Das ist ein echt spannendes und auch heikles Thema. Ich trau mich einfach mal
Metis kommt aus Rumänien und ich stelle mir immer vor, dass er dort ziemlich wild gelebt hat, keine Ahnung, ob es stimmt. Ich stell mir aufjedenfall vor, dass er viel Auslauffläche hatte und in einer gemischten, mehr oder weniger stabilen Herde stand (irgendwie bei einem Bauer, der sich die Arbeitstiere züchtet und dadurch eigentlich nur dann ein Pferd dazukommt, wenn ein Fohlen geboren wird) Da er sehr leichtfuttrig ist, wird er auch nie besonders unterernährt gewesen sein - die Haltungsbedingungen (so wie ich sie mir warum auch immer vorstelle) dürften also für ihn ziemlich gut gewesen sein.
Er musste aber sicherlich sehr schwer arbeiten, ich nehme an, er hat Sachen gezogen, vielleicht "nur" ne Kutsche, vielleicht auch Arbeitsgerät. Und er wurde sehr grob behandelt, hat schon einiges hinter sich, dafür sprechen Narben und sein Verhalten.
Als er zu mir kam, haben sich die Haltungsbedingungen erstmal verschlechtert - er stand in 24h Boxenhaft, kam täglich ne halbe Std oder so raus um dann mutterseelenallein in der Halle zu stehen und womöglich noch gescheucht zu werden (die paarmal reiten und Longierversuche am Anfang zählen kaum). Nach ein paar Monaten kam gottseidank die Einsicht und er kam in eine Jungsherde, mit der er je nach Jahreszeit den halben Tag oder ein paar Stunden zusammenstehen und spielen durfte, die restliche Zeit stand er in einer Außenbox wo es wenigstens viel Kino gab und immer frische Luft. Nun steht er ja schlussendlich im OS, im Winter hat er da nicht sonderlich viel Platz, aber ihm war irgendwie schon immer der direkte Kontakt zu den Artgenossen viel wichtiger als die Möglichkeit, zu rennen. Er hat nun auch endlich 24h Heu zur Verfügung, was mir ein doch wesentlich zufriedeneres Pferd gibt. Was die Haltung angeht, wird er jetzt sicherlich recht zufrieden sein - vorallem nach den Bedingungen, denen ich ihn zuvor ausgesetzt habe. Wobei ich mir eben auch vorstellen kann, dass es ihm ursprünglich in Rumänien noch besser gefallen hat, jetzt allein die Haltung (wie gesagt, ich kann da auch total auf dem Holzweg sein
).
Gesundheitlich ist das noch kritisch. Er ist halt leichtfuttrig und grade im Winter geht er doch sehr auseinander. Und ihn irgendwie richtig arbeiten kann ich bisher immer noch nicht, was da eben doch dringend notwendig wäre. Das hat also nen negativen Einfluss auf seine Lebensqualität, nur dessen ist er sich eben nicht bewusst. Merken wir es das erst dann, wenn er Probleme durch das Übergewicht hat.
Wo er sich sicherlich wie im Paradies vorkommt, ist im Bereich des Umgangs der Menschen mit ihm. Ich merke, wie er sich immer lieber auf den Menschen einlässt, nachdem er positive Bestärkung kennenlernen durfte. Früher war er froh, wenn der Mensch kam, weil es endlich Futter gab, war aber wohl noch glücklicher, wenn der Mensch wieder weg war und ihm diesmal nichts Schlimmes passiert ist. Was den Punkt angeht, wage ich zu behaupten, ein sehr glückliches Pferd zu haben, wenn es auch noch deutlich Raum zur Verbesserung gibt.
Was denk ich nun selber drüber, wie die Lebensqualität meines Pferdes ist? Der OS, in dem er jetzt steht, ist schon ziemlich nah an dem perfekten Stall für Metis. Bei ihm speziell ist einerseits wichtig, dass er verschiedene Untergründe hat und nicht im Matsch steht. Außerdem darf da nicht zuviel Gras sein - hier taugt die Koppel nicht wirklich als Futterkoppel für alle Pferde, reicht aber meiner Meinung nach als Auslauf. Noch idealer wäre wohl ein komplett grasfreier Auslauf der natürlich trotzdem die selbe Größe hat. Außerdem besteht die Herde aus mehr als nur 2,3 Pferden, und es gibt genug Pferde, denen er sich unterordnen kann. Für ihn wärs ne Katastrophe, wenn er aufeinmal der Chef sein müsste.
Besser wäre es, wenn es gar keine Sackgassen und Ecken gäbe, es mehr Anreize zur Bewegung gäbe, grade im Winter wäre ein Rundgang super, und für Metis wärs besser, wenn überall Netze über dem Heu liegen würden (in seinem abgetrennten Winterquartier ist das Heu ohne Netz, da der Opa, der dabeisteht, vieeel fressen muss) - außerdem wärs sicherer, wenn nicht direkt neben der einen Koppel eine stark befahrene Landstraße wäre.
Meiner Meinung nach ist seine Lebensqualität dort sehr hoch - wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es noch verbessern, habe aber so wie es ist, wirklich kein schlechtes Gewissen (mal abgesehen davon, dass ich ihn einfach mehr bewegen muss, woran ich ja arbeite).
Das ist erstmal alles, was mir dazu einfällt (und es ist ganz schön lang geworden
)