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Clickertraining im Alltag => Clickertraining allgemein => Thema gestartet von: Ehemaliges Mitglied 878 am 02. Januar 2021, 20:30:32

Titel: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 02. Januar 2021, 20:30:32
Hallo zusammen,

ich habe über die Feiertage viel darüber nachgedacht, woran man ein Pferd, das geführt, geritten oder gefahren im Straßenverkehr und Gelände unterwegs ist, so gewöhnen muss. Oder auch Pferde, die den (Offen)Stall nicht verlassen, aber auch dort eventuell schon schreckhaft unterwegs sind.

Anlass dazu waren mehrere Gespräche mit Miteinstellern, in denen es erst um das Fahren mit meinen Minis und dann um allgemeine "Gefahren" unterwegs ging. Es war spannend zu hören, wovor die einzelnen Pferde Angst haben oder was ihnen zumindest ein bisschen Kummer bereitet. So kamen Dinge wie "Kaktus" und "Rollator" zur Sprache :kicher:
Oft sind es vor allem die Dinge, mit denen wir am wenigsten rechnen, die unsere treuen Vierbeiner als "gruselig" empfinden. Nicht alles kann man im Vorfeld üben, aber einiges schon. So fänd' ich es ganz nett, wenn wir hier einiges zusammentragen und uns austauschen könnten - nicht nur über das "was", sondern auch über das "wie" :)

- Wovor haben eure Pferde unterwegs oder allgemein Angst?
- Was würdet ihr unbedingt trainieren, insbesondere dann, wenn das Pferd das Gelände erobern soll?
- Was würdet ihr vorsichtshalber üben?
- Habt ihr sonst noch Ideen für Pferde, die "schon alles gesehen" haben?
- Habt ihr Fragen zu einer bestimmten Sache, weil ihr nicht wisst, wie ihr das am besten angeht?

Ich würde mal Medical Training und die damit verbundenen Gerätschaften an dieser Stelle außer acht lassen und selbst im nächsten Beitrag mal anfangen  :)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Monika am 02. Januar 2021, 20:40:41
Für viele Pferde in meinem Bekanntenkreis sind Kinder mit den diversen Fortbewegungsmitteln wie zB Fahrrad, Laufrad, Dreirad, BobbyCar, Trettraktor usw sowie Spielzeugen absolut erschreckend.

Rascheln im Gebüsch ist auch bei uns immer für ein gewaltiges Zusammenzucken gut.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 02. Januar 2021, 20:49:07
Also zunächst kann ich allen empfehlen, sofern sie denn die Möglichkeit haben, ihre Pferde an den Anblick a) eines Shettys und b) einer Kutsche/Gig und c) eines Shettys mit Kutsche/Gig zu gewöhnen :kicher: Bei uns im Stall sind den meisten Pferden fast die Augen rausgefallen, als die Gig das erste Mal herumgerollt ist. Die Herde meiner RB ist total abgegangen, als ich Sissi mit Gig auf dem Platz geführt habe und auch im Gelände hatten wir schon mehrmals das Problem der Schreck anderer Pferde zu sein.

Diese mehr oder weniger "gewöhnlichen" Dinge habe ich mit den Minis geübt. Ist sicher nicht vollständig, aber was mir grad einfällt:
- Ballons: vorbeigehen und sich von ihnen berühren lassen
- Bälle: Berühren, abwerfen/beschießen lassen (nicht doll), unter dem Bauch durch kullern oder über den Rücken werfen
- Flatterbänder: drunter und vorbeigehen
- Spiegel: sich selbst sehen, ohne zu erschrecken
- Knisterfolie und Plane: drüberlaufen, sich zudecken lassen
- Strick/Longe o.ä.: sich überall berühren lassen und auch ruhig stehen, wenn sich etwas um ein Körperteil wickelt; Laufen, während es hinterher schleift
- Matten verschiedener Härtegrade: drüber laufen
- Stangen: beim Führen nebenher schleifen
- Quietschehuhn: Geräuschdesensibilisierung
- Reifen: über verschiede Untergründe ziehen (jeder Untergrund macht ein anderes Geräusch)

Was sonst noch keine Probleme macht:
- Hunde, die uns an Gartenzäunen "anspringen" und bellen. Das kennen wir mittlerweile
- vorbeifahrende Autos und Fahrräder (aus beiden Richtungen)
- vorbeifahrende Züge
- LKW und Traktoren
- Baustellen

Was mir mit einem Pferd begegnet ist und eventuell übungsrelevant wäre:
- ferngesteuerte Autos und Drohnen.. Sissi hatte kein Problem, bei Elmo bin ich nicht sicher  :confused:
- rennende Kinder ("oh wie süüüüüß, ein Pony!!!")
- eine Walze  :confused:

Angst vor... aber wie üben?
- Sissi hat Angst vor... Schneeanzügen  :huch: Genauer gesagt - Kindern in Schneeanzügen. Sie kennt Kinder, aber wehe sie tragen so blöde Anzüge. Dann sind sie gemeingefährlich. Wenn wir "sowas" mal treffen, wird's fleißig bekekst, aber sie hat da echt Angst vor. Darf nicht hinter uns laufen...  :confused: Falls jemand eine Idee hat... Und nein, ich kann mir kein Kind ausleihen  :lol:

- Elmo hat Angst vor Pilzsammlern.. Und Joggern. Wenn jemand auf uns zu joggt, fühlt er sich bedroht und würde gerne flüchten  :juck:

Ansonsten würde ich gerne üben:
- Platzen von Luftballons / Knallgeräusche
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 1058 am 02. Januar 2021, 21:46:51
Abgesehen von Traktoren und den meisten größeren landwirtschaftlichen Fahrzeugen (Susie) sind Kinderwägen, Rollatoren, Rollstühle und Nordic Walker manchmal schwierig (beide). Und Dinge im Gegenlicht bzw. mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast (Minette). Meistens üben wir allerdings nur, wenn sich die Situation draußen ergibt, denn zu Hause lassen sich diese nicht wirklich künstlich herbeiführen.

Andere Erfahrungen mit anderen Pferden: Menschen mit Regenschirmen, Schüsse, Shettys  :P  oder mehrere Rappschecken (Tinker) auf einem Fleck...
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Mauna am 02. Januar 2021, 22:01:39
Dazu eine kleine Annekdote: uns (2 Ponys mit Reiterinnen) ist mal im Wald eine Horde Feuerwehrmänner in voller Montur mitsamt Atemschutzgeräten begegnet... interessanter Anblick und dazu die Geräuschkulisse  :roll:
Die Ponys haben's erstaunlich gut überstanden! Es passieren einfach Dinge mit denen man nie gerechnet hätte   :tuerwech:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: francelaura am 02. Januar 2021, 22:53:10
Einiges lernen meine Ponys einfach so kennen, weil die Strasse direkt am Auslauf vorbei führt. Grosse Trecker inkl. diverse Geräte/Anhänger, Spaziergänger mit Leuchtwesten/Schirmen, Fahrradfahrer etc.

Natürlich können Dinge, die sie aus der sicheren Auslaufwarte kennen, draussen dann doch wieder gruselig sein.

Auch deshalb bringe ich immer mal wieder Gegenstände zum Üben mit (Schirm, Plane, Verpackungsfolie, Ballone, kleine Glocke etc.).

Grundsätzlich nutze ich einen eingezäunten Bereich, damit ich das Pferd nicht an den Strick nehmen muss. Ich stelle den Gegenstand hin und warte einfach mal ab. C+B für Hingucken, Schritt in die Richtung machen C+B etc. Das Prinzip kennt ihr ja. :)

Falls das Pferd sich gar nicht hintraut, gehe ich alleine hin, schaue mir das Ding an, berühre es und gehe wieder zum Pferd. Meist traut es sich dann bereits etwas mehr zu.
Falls das nicht hilft, trainieren wir einfach andere Sachen. Dazwischen kann man immer mal wieder schauen, ob die Neugier doch etwas grösser geworden ist. ;)
Häufig hilft es auch, sich mit dem Schrecknis in der Hand vom Pferd wegzubewegen. Es kann z. B. sein, dass ein stehender Ball bereits ganz zuversichtlich anstupst wird, der gleiche, auf's Pferd zurollende Ball, starke Angst auslöst. Immer zuerst vom Pferd wegrollen lassen!

Wenn etwas gar Angst einflössend ist und man ein anderes Pferd hat, das den Gegenstand schon kennt, oder allgemein cooler ist: das ängstlichere Pferd zugucken lassen.

