... ich habe keine Ahnung wann ich je wieder was machen möchte,
ich weiß nur, dass ich SO - gar nix mehr machen will.
Entweder wir sind ein Team und haben alle Spaß, oder wir lassen's.
Kann man irgendwie keinem erzählen, die halten einen alle
für bekloppt, deshalb mach'ich's sonst auch nicht. ...
Ja,
das war wohl auch bei uns genau der Grund, warum ich für mich neue Wege gegangen bin. Ich habe gut zwanzig Jahre überwiegend negative Erfahrungen schlicht weg einfach hinter mir gelassen und so getan, als würde ich völlig neu anfangen. Igendwie habe ich mich dabei selbst wie ein traumatisiertes Pferd behandelt. :wink:
Mir hatte seiner Zeit das Buch "Selbstbewusste Pferde" von Imke Spilker dabei sehr geholfen, denn ich fing an, die Dinge mal aus einer völlig neuen Sicht zu sehen und ich fragte mich bei allem was ich tat, wie das wohl auf das Tier wirken würde, wie es dies empfindet und wie es mir an seiner Stelle dabei geht. Ich fing also an mich mehr und mehr in das jeweilige Tier hinein zu versetzen und war entsetzt über mich selbst, über meinen Umgang mit diesen feinfühligen Tieren.
Zwar habe ich mich schon sehr verändert, doch es sitzen noch immer viele Dinge recht tief in mir, die abzulegen eben nicht so einfach ist. So war mir z. B. auch nicht bewusst, welchen Druck ich bei Reiten auf das Tier ausübe. Darauf brachte mich nun erst unsere Trainerin, als sie mir bei der Herstellung einer Anlehnung genau den umgekehrten Weg vorschlug. Also nicht die Zügel immer weiter aufnehmen sondern immer weiter hingeben. Am Ende bin ich mein Pferd völlig zügellos geritten und war erstaunt, wie schön geschmeidig und tacktrein er dabei ging. Er suchte nun selbst den Weg in die Tiefe und schlürfte mit der Nase fast am Boden. Und er reagierte allein auf meine Gewichtshilfen beim Abwenden und Stoppen, Rückwärtsrichten, wieder Antreten und auch Antraben.
Er schnaubte sehr viel schneller ab als sonst und auch dieses leise Grummeln, von dem Linda sprach, war öfter zu hören. Dann kam die Frage unserer Trainerin: "Ist dir jetzt bewusst geworden, wie viel Anlehnung dein Pferd benötigt?" " Du kannst ihn am durchhängenden Zügel reiten, ohne diese Anlehnung zu verlieren, solange die Verbindung dabei gleich bleibt und Du die Kaubewegung in deinen Fingern noch spürst." " Auch dein Schenkel muss längst nicht soviel Druck ausüben, es reicht wenn er leichten Kontakt zum Pferd hält, ihn also nicht verliert."
Einmal mehr war ich über die Feinfühligkeit dieser Tiere verblüfft. Je weniger Druck von mir kam, um so mehr war mein Pferd bei mir und schenkte mir seine volle Aufmerksamkeit. Da kamen dann urplötzlich auch meine Haltungsfehler zum Vorschein. Saß ich nicht gerade, sondern leicht verdreht, bog sich mein Pferd entsprechend. Das ging sogar so weit, dass er in Seitengänge überging, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Ich hatte also gut damit zu tun, meine Haltungsfehler zu korrigieren. Das wäre mir mit einer direkten Zügelverbindung wohl eher nicht so bewusst geworden, weil diese ja ständig das Tier korrigiert hätte.
Ja und zu guter letzt hat Antares mir dann auch noch gesagt, wann Schluss mit dieser Lektion sein sollte, weil ich wieder einmal kein Ende fand. Er marschierte zielstrebig zur Aufstiegshilfe und blieb einfach daneben stehen. Danach forderte er wehement sein Futter ein und wollte nur noch zurück auf die Weide. Und wieder stellte ich mir die Frage, wer hier eigentlich wen führt.
Früher hätte ich so etwas niemals durchgehen lassen, sondern mich / meinen Willen durchgesetzt und dem Tier notfalls auch mit Strafe klar zu verstehen gegeben, was es zu tun und zu lassen hat. Kein Wunder, dass ich so nicht weiter kommen konnte. Es hatte mich ja auch nicht interessiert, was diese Tiere dazu zu sagen hatten, sie sollten ja immer nur das tun, was ich von ihnen verlangte. Eine echte Partnerschaft konnte so überhaupt nicht entstehen und es tut mir heute noch in der Seele weh, was ich ihnen dabei angetan habe und wie dumm ich doch gewesen bin. Das höchste Glück auf Erden war so jedenfalls nicht zu erreichen, dessen bin ich mir inzwischen sehr bewusst. :oops:
Ach, es ist so wunderschön, nun zu den "Bekloppten" zu gehören!
Manfred
PS.
Übrigens wurde ich zum ersten Mal zum Umdenken angeregt, als ich in einer Reitschule vorreiten sollte und das Pferd einfach so nicht mitmachen wollte, wie ich mir das gedacht hatte. Er bekam daher die Gerte zu spüren und ich wurde sofort zur Rede gestellt, warum ich das getan habe. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass ich schuld sein könnte an dem Verhalten des Tieres. Mein Auftritt war damit beendet und ich hatte Zeit darüber nachzudenken.