Hüfte Schulter Schulter
Hüfte-Schulter-Schulter Grundlagen
Lasst mich mit einer Frotzelei unabhängig vom Hüfte-Schulter-Schulter anfangen, indem ich es mir in seiner einfachsten Form anschaue. Ihr habt alle das Lösen der Hüfte gesehen, das das Schlüsselelement dieser Übung ist. Wenn Ihr Euer Pferd dafür clickt, dass es neben Euch in guter Fuß-Position läuft, und es übertritt, wenn Ihr anhaltet, um ihm seine Belohnung zu geben, dann hat es gerade selbst den Hüftschwung-Teil von Hüfte-Schulter-Schulter durchgeführt. Anstatt Seite an Seite zu stehen, in die gleiche Richtung schauend, steht es nun ein einem Winkel zu Euch, die Hüften von der Bewegungsrichtung weg geschwenkt und den Kopf mehr in Eure Richtung orientiert.
Wenn Ihr ein nervöses Pferd betrachtet, dass an einem Pfosten angebunden ist, ans Ende des Seils läuft und dann abrupt herumschwingt, um zurück ans andere Ende zu laufen, seht Ihr eine grobe Version des Hüfte-Schulter-Schulter.
Wenn Euer Pferd erschreckt nach vorne ans Ende eines Stricks geht und herumschwingt, so dass es Euch anschaut, dann ist das schon wieder der Anfang des Hüfte-Schulter-Schulter.
Wenn Ihr nach zuviel Hüfte im Drei-Flip-Drei fragt, und Euer Pferd sich zu weit dreht, dann ist das ganz eindeutig der Anfang von Hüfte-Schulter-Schulter. Es war nicht das, wonach Ihr gefragt habt, aber es ist das, was Ihr bekommen habt. Merkt es Euch, so dass Ihr wisst, wie Ihr es bekommen könnt, wenn Ihr es haben wollt!
Gute Dinge entwickeln sich aus Sicherheitsnetz-Übungen heraus
Aus diesen Beispielen könnt Ihr erkennen, dass der Anfang von Hüfte-Schulter-Schulter eigentlich ständig auftaucht. Der Knackpunkt daran, es in eine benannte Übungen zu formalisieren, liegt darin sicherzustellen, dass es gezeigt wird, wenn Ihr es braucht, jedesmal, wenn Ihr es braucht. Eines der Trainingsprinzipien sagt aus, dass Ihr, je länger Ihr bei einer Übung bleibt, umso mehr gute Dinge erkennt, die sie Euch geben kann. Das stimmt ganz sicher für Hüfte-Schulter-Schulter. Es ist zunächst eine der Haupt-Sicherheitsnetz-Übungen. Hüfte-Schulter-Schulter befähigt den Halter dazu, die Energie eines aufdringlichen, schreckhaften, nervösen, ängstlichen oder hoch-energetischen Pferdes umzulenken. Durch den Hüftschwung nehmt Ihr die gesamte vorwärts-gerichtete Energie und leitet sie in Rückwärts-Schritte um. Ihr sagt nie "nein" zu Bewegung. Ihr setzt das Pferd nicht still, oder bremst seine Energie zu einer immer angespannteren, explosiven Kraft aus. Stattdessen leitet Ihr seine Energie in eine Form um, die Ihr leichter kontrollieren könnt.
Das gibt Euch grundsätzliche Sicherheit. Das "mehr", das Ihr bekommt, wenn Ihr diese Übung perfektioniert, ist das, was ich ich als Gene Kelly Gleiten bezeichne, oder, um es in weniger blumiger Sprache zu sagen: Hüfte-Schulter-Schulter ist eine Eingangs-Übung für versammelte Stops und Starts. Durch diese Übung macht das Pferd einen entscheidenden Sprung in seiner Balance. Pferde werden natürlicherweise die Beingeschwindigkeit verändern, bevor sie im Genick nachgeben. Hüfte-Schulter-Schulter ändert das. Anstatt während eines Übergangs kurzfristig nach oben über den Zügel zu kommen, wird das Pferd in der Lage sein, durchgehend rund und gesetzt zu bleiben. Dies ist ein Schlüsselelement in der Entwicklung von fühlt-sich-wie-im-Himmel-an Gängen, die ein Hauptergebnis all der Arbeit, die ich lehre, sind.