Wichtig für mich:
- Es dauert so lange wie es dauert.
- Spielerische Herangehensweise.
- Das Pferd hat die Kontrolle.

Natürlich kann man draussen nicht einfach den Strick lösen und trainieren wie auf dem Reitplatz. Das viele Üben gibt dem Pferd aber Sicherheit in Bezug auf das Vorgehen.
Wenn wir unterwegs sind, nutze ich also gerne Dinge, die nur ein bisschen gruselig sind und an denen man eigentlich auch problemlos vorbei gehen könnte.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Snoopy am 02. Januar 2021, 23:15:13
Ich schmeiß mal Rasenmähroboter in die Runde :lol:. Den fanden alle Pferde vom Stall gruselig.
Achja und den Nachbarn, der im Sommer abends mit einem Gartenschlauch seine Blumen gewässert hat. War ca. 100m vom Auslauf der Pferde entfernt  :confused:.
Ein Pferd vom alten Stall fand auch Heißluftballons gruselig.
Und ansosnten fallen mir noch Sprenkleranlagen ein, sowohl die großen für die Felder als auch die kleinen für den Garten.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 02. Januar 2021, 23:24:21
Stimmt! Mähroboter fand Elmo auch merkwürdig.. Das könnte man vielleicht auch über ferngesteuerte Autos versuchen etwas einzudämmen  :juck:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Aennekin am 03. Januar 2021, 01:53:39
Ich füge noch hinzu:

- Katzen
- Wildtiere (Rehe, Wildschweine)
- Inlineskater
- Menschen in Rollstühlen
- Liegefahrräder oder Radfahrer mit Hänger
- eher kleinere laute Geräte: Schermaschinen, Laubbläser
- quietschende Bodenwalze
- Markierungen auf dem Boden (Bahnschienen, weiße Straßenmarkierung)
- Gullideckel
- Motorräder

Wichtig finde ich, auch daran zu gewöhnen, dass Geräusche / Objekte von hinten kommen können. Das ist oft schlimmer als von vorne.

Sandero ist außerdem extrem sensibel bei allen Veränderungen (neuer Futtersack steht im Stall, Menschen im Wald abseits des Weges, Bäume gefällt die vorher noch standen, Mülltonne rausgestellt, etc ---> Grusel und lautes Gepruste). Aber da ist er auch ein bisschen speziell  :confused:.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Nepomuk am 03. Januar 2021, 09:27:49
All diese Sachen waren für Layla nach 2 bis 3 Clicks okay. Endgegner sind STEINE!!! am Wegrand. Egal, ob ein Haufen Feldsteine, ein Findling oder riesige Betonklötze. Alternativ nimmt sie auch Baumstümpfe oder Gestrüpp als Anlass zum Hüpfen. Da bringt Reinclicken auch nicht so wahnsinnig viel. Ignorieren hat's aber auch nicht gebracht (ach was :shy: ), da muss ich mir noch was überlegen.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Sonnieh am 03. Januar 2021, 09:52:36
Gulli- und Kanaldeckel kann man hervorragend als Matten umfunktionieren!  :kicher:
Hat zumindest durch draufzeigen und dem gut sitzenden Signalwort "Matte" bei uns zügig funktioniert.

Ansonsten hätte ich noch für Reihe:
- Fasane, die mit krächzen aus dem Acker gesprungen kommen  :waah2:
- Kühe   :angst:
- Mülltonnen mit / ohne Reflektoren - stehend oder gezogen
- klappernde leere Autoanhänger  (war Freias Endgegner)
- flatternde Tauben, die mit ihren Krallen am Stalldach kratzen oder blöde an den Scheiben rumflattern (ist auch ein Freiathema gewesen)
- Pferde vom eigenen Stall in Reflektorausrüstung und Beleuchtung - macht viel glotz  :nick:

Was oft für ein Hopserchen sorgt, sind diese Überraschungsmomente: plötzlich bewegt sich was, plötzlich kommt jemand um die Ecke, plötzlich geht der Rasenmäher an, plötzlich kommt der Hund an den Zaun geschossen....
Das finde ich irgendwie schwierig zu trainieren, aber das geht wohl eher in die Richtung: tausend Dinge, die sich ungewöhnlich verhalten können (platzende Luftballons finde ich super! Oder Quietscheentchen! Unberechenbare Flattervorhänge im Wind!) trainieren, damit beim tausendersten Ding draußen die Generalisierung Raum bekommt und es als nicht so schlimm lebensbedrohlich eingestuft wird.  :juck:

Menschen in jeglichen Fahrzeugen und Fortbewegungsarten sorgen bei uns dafür für keine Erschrecker. Auch Autos, Motorräder und Fahrräder von vorne oder von hinten sind egal, wenn Winzi sie vorher wahrgenommen hat. LKW sind auch egal, wenn der Abstand stimmt - ich stehe aber sowieso immer zwischen Pony und Fahrzeug / Mensch / wasauchimmer bei Begegnungen.

Aber diese ganze Flatterband- und Ballthematik werde ich mir auch noch mal fürs Training vornehmen! Und einen Eimer mit Kronkorken füllen für die Geräuschkulisse! :keks: für die Ideen, Iza!
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: eboja am 03. Januar 2021, 09:53:19
Eine frühere Reitbeteiligung von mir hatte Angst vor "vom Menschen bearbeitetem Holz", also Leitern, Bänke usw. Unbearbeitetes Holz war überhaupt kein Thema :nixweiss:.

Und für Carinjo kann ich noch "die (Reit-)Halle" in die Liste aufnehmen.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Moonrise am 03. Januar 2021, 10:32:49
Bei Metis ist es eindeutig das Liegefahrrad!

Ich habe vor langer Zeit angefangen, Dinge zu benennen, sobald ich sie sehe. Also "Mensch", "Hund", "Fahrrad", "Auto" sind so die gängigen Sachen. Das hilft ihm enorm, er guckt dann einmal kurz und entspannt sich wieder.
Aber wenn ich "Fahrrad" sage, wenn das Liegefahrrad kommt, funktioniert das nicht  :nein: Ob es nur am Liegefahrrad an sich liegt, oder daran, dass ein oranges Fähnchen dran ist, oder auch am Hund der mitläuft.. ich weiß es nicht.

Aufjedenfall kommt es jeden Tag mindestens einmal vorbei und trotzdem wird es nicht weniger gruselig  :juck:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Sisu am 03. Januar 2021, 11:25:36
Ich habe vor langer Zeit angefangen, Dinge zu benennen, sobald ich sie sehe. Also "Mensch", "Hund", "Fahrrad", "Auto" sind so die gängigen Sachen. Das hilft ihm enorm, er guckt dann einmal kurz und entspannt sich wieder.
Ach, lustig, ich wollte gerade Fragen, ob es hier auch Pferde gibt, die über "Zeigen und Benennen" an gruselige Dinge herangeführt werden. Mit Filipp wollte ich das damals, kurz bevor er verkauft wurde, nämlich auch anfangen, bin dann aber nicht mehr dazu gekommen.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: hyxc am 06. Januar 2021, 00:05:54
Ich rede Hylling immer gut so, wenn sie etwas gruseliges sieht. Da vorne sind nur zwei Spaziergänger, ach schau mal, da hüpfen die Rehlein über die Wiese. Bei undefinierbaren Objekten oder Dingen, die sie eigentlich kennen sollte, muss sie sich oft anhören: Da hat mal wieder jemand eine Ponyfalle für dich aufgebaut, aber die tut dir nix. Und weil ich manchmal noch gemein bin, lache ich sie dann auch noch aus.

Für Anstarr- oder Schreckmomente waren folgende Sachen schon gut:
- diverse Fahrzeuge. Je größer und lauter, desto gruseliger. Bei nasser Straße oder noch schlimmer Schneematsch noch gruseliger. Das haben wir mit Gegenkonditionierung eigentlich ganz gut in den Griff bekommen. Inzwischen bleibt sie meist stehen und sagt: War ich nicht tapfer? Kann ich bitte einen Keks bekommen?
- überponygrosse Kabeltrommeln
- diverse Baustellenbegrenzungen (besonders, wenn man eines dann noch versehentlich umschmeißt…)
- Rollläden, die plötzlich hochgezogen oder runter gelassen werden
- so ein Gerät, mit dem Unkraut abgeflammt wird
- Feuer überhaupt, aber das habe ich selber versaut, da ich sie beim Feuertraining überfordert habe
- Jäger auf Entenjagd in Sicht- und / oder Hörweite
- ein fallender Baum ungefähr 20 m vor uns
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Sonnieh am 06. Januar 2021, 08:17:47
Ich rede Hylling immer gut so, wenn sie etwas gruseliges sieht. Da vorne sind nur zwei Spaziergänger, ach schau mal, da hüpfen die Rehlein über die Wiese. Bei undefinierbaren Objekten oder Dingen, die sie eigentlich kennen sollte, muss sie sich oft anhören: Da hat mal wieder jemand eine Ponyfalle für dich aufgebaut, aber die tut dir nix. Und weil ich manchmal noch gemein bin, lache ich sie dann auch noch aus.


