Ich hoffe, ihr haltet mich nicht bekloppt, wenn ihr den Titel lest. Meine "Freunde" aus dem Stall tun es.
Ich frage, weil ich mich gerade wieder mit einer Freundin in den Haaren hatte, sie ist Tierärztin, Chiropraktikerin und Osteopathin für Pferde und hat auch immer ein Auge auf mich gehabt beim Reiten, ich habe viele Reitstunden bei ihr genommen, da sie sehr auf eine aktive Hinterhand und einen aufgewölbten Rücken achtet. Eigentlich müsste man sagen, sie hat da schon so ne Art Zwang, denn alles andere blendet sie dafür aus.
Jedenfalls hält sie auch viel von Tierkommunikation, also erzählte ich ihr, dass ich das nun auch versuchen wollte. Direkt kam von ihr der Wink mit dem Zaunpfahl "Oh, dann kann die Frau den Freixe ja auch mal fragen, ob er so zufrieden damit ist, wie viel er geritten wird!" ich hab die Anspielung erkannt und fragte "Wieso, hoffst du dass er das antworten wird, was du gerne hättest?" Denn schon seit Monaten nervt sie mich damit, dass ich mehr reiten soll.
Es endete wieder einmal in einer sehr müßigen Diskussion übers Reiten, und ich war nachher so aufgebracht dass ich am liebsten sofort meine Box gekündigt und Freixe in einen Offenstall gestopft hätte.
Es stimmt schon, auch bevor Freixe sich den Sehnenschaden zugezogen hat, bin ich sehr wenig geritten. Warum? Weil es mir keinen Spaß gemacht hat. Nicht, weil es so furchtbar gewesen ist, sondern vielmehr weil es sehr wechselhaft war. An manchen Tagen lief er super, und es war toll und hat Spaß gemacht, aber das ist bei uns leider sehr wechselhaft und schon am nächsten Tag konnte er knallefest und widerlich zu reiten sein, und vor solchen Tagen hatte ich schlichtweg Angst. Ich hatte keine Lust mehr, "das auszukämpfen", wie meine Reitlehrerin dazu sagt. Nicht schon wieder 30min durch die Halle heizen, über Tempo und mit ziemlich unschönem Schenkeldonnern und vielen Gertenticks, sodass das Pferd am Ende zwar gut über den Rücken und mit aktiver Hinterhand läuft, dafür aber am Hals nass geschwitzt ist und die 30min lang permanent mit dem Schweif geschlagen hat.
Was soll ich mich aufs Pferd setzen und reiten, wenn das Pferd keinen Spaß daran hat? Ich habe ihn dann jedenfalls auch nicht.
So kam es dass ich schon seit Wochen viel longiert und Bodenarbeit gemacht habe, die Reittage meiner RB überließ oder mit meiner Reitlehrerin Pferdetausch machte, ich ritt ihren kranken Wallach Schritt und sie arbeitete dafür mit Freixe.
Schon da musste ich mir ständig Kommentare anhören, die einen Vorwurf zwischen den Zeilen mit sich trugen, zB wenn sie in den Stall kam "Bist du schon geritten oder willst du noch?", damit ich gezwungen war, ihr zu beichten, dass ich heute nur longieren wollte.
Genauso sieht sie Ausreiten nicht als Reiten an. Sie meint, mein Pferd sei danach immer fester als nach der Hallenarbeit. Auch nach Stehtagen (= Bodenarbeit, Longieren) sei er wieder bombenfest. Natürlich ist er nicht so geschmeidig wie nach einem Tag intensiver Dressurarbeit! Aber bombenfest ist was anderes! Es dauert halt etwas länger, bis ich ihn so am Außenzügel und Innenbein habe, dass er ohne Innenzügel in Innenstellung bleibt, aber dann läuft er so wie immer.
Ich muss dazu sagen, sie ist echt neurotisch was Blockaden und dergleichen angeht, wenn Freixe (oder auch ihr Pferd) einen Tag lang etwas Probleme hat, sich im Hals nach links zu stellen, dann renkt sie sofort dran herum. Ihren Wallach behandelt sie etwa einmal in der Woche osteopathisch oder chiropraktisch, holt noch dazu mindestens zweimal jährlich jemanden von außerhalb. Letztens hat sie die Halswirbel spritzen lassen, da sie der Meinung ist, dass da eine Arthrose in den Halswirbeln steckt, die die Biegung erschweren.
Ich sehe das anders, lange Zeit habe ich den Mist mitgemacht und mich bei Osteopathie-Terminen angeschlossen oder sie mein Pferd einrenken lassen. Jetzt versuche ich die Steifheiten erst einmal durch Reiten zu lösen, und meistens klappt das auch. Für meine Reitlehrerin ist es aber völlig abnormal, dass ein Pferd am nächsten Tag nicht so locker und durchlässig aus der Box kommt, wie sie es einen Tag zuvor nach dem Reiten in die Box gestellt hat. Ihr Maß ist immer der beste Zustand, den sie je erreichen konnte, und wenn das Pferd dann mal nicht dieses Maß erreicht oder darüber hinaus kommt, muss das für sie sofort eine Blockade oder ähnliches als Ursache haben.
