Ich bin früher mit Titum viel geritten (meist mehrstündige Geländeritte), aber mache das seit 2007 so gut wie gar nicht mehr. Also nur noch, wenn ich im Gelände mal zu faul zum Laufen bin, zum Beispiel wenn es irgendwo steil bergauf geht (was bei uns am Elbhang durchaus mal vorkommen kann).
Zunächst mal interessiert mich Reiten nicht besonders, vor allem seit ich durch R+ die Möglichkeit für eine Interaktion mit Pferden habe, die mich total ausfüllt. Die relevanten Faktoren dabei sind für mich einerseits die Möglichkeiten der detaillierten, zweiseitigen Kommunikation und andererseits die Möglichkeit, mit der Initiative des Pferdes zu gehen. Beides ist für mich total beglückend und keins davon hab ich in dem Maße beim Reiten. Unser Reiten war zwar ähnlich minimalistisch wie unsere körpersprachliche Kommunikation vom Boden aus (viel am Halsring, viel mit Cues wie Ausatmen oder Anspannen), aber es war eben vor allem eine Einbahnstraße: ich gebe Anweisungen, egal wie fein, und das Pferd setzt diese um. Vielleicht geht es auch anders und Reiten kann eine Interaktion mit ähnlich viel Kommunikation und Vorschlägen und Entscheidungen und aufeinander hören in beide Richtungen sein. Aber nicht mit mir, dafür reite ich dann wohl nicht gut genug.
Passend dazu hatte ich nie das Gefühl, dass meine Pferde unbedingt geritten werden wollen. Sie haben das zwar bereitwillig mitgemacht, aber diese Euphorie, wie ich sie aus unserer Bodenarbeit kenne, habe ich beim Reiten nie erlebt. Wie froh sie tatsächlich sind, wenn ich wieder absteige, hat mir ein Thema aus dem AND-Forum eindrücklich vor Augen geführt. Ein alter Amerikaner, der früher professioneller Trainer war, hat davon erzählt wie er seinen Reitschülern beigebracht hat, für besonders tolle Leistungen des Pferdes sofort aus dem Sattel zu springen, sozusagen als „ultimate pressure release“, wie sie es genannt haben. Die Pferde sind dadurch zu Höchstformen aufgelaufen. Ich dachte mir, na klar, die sind ja auch traditionell mit viel Druck geritten... bis ich es mit Titum probiert habe und genau die gleiche Reaktion bekam. Nie war eine Futterbelohnung so effektiv gewesen wie das Verlassen seines Rückens. So eine Lernrate habe ich beim Reiten vorher und nachher nie erlebt. Seither bin ich noch ein Stück skeptischer angesichts von Aussagen, dass Pferde so gerne geritten werden.
Außerdem kommt noch hinzu, dass ich keine überzeugende Evidenz dafür kenne, dass Reiten gut fürs Pferd sei. Das könnte ich mir noch als Motivator vorstellen, doch zu reiten, obwohl es mich langweilt und auch nicht gerade die Lieblingsaktivität meiner Pferde ist. Aber das bisschen an Untersuchungen, was ich dazu immer mal wieder aufgeschnappt habe, zeigt eher in die andere Richtung, also weist auf nicht so positive körperliche Effekte des Reitens hin. Hier bin ich aber wirklich nicht gut informiert – vielleicht gibt es tatsächlich überzeugende Studien, die nachweisen, dass Reiten für Pferde gesund ist. Dann würden mich allerdings die Kontrollgruppen interessieren, also mit welchen anderen Aktivitäten das verglichen wurde.
Selbst wenn es gesund wäre, dann aber wahrscheinlich nur in einer bestimmten Art und Menge und wenn ich mir vorstelle, nicht nur ab und zu, sondern dann auch noch regelmäßig reiten zu müssen, fällt das für mich sowieso aus. Wie Angela schon schrieb: auf das, was ich alternativ mit meinen Pferden mache, würde ich nicht verzichten wollen – auch nicht für die Hälfte der Zeit, die wir miteinander haben.
Mein einziges Argument pro Reiten, also konkret auf meine Pferde und mich bezogen, ist die Möglichkeit, viel weitere Strecken zurücklegen zu können. Also sie schneller und weiter rennen lassen zu können, als wir es momentan tun. Hier ist meine bevorzugte Variante aber, doch endlich mal mein Fahrrad reparieren zu lassen und dann können wir das auch ohne Reiten machen.
Insgesamt führen diese Punkte alle dazu, dass ich nicht weiß, ob ich die Araber überhaupt einreiten werde. Vielleicht machen wir das zu Übungszwecken, also einfach um eine neue Herausforderung zu haben. Oder um bei Bedarf (Verletzung, Faulheit) prinzipiell die Möglichkeit zu haben, fix aufzusitzen und sich ein Stück tragen zu lassen. Vielleicht lassen wir es aber auch einfach sein.