 :keks: Finde ich super!
Und der Vorteil des Ganzen ist, dass man selber durch das atmen und reden und lachen keine zu hohe Eigenanspannung aufbaut!
Ich habe das selber beim reiten oft gemacht, dass ich gesummt habe, um nicht zu verkrampfen, weil mein Hirn schon wieder tausend Szenarien bei potenziellen Gefahren durchratterte! Danke für die Erinnerung, dass kann ich auf unsere Spaziergänge mitnehmen!  :hug: :nick:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Muriel am 06. Januar 2021, 09:11:34
Ich habe vor langer Zeit angefangen, Dinge zu benennen, sobald ich sie sehe. Also "Mensch", "Hund", "Fahrrad", "Auto" sind so die gängigen Sachen. Das hilft ihm enorm, er guckt dann einmal kurz und entspannt sich wieder.
Ach, lustig, ich wollte gerade Fragen, ob es hier auch Pferde gibt, die über "Zeigen und Benennen" an gruselige Dinge herangeführt werden. Mit Filipp wollte ich das damals, kurz bevor er verkauft wurde, nämlich auch anfangen, bin dann aber nicht mehr dazu gekommen.

Mache ich ganz viel. "Ah, schau, das ist ein Mensch. Da läuft ein Hund". Kurz gucken, dann wieder weiter. Den eigenen Fokus auf "Ich habe es wahrgenommen, es ist ungefährlich, wir können einfach weitergehen" legen, das hilft besser als "Oh nein, ist das gruselig für dich? Oh du Armer, wollen wir schauen ob du es überlebst?" (leicht übertrieben ausgedrückt)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 1237 am 06. Januar 2021, 10:35:28
Ich frage mich ob denn das Pferd mit allen Objekten trainieren muss. Da würde ich bei Muli niemals fertig werden  :lol:
Und ob ich überhaupt ein desensibilisiertes Pferd haben will  :P Genau das fasziniert mich ja so an den Hüs, dass sie so sensibel und aufmerksam sind  :nick:

Ich hätte gerne ein Partner Pferd dass aufmerksam ist, mir zeigt wenn wo was ist, aber nachfragt und mir dann auch glaubt wenn ich es als nicht gefährlich einstufe. Oder selbst so mutig ist und neugierig drauf zugeht um es zu untersuchen.

Und ich denke das kriegt man dann mit Gelassenheitstraining hin. Da ist es am ende egal welche Objekte man nimmt. Eine Generalisierung tritt dann ein.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: AngelaZ. am 06. Januar 2021, 10:59:31
Bei den meisten bereits genannten Gegenständen  :nick: von mir.

Ich könnte noch weiße Dinge ergänzen. Die gehören nicht auf den Boden, das fängt bei weggeworfenen Papiertaschen an und hört bei liegenden Birkenästen und -stämmen auf, die den Buben regelrecht zum Scheuen und rückwärts rennen bringen.  :o

Nach meiner Erfahrung kann man nicht alles in einem gesicherten Raum so lange üben, bis Pferd (oder Muli  ;) ) damit entspannt ist bzw. dass das Pferd mit einer Sache auf dem Paddock, am Reitplatz ... in Ruhe und Frieden ist, bedeutet noch lange nicht, dass dieselbe Sache an einem anderen Ort, in einer (Tages)Verfassung (von Tier oder/und Mensch) auch in Ordnung ist.

Viel wichtiger hat es sich für mich heraus gestellt, zu üben wie Pferd mit erschreckenden Situationen generell umgehen soll. Zu üben, dass es die Antwort auf die Frage "Muss ich mich aufregen? Muss ich flüchten?" bei mir sucht und dann auch mein Antwort "Alles in Ordnung. Wir gehen in Ruhe weiter." gelten lässt.
Am schwersten hat sich da für mich dargestellt, wirklich immer so bei meinem Pferd zu sein, dass ich die Frage auch erkenne und rechtzeitig antworte.  :rotw:
Praktisch ist bei uns auch, die Neugier auf potentielle Schrecklichkeiten zu bestärken. Wenn der Bub sich etwas ansehen oder beriechen will, dann darf er das in der Regel. So haben wir z.B. Mülltonnen u.ä. entschärft.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 06. Januar 2021, 14:04:23
Zitat von: nao
Und ob ich überhaupt ein desensibilisiertes Pferd haben will  :P Genau das fasziniert mich ja so an den Hüs, dass sie so sensibel und aufmerksam sind  :nick:
Desensibilisiert heißt nicht abgestumpft  ;) Pferde werden es trotzdem in ihrer Umgebung wahrnehmen, aber statt einen Satz zur Seite oder nach vorne zu machen oder gar durchzugehen, im besten Fall nur skeptisch schauen, gerne kurz stehen bleiben, dann aber auch ruhig weiterlaufen können.

Nichts ist anstrengender (und gefährlicher!!), als ein Pferd, dass einen vor Angst fast umschubst, im Straßenverkehr "rumspinnt" oder einfach losrennt. Und es geht nicht darum alle Gegenstände zu zeigen und zu entgruseln, sondern darum, verschiedene Situationen in bestenfalls sicherer Umgebung durchzuspielen, damit es dann später nicht gefährlich wird. Abgesehen davon lernen wir und die Pferde zusätzlich auch mit unbekannten und nicht ganz so geheuren Situationen besser umzugehen.
So, wie Angela ja auch schreibt:

Zitat von: AngelaZ.
Viel wichtiger hat es sich für mich heraus gestellt, zu üben wie Pferd mit erschreckenden Situationen generell umgehen soll. Zu üben, dass es die Antwort auf die Frage "Muss ich mich aufregen? Muss ich flüchten?" bei mir sucht und dann auch mein Antwort "Alles in Ordnung. Wir gehen in Ruhe weiter." gelten lässt.
Am schwersten hat sich da für mich dargestellt, wirklich immer so bei meinem Pferd zu sein, dass ich die Frage auch erkenne und rechtzeitig antworte.  :rotw:

 :thup: :thup: :thup:

Ich fahre mit dem Mini sehr viel und habe von so weit hinten kaum eine Möglichkeit mich an's Pferd zu klammern, wenn es von etwas gruseligem weg will... Da hilft nur prävention, so weit es möglich ist und so viele unterschiedliche Situationen vorher (oder währenddessen) üben, wie es nur möglich ist.

Zitat von: nao
Und ich denke das kriegt man dann mit Gelassenheitstraining hin. Da ist es am ende egal welche Objekte man nimmt. Eine Generalisierung tritt dann ein.
Gelassenheitstraining = Abschrecktraining, siehe Titel. Genau darum geht's hier ja  ;) Aber nein, ich denke nicht, dass eine Generalisierung "bei egal welchen Objekten" eintreten wird. Das hängt wohl vom Pferd ab und auch von den Objekten. Nehme ich NUR starre Objekte? Nehme ich NUR sich bewegende Objekte? Überwiegend kleine, überwiegend laute, leise, schnelle, langsame, plötzlich auftauchende oder permanent sichtbare? Deswegen finde ich persönlich, dass man einfach so viel wie möglich, sicher nicht alles, üben sollte.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 06. Januar 2021, 14:23:33
Alternativ nimmt sie auch Baumstümpfe oder Gestrüpp als Anlass zum Hüpfen.

