Ohje, Vorschusskekse
na dann mal los:
Ein grundlegendes Prinzip der Übungen ist, dass
zuallererst die Ansprache so klar ist, dass das Pferd den zugrundeliegenden Gedanken begreift. Das wird über stetige Wiederholung und Pattern (Muster) erreicht sowie über exakte, klare Hilfengebung.
Dann wird der Grundsatz "Set it up and wait" befolgt, also
eine Situation erstellen und dann warten was das Pferd damit anstellt, ohne den Druck zu verstärken oder die Situation zu verändern.
Das sind, so wie ich es derzeit verstehe, die ganz grundlegenden Prinzipien die in allen Übungen zu finden sind.
Und natürlich der Weg der kleinen Schritte, der so aussieht, dass im Reitbuch zb alleine 80 Seiten zu finden sind, bis es überhaupt das erste Mal an das Thema Reiten geht.
Alle Übungen werden dem Pferd vom Boden aus erklärt, und dann unter dem Sattel wiederholt. So kann das Pferd die Übung und das Muster erkennen, und dann wird nur das Kriterium "Reiter" bzw "Mensch von oben" hinzugefügt.
das bedeutet, dass manche Übungen mit mehr Druck ausgeführt werden müssen, wenn sie vorher nicht hinreichend erklärt wurden, und das bedeutet ebenfalls, dass im Prinzip nichts Grobes mehr übrig bleibt, sondern im Gegenteil eine ausserordentlich feine Verbindung hergestellt wird, wenn die Schritte richtig vorbereitet und durchschritten werden.
Das bedeutet, dass sehr viel Intensität in die Vorbereitung des Reiters und seinen Sitz, seine "Einwirkung", seine Körperhaltung usw gelegt wird. Auch hierzu gibt es viele Übungen vom Boden und "Mensch zu Mensch"-Übungen, indem man die Handgriffe und Bewegungen übt, ohne das Pferd damit zu belasten.
Ähnlich wie Bob Bailey in den Chickencamps die TN erstmal in 15 Einzelschritten zerlegt das Huhn aus dem Käfig holen liess, bevor jemand überhaupt mit einem Huhn arbeiten durfte.
Habe ich diese ganze Vorbereitung nicht und setze gleich mit dem an, was Du, Solera, als "One Rein Stop", also den einseitigen Zügel-Stop, verstehst, kann da nur was Grobes bei herauskommen, bei dem das Pferd eben schlichtweg aus der Balance gebracht wird und irgendwie bremst, indem es herumschleudert.
Das lässt sich dann vergleichen mit jemandem der eine Piaffe hervorbringen will, indem er vorne festhält und hinten draufklopft. Wird bei jemanden, der sich und das Pferd in Jahren der Vorbereitung an diesen Punkt gebracht hat, das gleiche Tun sein, aber deshalb ist es noch nicht das selbe. Wie fangen wir an?
Die Grundlage für alles ist die Strick-Technik. Es geht darum, über den
Strick eine feine Kommunikation aufzubauen, da diese Arbeit in direkter Linie zum Reiten mit Zügel führt.
Möchte man Reiten ohne Zügel, muss man das nicht so machen, aber hier geht es um die Arbeit mit Zügel, also wird auch darauf hingearbeitet.
Wenn ich jemandem die Technik erkläre, beginne ich damit, an einem Strick entlangzustreichen. Mein Gegenüber hält das Ende in Händen und spannt alle Muskeln an - und soll mir sagen, wann er mich kommen fühlt.
Das Gleiche mit lockerer Muskulatur macht zum Einen dem Menschen den Unterschied bewusst, was das Pferd fühlen kann wenn es auf "Empfang" und Lockerheit eingestellt ist, und zum Anderen, dass er mehr und mehr sich auf das Gefühl konzentriert und es immer schneller wiedererkennt, auch wenn die Umstände dann wieder nicht so optimal sind (keine optimale Lockerheit).
ein weiteres wichtiges Element ist die eigene Körperhaltung (Stichwort: Schulterrotation), so dass der Mensch klar und balanciert steht und dem Pferd keine schwammige Rückmeldung gibt, sondern eine, die so klar wie möglich ist. (Stichwort: Lerne ein Pfosten zu sein)
Eben damit das eine Element, was jetzt gerade wichtig ist, für das Pferd auch erkennbar ist und so nur ein einziges Kriterium darstellt.
Dazu wird auch die sogenannte "T'ai Ch'i Wall" eingesetzt, die nichts weiter heißt als dass der Strick mit beiden Händen gehalten wird und zwischen beiden Händen gespannt bleibt. Das baut so ein Dreieck zwischen den Händen und den Schultern auf, was wiederum enorme Stabilität gibt. Falls ich mit dem Pferd diskutieren muss, gibt das eine komplett andere Rückmeldung: Der Mensch erscheint sehr stark und fest und stabil. Nehme ich diese Verbindung weg, erscheine ich schwach, weil ich dann mit Muskelkraft arbeiten muss.
Warum ist soviel Einsatz und soviel Gedanken über Kraft und Druck nötig?
