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Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß

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Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« am: 28. April 2017, 20:16:41 »
Das wird eine Arbeit in mehreren Schritten.

Vorab: eigentlich passt der Bericht mehr in ein Trainingstagebuch, weil ich doch am detailliertesten über Xee und mich schreiben werde/schreiben kann. Ich konnte leider bei den anderen Teams nicht so intensiv folgen, wie diese tollen Partnerschaften es verdient hätten, aber mein Gehirn war ziemlich auf Sparflamme, was das aufnehmen von Informationen anging.

Montag abend:

Es hat sich, mit ein paar Einschränkungen, fast die gleiche Gruppe aus dem Herbst letzten Jahres zusammen gefunden.

So ist die Vorstellungsrunde nicht unbedingt kürzer, aber es gibt nette Geschichten, was frau und Pferd/Pony so über den Winter getrieben (und gelassen) haben, wo es hakt, wo frau weiter kommen möchte, usw. Das Schöne ist dass die Geschichten von den anderen mit einem Lächeln und Nicken und „ach ja, stimmt“ begleitet werden können, weil man sich ja schon im Herbst 2016 an den Fortschritten mit gefreut hat.

Dienstag:

Der Tag beginnt regnerisch, trüb und windig – hui, geht das unter die Klamotten.

Es beginnt ein Pferde-/Mensch-Team, das sich noch nicht kennt – eine Teilnehmerin mit Leihpferd vom Hof – und so können wir uns alle nochmal anschauen, wie man mit einem unbekannten Tier die ersten Clickerschritte machen kann.

Dieses Pferd hat Clickererfahrung, sorgt sich aber schnell, wenn die Kriterien und/oder die Clicks unklar sind und ist somit ein toller Lehrmeister für kleinschrittiges Vorgehen und kurze Trainingseinheiten.

Dann bin ich dran. Mein Streberpony Laudine wollte am Montag nicht in den Hänger steigen und nach dem fünften (oder so) rückwärts wieder aussteigen entschied ich mich, Xee zu fragen, ob sie wieder Hänger fahren mag.

Nach der extrem langen Heimfahrt vom letzten Kurs wollte ich ihr dieses Jahr lange Hängerfahrten eigentlich nicht zumuten, aber mit den Jungs, von denen noch keine lange Strecken ALLEINE gefahren ist, war es mir zu heikel.

Xee stieg gut ein und mit einem spontan zusammengebasteltem Trainingswunsch – Poolnudel, innere Schulter heben – ging ich in die erste Trainingseinheit.

Mary hatte im morgendlichen Vorgespräch (oder war es am Abend vorher?) uns nochmal das Ven/Punir-Video zu poisened cues gezeigt und dann danach ein Video von Alexandra, wie man poisened cues wieder „entgiften“ kann.

Alexandra’s Übung zum entgiften von vergifteten Anfragen zum Vorwärtsgehen ist eine Mattenübung „101 Wege, eine Matte zu verlassen“. Die Übung ist ausserdem so aufgebaut, dass das Verlassen der Matte durch das zurückkommen zur Matte verstärkt wird und nicht separat geclickt. D.h., es ist eine Verhaltenskette, bei der mehrere Verhalten hintereinander ausgeführt, sich verstärken = Loopy Training.

Ich weiß nicht, warum sich Mary gerade das für Xee und mich ausgedacht hat – vermutlich als Vorübung für die Poolnudel – aber es war genau die richtige Übung für uns und die Übung, mit der wir den restlichen Kurs weitestgehend verbringen würden.


Was durfte ich lernen?

Saubere Loops schaffen und kleinschrittigst (was ein Wort) die Kriterien erhöhen.

Warum?

Weil Xee noch immer, trotz Hinschauen und aufpassen von mir, bei Stress, zu dichter Position neben ihr, unklaren Kriterien, mich „mugged“ = Nase/Kopf zu mir, Nase in den Futterbeutel, teilweise auch scharren wenn sie stark frustriert ist.

Wir haben noch immer nicht genug Belohnungshistorie auf „Kopf gerade aus“, um all die Jahre die sie als Zuchtstute in Taschen stöbern durfte, zu überdecken.

Ausserdem werde ich den ganzen Kurs lang nicht mit Halfter, sondern mit Equizaum arbeiten.

Auch das ist eher einem äusseren Umstand geschuldet. Habe zwar, wie immer, den Equizaum eingepackt, aber der hat bislang ganz wenig Belohnungshistorie, weil die Ponies ihn irgendwie nicht mögen/Halfter bevorzugen, weil nun eben über zwei Jahre lang die tollen Clickersessions immer im Halfter und nicht mit einer anderen Zäumung passiert sind.

Aber ich lasse das Halfter Montag abend neben dem Paddock liegen und das ist am Dienstag – inkl. Strick – komplett durchgeregnet.
Während das alles trocknet, nehme ich den Equizaum. Ich schnalle den Nasenriemen nicht so eng, wie man es bei einem Kappzaum eigentlich machen soll und tausche auch das Nasenpolster mit Nasen“eisen“ wieder gegen das reguläre Polster aus.

Durch die kleinschrittige Arbeit und das wirklich bewusste und leichte Anfragen sehe ich bei Xee dann auch so gut wie keine Abwehr mehr gegen den Equizaum (im Herbst, als ich mit Polster mit Nasen“eisen“ gearbeitet habe, hat sich sich massiv im Genick verworfen).

Xee wird mir im Verlauf des Kurses dann auch zeigen, dass sie den Zaum gut findet, denn sie nimmt ihn als Target spontan an.


Der Dienstag begann daher mit grown-ups auf einer Matte. So kleinschrittig geclickt, dass der nächste Click schon kam, als ich mich gerade wieder in grown-ups Position gestellt habe nach dem Füttern des vorhergehenden Clicks.

Grown-ups, click, Schritt vor, Leckerli, Schritt zurück, gleichzeitig Hände zurück in grown-ups, Schritt beendet – Click – ein Loop.

Wenn das Grown-ups wirklich schön ist, frage ich dann nach einem Schritt zurück/runter von der Matte und gleich wieder rauf auf die Matte – C&T. Es fehlt nun also der Click für den Schritt rückwärts, dieser wird verstärkt durch das sofortige Zurück dürfen auf die Matte.

Dann sofort wieder grown-ups.

Als Pause machen wir etwas Farbunterscheidung, was grandios in die Hose geht. Ich bin etwas unsortiert und Xee ist von den veränderten Kriterien auch nicht angetan, so dass sie mich recht schnell stehen lässt.

Das nächste Team ist eine jüngere Fjordstute mit einer „Vorgeschichte“ als Reitbeteiligungspony mit vielen Trainings“missgriffen“: sie kann diverse Kunststücke, die aber nicht unter Signalkontrolle stehen und hat starkes Bettelverhalten entwickelt, was sich stark in’s Training einschleicht: knappen, Nase und Zähne am Futterbeutel, Kopf rum, usw.

Sie wurde von ihrer menschlichen Partnerin im Oktober 2016 auf Clickertraining umgestellt und mit ihr soll während des Kurses an Single Rein Riding gearbeitet werden (sie ist geritten und gefahren nach herkömmlicher Ausbildung).

Dann kommen Sady und Tarek dran. Tarek hat ein Kurswochenende hinter sich und soll einfach nur „Spass“ haben.

Und zum Schluss noch ein Team – Islandstute und Reiterin – die am Single Rein Riding feilen wollen und da schon ein Stückchen weiter sind.
Leider kann ich die anderen Teams immer nur bruchstückhaft verfolgen, daher sind meine Eindrücke hier wenig detailliert. Gerade die Reitepisoden habe ich irgendwie immer verpasst.

Auch die Vollblutstute mit Rückenproblemen war wieder dabei, sie erhielt aber ganz viel „good feeling“ Übungen, weil sie im Moment eher missgelaunt beim Training ist (viel Ohren angelegt) und eine Stimmungsverschiebung erclickt werden soll.

In der zweiten Einheit mit Xee steigern wir die Kriterien ein ganz kleines bisschen: zwei Schritte rückwärts von der Matte und sofort wieder zurück.

Nicht nur muss ich bei Xee das „muggen“ aufräumen, ich darf auch bei mir an Koordination und feineren Strickanfragen und besserem/schnellerem nachgeben arbeiten.

Endlich (!) verstehe ich, wie ich mehr als einen Schritt rückwärts anfragen kann, ohne entweder die Hand am Strick zu lassen und das nachgeben zu vergessen oder mich in der Hektik zwischen Schritt anfragen, nachgeben, nächsten Schritt anfragen, usw. komplett zu verhaspeln.

Lösung?
Ersten Schritt anfragen, nachgeben, wenn der Schritt kommt und dann „einfach“ folgen, ohne nochmal eine Strickanfrage zu geben. So einfach und doch so kompliziert ……


Natürlich haben wir wieder exzellente Bewirtung, wir rollen quasi aus dem Pausenraum.

Mittwoch

Ich bekomme nur das erste Pferd/Mensch-Team konzentriert mit, sobald ich mit Xee fertig bin, schaltet mein Gehirn auf Sparflamme und schaut „nur“ zu, ohne sich viel zu merken.

Also hier die Fortschritte mit Leihpferd Nabi:

Die Aufgabe soll sein, Kopfsenken mittels blazing clickers zu shapen.

Blazing clickers? – Jede Teilnehmerin bekommt einen Clicker in die Hand und clickt den ersten Ansatz, den sie sieht zum Kopf senken. Nabi bekommt IMMER eine Belohnung, auch wenn mal falsch geclickt wurde.

Das ist ein Spiel für die Menschen, da entwickelt eine leichte Wettbewerbsstimmung, wer den ersten Ansatz zum Kopf senken am schnellsten sieht.

Das Pferd ist jedoch angespannt und beunruhigt. Er scheint mit dem Übungsaufbau – eine Longe quer vor eine offene Boxentür gespannt – Probleme zu haben, weil das zu sehr an Stromlitzenabtrennung erinnert.

Die Übung wird daher abgebrochen und beim nächsten Durchgang hilft Mary mit, das Kopfsenken mittels Target zu formen.

Wieder viel zu lernen:
Pferd lesen, erkennen und verstehen, warum das Pferd sich nicht auf die Übung einlassen kann.
Die Übung anders aufbauen, Kriterien zu stellen, dass das Pferd dabei bleiben kann und möchte.
Sabine
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #1 am: 28. April 2017, 20:18:27 »
Zweiter Tag mit Xee.

Gestern war ich noch komplett begeistert, wie höflich sie vom Paddock zum Reitplatz und wieder zurück gehen kann. Hatte ich doch beim letzten Kurs da eine lange Diskussion mit ihr, dass wegeilen, mich wegdrücken und nach Gras tauchen NICHT gewünscht sind.

OK, das hielt einen Tag. Am Dienstag war sie hungrig, sie mochte das örtliche Heu nicht und der (bereits knapp abgeweidete) Paddock war auch runter gefressen.

So zeigten sich schon wieder Ansätze vom eilen und Gras tauchen und unsere Trainingseinheit begann bereits auf dem Paddock mit Höflichkeit beim Aufhalftern, beim mitkommen, beim anhalten und Tore auf und zu machen.

Kleinschrittig, viele, viele grown-ups aber auch mal einen TaiChi-Wall dazwischen.

Auf dem Platz dann wieder „101 Wege…..“ – jetzt kommt „verlassen der Matte nach vorne“ dazu.

Erst und immer wieder grown-ups mit hoher Bestärkungsrate.

Dann verlassen nach rückwärts und wieder zurück auf die Matte.

Nun verlassen nach vorne auf Strickanfrage oder Handgeste und gleich wieder zurück. Um das klarer zu machen, hat Mary einen Pylonenzirkel um uns aufgestellt und sagt den Pylon an, um den herum Xee gehen soll.

Ich darf dabei nur weisen, nicht aktiv eingreifen und habe mich auf meine Körpersprache zu beschränken.

Das ist die ersten Male ziemlich holperig, bis wir beide auf einen Nenner kommen.

Die Höflichkeit wird besser. Sobald ich aber etwas schludere, zu nahe stehe, kommt entweder das muggen oder der kleine „Knapp“ in meine Handfläche beim Leckerli nehmen. OK, weiß ich wenigstens, warum sie mich manchmal nachknappt….

Der Weg zurück zum Paddock ist dann eine Fortsetzung der Trainingseinheit – mehr oder weniger.

Xee darf Gras fressen, aber eben nicht zu viel, weil sie noch kaum angeweidet ist. Also haben wir so unsere Diskussionen, in welchem Tempo und zu welchem Grasbüschel es jetzt geht und wie höflich man dabei sein muss.

Xee findet, dass sie überhaupt nicht höflich sein muss und ich doch ein ziemlich herzloses Frauchen bin. Ich finde, dass sie ein ziemlich rüpelhaftes Pony ist, das meine Sorgen um ihr Wohlergehen nicht zu schätzen weiß.

Die Leckerli haben natürlich wenig „Zugkraft“, daher lasse ich das weiden als Belohnung zu, clicke aber trotzdem (und belohne mit Leckerli) zwischendrin ein höfliches Warten in grown-ups.

Es ist interessant – dieser Unterschied im Verhalten durch Wechsel der Kriterien. Vom höflichen Musterpony auf dem Platz zum rüpeligen Grasmonster innerhalb weniger Meter.

So, jetzt muss ich erstmal weiter tippen und Notizen sortieren......
Sabine
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #2 am: 28. April 2017, 21:20:53 »
 :keks: :keks: :keks:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #3 am: 29. April 2017, 07:56:05 »
so, weiter geht's mit dem zweiten Teil vom Mittwoch bis zum Donnerstag nachmittag. Erst mal nur, was Xee und ich gemacht haben, dann wringe ich noch meine Gehirnwindungen aus, was mir von den anderen im Gedächtnis geblieben ist.

In der zweiten Clickereinheit machen wir weiter mit „101 ways“, jetzt heisst das Kriterium: „gehe um zwei Pylone herum“.

Nun kommt auch Handwechsel hinzu und die Höflichkeit wird durch Änderung dieses Kriteriums erstmal wieder etwas schlechter. Kopf kommt öfter herum, sie drängt dichter gegen mich.

Ich muss jetzt auch konzentriert mitarbeiten, denn weiterhin darf ich nur das antreten aktiv abfragen, die Bewegung um die Pylone herum nur mit Körpersprache begleiten.

Also muss ich mich sortieren, wie lange gebe ich die begleitende Handgeste, wann mache ich Platz, damit das Pony sauber um die Pylone herum treten kann, wo stehe ich in Relation zur Matte – blockiere ich evtl. den direktesten Weg dorthin.

Auch beim Stehen bzw. Treten auf die Matte muss ich mein Timing verbessern. Mary meint; „trust your pony!“

Und ich frage erst mal: „trust in what?“

Naja, dass, wenn der Vorderfuß in der Luft ist, er mit Garantie auf der Matte ankommen wird. Ich brauche also nicht zu warten, bis der Fuß auf der Matte LANDET, sondern kann schon die Bewegung hin zur Matte, den finalen Schritt, clicken.

Damit kommt der Click punktgenauer mit dem Landen, verstärkt das Absetzen des Fußes.

Clicke ich erst, wenn der Fuß schon auf der Matte ist, habe ich bei Xee gerne mal ein kurzes Scharren mit dem zweiten Vorderhuf mit geclickt. Das soll jetzt „aufgeräumt“ werden.

Und es ist lustig zu beobachten: Xee setzt den Huf ab. Noch in der Luft kommt der Click. Sie ist aber mehr oder weniger schon in der Bewegung zum Scharren. Stoppt das Scharren sofort, sortiert sich mit einem „Huch, das nicht?“ Ausdruck.

Immer wieder kommt von Mary die geduldige Erinnerung: achte auf Deinen Abstand; halte die Belohungsrate hoch auf der Matte.

Mittwoch spielen wir PORTL. Es gibt viel zu lernen. Für die „Trainees“ als auch für die Trainer. Ich schaffe es gleich bei zwei Anläufen, meine Trainees gründlich zu verwirren und zu frustrieren, weil mein (angeblich gut durchdachter) Trainingsplan so ziemlich in’s Wasser fällt und mir kein neuer Ansatz einfällt. Ich clicke fröhlich das Fehlverhalten immer fester.

Boah – da sitze ich dann mit mir alleine im Auto und bin gefrustet. Beim zweiten Anlauf hatte ich eine ziemliche Blockade, was ich an einfachem Verhalten clicken könnte und Mary half mir mit einer Idee aus.

Und ich setze den Trainingsaufbau 1:1 so um, wie sie mir die Idee präsentiert hat. Nur bietet mein Trainee ein anderes Verhalten als erste Möglichkeit an, ich bestärke das und sitze dann sofort in einem „Loch“.

Die Idee war Motivzuordnung mit jeweils zwei Radiergummis mit gleichem Motiv.

Dazu ist es natürlich nötig, dass die Gummis angefasst und hochgehoben werden. Ich clicke „Finger auf dem Gummi“ als erstes Verhalten und kann danach das anfassen, was ja zwei Finger beinhaltet, nicht shapen, sondern bekomme nur mehr und mehr Variationen von „Finger auf dem Gummi“: schneller antippen, stärker antippen, zweimal antippen, usw.

Da ich den Gummi flach gelegt hatte (wie ich es vorher gesehen habe) kam mir überhaupt nicht die Idee, den Gummi anders zu positionieren, z.B. aufrecht zu stellen, um klarer zu machen, dass antippen nicht die Idee ist.

Was ich mit meinem ersten Trainee „fabriziert“ habe, eine viel zu komplexe Verhaltenskette, war noch blamierender:
Da wollte ich was extravagantes ausarbeiten, nicht nur ein einfaches „schiebe X von A nach B“ oder so, sondern gleich mal Targeting, bewegen usw.

Trainee sollte einen kleinen Ball um einen runden Ring rollen und danach den Ball in der Mitte den Ringes auf ein Podest legen.

Ball auf Podest – das klappte noch gut.

Ball an den Ring positionieren – auch noch.

Aber Ball rollen verwandelte sich in Ball hochheben und absetzen und ab da ging’s schief. Ich biss mich so richtig daran fest, dass der Ball um den Ring rum soll und mein Trainee verstand nur, dass der Ball an eine bestimmte Position am Ring (neben dem Verschluss) gelegt werden soll.

Lerneffekt für mich: besser planen; wenn das Verhalten „aus dem Ruder läuft“, Pause machen, nachdenken, nicht einfach stur immer weiter auf den gleichen Kriterien bestehen und auf eine geänderte Ausführung hoffen.

Wir sitzen übrigens wieder bei dem „berüchtigten“ Spanier und das Grundthema, als wir die Speisekarte studieren, ist „denk‘ dran, die Tapas sind wirklich grosse Portionen“
Sabine
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Sabine
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #5 am: 29. April 2017, 08:21:11 »
uups, da fehlte was vom Bericht.....

Am Donnerstag morgen lässt uns Mary dann mal an die Poolnudel. Damit habe ich vor zwei Jahren schon mal kurz mit Xee gespielt aber wir haben das beide nicht besonders gut hingekriegt.

Der Poolnudel folgen kann Xee, aber sie verstand (und versteht) das zeigende, andere Ende der Nudel nicht als Hinweis, die innere Schulter zu heben.

Erst mal „stehen auf der Matte“ und zwar mit Führstrick über dem Hals. Regeln festigen, weil das ist ja schon ein verändertes Kriterium = grown-ups und Höflichkeit überprüfen und nochmals verstärken, denn das gilt ja auch, wenn ich den Führstrick nicht in der Hand habe.

Dann führen wir die Poolnudel ein. Xee hat Probleme damit, dass sie nur das Ende berühren soll und ich muss tierisch aufpassen mit dem Timing der Clicks.

Ein schnell organisierter Haargummi bringt etwas mehr Klarheit (der kommt um ein Ende rum als visueller Marker) aber ein etwas später hervor gekramtes Verbindungsteil macht es für Xee noch einfacher, weil nun klarer wird, dass sie nur geclickt wird wenn sie das DICKE Ende berührt.

Dem Target folgen geht gut. Jetzt bin es wieder ich, die für holpriges Training sorgt, weil ich die Mechanik von Nudel präsentieren, clicken, Nudel absetzen, Leckerli geben und dann Nudel wieder präsentieren noch austüfteln muss.

Und so wird mein Abstand wieder enger, ich stehe näher zu Xee und Xee zeigt wieder mehr mugging-Verhalten.

Zwischendrin – das ist auf Video – gibt es ein paar interessante Sequenzen.

Da wir von der Matte raus auf den Pylonenzirkel starten, mischt Xee die Poolnudelübung mit dem Trainingskriterium des Vortages. Sie folgt der Poolnudel um einen Pylon, richtig! Dann biegt sie ab und geht auf die Matte zurück. Denn das war ja die Aufgabe, für die sie gestern geclickt wurde und sie bekommt auch jetzt einen Click von mir, denn meine Ausführung war nicht klar genug.

Um das zu vermeiden, verlasse ich den Pylonenzirkel.

Und dann habe ich beim Video anschauen gestern Verhalten/Sequenzen gesehen, die mir vorher nie aufgefallen sind.

Xee steht in grown-ups, ich hatte die Poolnudel etwas beiseite gelegt für eine kurze Denkpause. Nun mache ich einen Schritt zur Poolnudel, Xee folgt. Denn das war ja bislang immer das Kriterium.

Ich will, dass sie zurück tritt und bin etwas hastig und abrupt bei der Strickanfrage. Keine Frage, Xee tritt leicht und willig zurück. Ich clicke und präsentiere die Belohnung und sehe auf dem Video ein unwilliges Kopfschütteln, sofort, nachdem ich die Hand vom Strick genommen habe.
Ein ziemlich klares „Mann, Alte! Das geht auch höflicher!“

Mary fragt, ob ich ein Signal für Xee habe, das sie warten soll. Nein, haben wir in der Form noch nicht.

Meine Idee, eine tief gehaltene, flache Hand (Handfläche zeigt zum Boden), als Signal zu etablieren, zeigt mir im Video dann eine interessante Fehlverknüpfung:
Hochgehaltene, flache Hand über dem Genick ist ein neues Signal für Kopfsenken. Xee sieht die Hand, bietet ein halbherziges Kopfsenken an, das mit einem Kopfschütteln kombiniert ist.

Ich clicke für das „stehen bleiben“ – denke ich. Ja, sie bleibt stehen. Und, wann immer ich das Handsignal wiederhole, kommt das Kopfsenken mit Kopfschütteln PLUS stehen bleiben – seufz…… (you never know what you clicked for).

Mary hat ein Erbarmen mit uns und bei der letzten Einheit des Kurses dürfen wir mit normalem Targetstab dann nochmal „verlassen der Matte“ spielen.

Xee ist mittlerweile auch ziemlich am Ende. Zum ersten Mal während des Kurses steckt sie nicht sofort den Kopf in den Equizaum, ich muss zweimal fragen.

Man sieht es dann auch im Training. Sie ist gereizter, der Kopf kommt häufig herum. Auch scheint es sie zu jucken.

Sie wird auch sparsamer im Verhalten: sie folgt dem Target raus, berührt das Target auf Touch und geht dann zur Matte zurück. Aber nicht immer um mich herum, sondern eben auch mal hinter mir zurück, was ein paar Meter Laufstrecke einspart.

Nun, das Kriterium war „zurück zur Matte“ – das hat sie korrekt erfüllt. Ich darf mich daher nicht beschweren.

Als ich bei der nächsten Abfrage dann mit der freien Hand anzeige, dass sie bitte noch um mich herum treten soll, macht sie das prompt und nett – ich „muss“ eben sagen, was ich will.
Sabine
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #6 am: 29. April 2017, 08:54:16 »
Vielen Dank für deine Mühe, so detailliert zu berichten! das klingt nach einem sehr spannenden, lehrreichen Kurs.

Beste Grüße,
Dörte.
Lieber breit grinsen als schmal denken!  (B.Berckhan)
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #7 am: 29. April 2017, 14:02:14 »
und noch zwei kurze Video-Ausschnitte zu den beschriebenen Aha-Momenten.

https://youtu.be/A0dBnPT6YHc

Interessant, wie eine Nacht zwischen anschauen und aufschreiben doch schon wieder die Erinnerung verschieben kann. Das Kopfschütteln nach der harschen Strickanfrage war tatsächlich ein Nachschnappen und das Kopfschütteln/Kopfsenken tritt nicht in jedem Fall, aber doch häufiger in Kombination mit dem Handzeichen auf.

Und das "zurück zur Matte nach unklarem Poolnudel-Handling"

https://youtu.be/3nit9KakTIw
Sabine
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #8 am: 29. April 2017, 14:28:02 »
So, was ist sonst noch passiert?

Wir haben viel gelacht und (leider?) viel am Rand während des Zuschauens gequatscht.

Wir haben über Clickertheorie diskutiert und die Unterschiede zwischen Clickertraining und herkömmlichem Training und warum noch immer so viele Menschen sich dem herkömmlichen Training zuwenden.

Darüber, wie unterschiedlich doch die Wahrnehmung ist, angeregt durch das fragwürdige Peta-Video zum Umgang mit den Elefanten im Zoo Hannover.

Mal ganz abgesehen davon, dass Quälerei Quälerei ist, so ist es doch interessant (und ernüchternd), wie massiv die Entrüstung war/ist über die falsche Behandlung der Elefanten aber die anhaltende Misshandlung in den Pferdeställen quasi unkommentiert und teilweise sogar sanktioniert immer weiter geht.

Wie sehr herkömmliche Praktiken das Denkbild beeinflussen, ob man eine Handlung als Misshandlung erkennt oder als „Training“.
Wir haben etwas Körperarbeit gemacht, weniger als in den Kursen zuvor, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht werden wir Menschen endlich etwas besser
Sabine
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Ehemaliges Mitglied 951
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Re: Bericht zum Mary Concannon Kurs April 2017, Vettweiß
« Antwort #9 am: 05. Mai 2017, 18:11:23 »
Danke für die Mühe mit dem langen Bericht...
 :dops:
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