Bei Baumstümpfen würde mir einfallen diese als Podest zu benutzen, so wie wir, genau wie Sonnieh, Gullideckel als "Matten" hernehmen... Wäre das vielleicht etwas für dich? Die Minis gegen Baumstümpfe fast nur noch als Podeste. Wenn ganz viele am Wegrand zu finden sind, machen wir gern mal eine "auf und ab"-Tour  :lol:

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Bei an den Zaun springenden Hunden, gerne laut bellend und hin- und herrennend, und bei vorbeifahrenden Autos, Fahrrädern und co. gibt's einfach immer viel C+B. Sissi hatte ja eine Weile Angst vor Autos - sie ist mir ja mit der Gig durchgegangen, nachdem ein Auto zwar langsam, aber aufgrund des Bodenfrostes laut knirschend an uns vorbeigefahren ist.. Vorher waren Autos nie ein Thema, aber in dem Moment hat's einfach schräg hinter ihr ein doofes Geräusch gemacht und sie war weg. War ziemlich uncool - für mich, weil absoluter Kontrollverlust auf der Gig natürlich Murks ist, und für sie, weil sie den Schrecken danach auf alle Autos übertragen hat. Danach gab es für jedes vorbeifahrende Auto C+B, dann langsam immer weniger und heute nur noch, wenn ein Fahrzeug besonders dicht / schnell / laut war.

Bei den Hunden bin ich immer so fies gewesen, dass ich mit den Ponys vor dem Gartenzaun stehen geblieben bin und den Hund habe bellen und springen lassen - manchmal, bis es ihm zu blöd wurde :tuete: In der Zeit gab's für die Ponys C+B für's Stillstehen und später auch für Übungen wie Kopfsenken.

Zeigen und Benennen mache ich auch öfter, aber ich weiß nicht, ob das wirklich hilft oder ob's nur das Reden mit dem Pferd selbst ist, was beruhigt oder, ob alles, was sich beruhigt, mein Gewissen ist.  :confused:

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Witzig fand ich neulich, dass in der Ortschaft, wo die Ponys stehen, zwei "Kunst-Schneemänner" in den Vorgärten stehen. Gut sichtbar, leuchtend, potenziell gruselig. Elmo hat's nie interessiert. Nun hat's geschneit und jemand hat einen kleineren, echten Schneemann am Wegrand gebaut. Da sind ihm fast die Augen rausgefallen  :megalol: Er konnte ihn dann schnell anstupsen und hat entzückt zugeguckt, wie ich die oberste Kugel auf den Boden haben fallen lassen. Dann war das Thema auch erledigt  :)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: AngelaZ. am 06. Januar 2021, 14:45:28
Das mit den Hunden mache ich genau so.
Wenn es die Besitzer nicht so stört, dass sie ihrem Hund das in den Zaun springen abtrainieren, ist das nicht mein Problem.
Wenn sich jemand beschwert ... ich bringe meinem Pferd sicher nicht bei, vor bellenden Hunden zu flüchten. Das verstehen die meisten.
Es ist faszinierend, das original NULL Hundebesitzer bisher nachgeschaut haben, wieso ihr Hund da so randaliert, obwohl oft offensichtlich jemand daheim ist.
Also kläffenden Hunde sind lecker  :nick: und auf unseren Standartrunde hat auch schon der ein oder andere Hund gelernt, dass der große Braune die Aufregung und Anstrengung nicht wert ist.  :lol:

Ansonsten bei uns auch viel Reden, also auch im Sinne von Zeigen und Benennen. Ich denke, das hilft bei uns vor allem auch deshalb, weil ich beim Reden nicht Luft anhalten und erstarren kann.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 06. Januar 2021, 16:07:37
Genau das denk ich mir nämlich auch.. Wenn der Besitzer sich nicht bemüht mit dem Hund zu üben, üben wir halt. Ich weiß nur manchmal nicht, wie fair das den Hunden gegenüber ist, wenn sie vielleicht arg unter Stress stehen.. Andererseits verstärkt es ja auch ihr Verhalten, wenn sie bellen und wir daraufhin gehen  :confused:

Der Witz dran ist eh, dass die Ponys mit keiner Wimper mehr zucken, wenn ein Hund neben uns hochgeht. Aber ich spring dann schon mal zur Seite oder fahre zusammen  :lol:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: noothe am 06. Januar 2021, 17:56:50
Die Restschneekugeln fand Elmo heute dann doch auch noch mal kurz gruselig :kicher:

In einem Vortrag neulich habe ich gelernt, dass Schrecksitutionen sehr schnell generalisiert werden, während Desensibilisierung eher nur für das konkrete Objekt / Situation gelernt wird. Macht so Überlebenstechnisch auch Sinn vom Gehirn :lol:

Daher ist die Arbeit mit vielen unterschiedlichen potenziell beängstigenden Dingen wohl aus vielen Gründen wichtig - ganz persönlich würde ich mich wohl Angela anschließen und den Fokus im Training auf "Whatever happens - Verhalten X ist im Zweifelsfall immer eine sehr schlaue Idee" richten. Und diese dann wiederum mit allen Schreckauslösern üben, die grad so auftauchen.

Die Krümeline findet alles fürchterlich,was Ähnlichkeit mit Schafen hat. Große Steine, Schneekugeln, Shettys :grinwech:

Und sich nähernde fremde Pferde, das ist glaub ich die Top 1.

Edit: Und Bälle!
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: hyxc am 06. Januar 2021, 23:00:30
Natürlich kann man nicht alles üben, was einem je im Gelände begegnen könnte.  Vielleicht gibt dem einen oder anderen die Sammlung der Gruselobjekte ja Ideen, welche gerade verfügbaren Gegenstände man zum üben benutzen kann, auch wenn sie nicht im Reportoire der standardisierten Gelassenheitsprüfung vorkommen. Wenn ich neue Gegenstände mit in die Reithalle bringen, schau Hylling sich die in der Regel mit der Idee:  "Wow, was neues, kann ich mir damit Kekse verdienen?" an. Es gab natürlich auch schon gruseligere Dinge, Stichwort Gasluftballon, bei denen sie sehr skeptisch war und wir eine etwas höhere Menge Leckerlis brauchten, damit sie sich damit anfreunden konnte. Im Gelände habe ich zwei Strategien zum Umgang mit gruseligen Dingen. Strategie 1  ist, einfach weiter zu gehen und ihr zu erklären dass das ja gar nicht so schlimm ist, wie ich es oben auch schon beschrieben habe. Das schließt natürlich Click und / oder Leckerli nicht aus. Strategie 2 ist, dass wir uns den Gegenstand genau anschauen und ich sie für Annäherung und so weiter clicke.  Strategie 2 wende ich an, wenn wir genug Zeit haben und die Gelegenheit dafür günstig ist.  Zum Beispiel wenn an der Baustelle schon Feierabend ist, können wir uns in aller Ruhe alle Baustellen Absperrungen anschauen oder auch die großen Kabeltrommeln.  Die Möglichkeit nutze ich dann auch gerne. Im laufenden Betrieb ist es eher nicht möglich. Oder wenn der stallbesitzer mit dem Quad die Reithalle abzieht, stellen wir uns an die Bande und es gibt Leckerlis jedes Mal wenn er vorbeifährt.

Ich versuche einfach, jede Gelegenheit, wo etwas gruslig ist, als Trainingsmöglichkeit zu sehen. Je öfter man gegen "Grusel" antrainiert, desto mehr "Übung" haben Mensch und Pferd, damit umzugehen. Also was Tine auch geschrieben hat, nur in anderen Worten  ;)

Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 06. Januar 2021, 23:12:07
Wie / womit hast du eigentlich das Feuertraining gemacht? Das steht schon soo lange auf meiner Wunsch-ToDo-Liste  :lupe:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: hyxc am 06. Januar 2021, 23:35:45
Das Feuertraining war bei den Mittelalter-Reitkursen. Die hatten Profi-Ausrüstung und haben so ziemlich alles aufgefahren, was möglich war. Die Fackeln, die  in Bewegung Geräusche gemacht haben wie Zischen oder so, waren besonders doof. Wir haben danach auch mal privat trainiert mit Blechdosen mit Petroleum (?), aber weiß nicht mehr genau, wie die präpariert waren.
Ansonsten nutze ich jedes Feuer, das uns begegnet, z. B. wenn wo Äste verbrannt werden oder so. Aber das ist auch sehr selten - und da geht's nur um ruhig stehen bleiben und Annähern ohne Herzkaspar und Rollback  :P
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: SaBo am 07. Januar 2021, 13:57:06
Das mit dem Stehenbleiben und füttern, während das gruslige Etwas etwas tut funktioniert bei mir manchmal gut, manchmal weniger gut. Ich glaube, ich brauche selbst eine Desensibilisierung. Ich habe nämlich festgestellt, dass ich manchmal selbst zu aufgeregt bin (seit neuestem hab ich die Sorge "das Pony könnte wegrennen", was mein Pony dann natürlich auch spürt.)