Puh! Das waren eine Menge Worte in zwei Absätze gepackt. Die Frage ist, haben Sie Euch irgendwas gesagt? Wenn Ihr vorher über Hüfte-Schulter-Schulter verwirrt wart, hat dies irgendwas für Euch geklärt? Vermutlich nicht. Lasst mich also ein paar dieser Worte auspacken und sie in einen Rahmen setzen, der vielleicht mehr Sinn ergibt.
Stellt Euch vor, Ihr führt ein junges Pferd, das generell ganz gute Manieren hat, aber manchmal nach vorne stürmt - ganz besonders, wenn Gras in Sicht ist. Ihr habt es an einem Stallhalfter und einem Baumwollstrick. Ihr führt es über Euren Hof auf das Weidetor zu. Es hat es etwas eiliger, dort hin zu kommen, als Ihr, daher fängt es an, nach vorne zu drängen. Ihr könntet Euch von ihm zum Tor ziehen lassen, aber Ihr habt Euch die DVDs angeschaut und hört meine Stimme in Eurem Kopf. (Beängstigender Gedanke!). Ich könnt mich einen Satz von John Lyons zitieren hören - "Das Pferd weiss nicht, wann es nicht zählt, also muss es immer zählen."
Lasst es jetzt am Strick ziehen und Ihr erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es später am Strick (und dem Zügel) ziehen wird. Also entscheidet Ihr Euch, etwas zu tun. Sein Kopf ist etwas vor Euch und es beginnt, leichten Druck auf das Seil zu legen.
Ihr seid auf seiner linken Seite. Bevor es noch ein Stück weiter gehen kann, gleitet Ihr mit Eurer linken Hand den Strick nach oben und bleibt gleichzeitig stehen. Das Ergebnis ist das Spiel "Peitsche schwingen", das Ihr Schlittschuhläufer spielen gesehen habt. Bei diesem Spiel halten sich alle Schlittschuhläufer an den Händen, während die ganze Reihe Fahrt aufnimmt. Dann haut ein Schlittschuhläufer am Ende der Reihe die Bremsen rein. Die Schlittschuhläufer am anderen Ende werden im Kreis gedreht und von den Füssen geholt.
Das "Hüfte" in Hüfte-Schulter-Schulter
Mit Eurem Pferd wird es nicht ganz so dramatisch sein. Wir wollen ihm nicht die Füsse durch die Kraft des Peitschenschlages wegziehen, aber wir wollen, dass es seine Hüfte in einem engen Bogen herumschwingt. Je mehr Energie es nach vorne aufgebracht hat, desto weiter wird es schwingen, wenn Ihr stehen bleibt.
Hier ist, was passieren wird: wenn Ihr mit Eurer linken Hand in Richtung Haken gleitet, haltet Ihr sein vorderes Ende an. Sein hinteres Ende hat zuviel Schwung entwickelt, um direkt anhalten zu können, daher werden die Hüften stattdessen herumgeschwungen. Das ist der Hüft-Teil von Hüfte-Schulter-Schulter. Ihr habt gerade die Hüfte Eures Pferdes gelöst und Ihr habt das in einem Schritt, durch ein Aufnehmen des Stricks gemacht.
