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Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"

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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #45 am: 11. Januar 2025, 14:06:15 »
Zitat
Wir konnten irgendwann nicht mal mehr von A nach B gehen, ohne dass die Pferde gestresst waren und ich mich völlig hilflos fühlte.

das ist etwas, das ich schon lange beobachte: Der Effekt, dass man durch diese riesengroße Anforderung, ja niemals irgendeinen "bösen" Druck auszuüben, extrem verunsichert wird - und das verunsichert wiederum die Pferde extrem. Ich halte es für erheblich zielführender, "soviel R+ wie es für uns gut tut" in alles einzubauen, aber darüber nicht "seinen" Weg zu verlieren und die Pferde zu verunsichern.
Und zum Glück gibt es zwischen schwarz und weiß unendlich viele Graustufen...
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #46 am: 13. Januar 2025, 14:13:48 »
Ja, ich beobachte das auch viel in der Clickerszene, dass oft einfach immer weniger statt mehr geht mit den Pferden. Ich will auch gar nicht sagen, dass das eine Schwäche der Methode ist - dafür sind manche Ergebnisse viel zu stark und auch die Studienlage spricht ja eher dafür, dass V+ prinzipiell sehr sehr gut funktioniert. Aber die Umsetzung ist einfach sehr anspruchsvoll und man gerät schnell auch in irgendwelche Abwärtsspiralen, weil man unbewusst unerwünschtes Verhalten bestärkt, denke ich.

Und für mich hinkt auch der Vergleich mit dem Wildtiertraining immer etwas, da Pferde eben keine Wildtiere sind und es im Umgang mit den Pferden nicht nur um Medical Training geht. Auch wenn ich bei Pferden nicht so extrem wie bei manchen Hunderassen so etwas wie einen "Will To Please" wahrnehme, denke ich schon, dass unsere Hauspferde bereits rein genetisch darauf "programmiert" sind, es dem Menschen Recht machen zu wollen und es auch gar nicht "philosophisch" hinterfragen, ob sie dabei frei entscheiden o.ä. Auch wenn sich sicher kein Pferd gerne in Hyperflexion quälen lässt oder es spaßig findet, mit der blanken Kandare rückwärtsgerichtet zu werden, habe ich persönlich schon den Eindruck, dass Pferde gerne gestellte Aufgaben erfüllen und dass das Verstehen des "Druck als Information"-Konzepts von Alex bei Haus(!)tieren ohne kleinstschrittigen V+-Aufbau durchaus funktioniert, wenn sie die Erfahrung machen, dass im Lernkontext Druck nicht ins Schmerzhafte oder Angstmachende gesteigert wird. Aber dafür muss man Mimik und Gestik gut lesen können, um das Stresslevel auch während des Lernen beurteilen zu können.

Natürlich muss man immer aufpassen, dass man ihnen aufgrund dieser Bereitschaft "zu gefallen" kein Leid zufügt, das ist ganz klar und manchmal auch gar nicht so einfach, wie es erst mal klingt. Aber auch Dinge *nicht* zu tun kann ja auf lange Sicht Leid mit sich bringen, wenn Wohlstanderkrankungen ins Spiel kommen oder das Handling in kritischen Versorgungssituationen nicht klappt, weil man es mit V+ nicht aufgebaut bekommen hat und sich nicht traut, einfach mal mit V- zu üben. Und mir persönlich ist auch wichtig, dass wenn ich morgen tot umfalle, jeder Durchschnittspferdemensch mit meinen beiden Pferden gut zurechtkommt und sie die durchschnittlichen Ansprüche an ein Freizeitpferd problemlos erfüllen können. Das macht die Wahrscheinlichkeit eines guten Zuhauses einfach größer. Aber das ist am Ende einfach eine persönliche Einstellungssache.

« Letzte Änderung: 13. Januar 2025, 14:16:14 von mochuisle »
Liebe Grüße
Celina
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