Beim Stehenbleiben, wenn ein Hund bellend in den Zaun springt würden mir wohl aktuell die Nerven fehlen :hutab: Vielleicht muss ich hier sehr viel kleiner anfangen.

Schlimm sind für uns aktuell laute Geräusche, die von Gerätschaften kommen. Bspw. wenn ein Bagger Sand von seiner Schaufel in einen Container fallen lässt. Ich denke sowieso, dass Geräusche für ihn schlimmer sind, als Dinge, die er sehen kann.
Daher versuch ich auch das immer wieder einzubauen. Aber so richtig konsequent war ich da noch nicht.

Aber meine Ideen waren bislang folgende:
- Geräusche wie Motorsäge auf dem Handy abspielen und erst in Entfernung dann näherkommend üben. Ggf. mit Abbruchsignal
- Musik/Geräusche auf dem Handy in eine Ecke legen und immer wieder dran vorbeigehen, wie wenn man beim Spazierengehen mal was komisches aus einer undefinierbaren Richtung hört
- Alles was irgendwie Krach macht, sammeln und einsetzen.

Aber ja. Mehr als die Überlegungen war es bisher nicht und ich finde es teilweise sehr schwer, beim Desensibilisieren nicht in negative Verstärkung zu kommen. :shy:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 07. Januar 2021, 15:34:53
Ja, selber die bellenden Hunde aushalten fällt mir auch nicht jeden Tag leicht.. Manchmal nervt es mich auch richtig. Aber durchatmen, lächeln und auf's Pferd konzentrieren hilft schon enorm.. Und manchmal auch mit dem Hund reden, also eigentlich mehr zu mir selbst, aber halt sowas wie: "Jaja, bell du nur, du wirst schon sehen, wie schnell wir gehen, wenn du erstmal ruhig bist" oder "mal schauen, wer von uns hier den längeren Atem hat  8)"  :rotw:

Wenn es vor allem um die Geräusche geht, würd ich wohl auch etwas über's Handy oder über Lautsprecher abspielen.. Das kann man ja von ganz leise bis hin zu super laut und auch plötzlich steigern  :nick:

Übrigens zum Thema Baustellen und so: Die Minis finden sie nun nicht sehr gruselig, daher ist es für uns auch nicht problematisch an einer (aktiven) Baustelle stehen zu bleiben und bewusst zu zu gucken. Die Arbeiter finden die Ponys entweder süß und freuen sich über die niedlichen Beobachter oder sie ignorieren es halt. Vielleicht könnte man bei kleineren Baustellen auch mal fragen, ob das Pferd sich das in Ruhe angucken darf... Ich denke, dass sich die Bauarbeiter auch mal über etwas Abwechslung in ihrem Alltag freuen  :) Zumindest habe ich mir vorgenommen öfter mal Menschen anzusprechen unterwegs.. Sei es den Jogger zu fragen, ob er nicht noch mal vorbei joggen könnte oder jemanden mit besonderen Dingen zu bitten, dass das Pferd mal dran schnuppern darf.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 07. Januar 2021, 15:36:04
Das Feuertraining war bei den Mittelalter-Reitkursen. Die hatten Profi-Ausrüstung und haben so ziemlich alles aufgefahren, was möglich war. Die Fackeln, die  in Bewegung Geräusche gemacht haben wie Zischen oder so, waren besonders doof. Wir haben danach auch mal privat trainiert mit Blechdosen mit Petroleum (?), aber weiß nicht mehr genau, wie die präpariert waren.
Ansonsten nutze ich jedes Feuer, das uns begegnet, z. B. wenn wo Äste verbrannt werden oder so. Aber das ist auch sehr selten - und da geht's nur um ruhig stehen bleiben und Annähern ohne Herzkaspar und Rollback  :P

Ich finde das super spannend. Träume schon ewig davon, dass die Ponys mal über was (kleines!) brennendes springen oder so.. Stuntpferde-mäßig halt  :rotw: :rotw: :rotw:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Lucy am 07. Januar 2021, 15:48:30
Für Lucy seit jeher ein Angstthema sind motorisierte Fahrzeuge jeglicher Art. Das haben wir immer mal wieder richtig gut im Griff (abgesehen von LKW und Traktoren, zu laut und zu groß :o). Blöde Situationen können aber immer wieder zu Rückschritten führen. An Weihnachten z. B. ist ein Auto mit bestimmt 70 Kmh an uns vorbeigerast über Kopfsteinpflaster, das war dann zu viel und schon sind Autos wieder deutlich gruseliger. Derzeit vor allem von vorne, Autos von hinten sind aushaltbar. Wenn ein Auto kommt gehe ich nun immer so vor: ich kündige an mit "Auto", wir halten an, es gibt viel C + B fürs Stehenbleiben, ist das Auto vorbeigefahren gehts weiter. Je nach Gefühl werde ich dann als nächsten Schritt auch mal weiterlaufen und im gehen clicken. Das wird sie mir aber definitiv sagen, sobald sie stehenbleiben für absolute Zeitverschwendung empfindet :lol:

Ansonsten fällen mir noch folgende Dinge ein:
* An Bäume gebundene Luftballons, um den Weg zum Kindergeburtstag anzuzeigen
* Am Wegesrand herumliegende Koffer oder sonstige Gegenstände
* Zerhäckseltes Holz
* Kinder auf einem Trampolin
* Heckenschere bzw. Motorsense hinter blickdichtem Zaun
* Feldhasen, die plötzlich aufspringen
* Raben, die Nüsse auf die Straße fallen lassen :roll:

Bei gruseligen Gegenständen die irgendwo herumstehen oder -liegen lasse ich sie immer schauen und clicke fürs anstubsen oder fürs annähern. Je nach Gemütslage und Situation bestärke ich auch das mutige Vorbeigehen. So wie es gerade möglich ist :)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Moonrise am 07. Januar 2021, 17:56:17
Wenn ein Auto kommt gehe ich nun immer so vor: ich kündige an mit "Auto", wir halten an, es gibt viel C + B fürs Stehenbleiben, ist das Auto vorbeigefahren gehts weiter. Je nach Gefühl werde ich dann als nächsten Schritt auch mal weiterlaufen und im gehen clicken. Das wird sie mir aber definitiv sagen, sobald sie stehenbleiben für absolute Zeitverschwendung empfindet :lol:

Ganz genau so bin ich vorgegangen, als Fahrräder aufeinmal super gruselig waren, weil welche von hinten angezischt kamen. Jetzt werden Fahrräder einmal kurz angeguckt und dann wird weiter marschiert  :dops:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 07. Januar 2021, 17:59:05
Wir sind mit den Autos auch so vorgegangen  :nick: Erst stehen bleiben und C+B (anfangs meist mehrere Clicks bis einschließlich "Auto ist weg und du stehst immer noch brav"), irgendwann dann im Laufen und jetzt, wie gesagt, nur noch in "besonderen" Situationen.  :)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 09. Januar 2021, 18:50:59
Die Restschneekugeln fand Elmo heute dann doch auch noch mal kurz gruselig :kicher:

Ich vermelde, er findet sie einfach schrecklich  :roll: Also geführt hat er sie nicht mal wahrgenommen, aber so ganz alleine, weil ich hinter ihm auf dem Gig saß - schrecklich!!  :lol: Da war alles dabei: schnorcheln, feststarren, rückwärts laufen, seitwärts ausweichen und fast rechts in den "Graben" wandern... Uff. Dabei ist es nur noch eine halbe Schnee-Matschkugel gewesen.

Auf dem Rückweg hat er dann einen einsamen kleinen (!) Schneehaufen mit Dreckschicht im Gras liegen sehen - auf der anderen Seite der Straße - und fand es genauso schlimm. Pferde :kicher:

--------
Ach ja, und .. Das mit den an den Zaun springenden Hunden, bei denen die Minis mit keiner Wimper mehr zucken. Das muss ich zurücknehmen. Denn Hunde mit Trichtern um den Kopf hatten wir bisher noch nicht. Heute das erste Mal  :umfall: Elmo ist von jeglichem Glauben abgefallen, so erschrocken habe ich ihn ewig nicht mehr gesehen. Der Hund ist nur im Schritt in seinem Garten herumgelaufen und hat uns zugeguckt, aber so eine laufende Lampe geht gar nicht! Habe ich gleich zum Üben genutzt... Solange der Hund sich nicht bewegt hat, ging's gut... Sobald er gelaufen ist, konnte Elmo keine Kekse mehr fressen  :P Ich hoffe, der Hund läuft morgen wieder herum....