Das "Schulter-Schulter" in Hüfte-Schulter-Schulter
Es ist einfach nach vorne losgelaufen - Euch zu einem Spaziergang mitnehmend. Jetzt ist es herumgeschwungen und schaut Euch an. Es ist ein einer perfekten Position, so dass Ihr in seinen Bereich treten und es veranlassen könnt, rückwärts zu treten. Und hinzu kommt, das es sehr einfach für es sein wird, rückwärts zu gehen. All die nach-vorne-stürzen Energie ist noch da. Ihr habt sie nicht blockiert oder ausgeschaltet. Ihr habt sie lediglich herum geschwenkt. Wenn Ihr nach einem Schritt zurück und dann nach noch einem Schritt zurück fragt, werdet Ihr diese Energie umleiten, den Schwung ausnutzen, den die Drehung geschaffen hat, und all diese Energie in Eure gelenkte, gute Verwendung stecken. Dieser erste Schritt zurück mit dem inneren Vorderbein, gefolgt vom zweiten Schritt zurück mit dem äusseren Vorderbein ist der Schulter-Schulter-Teil von Hüfte-Schulter-Schulter. Click und Belohnung.
Euer rempelndes Pferd mag immer noch darauf erpicht sein, zum Gras zu kommen. Sobald Ihr wieder losgeht, mag es wieder vorstürzen. Es kann sein, dass Ihr seine Hüfte nicht einmal, sondern viele Male herumnehmen müsst, bevor es neben Euch bleibt. Click und Belohnung. Je öfter Ihr fragen müsst, desto mehr Daten werdet Ihr über die Mechanik dieser Übung sammeln.
Finesse hinzufügen
Nach einer Weile werdet Ihr vielleicht feststellen, dass ja, tatsächlich, diese Form der Übung Euch grundlegende und dringende benötigte Kontrolle verschafft, aber es fühlt sich nicht nur ein bißchen merkwürdig und abrupt an. Verglichen mit einigen anderen Übungen, die Ihr gemacht habt, scheint es ziemlich grob und unhöflich. Ihr mögt das Ergebnis, ein Pferd das am Ende eines Stricks bei Euch ist, aber Ihr möchtet die Übung ein wenig verfeinern.
Da bin ich ganz bei Euch. Die Hüfte so, wie ich es beschrieben habe, zu bewegen, mag tatsächlich manchmal notwendig sein, aber aus Sicht des Pferdes kann es sehr grob und plötzlich sein. Wenn sie als eine keine-andere-Wahl-Übung gemacht wird, ist sie in Ordnung, aber wenn Ihr ständig auf diese Weise ausbilden würdet, würdet Ihr feststellen, dass Euer Pferd sehr schnell Wege finden würde, die verhindern, dass Ihr es nach etwas fragt.
Bevor ich mir die höflichere Version des Hüfte-Schulter-Schulter anschaue, lasst mich Euch noch eine andere Möglichkeit, darüber nachzudenken, zeigen, die im Reitbuch (S. 129) dargestellt ist. Für dieses Beispiel braucht man zwei Personen, um es vorzumachen. Die erste Person steht mit gespreizten Beinen und streckt einen Arm zur Seite aus. Ihr Arm ist voll ausgestreckt mit durchgedrücktem Ellenbogen, ihr Partner drückt gegen ihre Hand. Die erste Person wird feststellen, dass sie leicht verhindern kann, umgeschubst zu werden. Sie kann ihr Skelett ausrichten und dem Druck der anderen Person widerstehen.
Aber jetzt wird Ihr gesagt, sie solle ihr näheres Bein vor das andere Stellen. Sie nimmt wieder den Arm hoch und streckt den Ellenbogen durch, doch diesmal wird sie mit Leichtigkeit aus der Balance geworfen. Mit auf diese Art überkreuzten Beinen kann sie ihr Gleichgewicht nicht halten.
Das ist im Grunde genommen das, was wir tun, wenn wir die Hüfte des Pferdes herum nehmen. Wenn es mit seinem inneren Hinterbein unter den Körper tritt, gibt es seine Kraft auf, seine Fähigkeit, balanciert zu bleiben. Es setzt sich selbst vorübergehend mehr der Gefahr aus, aus der Balance gebracht zu werden - etwas, das der Hlater braucht, ein Fluchttier wie ein Pferd aber ganz bestimmt nicht tun möchte.