Weil es Pferde gibt, die eben nicht zuhören. Die nicht mit
und "würdest du bitte auf meine Körpersprache achten" zu führen sind. Diese PFerde ziehen dich weg, sie walzen über Dich drüber und sie sind gewohnt, über Kraft mit dem Menschen zu diskutieren.
dieser Ansatz ermöglich es mir, innerhalb von sehr kurzer Zeit dem Pferd klarzumachen, dass es nicht durch mich hindurchrennen kann, dass es ihm auch nichts passiert, weil seine eigene Energie einfach nur zurückgegeben wird.
Die Energie soll nicht unterdrückt werden oder abgestellt, sie wird nur umgelenkt. Bei Pferden die weniger Aktion hineinbringen oder von sich aus fein und achtsam sind, um so besser. Da kann ich direkt auf einem sehr feinen Level einsteigen und gleich um so feiner werden.
Denn das ist das weitere Prinzip:
Sobald das Pferd die inneliegende Idee verstanden hat, ist es an mir, sofort meinerseits feiner zu werden und dem Pferd die Möglichkeit zu geben, auf weniger große Signale zu achten. "Follow the Feel" - Folge dem Gefühl - ein Prinzip, das im NH auch angewandt wird (zumindest die Worte - der Inhalt ist glaub ich ein anderer) ist das, was es für mich ganz gut ausdrückt.
Dadurch erreiche ich innerhalb von relativ kurzer Zeit (wie kurz, hängt immer vom Pferd ab) eine Kommunikation über den Strick, bei der das blosse Anheben des durchhängenden Stricks und eine leichte Bewegung (vorwärts, seitwärts, rückwärts) des durchhängenden Stricks ausreicht, um mein Pferd zu bewegen.
Grundsatz ist aber natürlich, diese Sache in so kleinen Schritten wie möglich zu erklären und eben nicht mit beiden Füssen in den Druck hineinzuspringen.
Dazu beginne ich, indem ich mit beiden Händen am Strick entlangstreiche, die eine Hand geht zum Halfter bzw Strickhaken, die andere Richtung Schulter.
Dabei spanne ich den Strick zwischen den Händen und wenn meine Hände ihre Position gefunden haben, warte ich erst mal ab.
Ohne etwas zu wollen. Alleine das ist in den Trockenübungen für die meisten schon unglaublich schwer. Die Hand am Halfter kommt an und zieht sofort.
Nur da sein, nur den Kontakt aufzunehmen, nur eine gemeinsame Balance zu finden, in der man sich gegenseitig anlehnt und ohne große Muskelspannung oder Aufwand gemeinsam stehen - ist schon eine größere Herausforderung. Wenn ich und das Pferd gemeinsam da sind und ich merke dass das Pferd dem keinen Widerstand entgegenbringt, dann kann ich anfangen, diese gemeinsam gefundene Balance zu stören, indem ich aus meiner Schulter heraus einen Impuls gebe, der das Pferd dazu bringt, sich rückwärts zu bewegen.
Ich glaub Cännsi kann hierzu was erzählen
- diese Bewegung ist für umstehende nicht zu sehen, der Impuls ist ausserordentlich fein, und dennoch sehr machtvoll.
So fein kann ich nur sein, wenn das pferd zuhört. Tut es das nicht, wird das Ganze mit etwas mehr Kontakt ablaufen, aber das Prinzip ist das selbe.
ich fange immer mit Rückwärts an, weil es für das Pferd einfacher ist. Und weil es schon die erste Übung ist.
Wichtig ist, dass ich nur den Impuls setze. Ich lasse das Pferd nicht zurückgehen. Ich richte es nicht zurück, ich schiebe nicht. Ich störe seine Balance und es geht einen Schritt zurück, um sich auszubalancieren. In dem Moment wo es beginnt sich zurück zu orientieren, lasse ich schon komplett los und
ich möchte die Balance vom Pferd nicht in dem Sinne stören, dass es sich vor dem Umfallen ausbalancieren muss. Es soll nicht hilflos sein, es soll in Folge mit Balanceveränderungen selbständig besser klarkommen.
Es wird seine Muskeln so organisieren, dass es in dieser Bewegung selbst leicht bleiben kann und weich.
Und hier sind wir bei dem nächsten Prinzip:
Ich initiere eine Bewegung. Durch die Wiederholung weiss das Pferd schon bald, was kommt. Und kann nun die Bewegung vorwegnehmen (antizipieren), das ist erlaubt und erwünscht. Und weil es die Bewegung nun selbständig ausführt, ist sie frei von der Spannung, die ich als Reiter sonst oft hineinbringe, wenn ich mit meinen Hilfen den Rahmen vorgebe (wie zb beim Rückwärtsrichten).
das gleiche Prinzip wende ich beim Zurückfüttern an. Das Pferd geht selbständig rückwärts, um an das Futter zu kommen. Dadurch kommt eine ganz andere Bewegungsqualität bei heraus als wenn ich es über die Hand vor der Brust zurückschiebe.