(Die SB ist vor uns geritten und prompt runtergefallen - Pferd war sofort weg, als der Trichterhund aufgetaucht ist)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: hyxc am 09. Januar 2021, 23:58:44
Ich hab dann mal von heute Eisenbahnschranken im Angebot. In der Nähe vom Stall gibt es eine einspurige Eisenbahnlinie für eine Mini kleine Regionalbahn. In erreichbarer Nähe sind dann auch gleich ungefähr vier Eisenbahnübergänge. Die Mini-Regionalbahn, der wir öfters begegnen, da schöne Graswege direkt neben den Gleisen sind, kann Hylling schon ganz gut aushalten.Viel schrecklicher ist es, wenn wir in Sichtweite eines Bahnübergangs sind und sich die Schranken bewegen  :confused:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Snoopy am 10. Januar 2021, 00:11:13
Zitat
Nun hat's geschneit und jemand hat einen kleineren, echten Schneemann am Wegrand gebaut. Da sind ihm fast die Augen rausgefallen  :megalol:
Haha, so gings heute den meisten Pferden bei uns am Stall auch  :lol:. Gismo hats aber gar nicht interessiert :yess:.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: SaBo am 14. April 2022, 09:11:09
Ich hol das Thema mal wieder hoch, auch wenn ich hier schon mal fleißig geschrieben habe, aber nichts davon umgesetzt :shy:  :lol:

Wir hatten gestern eine Situation zum Üben: Jemand hat mit einer Flex an Metall rumgesägt. Es war laut, die Funken flogen.

Meine Strategie war: Gabor so zu platzieren, dass er es sich ansehen konnte und ihn mit Dauer-Feuerwerk zu füttern. Er kam kaum hinterher mit kauen, so hab ich C+B im Sekundentakt eingebaut. Damit ging dann sogar geordneter Rückzug.

Mich beschäftigt jetzt folgendes: Ist das noch positive Verstärkung? Er stand brav, der Strick locker, aber er war sichtlich angespannt. Theoretisch hätte ich ja in einer solchen Entfernung anfangen müssen, in der er sich noch wohl fühlt. Hat in dem Moment aber wenig Sinn gemacht, weil das Geräusch alleine, ohne zu sehen woher es kommt für ihn glaube ich schlimmer war.

Seht ihr es als zielführend, wenn ich solche Dinge zukünftig weiterhin so umsetze?`

Dann noch eine konkrete Frage zu Geräuschen: An unserem neuen Stall gibt es ständig irgendwo Geräusche.
Angefangen von Flugzeug- und Hubschrauberlärm durch die Einflugschneise. Das ist einfach mittlerweile durch ihn durch Dauer-Beschallung okay.
Dann Schüsse durch den Schützenverein. Da hab ich anfangs jeden Schuss als Marker genutzt. D.h. ich hab bei jedem Schuss eine Belohnung gegeben.

Was für ihn noch sehr schwierig ist: Lärmende Menschen, egal ob Kindergeschrei oder laute Erwachsene. Sobald menschlicher Lärm zu hören ist, ist Gabor sehr aufmerksam bis aufgeregt. Am schlimmsten natürlich, wenn die dazugehörigen Menschen nicht zu sehen sind. Einfach wie bei den oberen Situationen dann Dauer-Füttern? Manchmal kann er dann aber nicht kauen, sondern erstarrt...

Und andere Geräusche: Ich würde über das Handy irgendwelche Lärmenden Sachen abspielen. Würdet ihr hier das Handy erstmal in der Nähe des Pferdes halten, oder? Dann kann er die Ursache erkennen. Mit der Zeit die Lautstärke und die Entfernung steigern?

Oder ist es bspw. auch eine Möglichkeit, während des Fütterns einfach irgendeinen Lärm auf dem Handy abzuspielen?

Ich bin mir ehrlich gesagt bei den Punkten unsicher, ob das noch positive Verstärkung ist. Es ist ja ein unangenehmer Reiz, den ich hier einführen muss...
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: noothe am 14. April 2022, 09:40:28
Um genau zu sein ist es klassische Konditionierung (Gegenkonditionierung), die auch ihren Wert hat :nick:

Gepaart mit kleinschrittigem Steigern der Anforderungen wird es Systematische Desensibilisierung. Das Ganze findest du auf Englisch meist unter der Abkürzung SD/CC.

Bei positiver Verstärkung im Rahmen der operanten Konditionierung, muss das Pferd für das Futter ja etwas "tun" - die klassische Konditionierung kann da manchmal sogar im Vorteil sein, weil eben einfach die Verknüpfung von dem Schreckreiz verändert wird im Gehirn. So habe ich zb das Geräusch der gruseligen Sprühflasche als Markersignal trainiert quasi.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Shotlandpony am 14. April 2022, 12:34:01
Da passt doch thematisch das hier ???
https://www.clickerforum.info/index.php?topic=7718.0#
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Shotlandpony am 14. April 2022, 12:47:10
Das Thema "Geräusche" (nebst "große Fahrzeuge von vorn") bewegt uns ja auch.
 Mir wäre ehrlich gesagt ziemlich schnurz, was da so wissenschaftlich-theoretisch im Hintergrund abläuft, sondern ich schaue nur, wie Nio reagiert. Wenn Entspannung, zunächst nur leicht, reinkommt (Gesichtsausdruck, Blick, Körperhaltung, Esstechnik, nicht mehr nach Essen fragen, Abschnauben, Kopf von selber tiefer nehmen, sich der Angelegenheit selbstständig nähern usw., funktioniert es eben.

Wenn nicht, ist bei uns dann erstmal angesagt, Abstand zu vergrößern und neu anzusetzen.
Ich hoffe auch sehr, dass die klassische Konditionierung dann mal ihr Ding macht - bei denen Mengen Keks, die derzeit in den kurzen Sequenzen im Pony verschwinden ...
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: SaBo am 14. April 2022, 13:21:45
Ah, danke Tine : :danke2: Daran hab ich gar nicht gedacht, stimmt!

Ich denke, das Thema "kleinschrittiges Steigern der Anforderung" ist noch ein Punkt, über den ich noch nachdenken kann. In Übungssituationen ist das vermutlich keine größere Herausforderung. Im alltäglichen Leben schon eher - wie das Beispiel mit der Flex. Die war halt einfach da.  :cheese:

Danke für den Link zu CAT. Ehrlich gesagt, das hat mir absolut nichts gesagt und ich hatte noch keine Gelegenheit, mich damit näher zu beschäftigen :juck:
Hintergrund der Frage war auch nicht "wie wissenschaftliche Theorie dahinter", sondern vielmehr: Ist das faires Training für mein Pferd oder bringe ich es so in Situationen, denen es noch nicht gewachsen ist.

Bspw. das Thema mit der Flex. Wir standen rund 10-15 Meter davon entfernt. Weiter entfernen wäre nicht möglich gewesen, weil sie dann wieder außer Sichtfeld gewesen wäre. Mein Pferd stand wie gesagt am lockeren Strick, aber ohne die Dauer-Keksgabe wäre es vermutlich nicht stehen geblieben. Entspannt war das keinesfalls. Und ich hab mich dann halt gefragt, kann ich so weitermachen oder ist das eher kontraproduktiv. Und der Antwort von Tine nach, geht das so durchaus. Und das wollte ich nur wissen.  :cheese:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: noothe am 14. April 2022, 13:24:11
Im Zweifelsfall ist Stehen und Kekse essen immer besser als Wegrennen :kicher: Meine Meinung zumindest. Die Flex wäre ja so oder so da gewesen :nixweiss:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Shotlandpony am 14. April 2022, 15:31:13
Definitiv :)
Wegrennen ist eher selten eine gute Lösung - außer der Löwe kommt ...  :cheer:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Sonnieh am 15. April 2022, 08:43:54
:kicher: Dann wäre das Pony eh schneller als ich.....

Was ich mittlerweile mache, wenn Winzi etwas anstarrwürdiges sieht: auch hingucken und mich laut freuen: "Super, dass du die Rehe, Fasane, Schafe, xy gesehen hast! Voll gut aufgepasst!" und dann gibt es einen Keks.
Mich bringt dieses Verhalten nicht in ein Hab-Acht-Stellung, weil ich weiteratmen kann und für Winzi wird alles ungewöhnliche damit zum automatischen Keksspender. Das funktioniert sehr gut bei uns. :nick:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Baghira am 15. April 2022, 10:14:11
... wir sind dazu über gegangen, wirklich alles "Komische" anzugucken.

