Hallo,
Durch das Thema hier
http://www.clickerforum.info/index.php?topic=1585.0habe ich mir noch mal Gedanken gemacht, dass doch sehr viele Pferde Stress haben mit dem Thema Fütterung, Handfütterung, Leckerliegabe, Kraftfutterfütterung, Futterzeiten.
Woher kommt dieser ganze Stress? Oft ist es ja ein Teil dieses Stresses, der dem Clickeranfänger das Leben gleich schwer macht, da die Pferde vor lauter Futtergier gleich leicht gestresst sind und dem Mensch in Folge genauso, weil er nicht weiss wie er damit umgehen soll.
Im Herdenalltag der Wildpferde ist Futter ja keine alleinzugängliche Ressource und muss deshalb seltenst verteidigt werden. Der Mensch bringt hier also einen Faktor mit ein, und der beinhaltet zudem äußerst schmackhafte Produkte, nach denen die Pferde sehr gierig werden (man kann natürlich auch
motiviert sagen, aber in erster Linie ist es doch
Gier )
Was für Faktoren führen nun zu diesem Stress in der Pferdehaltung, wie kann man das verringern?
Bei Mirko war es zb so, dass ich ihn lange Jahre nachts in der Box hatte und tagsüber im Gruppenauslauf. Morgens wurde er vom Bauern gefüttert, abends fütterte jeder selbst - dh auch zu unterschiedlichen Zeiten. Es war völlige Ruhe im Stall, wenn jemand mit einem Futtereimer herum ging, weil jedes Pferd wusste, dass es nur von
seinem Menschen Futter bekommt und die anderen nicht zuständig sind.
In dem Moment, wo ich (zb in Urlaubszeiten) für einige Tage das Nachbarpferd (Mirkos bester Freund) mitgefüttert habe, gab es die ersten Unmutsäußerungen, Ungeduld (Scharren) und ein gewisses Drohgebaren.
Später wohnte er in einem Paddock/Offenstall, wo zur Fütterungszeit jeder dann in sein Separee geschickt wurde. Jenseits vom Zaun machte Mirko dann den absoluten Oberaufstand, mit Steigen, Drohen, Anspringen usw. Das ging los sobald er des Eimers angesichtig wurde, in dem das Futter war.
Nebenbei hatten die Pferde fast den ganzen Tag Zugang zu Heu.
Ich habe dann mit ihm über Monate geübt "Denken im Angesicht des Futtereimers", also bestärkt dass er zunächst zurücktritt, dann zur Schüssel (Gummitrog auf dem Boden im Paddock) schaut, dann dorthin geht, dann die Nase reinsteckt bzw Kopfsenken, dann aportieren und anreichen, schliesslich Schüssel herbringen, später kam noch "umdrehen" dazu - da musste dann entscheiden, statt des Mauls den Huf einzusetzen, um die Schüssel umzudrehen und sie mir anreichen zu können.
Einem Esel, der den Menschen bei der Kraftfuttergabe sehr bedrängte (wohnte auch im Offenstall) habe ich beigebracht mittels Deckeltarget an der Wand, erst dorthin zu gehen und zu warten, damit der Mensch den Raum betreten kann und das Futter in den Trog schütten kann.
Beim Reiten war Mirko auch sehr sehr eifrig und hektisch, als ich mit Clickern beim Reiten angefangen habe. Als er begriffen habe, dass es sozusagen im halb-minuten-Takt (mindestens) C+B gibt, hat er das völlig abgelegt und liess sich ab da Zeit, das Futter zu kauen, dann gemächlich den Kopf zu drehen und das Futter entgegen zunehmen.
Im neuen Stall hat Mirko wiederum den Stress angefangen, mit Jack hat es auch mit Eifersucht zu tun. Aber es ist ganz klar, dass er besonders aggressiv ist, wenn ich Clickerfutter dabei habe und er in Futtererwartung ist.
So.
Woher kommt also dieser ganze Stress? Rangordnungsfragen unter den Pferden, Unsicherheiten, Animositäten, Eifersucht, Gier, Hunger? Unhöflichkeit, Unkonzentriertheit, Unerzogenheit (lauter Un's
)
Was kann das CT dabei leisten, und wann greift es, und wann nicht?
Verhaltensforscher vor, bitte sehr!!! (alle anderen dürfen natürlich auch
)