Ich plädiere auch für Kastration, weil...
- Von tausend prämierten, qualitätsvollen Hengstchen wird am Ende vielleicht einer Deckhengst.
- Einen Junghengst kören zu lassen und (mit möglichst guten Noten) durch die Leistungsprüfung zu kriegen ist eine sehr teure Angelegenheit, die kriegt man als Privatmensch fast nicht mehr alleine hin. Und man muss dem Pferd dabei manches zumuten, was vielleicht gegen die eigene Überzeugung geht.
- "Wild" decken zu lassen, geht mir aber auch gegen den Strich, es erhöht nur die Zahl der rumgeschubsten Billigpferde.
- Einen Deckhengst zu halten ist bestimmt kein einfacher Job bei den vielen Vorschriften. Man hat ständig fremde Stuten an der Backe, braucht Boxen oder gute Paddocks für diese (das ganze Jahr über!), das eigene Pferd ist verhältnismäßig gestresst, fremde Leute rennen um den Hof, rufen dauernd an, prügeln ihre Pferde auf den Anhänger, alles will versichert sein usw. - was da bei einem Tinker, der im Natursprung deckt, am Ende hängen bleibt, weiß ich nicht. Aber es klingt nach viel Stress, ohne dass man davon leben könnte.
Das Argument, dass man einen Wallach viel leichter artgerecht unterbringen kann, wurde ja schon oft genannt.
Wir haben übrigens Piccolo, den ersten Sohn von Tamaris, bis dreijährig Hengst gelassen. Das ging im Umgang ganz gut, aber dann wurde kastriert und das kleine, wohlbemuskelte Kraftpaket verwandelte sich ratzfatz in einen dünnen, schmalbrüstigen Hering. Zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr ist er dann noch um 6 cm "nachgewachsen", das ist ein ziemlicher Schub.
Sein früh kastrierter Halbbruder (anderer Vater) ist schon immer ein großer Schlacks gewesen und blieb es auch bis zum Verkauf. Den hab ich leider aus den Augen verloren und kann nicht sagen, wie er sich weiter entwickelt hat.