Als Freixe vor Weihnachten das dicke Bein hatte und ich schon einen Fesselträger- oder Sehnenschaden befürchtete, führte ich ihn bis zum Kliniktermin nur noch Schritt. Sie redete ständig auf mich ein "Du kannst doch auch reiten! Du weißt doch noch garnicht ob es ein Fesselträgerschaden ist!" Na toll, ich halte mir die Augen zu und sage "Problems? I don't see any problems!", ich antwortete ihr, nur weil ich noch nicht die eindeutige Diagnose habe, kann ich die Sehne aber trotzdem durch Weiterreiten schädigen! Sie erwiderte "Dann reit halt nur Schritt, und arbeite ein wenig Travers und Schulterherein." Na toll. Was soll man denn gaaaaaanz lange nach einem Sehnenschaden nicht reiten? Genau, Seitengänge. Der Tierarzt hat dann übrigens den Sehnenschaden bestätigt und mir geraten, MAXIMAL 10min Schritt zu führen. Ich habe schon eigenmächtig auf 30min gesteigert, und sie will mir nach wie vor einreden dass ich auch Schritt reiten kann.
Ich muss vielleicht dazu sagen, ihren Wallach hat sie mit Sehnenschaden am Vorderbein und auch mit Hufbeinbruch im Vorderbein noch Anpiaffiert, mit der Begründung, in der Piaffe ginge das Pferd vorne ja nur Schritt.
Tja und gestern bei der Auseinandersetzung hielt sie mir mal wieder vor, ich würde zu wenig reiten. Ich erwiderte, dass ich nicht das Gefühl habe, dass mein Pferd Spaß daran hat, und ich daher überlege das Reiten nochmal komplett neu aufzubauen, evtl gebisslos und ohne Druck. Sie erwiderte, sie hätte durchaus den Eindruck dass er Spaß daran hätte, er würde ja so oft das Travers anbieten. Ich hab ihr dann erklärt dass permanentes Schweifschlagen, Lippen lecken und Schweiß am Hals nicht gerade Zeichen von Wohlbefinden sind und dass ich gerade bei den mehr versammelten Übungen keineswegs das Gefühl habe, dass er Spaß daran hat, vielmehr ist das Travers ein Ausweichmanöver um keine Last mit der Hinterhand aufnehmen zu müssen. Sie sagte, der Stress den Freixe hätte wäre ja immer nur am Anfang, und das müsste man halt mal auskämpfen, und danach würde er doch schön laufen (ich würde sagen: sich seinem Schicksal ergeben und einfach keinen Widerstand mehr leisten). Das Schweifschlagen sei ihrer Meinung nur ein Zeichen für Verspannungen im Rücken und die würde ich nur durch regelmäßiges dressurmäßiges Reiten lösen können. Auf mein Argument, dass demnach ihr Pferd dauerverspannt sein müsste, da es immer und ewig mit dem Schweif schlägt, konterte sie damit, dass ihr Pferd eine Rückenmarksverletzung (Ataxie) habe und man daher nicht danach gehen könnte.
Es ging noch ein wenig so weiter, ping-pong warfen wir uns die Argumente zu, aber sie ist davon überzeugt immer Recht zu haben also brach ich irgendwann ab.
Das Problem ist, dass sie Freixe so lange kennt, wie ich und auf immer sehr in seine Ausbildung involviert war. Sie ist ihn sehr oft geritten und kennt ihn gut, und daher mischt sie sich auch gern mal ungefragt in Dinge ein, die sie eigentlich nichts angehen.
Ihr einziger Maßstab, ob ein Pferd gut läuft, ist die Hinterhandaktivität, alles andere blendet sie aus. Drum findet sie auch Moorlands Totilas' stressiges Gestrampel toll, weil die Hinterröhren sind ja parallel zum Unterarm... dafür findet sie wenigstens die ganzen Vorhand-Piaffen und Vornehui-Hintenpfui-Trabverstärkungen so furchtbar wie ich.
Mein Maßstab ist in erster Linie: Reiter und Pferd haben Spaß an der Arbeit. Natürlich möchte ich auch eine aktive Hinterhand haben, aber nicht um jeden Preis.
Wenn das Pferd auf einmal auf der Koppel nicht mehr zu einem kommt und beim Reiten Richtung Hallentür strebt, sind das für mich Zeichen, dass es keinen Spaß am Reiten hat.
Das heißt nicht, dass ich nicht mehr reiten will. Ich will einfach neu anfangen, ohne Stress. Ich würde gerne wanderreiten und dergleichen. Wenn Freixe irgendwann wieder Spaß dran hat, dann auch gerne Dressur.
Oookay, das hätte auch durchaus einfach ein Tagebucheintrag werden können, und ich weiß auch nicht was ich jetzt von euch hören will. Wahrscheinlich wollte ich mir nur mal den Frust von der Seele schreiben. Sorry.