Wenn es nicht zusammen geht, dass stelle ich Mogli so hin, dass er mich und das "Objekt" sehen kann. Ich gehe dann hin, fasse es an, setze mich rein oder drauf (grüne Kinderschaukel) hebe es auf (liegende Fahhräder sind maximal gefährlich), stupse es an, rede damit  :kicher: und vergewissere mich mehrfach mit Blickkontakt, dass Mogli "es" und mich sieht.

Danach zurück zu ihm, ausatmen, bewusst entspannte Körperhaltung und ... weiter.

Wenn es zusammen geht: hingehen (oder holen), anschauen, ich fasse es an, Mogli stupst es an ... C+B ... mehrfach, ich lobe stark verbal dabei, dann "Ende + Ausatmen" entspannte Körperhaltung... weiter.

Ich habe es schon länger so gemacht, nach der Sharon-Wilsie-Lektüre weiß ich, dass es nicht meine Idee war, aber eine nachvollziehbare und gut anzuwendende Strategie ist.

Sämtliche kleinen Störfaktoren (neu aufgehängte Schaukel, ein Spielzeug-Segelgleiter, Kind mit Schirm, Fußball landet im RP, ...) lassen sich nun ganz gut und weitgehend entspannt "bearbeiten". Ebenso Veränderungen in den Nachbargärten - bisher maximal beunruhigend!

Klar sind wir momentan in unserer Hofblase und damit die Herausforderungen überschaubar - aber für mich ist es eine wichtige Erfahrung zu sehen, dass, wenn ich wirklich und "echt" entspannt bin, Mogli es auch ist und dass es nicht reicht, dass ICH sehe, dass "es" ungefährlich ist ... Herr Mogli muss dies auch "erkennen durch erfahren" ... will heißen, ich muss es ihm begreiflich machen.

Für mich ziemlich neu: diese gegenseitige Vergewisserung. Ich gucke nach ihm, er guckt nach mir, richtig mit Augenkontakt und Bestärkung .Ich nicke, wenns okay ist - beinahe habe ich den Eindruck, dass er auch nickt, wenns für ihn dann in Ordnung geht.

Für uns steht die Bestärkung in Form von erneuter Erweiterung des Radius ja noch an. Aber auf diese Weise haben wir zumindest erreicht, dass bei "bösen?" Objekten im gewohnten Umfeld das Pferd erst mal bleibt, angestrengt zwar, aber guckend und keksfressend. Immerhin auch so, dass nicht dann bei MIR der Impuls entsteht, mich nun aus dem Staub (... will heißen mich aus dem körpernahen Kontakt mit Mogli) zu machen. Hinter dem Zaun ist es zwar sicherer - aber das ist ja keine Option, wenn wir doch einmal wieder unterwegs sein wollen.

Die Idee, das Erblicken von Gruselobjekten zu bestärken und dann zu loben, finde ich eine sehr süße (und easy zu handhabende) Idee, das probieren wir gleich mal aus bei Gelegenheit  :rotw:.

Und ja, Gegenkonditionierung ist tatsächlich ja auch ein Weg. Allerdings denke ich, dass man DAS genau durchdenken muss. Die allseits bekannten "Desensibilisierungs"-Übungen sind wohl häufig so aufgebaut, dass 
sie eher zur Abstumpfung, nicht aber zur wirklichen "Verarbeitung" von schreckerzeugenden Aussenreizen führen ... habe ich den Eindruck.

Schöne Ostern wünschen Hr. Mogli und ich 
 

Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Shotlandpony am 26. April 2022, 14:19:55
Gegenseitiges Vergewissern machen Nio und ich auch ständig. Solange Verbindung da ist und man die gefährlichen Dinge "bespricht", ist man ja noch auf recht sicherer Seite.

Alles mögliche selber zu begrabbeln und damit "tut nix" zu signalisieren, habe ich mir auch wieder vermehrt vorgenommen, nachdem meine Trainerin beim Kurs am Wochenende wieder dezent darauf hingewiesen hat.
Als ungeplante Einlage haben wir da "Plane verfolgen" gespielt, weil grade der Pavillon angebaut wurde und genug Leute zum Ziehen da waren.
"Verfolgen" von gruseligen Objekten ist ja immer gut, nur leider in der Praxis eher selten auch zu organisieren.

Weiterer Tipp von einer einer dem Horsemenship zugeneigten Bekannten, die entsprechend mit Stick unterwegs ist: den unterwegs auch fleißig nutzen, um allerlei Geräusche zu machen (an Zäunen langrattern, an Verkehrszeichen und alle möglichen Gegenstände klopfen, die verschiedene Geräusche hervorbringen usw.).
Als dem R+ zugeneigter Mensch kann man jegliche zugewandte Reaktion dann ja mit Futter verstärken.
Überlege, ob ich (extra) zu dem Zweck zumindest eine kurze Gerte mitnehme ...
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Romy am 26. April 2022, 14:28:05
Ich hab eine Grundsatzfrage zur Desensibilisierung: Ist es euer Ziel, ein so weit wie möglich desensibilisiertes Pferd zu haben? Oder gibt es bei euch da Grenzen, zum Beispiel...

(a) quantitativ, also irgendwo zwischen einem hyperreaktiven Pferd und einem, das überhaupt nicht mehr mit der Wimper zuckt, egal was passiert
(b) qualitativ, also desensibilisiert für bestimmte Dinge aber nicht für andere

Ich frage, weil mir gestern auf unserem Spaziergang mal wieder bewusst geworden ist wie gern ich meine Araber mag, wenn sie mit großen, wachen Augen durch die Gegend streifen und alle Eindrücke in sich aufsaugen.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 878 am 26. April 2022, 14:30:54
Das letzte mache ich auch regelmäßig  :) Teilweise hatte ich wirklich nur dafür eine lange Gerte dabei. Habe immer mal mehr oder weniger plötzlich im Gebüsch neben oder über uns Geräusche gemacht. Mal nur ein bisschen Rascheln, mal wirklich Lärm.

Edit:
Desensibilisiert bedeutet für mich nicht „abgestumpft“, „gelangweilt“ oder „nicht am Leben teilhabend“  ???
Sondern einfach - nicht mehr so sensibel, dass es Angst, Stress oder sonstiges Drama wert ist. In der Gegend gucken ist super, zur Seite springen, losrennen, zusammenzucken und danach verklemmt laufen eher nicht so.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Shotlandpony am 26. April 2022, 15:03:18
Das wäre auch meine Definition: gerne immer aufmerksam und an an allem interessiert, aber auf so viel wie möglich im Denkmodus reagieren können.
Mehr aus der Gewissheit heraus, dass das Leben nicht grundsätzlich lebensgefährlich, aber immer spannend und interessant ist, als auf systematischer "Desensibilierung" beruhend.  Auf keinen Fall Abstumpfung.

Mein Musterbeispiel ist mein Shetti Cello, der wirklich alles mitkriegt und vieles genauer beobachten will, aber vor fast nix Angst hat und wenn`s hochkommt vielleicht einmal im Quartal einen kleinen Schreck-Satz macht.
Gaaanz erstrebenswertes Ziel für mein zukünftiges Reitpferd  :cheer:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Romy am 26. April 2022, 15:29:50
Danke für eure Gedanken! :)

Desensibilisiert bedeutet für mich nicht „abgestumpft“, „gelangweilt“ oder „nicht am Leben teilhabend“  ???

Das hatte ich auch nicht so verstanden. Aber aktuell beobachte ich bei den beiden Kleinen (Aahnuu wird heute 1 und Maymun wird nächsten Monat 3), dass sie ganz anders durch die Welt gehen als meine älteren Pferde - oder in Maymuns Fall auch jetzt direkt nach dem Umzug auf die Sommerkoppeln wieder anders als im Gelände rund um die Winterkoppeln, wo wir das letzte halbe Jahr waren. Die Älteren sind zwar auch "am Leben teilhabend", aber ziemlich fokussiert auf bestimmte Dinge oder Aktivitäten, während sie einen Großteil der Umgebungsreize einfach ausblenden. Das wird bei den Kleinen sicher auch so werden. Wenn man täglich spazieren geht, ist es wahrscheinlich unvermeidlich, dass sich das Interesse an der Umgebung irgendwann abschwächt. Deswegen genieße ich es im Moment irgendwie sehr, dass die beiden Kleinen noch so guckig sind und ihre Aufmerksamkeit von so vielen Dingen angezogen wird wie ein Magnet.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Shotlandpony am 27. April 2022, 12:29:30
Genauso erlebe ich das auch - dieses unglaubliche Interesse an allem und jedem beim jungen Pferd. Sind wirklich oft richtig große Kinderaugen.
Naja, das hat die Natur ja auch so eingerichtet für junge Lebewesen, die noch ganz viel lernen müssen.
Es ist toll, das mitzuerleben.

