in Ordnung sind, wird sie Angst haben, dass es wehtut wenn wer drauf sitzt (Meine stute hatte vor über 10 Jahren was an der Hüfte und tritt hinten immer nich nicht richtig unter, weil sie Angst hat, dass da was wehtut wie damals)
Und wenn dein Pferd ganz frei an der aufstieghilfe steht, vielleicht sogar an einem Ort, an dem sie nie geritten wurde, dann wird sie vielleicht entspannter sein.

Sattelzwang hat nicht unbedingt was mit einem kaputten Rücken zu tun, sondern kann auch an Empfindlichkleiten der Rippen, Lungenproblemen, Muskelverspannungen im Rumpf-Bereich, Meridianstörungen ... hängen. Es kann auch in Bezug auf die Ausrüstung eher der Gurt Auslöser sein für den Sattelzwang als der Sattel selbst.

An sich würde ich empfehlen, dass noch mal von einem fähigen Physio- oder Osteotherapeuten anschauen zu lassen. Ist allerdings natürlich nicht ganz so einfach, wenn es nicht dein eigenes Pferd ist  

zum Thema aufsteigen... ich steige auch nur noch von der Aufstiegshilfe auf, aber ich setzt keinen Fuß in den Bügel, sondern lege mein Bein über Ihren Rücken und schwubse mich dann ganz sanft drauf ohne das sie viel ausbalancieren muss durch den einen Fuß im Bügel... vielleicht kannst du dich auch erst mal nur mit deinem Bauch über Ihren Rücken legen und sofort wieder runter, da sie das Gewicht erst mal wahrnimmt.... aber wie die anderen schon sagen das kann soooo viele Ursachen haben. Aber ich drück dir trotzdem die Daumen... 

Ich würde das auch getrennt erarbeiten.
Den Sattelzwang und das Aufsteigeproblem meine ich.
 

Dankeschön für die vielen Tipps 
ich denke, werde dann wohl erst mal ein paar Gänge zurückschrauben und mit Höflichkeitsübungen anfangen, damit ein vernünftiges Arbeiten mit ihr möglich ist. Und dann ganz in Ruhe weiter üben.

Morgen will ich noch mal mit dem Besitzer sprechen, ob er nicht doch einen Physiotherapeuten kommen lässt. Habe aber keine große Hoffnung, weil er der Meinung ist, die Stute ist einfach nur zickig.....

Habe gestern ein Carola Pad fertig gemacht, vlt. sagt uns das ja auch schon mal was. Den Sattel hat sie jetzt ca. 4 Monate, wäre ja möglich, dass sie sich in dieser Zeit so verändert hat, dass er irgendwo drückt.
Habe von meiner eigenen Stute noch einen Westernsattel, der lt. Trainerin etwas zu eng sitzt - aber mit dem fühlt sie sich eindeutig wohler als mit dem VS Sattel. Also das müssen wir auf jeden Fall auch alles noch mal überprüfen.

Ich arbeite auch grad mit einer hibbeligen Stute, die nicht stehenbleiben kann.

Sobald ich mich bewege, bewegt(e) sie sich mit.
Ich hab ganz stoisch kleinschrittig jedes "Zögern" gecklickt, inzwischen kann ich 2x ums Pferd laufen und sie steht. Seit sie verstanden hat, dass auch "Stehen" eine Aufgabe ist, kann ich auch auf die Aufsteighilfe steigen und mich über den Rücken legen (ich reite dieses Pferd nicht, ich trainiere es nur vom Boden aus für die Reiterin).
Laut Besitzerin hat das Pferd ein Problem mit dem Satteln, was gar nicht stimmt, wie ich festgestellt hab.
Der Sattel ist und war nie Thema, es ist einfach nur das Stehen.
Seit das klappt, geht es überall und zu jedem Zweck.

Ich würde das ganz geduldig üben, bis es sitzt und dann kannst du das Aufsteigen (am besten ohne Sattel, wenn sie da Horror davor hat) üben. Später dann kombinieren.