Hallo ihr Lieben,
jetzt möchte ich mich gerne mit einem ganzen Haufen Fragen an euch wenden. Ich habe mit meinem Pony recht bald, als ich ihn bekam, das Clickern angefangen. Allerdings nur mit angelesenem "Wissen", denn Trainer dafür konnte ich in meiner Gegend leider nirgendwo finden...und obwohl es meinem Pony einen Riesenspaß bringt, führte es bei uns doch zu ziemlichen Problemen, weshalb ich es dann wieder sein gelassen habe.
Ich vermute mal, einen Teil der Probleme darf ich mir auf die eigene Kappe schreiben, weil ich irgendetwas falsch gemacht/verstanden habe. Gerade eben habe ich das Buch "Vertrauen statt Dominanz" von Marlitt Wendt fertig gelesen und mein Interesse am Clickertraining ist wieder geweckt, allerdings "traue" ich mich nicht so recht, damit wieder anzufangen, eben aufgrund unserer vorherigen Probleme:
1. Pony steigert sich UNHEIMLICH ins Clickern hinein. Wenn nicht Schlag auf Schlag neue Aufgaben gestellt werden, die er lösen und sich damit C+B verdienen kann, dann spult er alle seine Lieblingsübungen ab, fordert aktiv Leckerlie ein und wird regelrecht aufdringlich und grantig, wenn nicht passiert. Man soll so ein Verhalten ja nicht bestrafen sondern ignorieren - das führte bei ihm nur zu noch vehementeren Versuchen, sich die Belohnung mit vollem Körpereinsatz einzuholen.
2. Ein "normales" Miteinander war nicht mehr möglich - alle anderen konnten z.B. mein Pferd schmusen und er hat genossen, nicht so bei mir: Ich war diejenige, bei der er die Chance sah, Futter zu verdienen. Jeglicher anderer Sozialkontakt wurde von ihm abgelehnt, es ging ihm bei mir rein darum, sich möglichst schnell den nächsten C+B abzuholen
Das ist schon etwas traurig zu sehen, wie das eigene Pferd die Nähe aller anderen genießt, nur von einem selber möchte es um Himmels Willen nicht gestreichelt werden, sondern wendet demonstrativ und ungeduldig den Kopf ab (Höflichkeits-Übung vom Clickertraining) und erwartet dafür gefälligst einen Keks.
3. Dementsprechend grantig war er auch drauf, wenn meine Futtertasche dann mal alle war. Das hieß, ich konnte eigentlich nur noch so lange Zeit mit ihm verbringen, wie ich Futter zum Clickern vorrätig hatte. Danach war er wütend und voller Unverständnis, warum denn jetzt auf einmal Schluss sein soll und zog dann genervt von dannen.
Ich habe zwischenzeitlich viele andere schöne Arten des Umgangs mit Pferden kennen gelernt und viel davon für mich mitnehmen können.
Dabei habe ich aber das Gefühl, dass ich mit dem Clickertraining meinem Pony den ganzen Umgang im Allgemeinen noch viel interessanter und schöner gestalten könnte. Es scheint einfach DIE Methode für ihn zu sein. Mit dem Clicker habe ich ihm bis jetzt alles nahe bringen können, was er so von sich aus niemals gemacht hätte - sogar in den Hänger gehen. Ganz stressfrei und in seinem Tempo. Und dadurch habe ich ein Pony bekommen, welches sich "unheimlichen" Dingen nach kurzer Aufforderung mutig und zuversichtlich nähert und diese genau untersucht - das zeigt doch irgendwie, dass dies genau die richtige Kommunikationsmethode für uns ist, oder?
Nur wie, mit den oben genannten Problemen? Ich will nicht, dass er sich wieder so hysterisch hinein steigert, und ich will auch nicht auf einen reinen "Futterlieferanten" reduziert werden - man wünscht sich doch ein auf Freundschaft und Zuneigung basierendes Zusammensein mit dem Pferd
Danke für das Lesen des langen Romans, vielleicht ist hier ja jemand, der mit den selben Problemen zu kämpfen hatte und der den einen oder anderen Ratschlag für mich hat?
Noch kurz zum "Technischen": Beigebracht habe ich ihm das Clickern über's Targettraining, was er innerhalb von wenigen Minuten kapiert hat. Bisher haben wir immer nur "Einheitsweise" (also nach dem Motto "Jetzt machen wir eine Clickereinheit") oder bestimmte Dinge, die sich spontan anboten (bspw. im Gelände "Schau dir doch mal diesen komischen Kasten an, der ist gar nicht so gefährlich wie du denkst") geclickert. Ich würde es aber gerne fest in den Alltag integrieren.
Um das Schnappen nach der Hand zu unterbinden, haben wir "Höflichkeit" (Kopf abwenden) geclickert, das nutzte er nach kurzer Zeit aktiv zum Betteln, wie viele andere Übungen auch. (Habe immer noch einen blauen Fleck am Bein, vom "per Spanischen Gruß betteln" - Huf ans Schienbein hauen, das war so ziemlich ausschlaggebend, schlagartig mit jeglicher Leckerliegabe aufzuhören.)
Ich freue mich auf Ratschläge und Tipps von euch