Den Gertentipp hab ich gestern gleich mal umgesetzt und nach unseren recht erfolgreichen Autorunden ein Stück die Straße lang an allen verfügbaren Metallzäunen gerattert und hier und da rumgeklopft.
Der kluge Jung hat ganz fix gemerkt, dass ich die Verursacherin war  und alles mit viel Fassung und Interesse hingenommen.
Auch gut, wenn er dadurch irgendwann mal bei jedem neuen Geräusch erstmal prüft, ob ich das war ...  :cheer:

,
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: AngelaZ. am 27. April 2022, 12:55:20
Sich alles mit großen interessierten Augen ansehen war das, was ich bei meinem Buben vom ersten Augenblick an geliebt hab. Ganz anders als der Selige, der zuerst erlernt hilflos, später dann einfach altersweise war und die Landschaft doch eher an sich vorbei ziehen lies.

Was ich durch Desensibilisierung erreichen wollen würde, wäre lediglich, dass er die Eindrücke eher in Ruhe aufzunehmen und zu verarbeiten ohne aus der Haut zu fahren und Dinge zu tun, die in unserer dicht besiedelten Welt einfach mal gefährlich sind - ohne mich heimwärts rennen z.B.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: noothe am 06. Mai 2022, 15:39:22
Ich hab eine Grundsatzfrage zur Desensibilisierung: Ist es euer Ziel, ein so weit wie möglich desensibilisiertes Pferd zu haben? Oder gibt es bei euch da Grenzen, zum Beispiel...

(a) quantitativ, also irgendwo zwischen einem hyperreaktiven Pferd und einem, das überhaupt nicht mehr mit der Wimper zuckt, egal was passiert
(b) qualitativ, also desensibilisiert für bestimmte Dinge aber nicht für andere

Ich frage, weil mir gestern auf unserem Spaziergang mal wieder bewusst geworden ist wie gern ich meine Araber mag, wenn sie mit großen, wachen Augen durch die Gegend streifen und alle Eindrücke in sich aufsaugen.

Dazu wollte ich neulich schon was schreiben, aber dann ist es irgendwie untergegangen. Für mich bedeutet Desensibilisierung, dass mein Pferd in der Lage ist, jederzeit mit seinem eigenen Verhalten in einer angemessenen Weise auf die Umwelt reagieren zu können, um selbstwirksam zu sein. Das kann sowohl bedeutet, neue Skills zu trainieren, um Situationen lösen zu können, als auch Gegenkonditionieren und Situationen emotional anders zu verknüpfen.

Das Zwergen-Schimmelchen bringt da ganz andere Voraussetzungen mit als die Krümeline und beide mag und schätze ich ja durchaus eben auch für ihre Neugier und Reaktivität und Vollblut-Energie :) Aber wir üben eben auch, dass ein Entlüften der Hydraulik vom Traktor nicht zum Zaun durchbrechen führt, dass Feuerwerk gerne zum Rumrasen animieren kann, aber rumstehen und Futter nehmen auch eine verfügbare (im Gehirn) Verhaltensoption ist und so weiter.

Also das Was und Wieviel entscheidet sich darüber, wo das Pferd ein für sich in der gegebenen Situation unlösbares Problem vor sich hat und kann aus ganz unterschiedlichen Ansätzen zusammengesetzt werden.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Romy am 06. Mai 2022, 15:55:24
Für mich bedeutet Desensibilisierung, dass mein Pferd in der Lage ist, jederzeit mit seinem eigenen Verhalten in einer angemessenen Weise auf die Umwelt reagieren zu können, um selbstwirksam zu sein.

...

Also das Was und Wieviel entscheidet sich darüber, wo das Pferd ein für sich in der gegebenen Situation unlösbares Problem vor sich hat

Oh, das ist eine super schöne Perspektive! Desensibilisierung als etwas, das aus einem Problemhaber einen Problemlöser macht (oder natürlich jemanden bei dem das Problem gar nicht erst existiert). Desensibilisierung als das Ermöglichen eines konstruktiven Umgangs mit seiner Umgebung. Love it! :)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: noothe am 06. Mai 2022, 16:06:44
Aus Problemhaber Problemlöser machen ist auch eine tolle Umschreibung  :cheer:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Muriel am 06. Mai 2022, 16:07:45
Ich finde als Herangehensweise dazu den Ansatz von (dem dessen Name mir gerade nicht einfällt  :lol: ) der sagte, sie machen jeden Tag Umgegbungstraining mit den Tieren im Zoo, so dass, wenn ein Hurrikan das Dach abhebt, sie nur gucken und sagen "Oh schau, was unsere Menschen sich heute wieder interessantes ausgedacht haben für uns".
Also Umgebung als veränderliche Reize, die aber eben nicht angsteinflößend sein sollen, sondern interessant und durch aktive Interaktion lohnenswert werden.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: noothe am 06. Mai 2022, 16:52:23
Ken Ramirez  :)
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Muriel am 06. Mai 2022, 18:11:12
 :keks:  :roll:  :lol: :danke2:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: SaBo am 16. August 2023, 16:02:29
Ich hab bei der Suche nach einer Möglichkeit, Geräusche zu üben, diese Seite gefunden: https://www.geräuschesammler.de (https://www.geräuschesammler.de)

Welche Möglichkeiten nutzt ihr denn, um bestimmte Geräusche zu trainieren?
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: vermouth am 04. September 2023, 23:06:30
Am liebsten mit einer zweiten Person.. Was nicht immer geht, aber wenn, kann man voll kreativ sein. Von Tüten und Planen über quietschende Ballons bis hin zu eigens produzierten Mundlauten :pfeif:

Je nach dem, um welche Geräusche es geht, tut es manchmal auch eine lange Gerte, die zufällig platzierte Gegenstände trifft, irgendwo lang schabt o. Ä. Was ich aber auch schon gemacht habe, und da war ich froh, dass niemand in der Nähe war, neben und hinter dem Pferd trampeln, Füße über den Boden ziehen und gegen kleine Steine treten  :confused:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: Origanum am 05. September 2023, 15:42:16
Unsere Stute war zu Beginn als 2-Jährige sehr ängstlich, wenn sie Hundegebell gehört hat. Die Hundegröße, also wie tief oder hoch das Gebell ist, hatte auch einen Einfluss. Wir haben uns dann eine Audiodatei mit dem weniger gruseligen Hundegebell aufs Handy geladen und jedes Mal, wenn wir ihr Schüsselfutter hergerichtet haben, abgespielt. (Das Handy lag währenddessen bei den Futtertonnen.)

Spannend war, dass sie zu Beginn bereits reagiert hat, wenn es so leise war, dass wir es direkt daneben fast nicht mehr hören konnten  :o  Mit der Zeit war lauteres (und später auch das gruseligere) Gebell auch möglich. Klassische Gegenkonditionierung, quasi.
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: vermouth am 11. September 2023, 23:56:15
Hundegebell tangiert die Ponys gar nicht mehr, seit dem wir bei jedem an den Zaun springenden und kläffenden Hund einfach stehen geblieben sind und sie für alles mögliche geclickt wurden.

Mittlerweile ist es so, dass mir bei plötzlichen Hunde“angriffen“ an Zäunen vor Schreck das Herz in die Hose rutscht, die Ponys aber mit keiner Wimper zucken  :confused:

Ich bin grad voll Happy über einen Fund in den Kleinanzeigen  :dops: Da hat jemand eine Tüte voll Plastikbällen (für so ein Bällebad) verschenkt. Die Bälle liegen jetzt hier und warten auf ihren Einsatz  :dops:
Titel: Re: Sammlung: Desensibilisierung und Abschrecktraining
Beitrag von: francelaura am 15. September 2023, 22:32:49
Mittlerweile ist es so, dass mir bei plötzlichen Hunde“angriffen“ an Zäunen vor Schreck das Herz in die Hose rutscht, die Ponys aber mit keiner Wimper zucken  :confused:

Plötzlich hinter Hecken loskläffende Hunde lassen mich regelmässig zusammenzucken. :umfall:
Jedenfalls sehr cool, dass die Ponys kein Problem mehr haben mit Hundegebell. :yeah: