Ich finde, das sind sehr interessante Dinge, die Inge da eingebracht hat.
Dem stimme ich zu und kann auch verstehen, warum man da erst einmal Abstand vom Reiten nimmt. Auch ich habe mich sehr schwer damit getan und wollte es dann genauer wissen.
Ein Pferd wird nun mal durch seine Arbeit, die es tut geformt und auch abgenutzt. Egal, ob es nun eine Kutsche zieht oder einen Reiter trägt. Es erbringt Leistung und die muss ja auch irgendwo herkommen.
Da es von Natur aus dazu nicht geschaffen wurde, müssen wie es entsprechend formen und darauf vorbereiten oder wir erfreuen uns einfach nur an seiner Natur ohne es für uns arbeiten zu lassen.
Der Tierarzt Dr. Heuschmann hat mit der weit verbreiteten Annahme, dass der lange Rückenmuskel den Reiter tragen könnte, nachhaltig aufgeräumt. Dies ist einfach grober Unsinn! Das lässt sich auch statisch gut nachweisen, doch dieser Glaube hält sich hartnäckig, vermutlich nur, weil die Menschen einfach zu bequem sind, daran zu arbeiten. Hier seine Feststellungen zur
Anatomie der Pferderückens.
Und ich füge noch hinzu, dass ein Lastabtrag nur über Druckausgleich möglich ist. Das Gewicht des Reiters erzeugt eine Kraft F, die punktförmigen Druck auf den Pferderücken ausübt, der sich in Folge dessen entsprechend durchbiegt. Wer nun glaubt, dass ein zur Bewegung des Pferdes notwendiger Muskel, parallel zur Wirbelsäule verlaufend, Last aufnehmen kann, der irrt gewaltig. Er verhindert lediglich eine zu starke Durchbiegung, in dem er die Wirbel gegeneinander presst. Doch das kann er nicht ständig tun und so muss er sich mit seinem Gegenmuskel ständig abwechseln. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, was passieren würde, wenn zwei gegeneinander gepresste Wirbel nun auch noch mit jedem Schritt ständig hin und her geschoben werden würden.. Das wäre vergleichbar mit einem Bauchtanz eines Gewichthebers unter einer über den Kopf hoch gestemmten Last.
Vergleichen wir mal den Rücken eines Pferdes mit einer Brücke, in der zwei Spannglieder (die langen Rückenmuskel) eingelassen sind. Wie beweglich wäre diese Brücke, wenn sie vorgespannt Last aufnehmen sollte? Wir würden auf einem harten Brett reiten und genau das konnte man bei den sogenannten "Schenkelgängern" immer schon bewundern. Sie wirkten in ihrem Gang irgendwie vorgespannt, um nicht verspannt zu sangen.
Ganz anders hingegen bewegt sich ein "Rückengänger", wo der Schwung wie eine Welle hindurchfließen kann. Hier ist die Tragkonstruktion immer noch frei beweglich und hängt quasi an Seilen, genau wie Hängebrücken auch. Das Moment der Durchbiegung wird also von Seilen (Nacken- und Rückenband) bis über die jeweiligen Stützen (Beine) abgetragen.
Es reicht jedoch nicht, hier nur ein Seil an einer Seite damit zu belasten. Es würde kein Gleichgewicht der Kräfte entstehen können. Auch das ist sehr schön zu sehen, wenn Pferde am Kopf sehr kurz eingestellt werden, um hier eine größtmögliche Vorspannung im Nackenband zu erreichen, können die Hinterbeine einfach nicht mehr weit genug unter die Last im Schwerpunkt treten und kommen immer weiter nach hinten raus. Insofern müsste man da schon noch Ausbinder für die Hinterbeine erfinden, um das zu verhindern.
Oder eben das Pferd schon vom Boden so zu gymnastizieren, dass es mit seiner Hinterhand schon deutlich mehr von seinem eigenen Gewicht tragen kann als zuvor. Das führt ganz automatisch zu mehr Aufrichtung vorne und ein Ausbinden ist völlig überflüssig. Damit hat das Pferd genau die erforderliche Form und weiß nun, wie es seinen Reiter rückenschonend tragen kann. Viele der Altmeister haben diese Kunst längst praktiziert. Das ist also nicht neu! Um so erstaunlicher finde ich, dass man dieses Wissen den Leuten heute immer noch nahe bringen muss.
Viele Menschen gehen halt gerne den bequemeren Weg. Das kann man dazu wohl allgemein feststellen.
Liebe Grüße
Manfred